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Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783.

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macht hat, aber nie herausgeben wird. Zum Erstau-
ist's, was der Mann gearbeitet hat, und ewig Schade
wär's, wenn nach seinem Tode diese kostbare Papiere und
Zeichnungen für unsre Wissenschaft verlohren gehen soll-
ten. a) Er hat sogar die Osteologie im Kopfe der
kleinsten Insekten abgezeichnet. b) Auch an der Ty-
gerschnecke
hat er Läuse, vermuthlich acaros ent-
deckt. c) An der Mouche de St. Jean, die gleich im
Frühjahr die ersten Blätterchen abfrißt, fand er ausser
den 2. halbkuglichten Augen an der Seite des Kopfs, hin-
ten am Kopf noch ein Knötchen mit 3. Augen. d) Am
Acarus auf einem Adler, bemerkte er, daß er seine
Eier am letzten Fußgelenke trägt, bis sie ausgeschlüpft
sind. e) Auch auf der Weidenbohrraupe von der sein
Traite anatomique etc. handelt, fand er einen aca-
rus.
Man kan aus seinem Kopfe 2. Körper mit einer
Art von Krebsscheeren ausdrücken; durch diese saugt das
Thier die Raupe aus. f) Auf dem Auerhahn fand er
3. verschiedene Arten. g) Alle diese Thierläuse sind sehr
schön mit Schuppen. Er sagte, Redi habe sie so schlecht
abgezeichnet, daß man glauben solte, der Schöpfer habe
nicht im Kleinen arbeiten können. Oft sei das Weibchen
gar sehr verschieden, alle ihre Haare sind stachlicht. h)
Um diese Kleinigkeiten zu messen, hat er sich aus den
Augen der Libellen Mikrometer gemacht, auch andre Mi-
krometer, nach denen er ein Objekt 8000. mahl grösser
fand etc. i) An den Hundsläusen fand er zum Ein-
beissen 4. Reihen Haken. k) Die Sägen der Sä-
genfliegen
sind gar sehr verschieden, aber alle herrlich ge-
arbeitet. Und jeder Zahn ist wieder eine eigne Säge.
l) Auf Weiden traf er ein gewisses Insekt mit schwar-
zen Flecken
an. Druckt man diese, so kömmt ein so

erstaunlich
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macht hat, aber nie herausgeben wird. Zum Erſtau-
iſt’s, was der Mann gearbeitet hat, und ewig Schade
waͤr’s, wenn nach ſeinem Tode dieſe koſtbare Papiere und
Zeichnungen fuͤr unſre Wiſſenſchaft verlohren gehen ſoll-
ten. a) Er hat ſogar die Oſteologie im Kopfe der
kleinſten Inſekten abgezeichnet. b) Auch an der Ty-
gerſchnecke
hat er Laͤuſe, vermuthlich acaros ent-
deckt. c) An der Mouche de St. Jean, die gleich im
Fruͤhjahr die erſten Blaͤtterchen abfrißt, fand er auſſer
den 2. halbkuglichten Augen an der Seite des Kopfs, hin-
ten am Kopf noch ein Knoͤtchen mit 3. Augen. d) Am
Acarus auf einem Adler, bemerkte er, daß er ſeine
Eier am letzten Fußgelenke traͤgt, bis ſie ausgeſchluͤpft
ſind. e) Auch auf der Weidenbohrraupe von der ſein
Traité anatomique etc. handelt, fand er einen aca-
rus.
Man kan aus ſeinem Kopfe 2. Koͤrper mit einer
Art von Krebsſcheeren ausdruͤcken; durch dieſe ſaugt das
Thier die Raupe aus. f) Auf dem Auerhahn fand er
3. verſchiedene Arten. g) Alle dieſe Thierlaͤuſe ſind ſehr
ſchoͤn mit Schuppen. Er ſagte, Redi habe ſie ſo ſchlecht
abgezeichnet, daß man glauben ſolte, der Schoͤpfer habe
nicht im Kleinen arbeiten koͤnnen. Oft ſei das Weibchen
gar ſehr verſchieden, alle ihre Haare ſind ſtachlicht. h)
Um dieſe Kleinigkeiten zu meſſen, hat er ſich aus den
Augen der Libellen Mikrometer gemacht, auch andre Mi-
krometer, nach denen er ein Objekt 8000. mahl groͤſſer
fand ꝛc. i) An den Hundslaͤuſen fand er zum Ein-
beiſſen 4. Reihen Haken. k) Die Saͤgen der Saͤ-
genfliegen
ſind gar ſehr verſchieden, aber alle herrlich ge-
arbeitet. Und jeder Zahn iſt wieder eine eigne Saͤge.
l) Auf Weiden traf er ein gewiſſes Inſekt mit ſchwar-
zen Flecken
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[503/0527] macht hat, aber nie herausgeben wird. Zum Erſtau- iſt’s, was der Mann gearbeitet hat, und ewig Schade waͤr’s, wenn nach ſeinem Tode dieſe koſtbare Papiere und Zeichnungen fuͤr unſre Wiſſenſchaft verlohren gehen ſoll- ten. a) Er hat ſogar die Oſteologie im Kopfe der kleinſten Inſekten abgezeichnet. b) Auch an der Ty- gerſchnecke hat er Laͤuſe, vermuthlich acaros ent- deckt. c) An der Mouche de St. Jean, die gleich im Fruͤhjahr die erſten Blaͤtterchen abfrißt, fand er auſſer den 2. halbkuglichten Augen an der Seite des Kopfs, hin- ten am Kopf noch ein Knoͤtchen mit 3. Augen. d) Am Acarus auf einem Adler, bemerkte er, daß er ſeine Eier am letzten Fußgelenke traͤgt, bis ſie ausgeſchluͤpft ſind. e) Auch auf der Weidenbohrraupe von der ſein Traité anatomique etc. handelt, fand er einen aca- rus. Man kan aus ſeinem Kopfe 2. Koͤrper mit einer Art von Krebsſcheeren ausdruͤcken; durch dieſe ſaugt das Thier die Raupe aus. f) Auf dem Auerhahn fand er 3. verſchiedene Arten. g) Alle dieſe Thierlaͤuſe ſind ſehr ſchoͤn mit Schuppen. Er ſagte, Redi habe ſie ſo ſchlecht abgezeichnet, daß man glauben ſolte, der Schoͤpfer habe nicht im Kleinen arbeiten koͤnnen. Oft ſei das Weibchen gar ſehr verſchieden, alle ihre Haare ſind ſtachlicht. h) Um dieſe Kleinigkeiten zu meſſen, hat er ſich aus den Augen der Libellen Mikrometer gemacht, auch andre Mi- krometer, nach denen er ein Objekt 8000. mahl groͤſſer fand ꝛc. i) An den Hundslaͤuſen fand er zum Ein- beiſſen 4. Reihen Haken. k) Die Saͤgen der Saͤ- genfliegen ſind gar ſehr verſchieden, aber alle herrlich ge- arbeitet. Und jeder Zahn iſt wieder eine eigne Saͤge. l) Auf Weiden traf er ein gewiſſes Inſekt mit ſchwar- zen Flecken an. Druckt man dieſe, ſo koͤmmt ein ſo erſtaunlich J i 4

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 503. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/527>, abgerufen am 20.04.2024.