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Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784.

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der aber gar nicht exegesirt wurde. Exord. Pauli
Frage an den K. Agrippas: Warum wird das für
unmöglich unter euch gerichtet etc. Trans. Unter den
Christen läugneten auch viele die Unsterblichkeit der See-
le, also Thema: Von der Unsterblichkeit der Seele.
I) Beweise aus der Bibel. Das N. Test. ist ganz
voll davon, Christus wollte keine blos irrdische Glück-
seligkeit lehren. In der Zwischenzeit von Christus bis
auf Malachia, sieht man die Spuren dieses Glaubens
im B. d. Weish. Kap. 11. besonders, und im Buch der
Makk. Aus den Propheten ward der Schluß vom
Daniel, und die Stelle im Esaia: "Die richtig ge-
"wandelt haben, ruhen" etc. angeführt, das könne nicht
blos vom Leibe verstanden werden, sonst gelte es auch von
den Gottlosen etc. Von Davids Psalmen ward wegen
der Menge keiner angeführt!! Aus Sauls Zuflucht zur
Betrügerin in Endor ward auch auf die Existenz dieses
Glaubens geschlossen. Aus Mosis Schriften ward die
Stelle: "Gott blies ihm einen lebendigen Odem in seine
"Nase", erbärmlich gedreht, daß sie etwas beweisen
sollte. Henochs Geschichte und die Redensart von
Abrahams Tode: "Er ward zu seinem Volke ver-
"sammelt", da er doch nicht bei seinen Vorfahren be-
graben ward, wurden allein angeführt, (Gen. 49, 10.
nicht einmahl). Daß es Moses bei seinen Geboten
nicht ausdrücklich als Motiv brauchte, ward seicht und
verworren beantwortet. II) Beweise aus der Vernunft.
Da ward nur kurz die Perfektibilität des Menschen in
Erinnerung gebracht. III) Beweise aus dem Consen-
su Gentilium
.
-- Sonst hätte Gott den Israeliten
nicht so strenge verboten, die Todten zu fragen. Tar-
tarus
der Römer, Minos, Rhadamanthus, Furiae --

die,
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der aber gar nicht exegeſirt wurde. Exord. Pauli
Frage an den K. Agrippas: Warum wird das fuͤr
unmoͤglich unter euch gerichtet ꝛc. Trans. Unter den
Chriſten laͤugneten auch viele die Unſterblichkeit der See-
le, alſo Thema: Von der Unſterblichkeit der Seele.
I) Beweiſe aus der Bibel. Das N. Teſt. iſt ganz
voll davon, Chriſtus wollte keine blos irrdiſche Gluͤck-
ſeligkeit lehren. In der Zwiſchenzeit von Chriſtus bis
auf Malachia, ſieht man die Spuren dieſes Glaubens
im B. d. Weish. Kap. 11. beſonders, und im Buch der
Makk. Aus den Propheten ward der Schluß vom
Daniel, und die Stelle im Eſaia: „Die richtig ge-
„wandelt haben, ruhen“ ꝛc. angefuͤhrt, das koͤnne nicht
blos vom Leibe verſtanden werden, ſonſt gelte es auch von
den Gottloſen ꝛc. Von Davids Pſalmen ward wegen
der Menge keiner angefuͤhrt!! Aus Sauls Zuflucht zur
Betruͤgerin in Endor ward auch auf die Exiſtenz dieſes
Glaubens geſchloſſen. Aus Moſis Schriften ward die
Stelle: „Gott blies ihm einen lebendigen Odem in ſeine
„Naſe“, erbaͤrmlich gedreht, daß ſie etwas beweiſen
ſollte. Henochs Geſchichte und die Redensart von
Abrahams Tode: „Er ward zu ſeinem Volke ver-
„ſammelt“, da er doch nicht bei ſeinen Vorfahren be-
graben ward, wurden allein angefuͤhrt, (Gen. 49, 10.
nicht einmahl). Daß es Moſes bei ſeinen Geboten
nicht ausdruͤcklich als Motiv brauchte, ward ſeicht und
verworren beantwortet. II) Beweiſe aus der Vernunft.
Da ward nur kurz die Perfektibilitaͤt des Menſchen in
Erinnerung gebracht. III) Beweiſe aus dem Conſen-
ſu Gentilium
.
— Sonſt haͤtte Gott den Iſraeliten
nicht ſo ſtrenge verboten, die Todten zu fragen. Tar-
tarus
der Roͤmer, Minos, Rhadamanthus, Furiae

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[485/0523] der aber gar nicht exegeſirt wurde. Exord. Pauli Frage an den K. Agrippas: Warum wird das fuͤr unmoͤglich unter euch gerichtet ꝛc. Trans. Unter den Chriſten laͤugneten auch viele die Unſterblichkeit der See- le, alſo Thema: Von der Unſterblichkeit der Seele. I) Beweiſe aus der Bibel. Das N. Teſt. iſt ganz voll davon, Chriſtus wollte keine blos irrdiſche Gluͤck- ſeligkeit lehren. In der Zwiſchenzeit von Chriſtus bis auf Malachia, ſieht man die Spuren dieſes Glaubens im B. d. Weish. Kap. 11. beſonders, und im Buch der Makk. Aus den Propheten ward der Schluß vom Daniel, und die Stelle im Eſaia: „Die richtig ge- „wandelt haben, ruhen“ ꝛc. angefuͤhrt, das koͤnne nicht blos vom Leibe verſtanden werden, ſonſt gelte es auch von den Gottloſen ꝛc. Von Davids Pſalmen ward wegen der Menge keiner angefuͤhrt!! Aus Sauls Zuflucht zur Betruͤgerin in Endor ward auch auf die Exiſtenz dieſes Glaubens geſchloſſen. Aus Moſis Schriften ward die Stelle: „Gott blies ihm einen lebendigen Odem in ſeine „Naſe“, erbaͤrmlich gedreht, daß ſie etwas beweiſen ſollte. Henochs Geſchichte und die Redensart von Abrahams Tode: „Er ward zu ſeinem Volke ver- „ſammelt“, da er doch nicht bei ſeinen Vorfahren be- graben ward, wurden allein angefuͤhrt, (Gen. 49, 10. nicht einmahl). Daß es Moſes bei ſeinen Geboten nicht ausdruͤcklich als Motiv brauchte, ward ſeicht und verworren beantwortet. II) Beweiſe aus der Vernunft. Da ward nur kurz die Perfektibilitaͤt des Menſchen in Erinnerung gebracht. III) Beweiſe aus dem Conſen- ſu Gentilium. — Sonſt haͤtte Gott den Iſraeliten nicht ſo ſtrenge verboten, die Todten zu fragen. Tar- tarus der Roͤmer, Minos, Rhadamanthus, Furiae — die, H h 3

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 485. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/523>, abgerufen am 20.04.2024.