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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896.

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VI. Wehr- und Werkzeuge.

1. Die Rohgewinnung der Metalle.

Allgemeines.

Bevor wir die Rohgewinnung der einzelnen Metalle und der Erze,
aus welchen sie gewonnen werden, betrachten, ist es nötig, einige all-
gemeine Begriffe zu erläutern, welche sich auf alles Nachfolgende
gleichmäßig beziehen.

Unter "Metallurgie" verstehen wir die Lehre von zahlreichen, teils
mechanischen, teils chemischen Prozessen, durch welche die Metalle in
den Hüttenwerken aus ihren Erzen dargestellt werden. Die nähere
Beschreibung dieser Prozesse nennen wir "Hüttenkunde". Es giebt nur
sehr wenige Metalle, welche sich in der Natur "gediegen", d. h. rein
finden; die meisten kommen in Verbindungen mit begleitendem Gestein
und anderen Substanzen, wie z. B. sehr häufig mit Sauerstoff und
Schwefel vor; diese Verbindungen der Metalle nennt man "Erze".

Die Erze sind nicht nur mit dem sie begleitenden Gestein, der sog.
"Gangart" oder dem "tauben Gestein" gemengt, sondern auch unter sich, so
daß sie, nachdem sie losgebrochen und zu Tage gefördert sind, sowohl
von einander getrennt, als auch von der Gangart gereinigt werden
müssen. Diese Trennung und Reinigung geschieht auf ganz mecha-
nischem Wege und heißt Aufbereitung. Sie besteht im wesentlichen in
Zerkleinern, Auswaschen und Aussortieren der einzelnen Stücke nach
ihrem Gehalt an taubem Gestein in verschiedene Haufen, von denen
der reinste -- "Stuferze" genannt -- gewöhnlich direkt ohne weitere
Vorbereitungen in der Hütte verschmolzen werden kann, während der
unreinste so arm an dem zu gewinnenden Metall ist, daß er überhaupt
nicht weiter verarbeitet wird. Diese Aufbereitung, früher fast nur mit
den Händen und später durch Pochwerke, Setzsiebe etc. besorgt, bedient
sich jetzt im rationellen Betriebe fast nur der Maschine. Eine solche
Maschine zum Zerbrechen der Erze zeigt Fig. 335. a ist eine kleine Dampf-
maschine, welche eine starke eiserne Schwinge b und diese wiederum die
an ihr hängende Backe c in eine pendelnde Bewegung setzt. Die

VI. Wehr- und Werkzeuge.

1. Die Rohgewinnung der Metalle.

Allgemeines.

Bevor wir die Rohgewinnung der einzelnen Metalle und der Erze,
aus welchen ſie gewonnen werden, betrachten, iſt es nötig, einige all-
gemeine Begriffe zu erläutern, welche ſich auf alles Nachfolgende
gleichmäßig beziehen.

Unter „Metallurgie“ verſtehen wir die Lehre von zahlreichen, teils
mechaniſchen, teils chemiſchen Prozeſſen, durch welche die Metalle in
den Hüttenwerken aus ihren Erzen dargeſtellt werden. Die nähere
Beſchreibung dieſer Prozeſſe nennen wir „Hüttenkunde“. Es giebt nur
ſehr wenige Metalle, welche ſich in der Natur „gediegen“, d. h. rein
finden; die meiſten kommen in Verbindungen mit begleitendem Geſtein
und anderen Subſtanzen, wie z. B. ſehr häufig mit Sauerſtoff und
Schwefel vor; dieſe Verbindungen der Metalle nennt man „Erze“.

Die Erze ſind nicht nur mit dem ſie begleitenden Geſtein, der ſog.
„Gangart“ oder dem „tauben Geſtein“ gemengt, ſondern auch unter ſich, ſo
daß ſie, nachdem ſie losgebrochen und zu Tage gefördert ſind, ſowohl
von einander getrennt, als auch von der Gangart gereinigt werden
müſſen. Dieſe Trennung und Reinigung geſchieht auf ganz mecha-
niſchem Wege und heißt Aufbereitung. Sie beſteht im weſentlichen in
Zerkleinern, Auswaſchen und Ausſortieren der einzelnen Stücke nach
ihrem Gehalt an taubem Geſtein in verſchiedene Haufen, von denen
der reinſte — „Stuferze“ genannt — gewöhnlich direkt ohne weitere
Vorbereitungen in der Hütte verſchmolzen werden kann, während der
unreinſte ſo arm an dem zu gewinnenden Metall iſt, daß er überhaupt
nicht weiter verarbeitet wird. Dieſe Aufbereitung, früher faſt nur mit
den Händen und ſpäter durch Pochwerke, Setzſiebe ꝛc. beſorgt, bedient
ſich jetzt im rationellen Betriebe faſt nur der Maſchine. Eine ſolche
Maſchine zum Zerbrechen der Erze zeigt Fig. 335. a iſt eine kleine Dampf-
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[[570]/0588] VI. Wehr- und Werkzeuge. 1. Die Rohgewinnung der Metalle. Allgemeines. Bevor wir die Rohgewinnung der einzelnen Metalle und der Erze, aus welchen ſie gewonnen werden, betrachten, iſt es nötig, einige all- gemeine Begriffe zu erläutern, welche ſich auf alles Nachfolgende gleichmäßig beziehen. Unter „Metallurgie“ verſtehen wir die Lehre von zahlreichen, teils mechaniſchen, teils chemiſchen Prozeſſen, durch welche die Metalle in den Hüttenwerken aus ihren Erzen dargeſtellt werden. Die nähere Beſchreibung dieſer Prozeſſe nennen wir „Hüttenkunde“. Es giebt nur ſehr wenige Metalle, welche ſich in der Natur „gediegen“, d. h. rein finden; die meiſten kommen in Verbindungen mit begleitendem Geſtein und anderen Subſtanzen, wie z. B. ſehr häufig mit Sauerſtoff und Schwefel vor; dieſe Verbindungen der Metalle nennt man „Erze“. Die Erze ſind nicht nur mit dem ſie begleitenden Geſtein, der ſog. „Gangart“ oder dem „tauben Geſtein“ gemengt, ſondern auch unter ſich, ſo daß ſie, nachdem ſie losgebrochen und zu Tage gefördert ſind, ſowohl von einander getrennt, als auch von der Gangart gereinigt werden müſſen. Dieſe Trennung und Reinigung geſchieht auf ganz mecha- niſchem Wege und heißt Aufbereitung. Sie beſteht im weſentlichen in Zerkleinern, Auswaſchen und Ausſortieren der einzelnen Stücke nach ihrem Gehalt an taubem Geſtein in verſchiedene Haufen, von denen der reinſte — „Stuferze“ genannt — gewöhnlich direkt ohne weitere Vorbereitungen in der Hütte verſchmolzen werden kann, während der unreinſte ſo arm an dem zu gewinnenden Metall iſt, daß er überhaupt nicht weiter verarbeitet wird. Dieſe Aufbereitung, früher faſt nur mit den Händen und ſpäter durch Pochwerke, Setzſiebe ꝛc. beſorgt, bedient ſich jetzt im rationellen Betriebe faſt nur der Maſchine. Eine ſolche Maſchine zum Zerbrechen der Erze zeigt Fig. 335. a iſt eine kleine Dampf- maſchine, welche eine ſtarke eiſerne Schwinge b und dieſe wiederum die an ihr hängende Backe c in eine pendelnde Bewegung ſetzt. Die

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Zitationshilfe: Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. [570]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/588>, abgerufen am 25.04.2024.