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Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783.

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zu des Albinus herrlichen Werke gestochen hat, -- ge-
lernt. Er that deswegen eine Reise zu ihm nach Am-
sterdam,
lernte aber das Aetzen mit Scheidewasser, und
das Stechen mit dem Grabstichel in Zeit von einigen
Stunden. Ich sah die ersten Schmetterlinge und Ge-
sichter, die er zu seines Lehrers Erstaunen gleich beim er-
sten Versuch machte. Er hat auch die letztern Platten
zu Trembley's Essay sur les Polypes et cet. gesto-
chen, und endlich fing er an sein eignes Werk zu stechen.
Da fand er, daß man hier oft schlecht abdruckte, drauf
lies er sich auch eine eigne Presse machen, und lernte das
Kupferdrucken, so schmutzig diese Arbeit ist etc. Es fehlt
noch die Geschichte des Schmetterlings von der Raupe,
davon sein Werk handelt. Text und Zeichnungen sind
fast ganz fertig, aber zum Stechen dieser und vieler an-
drer kostbarer Untersuchungen über alle Insekten in der
Gegend des Haags, fehlt ihm die Zeit, und alle Buch-
händler sind arm, können nichts unternehmen; auch fan-
gen jetzt seine Augen an schwächer zu werden. Er zeigte
mir die Maschine, die er sich selbst zu seinen Arbeiten er-
dacht hat. Ganz einfach ist sie! Er nahm den Appa-
rat von einem guten englischen Mikroskop, legte ihn aus-
einander, befestigte auf einem hölzernen Kästchen ein mes-
singnes Stängelchen mit einem Ringe, das Mikroskop
einzusetzen, und mit einem Gewinde, um es hin und her
zu führen. Auf dem Kästchen liegen die beiden Hände
zum Zerschneiden auf etc. Unter dem Stängelchen ist
ein Spiegel, die undurchsichtigen Objekte zu erleuchten.
Darneben hat er gezeichnet etc. Als man nicht glauben
wollte, daß er alles in seinem Traite anatomique Be-
schriebene gesehen hätte, machte er ein Kupfer und Be-
schreibung der Maschine bekannt, und gibt das selber zu

jedem

zu des Albinus herrlichen Werke geſtochen hat, — ge-
lernt. Er that deswegen eine Reiſe zu ihm nach Am-
ſterdam,
lernte aber das Aetzen mit Scheidewaſſer, und
das Stechen mit dem Grabſtichel in Zeit von einigen
Stunden. Ich ſah die erſten Schmetterlinge und Ge-
ſichter, die er zu ſeines Lehrers Erſtaunen gleich beim er-
ſten Verſuch machte. Er hat auch die letztern Platten
zu Trembley’s Eſſay ſur les Polypes et cet. geſto-
chen, und endlich fing er an ſein eignes Werk zu ſtechen.
Da fand er, daß man hier oft ſchlecht abdruckte, drauf
lies er ſich auch eine eigne Preſſe machen, und lernte das
Kupferdrucken, ſo ſchmutzig dieſe Arbeit iſt ꝛc. Es fehlt
noch die Geſchichte des Schmetterlings von der Raupe,
davon ſein Werk handelt. Text und Zeichnungen ſind
faſt ganz fertig, aber zum Stechen dieſer und vieler an-
drer koſtbarer Unterſuchungen uͤber alle Inſekten in der
Gegend des Haags, fehlt ihm die Zeit, und alle Buch-
haͤndler ſind arm, koͤnnen nichts unternehmen; auch fan-
gen jetzt ſeine Augen an ſchwaͤcher zu werden. Er zeigte
mir die Maſchine, die er ſich ſelbſt zu ſeinen Arbeiten er-
dacht hat. Ganz einfach iſt ſie! Er nahm den Appa-
rat von einem guten engliſchen Mikroſkop, legte ihn aus-
einander, befeſtigte auf einem hoͤlzernen Kaͤſtchen ein meſ-
ſingnes Staͤngelchen mit einem Ringe, das Mikroſkop
einzuſetzen, und mit einem Gewinde, um es hin und her
zu fuͤhren. Auf dem Kaͤſtchen liegen die beiden Haͤnde
zum Zerſchneiden auf ꝛc. Unter dem Staͤngelchen iſt
ein Spiegel, die undurchſichtigen Objekte zu erleuchten.
Darneben hat er gezeichnet ꝛc. Als man nicht glauben
wollte, daß er alles in ſeinem Traité anatomique Be-
ſchriebene geſehen haͤtte, machte er ein Kupfer und Be-
ſchreibung der Maſchine bekannt, und gibt das ſelber zu

jedem
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[495/0519] zu des Albinus herrlichen Werke geſtochen hat, — ge- lernt. Er that deswegen eine Reiſe zu ihm nach Am- ſterdam, lernte aber das Aetzen mit Scheidewaſſer, und das Stechen mit dem Grabſtichel in Zeit von einigen Stunden. Ich ſah die erſten Schmetterlinge und Ge- ſichter, die er zu ſeines Lehrers Erſtaunen gleich beim er- ſten Verſuch machte. Er hat auch die letztern Platten zu Trembley’s Eſſay ſur les Polypes et cet. geſto- chen, und endlich fing er an ſein eignes Werk zu ſtechen. Da fand er, daß man hier oft ſchlecht abdruckte, drauf lies er ſich auch eine eigne Preſſe machen, und lernte das Kupferdrucken, ſo ſchmutzig dieſe Arbeit iſt ꝛc. Es fehlt noch die Geſchichte des Schmetterlings von der Raupe, davon ſein Werk handelt. Text und Zeichnungen ſind faſt ganz fertig, aber zum Stechen dieſer und vieler an- drer koſtbarer Unterſuchungen uͤber alle Inſekten in der Gegend des Haags, fehlt ihm die Zeit, und alle Buch- haͤndler ſind arm, koͤnnen nichts unternehmen; auch fan- gen jetzt ſeine Augen an ſchwaͤcher zu werden. Er zeigte mir die Maſchine, die er ſich ſelbſt zu ſeinen Arbeiten er- dacht hat. Ganz einfach iſt ſie! Er nahm den Appa- rat von einem guten engliſchen Mikroſkop, legte ihn aus- einander, befeſtigte auf einem hoͤlzernen Kaͤſtchen ein meſ- ſingnes Staͤngelchen mit einem Ringe, das Mikroſkop einzuſetzen, und mit einem Gewinde, um es hin und her zu fuͤhren. Auf dem Kaͤſtchen liegen die beiden Haͤnde zum Zerſchneiden auf ꝛc. Unter dem Staͤngelchen iſt ein Spiegel, die undurchſichtigen Objekte zu erleuchten. Darneben hat er gezeichnet ꝛc. Als man nicht glauben wollte, daß er alles in ſeinem Traité anatomique Be- ſchriebene geſehen haͤtte, machte er ein Kupfer und Be- ſchreibung der Maſchine bekannt, und gibt das ſelber zu jedem

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 495. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/519>, abgerufen am 28.03.2024.