Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783.

Bild:
<< vorherige Seite

Menge und hielt. Der Monarch stieg aus, grüßte
alles freundlich. Ein allgemeines freudiges Klatschen
empfing ihn. Er strich durch die Menge ins Zimmer,
und ward von jedem geliebt und gesegnet. Ganz das
Widerspiel der französischen Putzsucht trug er ein Kleid
ohne Gold und Steine, von Couleur de Puce, kein
Band und keinen Stern, weiße seidne Strümpfe und
einen silbernen Degen etc.

Pont St. Michel geht weit unter dem Pontneuf
über die Seine, ist wegen des Kommerzes lebhaft etc.

Les Bateaux sur la Riviere. Hat man sich
ermüdet mit Laufen nach den Brücken, um in die andre
Stadt zu kommen; so hat man die Bequemlichkeit, daß
man sich in Schiffen für 2. Liard übersetzen lassen kan.
Man geht auf verschiedenen Treppen hinunter, kan sich
überall embarquiren, aber zum Anlanden ist nur ein
Ort, fast in der Mitte, zwischen dem alten und neuen
Louvre. Oft ists zum Ausruhen gut. Auf den
Schiffen trocknen die Wäscher oft die Wäsche.

Place Maubert liegt mehr gegen das Ende der
Stadt. Der Platz ist dem Fischmarkte gewidmet, und
die Fischweiber da, sind wegen einer besondern Bered-
samkeit im Schimpfen berühmt. Man kan ihnen 2.
Sous geben, so schimpfen sie einen aus. Jeder bleibt
stehen und bezahlt sie, damit sie nur recht schreien und
schimpfen sollen.

Be-
C 5

Menge und hielt. Der Monarch ſtieg aus, gruͤßte
alles freundlich. Ein allgemeines freudiges Klatſchen
empfing ihn. Er ſtrich durch die Menge ins Zimmer,
und ward von jedem geliebt und geſegnet. Ganz das
Widerſpiel der franzoͤſiſchen Putzſucht trug er ein Kleid
ohne Gold und Steine, von Couleur de Puce, kein
Band und keinen Stern, weiße ſeidne Struͤmpfe und
einen ſilbernen Degen ꝛc.

Pont St. Michel geht weit unter dem Pontneuf
uͤber die Seine, iſt wegen des Kommerzes lebhaft ꝛc.

Les Bateaux ſur la Riviere. Hat man ſich
ermuͤdet mit Laufen nach den Bruͤcken, um in die andre
Stadt zu kommen; ſo hat man die Bequemlichkeit, daß
man ſich in Schiffen fuͤr 2. Liard uͤberſetzen laſſen kan.
Man geht auf verſchiedenen Treppen hinunter, kan ſich
uͤberall embarquiren, aber zum Anlanden iſt nur ein
Ort, faſt in der Mitte, zwiſchen dem alten und neuen
Louvre. Oft iſts zum Ausruhen gut. Auf den
Schiffen trocknen die Waͤſcher oft die Waͤſche.

Place Maubert liegt mehr gegen das Ende der
Stadt. Der Platz iſt dem Fiſchmarkte gewidmet, und
die Fiſchweiber da, ſind wegen einer beſondern Bered-
ſamkeit im Schimpfen beruͤhmt. Man kan ihnen 2.
Sous geben, ſo ſchimpfen ſie einen aus. Jeder bleibt
ſtehen und bezahlt ſie, damit ſie nur recht ſchreien und
ſchimpfen ſollen.

Be-
C 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0065" n="41"/>
Menge und hielt. Der Monarch &#x017F;tieg aus, gru&#x0364;ßte<lb/>
alles freundlich. Ein allgemeines freudiges Klat&#x017F;chen<lb/>
empfing ihn. Er &#x017F;trich durch die Menge ins Zimmer,<lb/>
und ward von jedem geliebt und ge&#x017F;egnet. Ganz das<lb/>
Wider&#x017F;piel der franzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;chen Putz&#x017F;ucht trug er ein Kleid<lb/>
ohne Gold und Steine, von <hi rendition="#aq">Couleur de Puce,</hi> kein<lb/>
Band und keinen Stern, weiße &#x017F;eidne Stru&#x0364;mpfe und<lb/>
einen &#x017F;ilbernen Degen &#xA75B;c.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#aq">Pont St. <hi rendition="#i">Michel</hi></hi> geht weit unter dem <hi rendition="#aq">Pontneuf</hi><lb/>
u&#x0364;ber die <hi rendition="#fr">Seine,</hi> i&#x017F;t wegen des Kommerzes lebhaft &#xA75B;c.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#aq">Les Bateaux &#x017F;ur la Riviere.</hi> Hat man &#x017F;ich<lb/>
ermu&#x0364;det mit Laufen nach den Bru&#x0364;cken, um in die andre<lb/>
Stadt zu kommen; &#x017F;o hat man die Bequemlichkeit, daß<lb/>
man &#x017F;ich in Schiffen fu&#x0364;r 2. Liard u&#x0364;ber&#x017F;etzen la&#x017F;&#x017F;en kan.<lb/>
Man geht auf ver&#x017F;chiedenen Treppen hinunter, kan &#x017F;ich<lb/>
u&#x0364;berall embarquiren, aber zum Anlanden i&#x017F;t nur ein<lb/>
Ort, fa&#x017F;t in der Mitte, zwi&#x017F;chen dem alten und neuen<lb/><hi rendition="#fr">Louvre.</hi> Oft i&#x017F;ts zum Ausruhen gut. Auf den<lb/>
Schiffen trocknen die Wa&#x0364;&#x017F;cher oft die Wa&#x0364;&#x017F;che.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#aq">Place <hi rendition="#i">Maubert</hi></hi> liegt mehr gegen das Ende der<lb/>
Stadt. Der Platz i&#x017F;t dem Fi&#x017F;chmarkte gewidmet, und<lb/>
die Fi&#x017F;chweiber da, &#x017F;ind wegen einer be&#x017F;ondern Bered-<lb/>
&#x017F;amkeit im Schimpfen beru&#x0364;hmt. Man kan ihnen 2.<lb/>
Sous geben, &#x017F;o &#x017F;chimpfen &#x017F;ie einen aus. Jeder bleibt<lb/>
&#x017F;tehen und bezahlt &#x017F;ie, damit &#x017F;ie nur recht &#x017F;chreien und<lb/>
&#x017F;chimpfen &#x017F;ollen.</p>
          </div><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">C 5</fw>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Be-</hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[41/0065] Menge und hielt. Der Monarch ſtieg aus, gruͤßte alles freundlich. Ein allgemeines freudiges Klatſchen empfing ihn. Er ſtrich durch die Menge ins Zimmer, und ward von jedem geliebt und geſegnet. Ganz das Widerſpiel der franzoͤſiſchen Putzſucht trug er ein Kleid ohne Gold und Steine, von Couleur de Puce, kein Band und keinen Stern, weiße ſeidne Struͤmpfe und einen ſilbernen Degen ꝛc. Pont St. Michel geht weit unter dem Pontneuf uͤber die Seine, iſt wegen des Kommerzes lebhaft ꝛc. Les Bateaux ſur la Riviere. Hat man ſich ermuͤdet mit Laufen nach den Bruͤcken, um in die andre Stadt zu kommen; ſo hat man die Bequemlichkeit, daß man ſich in Schiffen fuͤr 2. Liard uͤberſetzen laſſen kan. Man geht auf verſchiedenen Treppen hinunter, kan ſich uͤberall embarquiren, aber zum Anlanden iſt nur ein Ort, faſt in der Mitte, zwiſchen dem alten und neuen Louvre. Oft iſts zum Ausruhen gut. Auf den Schiffen trocknen die Waͤſcher oft die Waͤſche. Place Maubert liegt mehr gegen das Ende der Stadt. Der Platz iſt dem Fiſchmarkte gewidmet, und die Fiſchweiber da, ſind wegen einer beſondern Bered- ſamkeit im Schimpfen beruͤhmt. Man kan ihnen 2. Sous geben, ſo ſchimpfen ſie einen aus. Jeder bleibt ſtehen und bezahlt ſie, damit ſie nur recht ſchreien und ſchimpfen ſollen. Be- C 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/65
Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/65>, abgerufen am 24.04.2024.