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Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783.

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liner Sammlungen im 8ten Bande steht eine Nachricht
davon. Der König von Preussen wolte es ihm abkau-
fen, lies sich hier, aber bei Bosch's Feinden darnach er-
kundigen, und diese schrieben keine günstigen Nachrichten
zurück. Ich sah ferner noch das Museum Gottwal-
dianum
,
von einem Arzte in Danzig, durch. Es
sind 2. kleine Folianten von Zeichnungen, Konchylien und
Anat. comp. aber kein Text dabei, und kostet anderthalb
Dukaten. -- Viele Insekten vom Vorgeb d. g. H.
Listers
kleine Schriften, die Hr. Meuschen alle zu sei-
nem Konchylienwerke sammelt. Seine Rezension von
Martini's Konchylienwerke mit dem Kupferstiche, die
er mir auch zum Andenken an ihn verehrte.

Nachmittags war ich auch wieder einmahl in einer
Lutherischen Kirche,
und hörte Hrn. Pastor Muzen-
becher
über die Stelle predigen: "Zweierlei bitt' ich von
"dir" etc. Vormittags wird übers Evangelium gepre-
diget, Nachmittags steht die Wahl des Textes frei. Die
3. Prediger an dieser Kirche sind sich völlig gleich, und
wechseln in allen Arbeiten Vor- und Nachmittags ab.
Mit den Kirchenvorstehern wird alle Donnerstage Konsi-
storium gehalten. Ihre Besoldungen kommen aus ei-
nem kleinen Fond, und aus dem Gelde, das man vom
Verkauf der Kirchenstühle bekömmt: denn die Stühle
sind alle numerirt, und verkauft. Doch darf ein Frem-
der seinen Platz nicht bezahlen. In der Kirche ist ausser
einem Zweibrückischen Denkmahle gar keine Zierrath,
um den Reformirten kein Aergernis zu geben, auch kein
Altar. Für die Fürsten von Nassauweilburg, Braun-
schweig
etc. sind Stühle darin. Ueber der zu niedrig

stehenden

liner Sammlungen im 8ten Bande ſteht eine Nachricht
davon. Der Koͤnig von Preuſſen wolte es ihm abkau-
fen, lies ſich hier, aber bei Boſch’s Feinden darnach er-
kundigen, und dieſe ſchrieben keine guͤnſtigen Nachrichten
zuruͤck. Ich ſah ferner noch das Muſeum Gottwal-
dianum
,
von einem Arzte in Danzig, durch. Es
ſind 2. kleine Folianten von Zeichnungen, Konchylien und
Anat. comp. aber kein Text dabei, und koſtet anderthalb
Dukaten. — Viele Inſekten vom Vorgeb d. g. H.
Liſters
kleine Schriften, die Hr. Meuſchen alle zu ſei-
nem Konchylienwerke ſammelt. Seine Rezenſion von
Martini’s Konchylienwerke mit dem Kupferſtiche, die
er mir auch zum Andenken an ihn verehrte.

Nachmittags war ich auch wieder einmahl in einer
Lutheriſchen Kirche,
und hoͤrte Hrn. Paſtor Muzen-
becher
uͤber die Stelle predigen: „Zweierlei bitt’ ich von
„dir“ ꝛc. Vormittags wird uͤbers Evangelium gepre-
diget, Nachmittags ſteht die Wahl des Textes frei. Die
3. Prediger an dieſer Kirche ſind ſich voͤllig gleich, und
wechſeln in allen Arbeiten Vor- und Nachmittags ab.
Mit den Kirchenvorſtehern wird alle Donnerſtage Konſi-
ſtorium gehalten. Ihre Beſoldungen kommen aus ei-
nem kleinen Fond, und aus dem Gelde, das man vom
Verkauf der Kirchenſtuͤhle bekoͤmmt: denn die Stuͤhle
ſind alle numerirt, und verkauft. Doch darf ein Frem-
der ſeinen Platz nicht bezahlen. In der Kirche iſt auſſer
einem Zweibruͤckiſchen Denkmahle gar keine Zierrath,
um den Reformirten kein Aergernis zu geben, auch kein
Altar. Fuͤr die Fuͤrſten von Naſſauweilburg, Braun-
ſchweig
ꝛc. ſind Stuͤhle darin. Ueber der zu niedrig

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[512/0536] liner Sammlungen im 8ten Bande ſteht eine Nachricht davon. Der Koͤnig von Preuſſen wolte es ihm abkau- fen, lies ſich hier, aber bei Boſch’s Feinden darnach er- kundigen, und dieſe ſchrieben keine guͤnſtigen Nachrichten zuruͤck. Ich ſah ferner noch das Muſeum Gottwal- dianum, von einem Arzte in Danzig, durch. Es ſind 2. kleine Folianten von Zeichnungen, Konchylien und Anat. comp. aber kein Text dabei, und koſtet anderthalb Dukaten. — Viele Inſekten vom Vorgeb d. g. H. Liſters kleine Schriften, die Hr. Meuſchen alle zu ſei- nem Konchylienwerke ſammelt. Seine Rezenſion von Martini’s Konchylienwerke mit dem Kupferſtiche, die er mir auch zum Andenken an ihn verehrte. Nachmittags war ich auch wieder einmahl in einer Lutheriſchen Kirche, und hoͤrte Hrn. Paſtor Muzen- becher uͤber die Stelle predigen: „Zweierlei bitt’ ich von „dir“ ꝛc. Vormittags wird uͤbers Evangelium gepre- diget, Nachmittags ſteht die Wahl des Textes frei. Die 3. Prediger an dieſer Kirche ſind ſich voͤllig gleich, und wechſeln in allen Arbeiten Vor- und Nachmittags ab. Mit den Kirchenvorſtehern wird alle Donnerſtage Konſi- ſtorium gehalten. Ihre Beſoldungen kommen aus ei- nem kleinen Fond, und aus dem Gelde, das man vom Verkauf der Kirchenſtuͤhle bekoͤmmt: denn die Stuͤhle ſind alle numerirt, und verkauft. Doch darf ein Frem- der ſeinen Platz nicht bezahlen. In der Kirche iſt auſſer einem Zweibruͤckiſchen Denkmahle gar keine Zierrath, um den Reformirten kein Aergernis zu geben, auch kein Altar. Fuͤr die Fuͤrſten von Naſſauweilburg, Braun- ſchweig ꝛc. ſind Stuͤhle darin. Ueber der zu niedrig ſtehenden

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 512. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/536>, abgerufen am 28.03.2024.