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Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783.

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In grossen Häusern findet man hier schönes weisses
Salz,
wie bei uns. Es ist aber das nemliche grobe
schmutzige, das man sonst in ganz Frankreich und in
Patis überall hat. Die Köchin läßt es nur noch ein-
mahl im Wasser zergehen, gießt das schmutzige Wasser
ab, reinigt drauf das Salz, wäscht es, und läßt es nach-
her wieder krystallisiren. Ein Abgang muß freilich da-
bei seyn.

Von einem Kavalier hab' ich hier eine sparsame
Art zu soupiren
gelernt. Alles, was er nimmt, ist
ein Glas Wasser, darin läßt er ein grosses Stück Zucker
zergehen und dann tütscht ers mit Weisbrod aus -- et
voila tout.
--

Auf die Krönung des jetzigen Königs hat man
eine silberne Münze geprägt, 9. Liver werth. Auf der
einen Seite ist sein Bild mit der Krone auf dem Kopf,
und auf der Kehrseite ein Altar; vor dem kniet der Kö-
nig, ein Genius salbt ihn, nebendran sind Wolken und
die Sonne über dem Salbölfläschchen. Neben dem Al-
tar ist ein Küssen, auf dem Krone und Scepter liegt.
Die Aufschriften sind: Ludov. XVI. R. Christ. und
auf der andern Deo Consecratori oben, und unten:
Unctio Regia Remis. XI. Jun. 1775. in römischen
Zahlen. In eben der Sammlung, wo ich diese Me-
daille sah, fand ich auch eine andre auf den Badener
Frieden,
in Silber, die wohl ausgedacht ist, dick und
schwer. Die Stadt Baden steht auf der einen Seite,
oben hält ein Genius ihr Wappen, unten fliest das Was-
ser, Mars sitzt dabei, und wäscht seinen Degen, mit
der Umschrift: Hos tandem ad thermas, fessus
Mars abluit ensem.
Auf der Kehrseite steht der

Kaiser,

In groſſen Haͤuſern findet man hier ſchoͤnes weiſſes
Salz,
wie bei uns. Es iſt aber das nemliche grobe
ſchmutzige, das man ſonſt in ganz Frankreich und in
Patis uͤberall hat. Die Koͤchin laͤßt es nur noch ein-
mahl im Waſſer zergehen, gießt das ſchmutzige Waſſer
ab, reinigt drauf das Salz, waͤſcht es, und laͤßt es nach-
her wieder kryſtalliſiren. Ein Abgang muß freilich da-
bei ſeyn.

Von einem Kavalier hab’ ich hier eine ſparſame
Art zu ſoupiren
gelernt. Alles, was er nimmt, iſt
ein Glas Waſſer, darin laͤßt er ein groſſes Stuͤck Zucker
zergehen und dann tuͤtſcht ers mit Weisbrod aus — et
voilà tout.

Auf die Kroͤnung des jetzigen Koͤnigs hat man
eine ſilberne Muͤnze gepraͤgt, 9. Liver werth. Auf der
einen Seite iſt ſein Bild mit der Krone auf dem Kopf,
und auf der Kehrſeite ein Altar; vor dem kniet der Koͤ-
nig, ein Genius ſalbt ihn, nebendran ſind Wolken und
die Sonne uͤber dem Salboͤlflaͤſchchen. Neben dem Al-
tar iſt ein Kuͤſſen, auf dem Krone und Scepter liegt.
Die Aufſchriften ſind: Ludov. XVI. R. Chriſt. und
auf der andern Deo Conſecratori oben, und unten:
Unctio Regia Remis. XI. Jun. 1775. in roͤmiſchen
Zahlen. In eben der Sammlung, wo ich dieſe Me-
daille ſah, fand ich auch eine andre auf den Badener
Frieden,
in Silber, die wohl ausgedacht iſt, dick und
ſchwer. Die Stadt Baden ſteht auf der einen Seite,
oben haͤlt ein Genius ihr Wappen, unten flieſt das Waſ-
ſer, Mars ſitzt dabei, und waͤſcht ſeinen Degen, mit
der Umſchrift: Hos tandem ad thermas, feſſus
Mars abluit enſem.
Auf der Kehrſeite ſteht der

Kaiſer,
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[320/0344] In groſſen Haͤuſern findet man hier ſchoͤnes weiſſes Salz, wie bei uns. Es iſt aber das nemliche grobe ſchmutzige, das man ſonſt in ganz Frankreich und in Patis uͤberall hat. Die Koͤchin laͤßt es nur noch ein- mahl im Waſſer zergehen, gießt das ſchmutzige Waſſer ab, reinigt drauf das Salz, waͤſcht es, und laͤßt es nach- her wieder kryſtalliſiren. Ein Abgang muß freilich da- bei ſeyn. Von einem Kavalier hab’ ich hier eine ſparſame Art zu ſoupiren gelernt. Alles, was er nimmt, iſt ein Glas Waſſer, darin laͤßt er ein groſſes Stuͤck Zucker zergehen und dann tuͤtſcht ers mit Weisbrod aus — et voilà tout. — Auf die Kroͤnung des jetzigen Koͤnigs hat man eine ſilberne Muͤnze gepraͤgt, 9. Liver werth. Auf der einen Seite iſt ſein Bild mit der Krone auf dem Kopf, und auf der Kehrſeite ein Altar; vor dem kniet der Koͤ- nig, ein Genius ſalbt ihn, nebendran ſind Wolken und die Sonne uͤber dem Salboͤlflaͤſchchen. Neben dem Al- tar iſt ein Kuͤſſen, auf dem Krone und Scepter liegt. Die Aufſchriften ſind: Ludov. XVI. R. Chriſt. und auf der andern Deo Conſecratori oben, und unten: Unctio Regia Remis. XI. Jun. 1775. in roͤmiſchen Zahlen. In eben der Sammlung, wo ich dieſe Me- daille ſah, fand ich auch eine andre auf den Badener Frieden, in Silber, die wohl ausgedacht iſt, dick und ſchwer. Die Stadt Baden ſteht auf der einen Seite, oben haͤlt ein Genius ihr Wappen, unten flieſt das Waſ- ſer, Mars ſitzt dabei, und waͤſcht ſeinen Degen, mit der Umſchrift: Hos tandem ad thermas, feſſus Mars abluit enſem. Auf der Kehrſeite ſteht der Kaiſer,

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 320. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/344>, abgerufen am 29.03.2024.