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Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784.

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Sein Denkmahl in der Johanniskirche an der
Wand, neben der Mittelthüre. Die verschleierte Reli-
gion überreicht der Tugend Gellert's Brustbild aus ver-
goldeter Bronze. Diese hat schon einen Kranz für ihn
in Händen. Bücher und Attribute des Dichters liegen
unten. Die Inschrift besagt, daß es ihm von einer
Gesellschaft guter Freunde und Zeitgenossen errichtet wor-
den, unter denen viele Pohlen sind.

Die Statue des jetzt regierenden Churfürsten vor
dem Petersthore, auf einem schönen viereckigten grünen
Rasenplatze mit neuangelegten Linden-Alleen, die ins
Viereck herumgezogen sind. Sie ist ihm vom Fürsten
Jablonowsky und dem hiesigen Rath errichtet worden,
und erst neulich mit grosser Feierlichkeit und Illumination
aufgedeckt und eingeweiht worden. Eine Art von Tem-
pel auf 4. Säulen stand jetzt noch über der Statue. Der
Churfürst steht in römischer Kleidung mit blossem Haupte
da, und hält in der einen Hand einige Lorberkränze.
Aber das Fußgestelle ist doch für die Statue zu hoch und
schwerfällig, und schadet ihrer Wirkung.

Den 19ten Aug.

Erst war ich heute beim Mechanikus Hofmann,
einem geschickten Optikus, und bestellte mir bei ihm ein Mi-
croscop. compos.
das 51. Millionenmahl vergrössern
soll, mit dem ganzen dazu gehörigen Apparat und Be-
schreibung etc. Ich ward mit ihm auf 60. Thaler ei-
nig. Wir betrachteten Schuppen vom Pärsch und vom
Schlammbeitzker. Drauf wollte ich das

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Sein Denkmahl in der Johanniskirche an der
Wand, neben der Mittelthuͤre. Die verſchleierte Reli-
gion uͤberreicht der Tugend Gellert’s Bruſtbild aus ver-
goldeter Bronze. Dieſe hat ſchon einen Kranz fuͤr ihn
in Haͤnden. Buͤcher und Attribute des Dichters liegen
unten. Die Inſchrift beſagt, daß es ihm von einer
Geſellſchaft guter Freunde und Zeitgenoſſen errichtet wor-
den, unter denen viele Pohlen ſind.

Die Statue des jetzt regierenden Churfuͤrſten vor
dem Petersthore, auf einem ſchoͤnen viereckigten gruͤnen
Raſenplatze mit neuangelegten Linden-Alleen, die ins
Viereck herumgezogen ſind. Sie iſt ihm vom Fuͤrſten
Jablonowsky und dem hieſigen Rath errichtet worden,
und erſt neulich mit groſſer Feierlichkeit und Illumination
aufgedeckt und eingeweiht worden. Eine Art von Tem-
pel auf 4. Saͤulen ſtand jetzt noch uͤber der Statue. Der
Churfuͤrſt ſteht in roͤmiſcher Kleidung mit bloſſem Haupte
da, und haͤlt in der einen Hand einige Lorberkraͤnze.
Aber das Fußgeſtelle iſt doch fuͤr die Statue zu hoch und
ſchwerfaͤllig, und ſchadet ihrer Wirkung.

Den 19ten Aug.

Erſt war ich heute beim Mechanikus Hofmann,
einem geſchickten Optikus, und beſtellte mir bei ihm ein Mi-
croſcop. compoſ.
das 51. Millionenmahl vergroͤſſern
ſoll, mit dem ganzen dazu gehoͤrigen Apparat und Be-
ſchreibung ꝛc. Ich ward mit ihm auf 60. Thaler ei-
nig. Wir betrachteten Schuppen vom Paͤrſch und vom
Schlammbeitzker. Drauf wollte ich das

Link-
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[134/0172] Sein Denkmahl in der Johanniskirche an der Wand, neben der Mittelthuͤre. Die verſchleierte Reli- gion uͤberreicht der Tugend Gellert’s Bruſtbild aus ver- goldeter Bronze. Dieſe hat ſchon einen Kranz fuͤr ihn in Haͤnden. Buͤcher und Attribute des Dichters liegen unten. Die Inſchrift beſagt, daß es ihm von einer Geſellſchaft guter Freunde und Zeitgenoſſen errichtet wor- den, unter denen viele Pohlen ſind. Die Statue des jetzt regierenden Churfuͤrſten vor dem Petersthore, auf einem ſchoͤnen viereckigten gruͤnen Raſenplatze mit neuangelegten Linden-Alleen, die ins Viereck herumgezogen ſind. Sie iſt ihm vom Fuͤrſten Jablonowsky und dem hieſigen Rath errichtet worden, und erſt neulich mit groſſer Feierlichkeit und Illumination aufgedeckt und eingeweiht worden. Eine Art von Tem- pel auf 4. Saͤulen ſtand jetzt noch uͤber der Statue. Der Churfuͤrſt ſteht in roͤmiſcher Kleidung mit bloſſem Haupte da, und haͤlt in der einen Hand einige Lorberkraͤnze. Aber das Fußgeſtelle iſt doch fuͤr die Statue zu hoch und ſchwerfaͤllig, und ſchadet ihrer Wirkung. Den 19ten Aug. Erſt war ich heute beim Mechanikus Hofmann, einem geſchickten Optikus, und beſtellte mir bei ihm ein Mi- croſcop. compoſ. das 51. Millionenmahl vergroͤſſern ſoll, mit dem ganzen dazu gehoͤrigen Apparat und Be- ſchreibung ꝛc. Ich ward mit ihm auf 60. Thaler ei- nig. Wir betrachteten Schuppen vom Paͤrſch und vom Schlammbeitzker. Drauf wollte ich das Link-

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/172>, abgerufen am 28.03.2024.