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Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784.

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Ein Abraham, der seinen geretteten Isaak um-
armt; ein Vater, der seinen verlornen Sohn wieder
aufnimmt; einige Naturstücke fallen mir noch jetzt als
besonders schön bei. Auch ein durch ein Fenster schau-
ender Kopf betrog den Fürsten von St. Blasien so, daß
er an die Fensterrahmen greifen wollte.

Das Theresianum. -- In dieses schöne Gebäude
fuhren wir, als der Fürst weggegangen war, um den Hrn.
Rath Denis zu sprechen. Er sprach gleich viel von
Klopstocks sonderbarer Ode über Pabst und Kaiser,
und wie er sie doch zweimahl an verschiedene Leute geschickt
hätte, um sie dem Kaiser zu zeigen, wenn man anders
glaubte, daß sich keine Seele in Wien darüber är-
gerte;
und doch nennt er den Pabst den Obermönch,
die Engelsburg die Teufelsburg etc. Denis zeigte uns
sein neues Werk über die ältesten gedruckten Bücher,
in der Garellschen Bibliothek *). Ueber den 6. Kreu-
zer Brochüren blieb das Werk laut des Datums in der
Vorrede lange im Laden liegen. Man irrt sich, wenn
man es als eine Fortsetzung der Bücherkunde von De-
nis
ansieht, es ist ein eigenes Werk. Dafür bekam er
auch nichts vom Wiener Buchhändler. Aus dem 15ten
Jahrhundert selber ist nichts mehr da.

Hinten
*) Bibl. Garelliana heißt sie noch immer, weil Garell
ehemaliger Leibmedikus und Kaiserl. Bibliothekar sie
gesammelt, zum öffentlichen Gebrauch nach seinem
Tode vermacht, und die verstorbene Kaiserin sie bei
Errichtung des Theresianums hieher angewiesen hat.
Zweimahl im Jahr wird sie, Stück vor Stück, ab-
gewischt und gereinigt.
Zweiter Theil. K k

Ein Abraham, der ſeinen geretteten Iſaak um-
armt; ein Vater, der ſeinen verlornen Sohn wieder
aufnimmt; einige Naturſtuͤcke fallen mir noch jetzt als
beſonders ſchoͤn bei. Auch ein durch ein Fenſter ſchau-
ender Kopf betrog den Fuͤrſten von St. Blaſien ſo, daß
er an die Fenſterrahmen greifen wollte.

Das Thereſianum. — In dieſes ſchoͤne Gebaͤude
fuhren wir, als der Fuͤrſt weggegangen war, um den Hrn.
Rath Denis zu ſprechen. Er ſprach gleich viel von
Klopſtocks ſonderbarer Ode uͤber Pabſt und Kaiſer,
und wie er ſie doch zweimahl an verſchiedene Leute geſchickt
haͤtte, um ſie dem Kaiſer zu zeigen, wenn man anders
glaubte, daß ſich keine Seele in Wien daruͤber aͤr-
gerte;
und doch nennt er den Pabſt den Obermoͤnch,
die Engelsburg die Teufelsburg ꝛc. Denis zeigte uns
ſein neues Werk uͤber die aͤlteſten gedruckten Buͤcher,
in der Garellſchen Bibliothek *). Ueber den 6. Kreu-
zer Brochuͤren blieb das Werk laut des Datums in der
Vorrede lange im Laden liegen. Man irrt ſich, wenn
man es als eine Fortſetzung der Buͤcherkunde von De-
nis
anſieht, es iſt ein eigenes Werk. Dafuͤr bekam er
auch nichts vom Wiener Buchhaͤndler. Aus dem 15ten
Jahrhundert ſelber iſt nichts mehr da.

Hinten
*) Bibl. Garelliana heißt ſie noch immer, weil Garell
ehemaliger Leibmedikus und Kaiſerl. Bibliothekar ſie
geſammelt, zum oͤffentlichen Gebrauch nach ſeinem
Tode vermacht, und die verſtorbene Kaiſerin ſie bei
Errichtung des Thereſianums hieher angewieſen hat.
Zweimahl im Jahr wird ſie, Stuͤck vor Stuͤck, ab-
gewiſcht und gereinigt.
Zweiter Theil. K k
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[513/0551] Ein Abraham, der ſeinen geretteten Iſaak um- armt; ein Vater, der ſeinen verlornen Sohn wieder aufnimmt; einige Naturſtuͤcke fallen mir noch jetzt als beſonders ſchoͤn bei. Auch ein durch ein Fenſter ſchau- ender Kopf betrog den Fuͤrſten von St. Blaſien ſo, daß er an die Fenſterrahmen greifen wollte. Das Thereſianum. — In dieſes ſchoͤne Gebaͤude fuhren wir, als der Fuͤrſt weggegangen war, um den Hrn. Rath Denis zu ſprechen. Er ſprach gleich viel von Klopſtocks ſonderbarer Ode uͤber Pabſt und Kaiſer, und wie er ſie doch zweimahl an verſchiedene Leute geſchickt haͤtte, um ſie dem Kaiſer zu zeigen, wenn man anders glaubte, daß ſich keine Seele in Wien daruͤber aͤr- gerte; und doch nennt er den Pabſt den Obermoͤnch, die Engelsburg die Teufelsburg ꝛc. Denis zeigte uns ſein neues Werk uͤber die aͤlteſten gedruckten Buͤcher, in der Garellſchen Bibliothek *). Ueber den 6. Kreu- zer Brochuͤren blieb das Werk laut des Datums in der Vorrede lange im Laden liegen. Man irrt ſich, wenn man es als eine Fortſetzung der Buͤcherkunde von De- nis anſieht, es iſt ein eigenes Werk. Dafuͤr bekam er auch nichts vom Wiener Buchhaͤndler. Aus dem 15ten Jahrhundert ſelber iſt nichts mehr da. Hinten *) Bibl. Garelliana heißt ſie noch immer, weil Garell ehemaliger Leibmedikus und Kaiſerl. Bibliothekar ſie geſammelt, zum oͤffentlichen Gebrauch nach ſeinem Tode vermacht, und die verſtorbene Kaiſerin ſie bei Errichtung des Thereſianums hieher angewieſen hat. Zweimahl im Jahr wird ſie, Stuͤck vor Stuͤck, ab- gewiſcht und gereinigt. Zweiter Theil. K k

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 513. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/551>, abgerufen am 29.03.2024.