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Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783.

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Amethysten, Rubis balais, Jargons, Emeraudes,
Topases, Cailloux de Cayenne, brutes,
und ge-
schliffene etc. die mir denn das Andenken dieses lieben
Mannes erhalten sollen.

Bemerkungen.

Ein Donnerwetter in Paris ist mit so vielen
Verdrieslichkeiten verknüpft, daß ichs hier anführen muß.
Wir hatten heute Abends eins von 6. Uhr bis halb 11.
Uhr des Nachts. Vorher wars so schwül, daß man in
den kleinen Stuben nicht bleiben konnte. Dann kam
ein heftiger Regen, der in den 5. Stunden nicht nachlies.
Ich war ausgegangen, und mit dem Hin- und Herlau-
fen eine volle Stunde im Wetter. Da erfuhr ich von
neuem, daß alles, was sonst unangenehm oder schrecklich
ist, in Paris noch zehnmal unangenehmer und schreckli-
cher wird. Denn einmahl, entsteht bei so heftigen Regen
der häslichste Gestank in allen Strassen, auch in den
breiten. Das Wasser wäscht den vielen alten Urin und
Koth, von so vielen Menschen, Pferden, Hunden, Vö-
geln, aus allen Ecken hervor. Es entsteht ein Morast in
Zeit von einer halben Stunde, die Strassen sehen schwarz-
grün aus. Dazu kömmt die Lebensgefahr, in der
man alsdann wegen der Karossen und Fiaker ist. Die
fahren mit den furchtsamen Franzosen, was sie fahren
können; alle leere Chaisen werden besetzt. Sind sie wie-
der leer, so sucht der Kerl wieder andre, oder rennt nach
einer Porte-cochere, wo er unterkommen kan. Da-
durch entsteht ein solches Rennen und Fahren unter ein-
ander, daß man an den Häusern mit Koth ganz besprützt
wird, und wahrhaftig hundert Augen haben möchte. Oft

weis

Amethyſten, Rubis balais, Jargons, Emeraudes,
Topaſes, Cailloux de Cayenne, brutes,
und ge-
ſchliffene ꝛc. die mir denn das Andenken dieſes lieben
Mannes erhalten ſollen.

Bemerkungen.

Ein Donnerwetter in Paris iſt mit ſo vielen
Verdrieslichkeiten verknuͤpft, daß ichs hier anfuͤhren muß.
Wir hatten heute Abends eins von 6. Uhr bis halb 11.
Uhr des Nachts. Vorher wars ſo ſchwuͤl, daß man in
den kleinen Stuben nicht bleiben konnte. Dann kam
ein heftiger Regen, der in den 5. Stunden nicht nachlies.
Ich war ausgegangen, und mit dem Hin- und Herlau-
fen eine volle Stunde im Wetter. Da erfuhr ich von
neuem, daß alles, was ſonſt unangenehm oder ſchrecklich
iſt, in Paris noch zehnmal unangenehmer und ſchreckli-
cher wird. Denn einmahl, entſteht bei ſo heftigen Regen
der haͤslichſte Geſtank in allen Straſſen, auch in den
breiten. Das Waſſer waͤſcht den vielen alten Urin und
Koth, von ſo vielen Menſchen, Pferden, Hunden, Voͤ-
geln, aus allen Ecken hervor. Es entſteht ein Moraſt in
Zeit von einer halben Stunde, die Straſſen ſehen ſchwarz-
gruͤn aus. Dazu koͤmmt die Lebensgefahr, in der
man alsdann wegen der Karoſſen und Fiaker iſt. Die
fahren mit den furchtſamen Franzoſen, was ſie fahren
koͤnnen; alle leere Chaiſen werden beſetzt. Sind ſie wie-
der leer, ſo ſucht der Kerl wieder andre, oder rennt nach
einer Porte-cochere, wo er unterkommen kan. Da-
durch entſteht ein ſolches Rennen und Fahren unter ein-
ander, daß man an den Haͤuſern mit Koth ganz beſpruͤtzt
wird, und wahrhaftig hundert Augen haben moͤchte. Oft

weis
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[332/0356] Amethyſten, Rubis balais, Jargons, Emeraudes, Topaſes, Cailloux de Cayenne, brutes, und ge- ſchliffene ꝛc. die mir denn das Andenken dieſes lieben Mannes erhalten ſollen. Bemerkungen. Ein Donnerwetter in Paris iſt mit ſo vielen Verdrieslichkeiten verknuͤpft, daß ichs hier anfuͤhren muß. Wir hatten heute Abends eins von 6. Uhr bis halb 11. Uhr des Nachts. Vorher wars ſo ſchwuͤl, daß man in den kleinen Stuben nicht bleiben konnte. Dann kam ein heftiger Regen, der in den 5. Stunden nicht nachlies. Ich war ausgegangen, und mit dem Hin- und Herlau- fen eine volle Stunde im Wetter. Da erfuhr ich von neuem, daß alles, was ſonſt unangenehm oder ſchrecklich iſt, in Paris noch zehnmal unangenehmer und ſchreckli- cher wird. Denn einmahl, entſteht bei ſo heftigen Regen der haͤslichſte Geſtank in allen Straſſen, auch in den breiten. Das Waſſer waͤſcht den vielen alten Urin und Koth, von ſo vielen Menſchen, Pferden, Hunden, Voͤ- geln, aus allen Ecken hervor. Es entſteht ein Moraſt in Zeit von einer halben Stunde, die Straſſen ſehen ſchwarz- gruͤn aus. Dazu koͤmmt die Lebensgefahr, in der man alsdann wegen der Karoſſen und Fiaker iſt. Die fahren mit den furchtſamen Franzoſen, was ſie fahren koͤnnen; alle leere Chaiſen werden beſetzt. Sind ſie wie- der leer, ſo ſucht der Kerl wieder andre, oder rennt nach einer Porte-cochere, wo er unterkommen kan. Da- durch entſteht ein ſolches Rennen und Fahren unter ein- ander, daß man an den Haͤuſern mit Koth ganz beſpruͤtzt wird, und wahrhaftig hundert Augen haben moͤchte. Oft weis

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 332. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/356>, abgerufen am 19.04.2024.