Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784.

Bild:
<< vorherige Seite

cuti fuerint. Diffunditur etiam stolidi aliquid,
et serpit stupiditas ex Romanensium Ecclesia,
inter nostrates, quo sit, ut instituta. vel opti-
ma, fere semper inficiantur.

Bemerkungen.

Das Allmosen in der Dänischen Kirche ist an ei-
nem gemeinen Sonntage 5--51/2. Gulden; als ich pre-
digte, fielen 17. Gulden. Da zehren aber viele Arme
davon, und die Kirchenbediente bekommen auch jede
Woche ihr Gewisses davon.

Jeder Brief muß hier bis an die Grenze nahe oder
weit, mit 6. Kreuzer bezahlt werden, und kan nicht wei-
ter frankirt werden. Und jeder Brief im Lande kostet 4.
Kreuzer, er gehe 2. Stunden, oder bis ins Temes-
warer
Bannat.

So eine hölzerne Hütte, oder Stand, dergleichen
die Krämer zeilenweise auf dem Markte, sonderlich auf
dem Graben haben, kostet den ganzen Markt durch nicht
mehr als 60. Kreuzer. Aber Gewölbe sind kaum noch
zu haben, man muß sie fast ein halbes Jahr vorher be-
stellen, und also auch so lange kostbar bezahlen.

Die Logis sind hier in manchen Häusern erbärm-
lich. Angebäude, Winkel, Erker etc. sind unzählich.
Beim Abtritte ist oft aus Mangel des Platzes eine grosse
Unfläterei. Die wenigsten Kaufleute wohnen da, wo
sie ihr Gewölbe haben. Es gibt Staatsstuben, die
kaum helle sind, kalt, unfreundlich etc. Auf mancher
engen Wendeltreppe begreift man kaum, wie die Leute
ihre Meublen hinauf und herabbringen können, weil 2.
Menschen einander kaum ausweichen können. Aber die

Sessel-

cuti fuerint. Diffunditur etiam ſtolidi aliquid,
et ſerpit ſtupiditas ex Romanenſium Eccleſia,
inter noſtrates, quo ſit, ut inſtituta. vel opti-
ma, fere ſemper inficiantur.

Bemerkungen.

Das Allmoſen in der Daͤniſchen Kirche iſt an ei-
nem gemeinen Sonntage 5—5½. Gulden; als ich pre-
digte, fielen 17. Gulden. Da zehren aber viele Arme
davon, und die Kirchenbediente bekommen auch jede
Woche ihr Gewiſſes davon.

Jeder Brief muß hier bis an die Grenze nahe oder
weit, mit 6. Kreuzer bezahlt werden, und kan nicht wei-
ter frankirt werden. Und jeder Brief im Lande koſtet 4.
Kreuzer, er gehe 2. Stunden, oder bis ins Temes-
warer
Bannat.

So eine hoͤlzerne Huͤtte, oder Stand, dergleichen
die Kraͤmer zeilenweiſe auf dem Markte, ſonderlich auf
dem Graben haben, koſtet den ganzen Markt durch nicht
mehr als 60. Kreuzer. Aber Gewoͤlbe ſind kaum noch
zu haben, man muß ſie faſt ein halbes Jahr vorher be-
ſtellen, und alſo auch ſo lange koſtbar bezahlen.

Die Logis ſind hier in manchen Haͤuſern erbaͤrm-
lich. Angebaͤude, Winkel, Erker ꝛc. ſind unzaͤhlich.
Beim Abtritte iſt oft aus Mangel des Platzes eine groſſe
Unflaͤterei. Die wenigſten Kaufleute wohnen da, wo
ſie ihr Gewoͤlbe haben. Es gibt Staatsſtuben, die
kaum helle ſind, kalt, unfreundlich ꝛc. Auf mancher
engen Wendeltreppe begreift man kaum, wie die Leute
ihre Meublen hinauf und herabbringen koͤnnen, weil 2.
Menſchen einander kaum ausweichen koͤnnen. Aber die

Seſſel-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="2">
            <div n="3">
              <p>
                <pb facs="#f0640" n="602"/> <hi rendition="#aq">cuti fuerint. Diffunditur etiam &#x017F;tolidi aliquid,<lb/>
et &#x017F;erpit &#x017F;tupiditas ex Romanen&#x017F;ium Eccle&#x017F;ia,<lb/>
inter no&#x017F;trates, quo &#x017F;it, ut in&#x017F;tituta. vel opti-<lb/>
ma, fere &#x017F;emper inficiantur.</hi> </p>
            </div><lb/>
            <div n="3">
              <head> <hi rendition="#fr">Bemerkungen.</hi> </head><lb/>
              <p>Das <hi rendition="#fr">Allmo&#x017F;en</hi> in der <hi rendition="#fr">Da&#x0364;n</hi>i&#x017F;chen Kirche i&#x017F;t an ei-<lb/>
nem gemeinen Sonntage 5&#x2014;5½. Gulden; als ich pre-<lb/>
digte, fielen 17. Gulden. Da zehren aber viele Arme<lb/>
davon, und die Kirchenbediente bekommen auch jede<lb/>
Woche ihr Gewi&#x017F;&#x017F;es davon.</p><lb/>
              <p>Jeder <hi rendition="#fr">Brief</hi> muß hier bis an die Grenze nahe oder<lb/>
weit, mit 6. Kreuzer bezahlt werden, und kan nicht wei-<lb/>
ter frankirt werden. Und jeder Brief im Lande ko&#x017F;tet 4.<lb/>
Kreuzer, er gehe 2. Stunden, oder bis ins <hi rendition="#fr">Temes-<lb/>
warer</hi> Bannat.</p><lb/>
              <p>So eine ho&#x0364;lzerne <hi rendition="#fr">Hu&#x0364;tte,</hi> oder <hi rendition="#fr">Stand,</hi> dergleichen<lb/>
die Kra&#x0364;mer zeilenwei&#x017F;e auf dem Markte, &#x017F;onderlich auf<lb/>
dem Graben haben, ko&#x017F;tet den ganzen Markt durch nicht<lb/>
mehr als 60. Kreuzer. Aber <hi rendition="#fr">Gewo&#x0364;lbe</hi> &#x017F;ind kaum noch<lb/>
zu haben, man muß &#x017F;ie fa&#x017F;t ein halbes Jahr vorher be-<lb/>
&#x017F;tellen, und al&#x017F;o auch &#x017F;o lange ko&#x017F;tbar bezahlen.</p><lb/>
              <p>Die <hi rendition="#fr">Logis</hi> &#x017F;ind hier in manchen Ha&#x0364;u&#x017F;ern erba&#x0364;rm-<lb/>
lich. Angeba&#x0364;ude, Winkel, Erker &#xA75B;c. &#x017F;ind unza&#x0364;hlich.<lb/>
Beim Abtritte i&#x017F;t oft aus Mangel des Platzes eine gro&#x017F;&#x017F;e<lb/>
Unfla&#x0364;terei. Die wenig&#x017F;ten Kaufleute wohnen da, wo<lb/>
&#x017F;ie ihr Gewo&#x0364;lbe haben. Es gibt Staats&#x017F;tuben, die<lb/>
kaum helle &#x017F;ind, kalt, unfreundlich &#xA75B;c. Auf mancher<lb/>
engen Wendeltreppe begreift man kaum, wie die Leute<lb/>
ihre Meublen hinauf und herabbringen ko&#x0364;nnen, weil 2.<lb/>
Men&#x017F;chen einander kaum ausweichen ko&#x0364;nnen. Aber die<lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">Se&#x017F;&#x017F;el-</hi></fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[602/0640] cuti fuerint. Diffunditur etiam ſtolidi aliquid, et ſerpit ſtupiditas ex Romanenſium Eccleſia, inter noſtrates, quo ſit, ut inſtituta. vel opti- ma, fere ſemper inficiantur. Bemerkungen. Das Allmoſen in der Daͤniſchen Kirche iſt an ei- nem gemeinen Sonntage 5—5½. Gulden; als ich pre- digte, fielen 17. Gulden. Da zehren aber viele Arme davon, und die Kirchenbediente bekommen auch jede Woche ihr Gewiſſes davon. Jeder Brief muß hier bis an die Grenze nahe oder weit, mit 6. Kreuzer bezahlt werden, und kan nicht wei- ter frankirt werden. Und jeder Brief im Lande koſtet 4. Kreuzer, er gehe 2. Stunden, oder bis ins Temes- warer Bannat. So eine hoͤlzerne Huͤtte, oder Stand, dergleichen die Kraͤmer zeilenweiſe auf dem Markte, ſonderlich auf dem Graben haben, koſtet den ganzen Markt durch nicht mehr als 60. Kreuzer. Aber Gewoͤlbe ſind kaum noch zu haben, man muß ſie faſt ein halbes Jahr vorher be- ſtellen, und alſo auch ſo lange koſtbar bezahlen. Die Logis ſind hier in manchen Haͤuſern erbaͤrm- lich. Angebaͤude, Winkel, Erker ꝛc. ſind unzaͤhlich. Beim Abtritte iſt oft aus Mangel des Platzes eine groſſe Unflaͤterei. Die wenigſten Kaufleute wohnen da, wo ſie ihr Gewoͤlbe haben. Es gibt Staatsſtuben, die kaum helle ſind, kalt, unfreundlich ꝛc. Auf mancher engen Wendeltreppe begreift man kaum, wie die Leute ihre Meublen hinauf und herabbringen koͤnnen, weil 2. Menſchen einander kaum ausweichen koͤnnen. Aber die Seſſel-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/640
Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 602. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/640>, abgerufen am 19.04.2024.