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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896.

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Die horizontalen Wasserräder.
und versetzt auf diese Weise durch sein Gewicht das Rad in Drehung
um die Achse A. Am tiefsten Punkte, oder doch in der nächsten Nähe
desselben tritt dann das Wasser wieder aus dem Rade hinaus. An
dem Wasserrade ist ein Zahnkranz F angebracht, welcher mittels des
kleinen Zahnrades M und der Welle N die Bewegung zum Antriebe
einer Mühle oder dergleichen weiter fortpflanzt.

2. Die horizontalen Wasserräder oder Turbinen.

Diese Wassermotoren unterscheiden sich von den vorstehend be-
schriebenen in erster Linie dadurch, daß das Rad derselben horizontal
angeordnet ist und sich um eine vertikale Achse dreht. Man benennt
sie meist mit dem Namen Turbinen oder Kreiselräder. Die Aus-
nützung der Wasserkraft geschieht bei denselben entweder durch den
Stoß, den Druck oder die Reaktion des Wassers und man unter-
scheidet daher: Stoß-, Druck- und Reaktions-Räder.

Die wichtigsten sind diejenigen Räder, welche durch den Druck des
Wassers betrieben werden; sie führen speziell den Namen: Turbinen.
Bevor wir uns einer näheren Besprechung derselben zuwenden, wollen
wir kurz das Wesentliche der Stoß- und der Reaktionsräder hier
folgen lassen.

Die Stoßräder kennzeichnen sich dadurch, daß bei ihnen ein
horizontal liegendes Flügelrad mit ebenen oder ausgehöhlten Schaufeln
durch den Stoß des Wassers in Drehung um seine senkrechte Achse
versetzt wird. Diese Wassermotoren sind schon sehr alt und finden sich
seit Jahrhunderten in gebirgigen Gegenden, z. B. in den Pyrenäen,
in den Alpen, in Norwegen in zahlreichen Exemplaren im Betriebe
und zwar überall da, wo ein hohes Gefälle zur Verfügung steht,
welches den auf die Schaufeln fallenden Wasserstrahlen eine große
Geschwindigkeit zu geben vermag. Bei dem Betriebe von Mühlen
kann man die Mahlsteine unmittelbar auf der senkrechten Achse dieser
Stoßräder anbringen, da die Umdrehungszahl derselben eine so hohe
ist, daß dieselbe durch Einschaltung von Zwischengetrieben nicht erhöht
zu werden braucht.

Die Reaktionsräder beruhen auf der sogenannten Reaktions-
wirkung des aus einem Gefäße ausströmenden Wassers. Diese äußert
sich bekanntlich in der Weise, daß, wenn man das Wasser aus einem um
eine senkrechte Achse drehbaren horizontalen Rohre austreten läßt, letzteres
in Umdrehung versetzt wird. Eine sehr gebräuchliche Anwendung dieser
Reaktionswirkung des austretenden Wassers finden wir bei den zum
Sprengen von Blumenbeeten und Rasenflächen dienenden rotierenden
Brausen. Danach bestehen die Reaktionsturbinen aus enem Hohl-
körper, welcher sich um eine senkrechte Achse drehen kann, und in
dessen Inneres Wasser eingeführt wird, um aus einem oder mehreren
am Umfange angebrachten Öffnungen nach außen gelassen zu werden.

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Die horizontalen Waſſerräder.
und verſetzt auf dieſe Weiſe durch ſein Gewicht das Rad in Drehung
um die Achſe A. Am tiefſten Punkte, oder doch in der nächſten Nähe
desſelben tritt dann das Waſſer wieder aus dem Rade hinaus. An
dem Waſſerrade iſt ein Zahnkranz F angebracht, welcher mittels des
kleinen Zahnrades M und der Welle N die Bewegung zum Antriebe
einer Mühle oder dergleichen weiter fortpflanzt.

2. Die horizontalen Waſſerräder oder Turbinen.

Dieſe Waſſermotoren unterſcheiden ſich von den vorſtehend be-
ſchriebenen in erſter Linie dadurch, daß das Rad derſelben horizontal
angeordnet iſt und ſich um eine vertikale Achſe dreht. Man benennt
ſie meiſt mit dem Namen Turbinen oder Kreiſelräder. Die Aus-
nützung der Waſſerkraft geſchieht bei denſelben entweder durch den
Stoß, den Druck oder die Reaktion des Waſſers und man unter-
ſcheidet daher: Stoß-, Druck- und Reaktions-Räder.

Die wichtigſten ſind diejenigen Räder, welche durch den Druck des
Waſſers betrieben werden; ſie führen ſpeziell den Namen: Turbinen.
Bevor wir uns einer näheren Beſprechung derſelben zuwenden, wollen
wir kurz das Weſentliche der Stoß- und der Reaktionsräder hier
folgen laſſen.

Die Stoßräder kennzeichnen ſich dadurch, daß bei ihnen ein
horizontal liegendes Flügelrad mit ebenen oder ausgehöhlten Schaufeln
durch den Stoß des Waſſers in Drehung um ſeine ſenkrechte Achſe
verſetzt wird. Dieſe Waſſermotoren ſind ſchon ſehr alt und finden ſich
ſeit Jahrhunderten in gebirgigen Gegenden, z. B. in den Pyrenäen,
in den Alpen, in Norwegen in zahlreichen Exemplaren im Betriebe
und zwar überall da, wo ein hohes Gefälle zur Verfügung ſteht,
welches den auf die Schaufeln fallenden Waſſerſtrahlen eine große
Geſchwindigkeit zu geben vermag. Bei dem Betriebe von Mühlen
kann man die Mahlſteine unmittelbar auf der ſenkrechten Achſe dieſer
Stoßräder anbringen, da die Umdrehungszahl derſelben eine ſo hohe
iſt, daß dieſelbe durch Einſchaltung von Zwiſchengetrieben nicht erhöht
zu werden braucht.

Die Reaktionsräder beruhen auf der ſogenannten Reaktions-
wirkung des aus einem Gefäße ausſtrömenden Waſſers. Dieſe äußert
ſich bekanntlich in der Weiſe, daß, wenn man das Waſſer aus einem um
eine ſenkrechte Achſe drehbaren horizontalen Rohre austreten läßt, letzteres
in Umdrehung verſetzt wird. Eine ſehr gebräuchliche Anwendung dieſer
Reaktionswirkung des austretenden Waſſers finden wir bei den zum
Sprengen von Blumenbeeten und Raſenflächen dienenden rotierenden
Brauſen. Danach beſtehen die Reaktionsturbinen aus enem Hohl-
körper, welcher ſich um eine ſenkrechte Achſe drehen kann, und in
deſſen Inneres Waſſer eingeführt wird, um aus einem oder mehreren
am Umfange angebrachten Öffnungen nach außen gelaſſen zu werden.

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[67/0085] Die horizontalen Waſſerräder. und verſetzt auf dieſe Weiſe durch ſein Gewicht das Rad in Drehung um die Achſe A. Am tiefſten Punkte, oder doch in der nächſten Nähe desſelben tritt dann das Waſſer wieder aus dem Rade hinaus. An dem Waſſerrade iſt ein Zahnkranz F angebracht, welcher mittels des kleinen Zahnrades M und der Welle N die Bewegung zum Antriebe einer Mühle oder dergleichen weiter fortpflanzt. 2. Die horizontalen Waſſerräder oder Turbinen. Dieſe Waſſermotoren unterſcheiden ſich von den vorſtehend be- ſchriebenen in erſter Linie dadurch, daß das Rad derſelben horizontal angeordnet iſt und ſich um eine vertikale Achſe dreht. Man benennt ſie meiſt mit dem Namen Turbinen oder Kreiſelräder. Die Aus- nützung der Waſſerkraft geſchieht bei denſelben entweder durch den Stoß, den Druck oder die Reaktion des Waſſers und man unter- ſcheidet daher: Stoß-, Druck- und Reaktions-Räder. Die wichtigſten ſind diejenigen Räder, welche durch den Druck des Waſſers betrieben werden; ſie führen ſpeziell den Namen: Turbinen. Bevor wir uns einer näheren Beſprechung derſelben zuwenden, wollen wir kurz das Weſentliche der Stoß- und der Reaktionsräder hier folgen laſſen. Die Stoßräder kennzeichnen ſich dadurch, daß bei ihnen ein horizontal liegendes Flügelrad mit ebenen oder ausgehöhlten Schaufeln durch den Stoß des Waſſers in Drehung um ſeine ſenkrechte Achſe verſetzt wird. Dieſe Waſſermotoren ſind ſchon ſehr alt und finden ſich ſeit Jahrhunderten in gebirgigen Gegenden, z. B. in den Pyrenäen, in den Alpen, in Norwegen in zahlreichen Exemplaren im Betriebe und zwar überall da, wo ein hohes Gefälle zur Verfügung ſteht, welches den auf die Schaufeln fallenden Waſſerſtrahlen eine große Geſchwindigkeit zu geben vermag. Bei dem Betriebe von Mühlen kann man die Mahlſteine unmittelbar auf der ſenkrechten Achſe dieſer Stoßräder anbringen, da die Umdrehungszahl derſelben eine ſo hohe iſt, daß dieſelbe durch Einſchaltung von Zwiſchengetrieben nicht erhöht zu werden braucht. Die Reaktionsräder beruhen auf der ſogenannten Reaktions- wirkung des aus einem Gefäße ausſtrömenden Waſſers. Dieſe äußert ſich bekanntlich in der Weiſe, daß, wenn man das Waſſer aus einem um eine ſenkrechte Achſe drehbaren horizontalen Rohre austreten läßt, letzteres in Umdrehung verſetzt wird. Eine ſehr gebräuchliche Anwendung dieſer Reaktionswirkung des austretenden Waſſers finden wir bei den zum Sprengen von Blumenbeeten und Raſenflächen dienenden rotierenden Brauſen. Danach beſtehen die Reaktionsturbinen aus enem Hohl- körper, welcher ſich um eine ſenkrechte Achſe drehen kann, und in deſſen Inneres Waſſer eingeführt wird, um aus einem oder mehreren am Umfange angebrachten Öffnungen nach außen gelaſſen zu werden. 5*

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Zitationshilfe: Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/85>, abgerufen am 23.04.2024.