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Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783.

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machte man durch Zusammenstellung mehrerer Arten in
der Blütezeit unter und gegen den Wind Mariages de
Fraises,
um neue Arten zu bekommen, aber jetzt unter-
läßt mans, denn der König liebt die gemeine, und davon
waren ganze Felder da.

Bemerkungen.

Von Hrn. Pfeffel *) erfuhr ich heute folgende
wahre und wichtige Nachrichten und artige Anekdoten:

Unterm jetzigen Könige -- den man Louis po-
pulaire
nennt -- sind schon, wiewohl er jetzt erst 3.
Jahr regiert hat, über 60. Millionen Liver geprägt wor-
den.

Die französischen Schiffe haben 20. Mann, da
die holländischen nur 10. haben. Die französischen Ma-
trosen werden mit Wein, Brantewein und Zwieback wohl
versorgt. Sobald sie an die Linie kommen, wird der
Schlüssel in die Brodkammer gesteckt, und jeder darf es-
sen, so viel er will. Sobald das Wasser einmahl weis
wird, -- es wirds 3 mahl, -- bekömt keiner keins mehr
ohne Essig. Dafür können sie hernach aber auch ar-

beiten,
*) Dieser würdige Mann ist Iuris-Consulte du Roi
aux affaires etrangeres.
In seinem Hause ward
ich mit der grösten Liebe [u]nd Gefälligkeit aufgenom-
men, durfte mit ihm über Tische Mittags und Abends
vertraulich sprechen, da er ein alter und höchstschätz-
barer Freund von meinem Vater und zugleich ein Bru-
der des liebenswürdigen, aber leider! blinden Dich-
ter dieses Namens in Colmar ist, dessen Liebe ich von
Jugend auf genossen habe.
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machte man durch Zuſammenſtellung mehrerer Arten in
der Bluͤtezeit unter und gegen den Wind Mariages de
Fraiſes,
um neue Arten zu bekommen, aber jetzt unter-
laͤßt mans, denn der Koͤnig liebt die gemeine, und davon
waren ganze Felder da.

Bemerkungen.

Von Hrn. Pfeffel *) erfuhr ich heute folgende
wahre und wichtige Nachrichten und artige Anekdoten:

Unterm jetzigen Koͤnige — den man Louis po-
pulaire
nennt — ſind ſchon, wiewohl er jetzt erſt 3.
Jahr regiert hat, uͤber 60. Millionen Liver gepraͤgt wor-
den.

Die franzoͤſiſchen Schiffe haben 20. Mann, da
die hollaͤndiſchen nur 10. haben. Die franzoͤſiſchen Ma-
troſen werden mit Wein, Brantewein und Zwieback wohl
verſorgt. Sobald ſie an die Linie kommen, wird der
Schluͤſſel in die Brodkammer geſteckt, und jeder darf eſ-
ſen, ſo viel er will. Sobald das Waſſer einmahl weis
wird, — es wirds 3 mahl, — bekoͤmt keiner keins mehr
ohne Eſſig. Dafuͤr koͤnnen ſie hernach aber auch ar-

beiten,
*) Dieſer wuͤrdige Mann iſt Iuris-Conſulte du Roi
aux affaires etrangères.
In ſeinem Hauſe ward
ich mit der groͤſten Liebe [u]nd Gefaͤlligkeit aufgenom-
men, durfte mit ihm uͤber Tiſche Mittags und Abends
vertraulich ſprechen, da er ein alter und hoͤchſtſchaͤtz-
barer Freund von meinem Vater und zugleich ein Bru-
der des liebenswuͤrdigen, aber leider! blinden Dich-
ter dieſes Namens in Colmar iſt, deſſen Liebe ich von
Jugend auf genoſſen habe.
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[325/0349] machte man durch Zuſammenſtellung mehrerer Arten in der Bluͤtezeit unter und gegen den Wind Mariages de Fraiſes, um neue Arten zu bekommen, aber jetzt unter- laͤßt mans, denn der Koͤnig liebt die gemeine, und davon waren ganze Felder da. Bemerkungen. Von Hrn. Pfeffel *) erfuhr ich heute folgende wahre und wichtige Nachrichten und artige Anekdoten: Unterm jetzigen Koͤnige — den man Louis po- pulaire nennt — ſind ſchon, wiewohl er jetzt erſt 3. Jahr regiert hat, uͤber 60. Millionen Liver gepraͤgt wor- den. Die franzoͤſiſchen Schiffe haben 20. Mann, da die hollaͤndiſchen nur 10. haben. Die franzoͤſiſchen Ma- troſen werden mit Wein, Brantewein und Zwieback wohl verſorgt. Sobald ſie an die Linie kommen, wird der Schluͤſſel in die Brodkammer geſteckt, und jeder darf eſ- ſen, ſo viel er will. Sobald das Waſſer einmahl weis wird, — es wirds 3 mahl, — bekoͤmt keiner keins mehr ohne Eſſig. Dafuͤr koͤnnen ſie hernach aber auch ar- beiten, *) Dieſer wuͤrdige Mann iſt Iuris-Conſulte du Roi aux affaires etrangères. In ſeinem Hauſe ward ich mit der groͤſten Liebe und Gefaͤlligkeit aufgenom- men, durfte mit ihm uͤber Tiſche Mittags und Abends vertraulich ſprechen, da er ein alter und hoͤchſtſchaͤtz- barer Freund von meinem Vater und zugleich ein Bru- der des liebenswuͤrdigen, aber leider! blinden Dich- ter dieſes Namens in Colmar iſt, deſſen Liebe ich von Jugend auf genoſſen habe. X 3

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 325. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/349>, abgerufen am 24.04.2024.