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Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783.

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auch Figuren von Thieren, die recht artig sind. Man
bringt gelblichtes englisches Steingut hierher, und mahlt
es hier besser als in Engelland.

Haag. Eins der grösten, der schönsten, der an-
genehmsten Dörfer in der ganzen Welt. Fest ists im
geringsten nicht, hat auch keine Thore. Was ihnen
ähnliches davon da ist, sind Einfahrten, Portale etc. an
denen Schildwachten stehen. Man kömmt auf der einen
Seite auf dem Kanal gleich mitten hinein, und auf jeder
andern Seite sind ebenfalls Alleen, Kanäle, Teiche,
Gehölze etc. Ich kam des Abends an, logirte in te ze-
ven Kerken van Rom,
und ging noch mit dem Re-
genschirm in der Hand herum, den

Haag zu besehen. Alles ist hier nett, schön, sau-
ber, angenehm, luftig, eben, man ist wie in einer Stadt,
und doch aufin Lande. Im Orte selber sind grosse breite
Spaziergänge, darneben Seen, Teiche etc. und das alles
ist mit schattigten Bäumen besetzt. Man erblickt eine
Menge vortreflicher grosser Häuser, die zwar oft nur
schmal sind, demungeachtet aber inwendig die schönsten
Zimmer haben, denn die Mauern sind nur 2. Backsteine
dick, die Hausgänge sind schmal, und jedes Plätzchen ist
gespart. Sehr viele Häuser nehmen ganz allein eine
Reihe ein, viele haben vorne nach der Strasse zu grosse
Plätze mit prächtigen Einfassungen. Zuweilen sind die
Thüren und Fenster aus einem gelben Stein, zuweilen
ist es nur gemahlt, es sieht aber in beiden Fällen schön
aus. Das Bauen ist hier sehr kostbar. Holz und
Mauer- und Wackensteine hat man nicht, und selbst von
den Backsteinen kostet einer 2. Stüber. Soll ein Grund
gelegt werden, -- wie ich heute da sah, wo man das

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auch Figuren von Thieren, die recht artig ſind. Man
bringt gelblichtes engliſches Steingut hierher, und mahlt
es hier beſſer als in Engelland.

Haag. Eins der groͤſten, der ſchoͤnſten, der an-
genehmſten Doͤrfer in der ganzen Welt. Feſt iſts im
geringſten nicht, hat auch keine Thore. Was ihnen
aͤhnliches davon da iſt, ſind Einfahrten, Portale ꝛc. an
denen Schildwachten ſtehen. Man koͤmmt auf der einen
Seite auf dem Kanal gleich mitten hinein, und auf jeder
andern Seite ſind ebenfalls Alleen, Kanaͤle, Teiche,
Gehoͤlze ꝛc. Ich kam des Abends an, logirte in te ze-
ven Kerken van Rom,
und ging noch mit dem Re-
genſchirm in der Hand herum, den

Haag zu beſehen. Alles iſt hier nett, ſchoͤn, ſau-
ber, angenehm, luftig, eben, man iſt wie in einer Stadt,
und doch aufin Lande. Im Orte ſelber ſind groſſe breite
Spaziergaͤnge, darneben Seen, Teiche ꝛc. und das alles
iſt mit ſchattigten Baͤumen beſetzt. Man erblickt eine
Menge vortreflicher groſſer Haͤuſer, die zwar oft nur
ſchmal ſind, demungeachtet aber inwendig die ſchoͤnſten
Zimmer haben, denn die Mauern ſind nur 2. Backſteine
dick, die Hausgaͤnge ſind ſchmal, und jedes Plaͤtzchen iſt
geſpart. Sehr viele Haͤuſer nehmen ganz allein eine
Reihe ein, viele haben vorne nach der Straſſe zu groſſe
Plaͤtze mit praͤchtigen Einfaſſungen. Zuweilen ſind die
Thuͤren und Fenſter aus einem gelben Stein, zuweilen
iſt es nur gemahlt, es ſieht aber in beiden Faͤllen ſchoͤn
aus. Das Bauen iſt hier ſehr koſtbar. Holz und
Mauer- und Wackenſteine hat man nicht, und ſelbſt von
den Backſteinen koſtet einer 2. Stuͤber. Soll ein Grund
gelegt werden, — wie ich heute da ſah, wo man das

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[483/0507] auch Figuren von Thieren, die recht artig ſind. Man bringt gelblichtes engliſches Steingut hierher, und mahlt es hier beſſer als in Engelland. Haag. Eins der groͤſten, der ſchoͤnſten, der an- genehmſten Doͤrfer in der ganzen Welt. Feſt iſts im geringſten nicht, hat auch keine Thore. Was ihnen aͤhnliches davon da iſt, ſind Einfahrten, Portale ꝛc. an denen Schildwachten ſtehen. Man koͤmmt auf der einen Seite auf dem Kanal gleich mitten hinein, und auf jeder andern Seite ſind ebenfalls Alleen, Kanaͤle, Teiche, Gehoͤlze ꝛc. Ich kam des Abends an, logirte in te ze- ven Kerken van Rom, und ging noch mit dem Re- genſchirm in der Hand herum, den Haag zu beſehen. Alles iſt hier nett, ſchoͤn, ſau- ber, angenehm, luftig, eben, man iſt wie in einer Stadt, und doch aufin Lande. Im Orte ſelber ſind groſſe breite Spaziergaͤnge, darneben Seen, Teiche ꝛc. und das alles iſt mit ſchattigten Baͤumen beſetzt. Man erblickt eine Menge vortreflicher groſſer Haͤuſer, die zwar oft nur ſchmal ſind, demungeachtet aber inwendig die ſchoͤnſten Zimmer haben, denn die Mauern ſind nur 2. Backſteine dick, die Hausgaͤnge ſind ſchmal, und jedes Plaͤtzchen iſt geſpart. Sehr viele Haͤuſer nehmen ganz allein eine Reihe ein, viele haben vorne nach der Straſſe zu groſſe Plaͤtze mit praͤchtigen Einfaſſungen. Zuweilen ſind die Thuͤren und Fenſter aus einem gelben Stein, zuweilen iſt es nur gemahlt, es ſieht aber in beiden Faͤllen ſchoͤn aus. Das Bauen iſt hier ſehr koſtbar. Holz und Mauer- und Wackenſteine hat man nicht, und ſelbſt von den Backſteinen koſtet einer 2. Stuͤber. Soll ein Grund gelegt werden, — wie ich heute da ſah, wo man das neue H h 2

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 483. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/507>, abgerufen am 23.04.2024.