Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783.

Bild:
<< vorherige Seite

bakrauchen ist nicht sehr üblich, der schlechte Tobak ist
theuer, lange Pfeifen hat man nicht leicht, es gibt Bier-
häuser oder sogenannte Tabagies, wo man raucht, aber
auf den wenigsten ists erlaubt. Das Tobakschnupfen
ist allgemein, viele riechen nur in den Tobak; sie wun-
dern sich, wenn ein Fremder nicht schnupft.

Den 18ten Mai.

Ich fing nun an, die Merkwürdigkeiten der Stadt
nach und nach zu besehen *), ging daher heute zu-
erst auf

Pont Royal. Die Seine läuft fast mitten durch
die Stadt, bildet an der einen Seite eine kleine Insel
zwischen 2. Armen, und dies war das alte eigentliche
Paris. Was jetzt auf beiden Seiten angebaut ist, ist
lauter Fauxbourg; im eigentlichen Verstand aber ist
das jetzt Paris. Ueber diesen Fluß sind nun etliche
Brücken gebaut, von Steinen gros, breit und massiv. In
der Mitte ist ein breiter Platz zum Fahren, und zu bei-
den Seiten sind Erhöhungen von etlichen Schuhen für
die Fußgänger. Man hat auf diesen Brücken eine herr-
liche Aussicht auf die Seine, auf das Quay zu beiden
Seiten, auf das Louvre und Palais Royal nach dem
Thuilleries, und tout le monde se promene ici.
Die Brücken selber sind mit Decroteurs und andern
dienstbaren Leuten, die Fiakers, Regenschirme, oder

Waa-
*) Ueber alles, womit der wohlselige Verfasser während
seines Aufenthalts in Paris täglich seine Wißbegierde
zu stillen suchte, theilt er in diesem Tagebuche unter je-
dem Tage seine Gedanken und Bemerkungen mit.
Herausgeber.

bakrauchen iſt nicht ſehr uͤblich, der ſchlechte Tobak iſt
theuer, lange Pfeifen hat man nicht leicht, es gibt Bier-
haͤuſer oder ſogenannte Tabagies, wo man raucht, aber
auf den wenigſten iſts erlaubt. Das Tobakſchnupfen
iſt allgemein, viele riechen nur in den Tobak; ſie wun-
dern ſich, wenn ein Fremder nicht ſchnupft.

Den 18ten Mai.

Ich fing nun an, die Merkwuͤrdigkeiten der Stadt
nach und nach zu beſehen *), ging daher heute zu-
erſt auf

Pont Royal. Die Seine laͤuft faſt mitten durch
die Stadt, bildet an der einen Seite eine kleine Inſel
zwiſchen 2. Armen, und dies war das alte eigentliche
Paris. Was jetzt auf beiden Seiten angebaut iſt, iſt
lauter Fauxbourg; im eigentlichen Verſtand aber iſt
das jetzt Paris. Ueber dieſen Fluß ſind nun etliche
Bruͤcken gebaut, von Steinen gros, breit und maſſiv. In
der Mitte iſt ein breiter Platz zum Fahren, und zu bei-
den Seiten ſind Erhoͤhungen von etlichen Schuhen fuͤr
die Fußgaͤnger. Man hat auf dieſen Bruͤcken eine herr-
liche Ausſicht auf die Seine, auf das Quay zu beiden
Seiten, auf das Louvre und Palais Royal nach dem
Thuilleries, und tout le monde ſe promene ici.
Die Bruͤcken ſelber ſind mit Decroteurs und andern
dienſtbaren Leuten, die Fiakers, Regenſchirme, oder

Waa-
*) Ueber alles, womit der wohlſelige Verfaſſer waͤhrend
ſeines Aufenthalts in Paris taͤglich ſeine Wißbegierde
zu ſtillen ſuchte, theilt er in dieſem Tagebuche unter je-
dem Tage ſeine Gedanken und Bemerkungen mit.
Herausgeber.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0054" n="30"/><hi rendition="#fr">bakrauchen</hi> i&#x017F;t nicht &#x017F;ehr u&#x0364;blich, der &#x017F;chlechte Tobak i&#x017F;t<lb/>
theuer, lange Pfeifen hat man nicht leicht, es gibt Bier-<lb/>
ha&#x0364;u&#x017F;er oder &#x017F;ogenannte <hi rendition="#aq">Tabagies,</hi> wo man raucht, aber<lb/>
auf den wenig&#x017F;ten i&#x017F;ts erlaubt. Das Tobak&#x017F;chnupfen<lb/>
i&#x017F;t allgemein, viele riechen nur in den Tobak; &#x017F;ie wun-<lb/>
dern &#x017F;ich, wenn ein Fremder nicht &#x017F;chnupft.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>Den 18ten Mai.</head><lb/>
            <p>Ich fing nun an, die Merkwu&#x0364;rdigkeiten der Stadt<lb/>
nach und nach zu be&#x017F;ehen <note place="foot" n="*)">Ueber alles, womit der wohl&#x017F;elige Verfa&#x017F;&#x017F;er wa&#x0364;hrend<lb/>
&#x017F;eines Aufenthalts in <hi rendition="#fr">Paris</hi> ta&#x0364;glich &#x017F;eine Wißbegierde<lb/>
zu &#x017F;tillen &#x017F;uchte, theilt er in die&#x017F;em Tagebuche unter je-<lb/>
dem Tage &#x017F;eine Gedanken und Bemerkungen mit.<lb/><hi rendition="#et"><hi rendition="#fr">Herausgeber.</hi></hi></note>, ging daher heute zu-<lb/>
er&#x017F;t auf</p><lb/>
            <p><hi rendition="#aq">Pont Royal.</hi> Die <hi rendition="#fr">Seine</hi> la&#x0364;uft fa&#x017F;t mitten durch<lb/>
die Stadt, bildet an der einen Seite eine kleine In&#x017F;el<lb/>
zwi&#x017F;chen 2. Armen, und dies war das alte eigentliche<lb/><hi rendition="#fr">Paris.</hi> Was jetzt auf beiden Seiten angebaut i&#x017F;t, i&#x017F;t<lb/>
lauter <hi rendition="#aq">Fauxbourg;</hi> im eigentlichen Ver&#x017F;tand aber i&#x017F;t<lb/>
das jetzt <hi rendition="#fr">Paris.</hi> Ueber die&#x017F;en Fluß &#x017F;ind nun etliche<lb/>
Bru&#x0364;cken gebaut, von Steinen gros, breit und ma&#x017F;&#x017F;iv. In<lb/>
der Mitte i&#x017F;t ein breiter Platz zum Fahren, und zu bei-<lb/>
den Seiten &#x017F;ind Erho&#x0364;hungen von etlichen Schuhen fu&#x0364;r<lb/>
die Fußga&#x0364;nger. Man hat auf die&#x017F;en Bru&#x0364;cken eine herr-<lb/>
liche Aus&#x017F;icht auf die <hi rendition="#fr">Seine,</hi> auf das Quay zu beiden<lb/>
Seiten, auf das <hi rendition="#fr">Louvre</hi> und <hi rendition="#aq">Palais Royal</hi> nach dem<lb/><hi rendition="#aq">Thuilleries,</hi> und <hi rendition="#aq">tout le monde &#x017F;e promene ici.</hi><lb/>
Die Bru&#x0364;cken &#x017F;elber &#x017F;ind mit Decroteurs und andern<lb/>
dien&#x017F;tbaren Leuten, die Fiakers, Regen&#x017F;chirme, oder<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Waa-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[30/0054] bakrauchen iſt nicht ſehr uͤblich, der ſchlechte Tobak iſt theuer, lange Pfeifen hat man nicht leicht, es gibt Bier- haͤuſer oder ſogenannte Tabagies, wo man raucht, aber auf den wenigſten iſts erlaubt. Das Tobakſchnupfen iſt allgemein, viele riechen nur in den Tobak; ſie wun- dern ſich, wenn ein Fremder nicht ſchnupft. Den 18ten Mai. Ich fing nun an, die Merkwuͤrdigkeiten der Stadt nach und nach zu beſehen *), ging daher heute zu- erſt auf Pont Royal. Die Seine laͤuft faſt mitten durch die Stadt, bildet an der einen Seite eine kleine Inſel zwiſchen 2. Armen, und dies war das alte eigentliche Paris. Was jetzt auf beiden Seiten angebaut iſt, iſt lauter Fauxbourg; im eigentlichen Verſtand aber iſt das jetzt Paris. Ueber dieſen Fluß ſind nun etliche Bruͤcken gebaut, von Steinen gros, breit und maſſiv. In der Mitte iſt ein breiter Platz zum Fahren, und zu bei- den Seiten ſind Erhoͤhungen von etlichen Schuhen fuͤr die Fußgaͤnger. Man hat auf dieſen Bruͤcken eine herr- liche Ausſicht auf die Seine, auf das Quay zu beiden Seiten, auf das Louvre und Palais Royal nach dem Thuilleries, und tout le monde ſe promene ici. Die Bruͤcken ſelber ſind mit Decroteurs und andern dienſtbaren Leuten, die Fiakers, Regenſchirme, oder Waa- *) Ueber alles, womit der wohlſelige Verfaſſer waͤhrend ſeines Aufenthalts in Paris taͤglich ſeine Wißbegierde zu ſtillen ſuchte, theilt er in dieſem Tagebuche unter je- dem Tage ſeine Gedanken und Bemerkungen mit. Herausgeber.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/54
Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/54>, abgerufen am 25.04.2024.