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Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783.

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grosse Billardplätze, die sogar vom Comte d'Artois
besucht werden, in der Stadt, und die Passage ist dar-
neben.

Den 21ten Mai.

La Fontaine dans la Rue Grenelle besah ich
heute. Die Strasse ist eine von den äussersten auf der
Seite von der Fauxb. St. Germain. Louis XV.
hat da einen vielfachen Brunnen bauen lassen, mit Sta-
tüen von Wassergöttern aus weissem Marmor, so viel ich
sehen konnte. Das Wasser dazu wird weit hergeleitet.
Sonst hat die Strasse auch wegen ihrer Breite und Hel-
ligkeit Vorzüge. Ich besuchte hierauf

L'Aumonier & Secret. d'Amb. de Suede
M.
le Prof. de Baer.
Er wohnt in dieser Strasse
im Hotel de Suede, aber eben nicht gar bequem,
oder prächtig. Im Visitenzimmer, hing ein Gemälde
vom König Gustav III. in Schweden, mit dem weis-
sen Schnupftuche um den linken Arm, das, seitdem der
König bei der letzten Revolution das zum Zeichen mach-
te, eine Art von Orden geworden ist. Herr von Bär
arbeitet an einem neuen Gesangbuch für seine Gemeinde,
das in Strasburg gedruckt wird, und mit Zuziehung
der Neuern, auch des Baadenschen, verfertigt ist. Die
Lieder von Paul Gerhard gefallen ihm besonders wohl,
daher ist das: "Wie soll ich dich empfangen etc." von
ihm mit allen seinen Fehlern beibehalten worden. Ein
in der Sammlung befindliches Lied: von der Freund-
schaft der Christen, ist von ihm selber, und hat schöne
Stellen. In seiner Bibliothek fand ich ausser den
Schwedischen akademischen Abhandlungen kein sehr wich-

tiges

groſſe Billardplaͤtze, die ſogar vom Comte d’Artois
beſucht werden, in der Stadt, und die Paſſage iſt dar-
neben.

Den 21ten Mai.

La Fontaine dans la Rue Grenelle beſah ich
heute. Die Straſſe iſt eine von den aͤuſſerſten auf der
Seite von der Fauxb. St. Germain. Louis XV.
hat da einen vielfachen Brunnen bauen laſſen, mit Sta-
tuͤen von Waſſergoͤttern aus weiſſem Marmor, ſo viel ich
ſehen konnte. Das Waſſer dazu wird weit hergeleitet.
Sonſt hat die Straſſe auch wegen ihrer Breite und Hel-
ligkeit Vorzuͤge. Ich beſuchte hierauf

L’Aumonier & Secret. d’Amb. de Suede
M.
le Prof. de Baer.
Er wohnt in dieſer Straſſe
im Hôtel de Suede, aber eben nicht gar bequem,
oder praͤchtig. Im Viſitenzimmer, hing ein Gemaͤlde
vom Koͤnig Guſtav III. in Schweden, mit dem weiſ-
ſen Schnupftuche um den linken Arm, das, ſeitdem der
Koͤnig bei der letzten Revolution das zum Zeichen mach-
te, eine Art von Orden geworden iſt. Herr von Baͤr
arbeitet an einem neuen Geſangbuch fuͤr ſeine Gemeinde,
das in Strasburg gedruckt wird, und mit Zuziehung
der Neuern, auch des Baadenſchen, verfertigt iſt. Die
Lieder von Paul Gerhard gefallen ihm beſonders wohl,
daher iſt das: „Wie ſoll ich dich empfangen ꝛc.“ von
ihm mit allen ſeinen Fehlern beibehalten worden. Ein
in der Sammlung befindliches Lied: von der Freund-
ſchaft der Chriſten, iſt von ihm ſelber, und hat ſchoͤne
Stellen. In ſeiner Bibliothek fand ich auſſer den
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[44/0068] groſſe Billardplaͤtze, die ſogar vom Comte d’Artois beſucht werden, in der Stadt, und die Paſſage iſt dar- neben. Den 21ten Mai. La Fontaine dans la Rue Grenelle beſah ich heute. Die Straſſe iſt eine von den aͤuſſerſten auf der Seite von der Fauxb. St. Germain. Louis XV. hat da einen vielfachen Brunnen bauen laſſen, mit Sta- tuͤen von Waſſergoͤttern aus weiſſem Marmor, ſo viel ich ſehen konnte. Das Waſſer dazu wird weit hergeleitet. Sonſt hat die Straſſe auch wegen ihrer Breite und Hel- ligkeit Vorzuͤge. Ich beſuchte hierauf L’Aumonier & Secret. d’Amb. de Suede M. le Prof. de Baer. Er wohnt in dieſer Straſſe im Hôtel de Suede, aber eben nicht gar bequem, oder praͤchtig. Im Viſitenzimmer, hing ein Gemaͤlde vom Koͤnig Guſtav III. in Schweden, mit dem weiſ- ſen Schnupftuche um den linken Arm, das, ſeitdem der Koͤnig bei der letzten Revolution das zum Zeichen mach- te, eine Art von Orden geworden iſt. Herr von Baͤr arbeitet an einem neuen Geſangbuch fuͤr ſeine Gemeinde, das in Strasburg gedruckt wird, und mit Zuziehung der Neuern, auch des Baadenſchen, verfertigt iſt. Die Lieder von Paul Gerhard gefallen ihm beſonders wohl, daher iſt das: „Wie ſoll ich dich empfangen ꝛc.“ von ihm mit allen ſeinen Fehlern beibehalten worden. Ein in der Sammlung befindliches Lied: von der Freund- ſchaft der Chriſten, iſt von ihm ſelber, und hat ſchoͤne Stellen. In ſeiner Bibliothek fand ich auſſer den Schwediſchen akademiſchen Abhandlungen kein ſehr wich- tiges

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/68>, abgerufen am 18.04.2024.