Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896.

Bild:
<< vorherige Seite
Die Motoren.

Es betrug die Windstundenzahl

[Tabelle]

Wenn daher zur Verwendung eines Windmotors geschritten werden
soll, so ist zunächst zu untersuchen, ob der betreffende Betrieb sich für
eine in so hohem Maße vom Wetter abhängige Kraft eignet. Der
Windmotor wird nur dann zu empfehlen sein, wenn dessen Arbeit nicht
unbedingt zu einer bestimmten Zeit benötigt wird, wenn man vielmehr
dann auf Vorrat arbeiten darf, wenn gerade Wind zur Verfügung
steht, um später den Betrieb ruhen zu lassen, wenn Windstille eintritt.
Für derartige maschinelle Verrichtungen wird der Windmotor aber
wegen seiner Billigkeit und seiner Gefahrlosigkeit stets eine willkommene
Betriebsmaschine bilden.

d) Die Wärmemotoren.
1. Die Heißluftmaschinen.

Wenn man einem Körper Wärme zuführt, so dehnt sich derselbe
aus. Diese Eigenschaft aller Körper wird bei der Heißluftmaschine in
der Weise ausgenutzt, daß man Luft erhitzt, zu gleicher Zeit derselben
aber ein Hindernis in den Weg legt, sich auszudehnen. Die Folge
hiervon ist, daß die Expansionskraft der erwärmten Luft dieses Hindernis
zu beseitigen strebt; wird nun dieses in Gestalt eines in einem Cylinder
beweglichen Kolbens ausgeführt, so kann man leicht die hin- und her-
gehende Bewegung des letzteren durch Einschalten einer Kurbel in eine
rotierende Bewegung umsetzen. Kühlt man dann die vorhin erwärmte
Luft wiederum ab, und wiederholt man dieses abwechselnde Erwärmen
und Kühlen, so ist hiermit das Prinzip der Heißluftmaschinen oder
kalorischen Maschinen gegeben. Bereits im Jahre 1824 wurden durch
den Franzosen Carnot und drei Jahre später, im Jahre 1827, durch
den Engländer Stirling die ersten Heißluftmaschinen konstruiert; that-
sächlich lebensfähig aber wurde die kalorische Maschine erst durch
John Ericson im Jahre 1833. Man hat zwei Arten von Heißluft-
maschinen zu unterscheiden:

1. Offene Maschinen. Bei diesen wird dem Arbeitscylinder
mittels einer Luftpumpe stets frische Luft zugeführt, welche nach ihrer
Erwärmung und Ausdehnung aus der Maschine in's Freie austritt.

Die Motoren.

Es betrug die Windſtundenzahl

[Tabelle]

Wenn daher zur Verwendung eines Windmotors geſchritten werden
ſoll, ſo iſt zunächſt zu unterſuchen, ob der betreffende Betrieb ſich für
eine in ſo hohem Maße vom Wetter abhängige Kraft eignet. Der
Windmotor wird nur dann zu empfehlen ſein, wenn deſſen Arbeit nicht
unbedingt zu einer beſtimmten Zeit benötigt wird, wenn man vielmehr
dann auf Vorrat arbeiten darf, wenn gerade Wind zur Verfügung
ſteht, um ſpäter den Betrieb ruhen zu laſſen, wenn Windſtille eintritt.
Für derartige maſchinelle Verrichtungen wird der Windmotor aber
wegen ſeiner Billigkeit und ſeiner Gefahrloſigkeit ſtets eine willkommene
Betriebsmaſchine bilden.

d) Die Wärmemotoren.
1. Die Heißluftmaſchinen.

Wenn man einem Körper Wärme zuführt, ſo dehnt ſich derſelbe
aus. Dieſe Eigenſchaft aller Körper wird bei der Heißluftmaſchine in
der Weiſe ausgenutzt, daß man Luft erhitzt, zu gleicher Zeit derſelben
aber ein Hindernis in den Weg legt, ſich auszudehnen. Die Folge
hiervon iſt, daß die Expanſionskraft der erwärmten Luft dieſes Hindernis
zu beſeitigen ſtrebt; wird nun dieſes in Geſtalt eines in einem Cylinder
beweglichen Kolbens ausgeführt, ſo kann man leicht die hin- und her-
gehende Bewegung des letzteren durch Einſchalten einer Kurbel in eine
rotierende Bewegung umſetzen. Kühlt man dann die vorhin erwärmte
Luft wiederum ab, und wiederholt man dieſes abwechſelnde Erwärmen
und Kühlen, ſo iſt hiermit das Prinzip der Heißluftmaſchinen oder
kaloriſchen Maſchinen gegeben. Bereits im Jahre 1824 wurden durch
den Franzoſen Carnot und drei Jahre ſpäter, im Jahre 1827, durch
den Engländer Stirling die erſten Heißluftmaſchinen konſtruiert; that-
ſächlich lebensfähig aber wurde die kaloriſche Maſchine erſt durch
John Ericſon im Jahre 1833. Man hat zwei Arten von Heißluft-
maſchinen zu unterſcheiden:

1. Offene Maſchinen. Bei dieſen wird dem Arbeitscylinder
mittels einer Luftpumpe ſtets friſche Luft zugeführt, welche nach ihrer
Erwärmung und Ausdehnung aus der Maſchine in’s Freie austritt.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0098" n="80"/>
            <fw place="top" type="header">Die Motoren.</fw><lb/>
            <p>Es betrug die Wind&#x017F;tundenzahl<lb/><table><row><cell/></row></table></p>
            <p>Wenn daher zur Verwendung eines Windmotors ge&#x017F;chritten werden<lb/>
&#x017F;oll, &#x017F;o i&#x017F;t zunäch&#x017F;t zu unter&#x017F;uchen, ob der betreffende Betrieb &#x017F;ich für<lb/>
eine in &#x017F;o hohem Maße vom Wetter abhängige Kraft eignet. Der<lb/>
Windmotor wird nur dann zu empfehlen &#x017F;ein, wenn de&#x017F;&#x017F;en Arbeit nicht<lb/>
unbedingt zu einer be&#x017F;timmten Zeit benötigt wird, wenn man vielmehr<lb/>
dann auf Vorrat arbeiten darf, wenn gerade Wind zur Verfügung<lb/>
&#x017F;teht, um &#x017F;päter den Betrieb ruhen zu la&#x017F;&#x017F;en, wenn Wind&#x017F;tille eintritt.<lb/>
Für derartige ma&#x017F;chinelle Verrichtungen wird der Windmotor aber<lb/>
wegen &#x017F;einer Billigkeit und &#x017F;einer Gefahrlo&#x017F;igkeit &#x017F;tets eine willkommene<lb/>
Betriebsma&#x017F;chine bilden.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">d</hi>) Die Wärmemotoren.</hi> </head><lb/>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#b">1. Die Heißluftma&#x017F;chinen.</hi> </head><lb/>
              <p>Wenn man einem Körper Wärme zuführt, &#x017F;o dehnt &#x017F;ich der&#x017F;elbe<lb/>
aus. Die&#x017F;e Eigen&#x017F;chaft aller Körper wird bei der Heißluftma&#x017F;chine in<lb/>
der Wei&#x017F;e ausgenutzt, daß man <hi rendition="#g">Luft</hi> erhitzt, zu gleicher Zeit der&#x017F;elben<lb/>
aber ein Hindernis in den Weg legt, &#x017F;ich auszudehnen. Die Folge<lb/>
hiervon i&#x017F;t, daß die Expan&#x017F;ionskraft der erwärmten Luft die&#x017F;es Hindernis<lb/>
zu be&#x017F;eitigen &#x017F;trebt; wird nun die&#x017F;es in Ge&#x017F;talt eines in einem Cylinder<lb/>
beweglichen Kolbens ausgeführt, &#x017F;o kann man leicht die hin- und her-<lb/>
gehende Bewegung des letzteren durch Ein&#x017F;chalten einer Kurbel in eine<lb/>
rotierende Bewegung um&#x017F;etzen. Kühlt man dann die vorhin erwärmte<lb/>
Luft wiederum ab, und wiederholt man die&#x017F;es abwech&#x017F;elnde Erwärmen<lb/>
und Kühlen, &#x017F;o i&#x017F;t hiermit das Prinzip der Heißluftma&#x017F;chinen oder<lb/>
kalori&#x017F;chen Ma&#x017F;chinen gegeben. Bereits im Jahre 1824 wurden durch<lb/>
den Franzo&#x017F;en Carnot und drei Jahre &#x017F;päter, im Jahre 1827, durch<lb/>
den Engländer <hi rendition="#g">Stirling</hi> die er&#x017F;ten Heißluftma&#x017F;chinen kon&#x017F;truiert; that-<lb/>
&#x017F;ächlich lebensfähig aber wurde die kalori&#x017F;che Ma&#x017F;chine er&#x017F;t durch<lb/><hi rendition="#g">John Eric&#x017F;on</hi> im Jahre 1833. Man hat zwei Arten von Heißluft-<lb/>
ma&#x017F;chinen zu unter&#x017F;cheiden:</p><lb/>
              <p>1. <hi rendition="#g">Offene Ma&#x017F;chinen</hi>. Bei die&#x017F;en wird dem Arbeitscylinder<lb/>
mittels einer Luftpumpe &#x017F;tets fri&#x017F;che Luft zugeführt, welche nach ihrer<lb/>
Erwärmung und Ausdehnung aus der Ma&#x017F;chine in&#x2019;s Freie austritt.</p><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[80/0098] Die Motoren. Es betrug die Windſtundenzahl Wenn daher zur Verwendung eines Windmotors geſchritten werden ſoll, ſo iſt zunächſt zu unterſuchen, ob der betreffende Betrieb ſich für eine in ſo hohem Maße vom Wetter abhängige Kraft eignet. Der Windmotor wird nur dann zu empfehlen ſein, wenn deſſen Arbeit nicht unbedingt zu einer beſtimmten Zeit benötigt wird, wenn man vielmehr dann auf Vorrat arbeiten darf, wenn gerade Wind zur Verfügung ſteht, um ſpäter den Betrieb ruhen zu laſſen, wenn Windſtille eintritt. Für derartige maſchinelle Verrichtungen wird der Windmotor aber wegen ſeiner Billigkeit und ſeiner Gefahrloſigkeit ſtets eine willkommene Betriebsmaſchine bilden. d) Die Wärmemotoren. 1. Die Heißluftmaſchinen. Wenn man einem Körper Wärme zuführt, ſo dehnt ſich derſelbe aus. Dieſe Eigenſchaft aller Körper wird bei der Heißluftmaſchine in der Weiſe ausgenutzt, daß man Luft erhitzt, zu gleicher Zeit derſelben aber ein Hindernis in den Weg legt, ſich auszudehnen. Die Folge hiervon iſt, daß die Expanſionskraft der erwärmten Luft dieſes Hindernis zu beſeitigen ſtrebt; wird nun dieſes in Geſtalt eines in einem Cylinder beweglichen Kolbens ausgeführt, ſo kann man leicht die hin- und her- gehende Bewegung des letzteren durch Einſchalten einer Kurbel in eine rotierende Bewegung umſetzen. Kühlt man dann die vorhin erwärmte Luft wiederum ab, und wiederholt man dieſes abwechſelnde Erwärmen und Kühlen, ſo iſt hiermit das Prinzip der Heißluftmaſchinen oder kaloriſchen Maſchinen gegeben. Bereits im Jahre 1824 wurden durch den Franzoſen Carnot und drei Jahre ſpäter, im Jahre 1827, durch den Engländer Stirling die erſten Heißluftmaſchinen konſtruiert; that- ſächlich lebensfähig aber wurde die kaloriſche Maſchine erſt durch John Ericſon im Jahre 1833. Man hat zwei Arten von Heißluft- maſchinen zu unterſcheiden: 1. Offene Maſchinen. Bei dieſen wird dem Arbeitscylinder mittels einer Luftpumpe ſtets friſche Luft zugeführt, welche nach ihrer Erwärmung und Ausdehnung aus der Maſchine in’s Freie austritt.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/98
Zitationshilfe: Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/98>, abgerufen am 23.04.2024.