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Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783.

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lich wieder! Morgen muß ich fort, noch etliche Oerter in
Holland besuchen, und dann gehts wieder näher
Deutschland zu.

Den 21sten Aug.

Von Hrn. Goel erhielt ich einen Brief nach Ma-
stricht
an Mr. Monachon, Kapitain in Diensten der
Gen. Staaten. Und dann macht' ich mich auf die

Reise nach Utrecht.

Man rechnet bis dahin 7. Stunden, aber es sind
wohl 10. Das Pferd geht immer im Trabe, und wir
fuhren doch von 1-8. Uhr. Ein herrlicher Weg ists
auf der Amstel, und hernach auf der Vechte. Die Ka-
näle sind sehr breit und hell. Zu beiden Seiten bis nach
Utrecht sieht man weder Felder noch Wiesen, überall
nichts, als die herrlichsten, angenehmsten, prächtigsten
Landsitze. Die Schiffe, die von beiden Städten auf-
und niedergehen, sind auch immer mit einer Menge Men-
schen besetzt. Jeder zahlt 16. Stüber. Man passirt
viele kleine Dörfer, wo allemahl die schönsten Ziehbrü-
cken sind, die man von weitem aufhebt, damit das Schiff
mit dem Mast durchkan. Kurz vor Utrecht liegt ein
grosses Dorf, davon 2/3 . von Juden bewohnt werden.
Das Schiff legt eine Viertelstunde von der Stadt an,
und dann muß man schon den Eingang ins Thor bezah-
len.

Ich nahm mein Quartier bei Mr. Obelet, im Ka-
stel von Antwerpen,
wo der Tisch theurer war, als
anderwegen.

Bemer-

lich wieder! Morgen muß ich fort, noch etliche Oerter in
Holland beſuchen, und dann gehts wieder naͤher
Deutſchland zu.

Den 21ſten Aug.

Von Hrn. Goel erhielt ich einen Brief nach Ma-
ſtricht
an Mr. Monachon, Kapitain in Dienſten der
Gen. Staaten. Und dann macht’ ich mich auf die

Reiſe nach Utrecht.

Man rechnet bis dahin 7. Stunden, aber es ſind
wohl 10. Das Pferd geht immer im Trabe, und wir
fuhren doch von 1-8. Uhr. Ein herrlicher Weg iſts
auf der Amſtel, und hernach auf der Vechte. Die Ka-
naͤle ſind ſehr breit und hell. Zu beiden Seiten bis nach
Utrecht ſieht man weder Felder noch Wieſen, uͤberall
nichts, als die herrlichſten, angenehmſten, praͤchtigſten
Landſitze. Die Schiffe, die von beiden Staͤdten auf-
und niedergehen, ſind auch immer mit einer Menge Men-
ſchen beſetzt. Jeder zahlt 16. Stuͤber. Man paſſirt
viele kleine Doͤrfer, wo allemahl die ſchoͤnſten Ziehbruͤ-
cken ſind, die man von weitem aufhebt, damit das Schiff
mit dem Maſt durchkan. Kurz vor Utrecht liegt ein
groſſes Dorf, davon ⅔. von Juden bewohnt werden.
Das Schiff legt eine Viertelſtunde von der Stadt an,
und dann muß man ſchon den Eingang ins Thor bezah-
len.

Ich nahm mein Quartier bei Mr. Obelet, im Ka-
ſtel von Antwerpen,
wo der Tiſch theurer war, als
anderwegen.

Bemer-
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[590/0614] lich wieder! Morgen muß ich fort, noch etliche Oerter in Holland beſuchen, und dann gehts wieder naͤher Deutſchland zu. Den 21ſten Aug. Von Hrn. Goel erhielt ich einen Brief nach Ma- ſtricht an Mr. Monachon, Kapitain in Dienſten der Gen. Staaten. Und dann macht’ ich mich auf die Reiſe nach Utrecht. Man rechnet bis dahin 7. Stunden, aber es ſind wohl 10. Das Pferd geht immer im Trabe, und wir fuhren doch von 1-8. Uhr. Ein herrlicher Weg iſts auf der Amſtel, und hernach auf der Vechte. Die Ka- naͤle ſind ſehr breit und hell. Zu beiden Seiten bis nach Utrecht ſieht man weder Felder noch Wieſen, uͤberall nichts, als die herrlichſten, angenehmſten, praͤchtigſten Landſitze. Die Schiffe, die von beiden Staͤdten auf- und niedergehen, ſind auch immer mit einer Menge Men- ſchen beſetzt. Jeder zahlt 16. Stuͤber. Man paſſirt viele kleine Doͤrfer, wo allemahl die ſchoͤnſten Ziehbruͤ- cken ſind, die man von weitem aufhebt, damit das Schiff mit dem Maſt durchkan. Kurz vor Utrecht liegt ein groſſes Dorf, davon ⅔. von Juden bewohnt werden. Das Schiff legt eine Viertelſtunde von der Stadt an, und dann muß man ſchon den Eingang ins Thor bezah- len. Ich nahm mein Quartier bei Mr. Obelet, im Ka- ſtel von Antwerpen, wo der Tiſch theurer war, als anderwegen. Bemer-

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 590. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/614>, abgerufen am 28.03.2024.