Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784.

Bild:
<< vorherige Seite

der Mann in der Gegend fand, darin abgezeichnet. Vie-
le Charten sind nur mit der Feder gezeichnet. Auch die
sind bemerkt, die noch zur Vollständigkeit der Sammlung
fehlen. Der Sammler war in allen Dingen gar scien-
tifisch und systematisch. -- Und nun sagt seine eigene
Tochter: "Sie fürchte nur, ihr einziger Sohn möchte
"einmahl an allen diesen Sachen Geschmack finden."
Die Bücher verkauft ein Antiquarius einzeln in der Bu-
de auf dem Markte.

Eine Sammlung Konchylien trift man auch darin-
nen an, worunter schöne und wohlkonservirte Stücke sind.

Ganz besonders schön und reich aber ist die Samm-
lung von Oesterreichischen Steinen, alle Arten von
Marmor, Alabaster, Sandsteine, Kiesel, Granite und
Porphyre. Es sind wohl über 300. Spielarten allein
von Marmor im Oesterreichischen. Jede Sorte ist
doppelt da, jede Schublade hat 2. Einsätze, also 3. La-
gen über einander, die ovale Figur gefiel dem Manne
besser als die viereckigte. Darunter kommen prächtige
Stücke vor, im Kaiserlichen Kabinet hat man diese Land-
sammlung nicht so vollständig, und so schön zubereitet.

Eine grosse Vase aus Böhmischen Puddingstone
ist alles was man schön heissen kan.

Hr. Prediger Eckhof und ich assen Mittags beim
Hrn. Baron von Vockel. In Gesellschaften ist er
noch munter. Der Sohn ist ein feuriger offener Junge,
das Gesicht der Töchter hat aber fast durchgängig etwas
Schiefes. Wir sprachen viel vom Pabst, den jetzigen
Schriften, Einrichtungen der Kirchen, Unrechtmässigkeit
des Kniens beim Venerabili etc.

Bemer-

der Mann in der Gegend fand, darin abgezeichnet. Vie-
le Charten ſind nur mit der Feder gezeichnet. Auch die
ſind bemerkt, die noch zur Vollſtaͤndigkeit der Sammlung
fehlen. Der Sammler war in allen Dingen gar ſcien-
tifiſch und ſyſtematiſch. — Und nun ſagt ſeine eigene
Tochter: „Sie fuͤrchte nur, ihr einziger Sohn moͤchte
„einmahl an allen dieſen Sachen Geſchmack finden.“
Die Buͤcher verkauft ein Antiquarius einzeln in der Bu-
de auf dem Markte.

Eine Sammlung Konchylien trift man auch darin-
nen an, worunter ſchoͤne und wohlkonſervirte Stuͤcke ſind.

Ganz beſonders ſchoͤn und reich aber iſt die Samm-
lung von Oeſterreichiſchen Steinen, alle Arten von
Marmor, Alabaſter, Sandſteine, Kieſel, Granite und
Porphyre. Es ſind wohl uͤber 300. Spielarten allein
von Marmor im Oeſterreichiſchen. Jede Sorte iſt
doppelt da, jede Schublade hat 2. Einſaͤtze, alſo 3. La-
gen uͤber einander, die ovale Figur gefiel dem Manne
beſſer als die viereckigte. Darunter kommen praͤchtige
Stuͤcke vor, im Kaiſerlichen Kabinet hat man dieſe Land-
ſammlung nicht ſo vollſtaͤndig, und ſo ſchoͤn zubereitet.

Eine groſſe Vaſe aus Boͤhmiſchen Puddingſtone
iſt alles was man ſchoͤn heiſſen kan.

Hr. Prediger Eckhof und ich aſſen Mittags beim
Hrn. Baron von Vockel. In Geſellſchaften iſt er
noch munter. Der Sohn iſt ein feuriger offener Junge,
das Geſicht der Toͤchter hat aber faſt durchgaͤngig etwas
Schiefes. Wir ſprachen viel vom Pabſt, den jetzigen
Schriften, Einrichtungen der Kirchen, Unrechtmaͤſſigkeit
des Kniens beim Venerabili ꝛc.

Bemer-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="2">
            <div n="3">
              <p><pb facs="#f0616" n="578"/>
der Mann in der Gegend fand, darin abgezeichnet. Vie-<lb/>
le Charten &#x017F;ind nur mit der Feder gezeichnet. Auch die<lb/>
&#x017F;ind bemerkt, die noch zur Voll&#x017F;ta&#x0364;ndigkeit der Sammlung<lb/>
fehlen. Der Sammler war in allen Dingen gar &#x017F;cien-<lb/>
tifi&#x017F;ch und &#x017F;y&#x017F;temati&#x017F;ch. &#x2014; Und nun &#x017F;agt &#x017F;eine eigene<lb/>
Tochter: &#x201E;Sie fu&#x0364;rchte nur, ihr einziger Sohn mo&#x0364;chte<lb/>
&#x201E;einmahl an allen die&#x017F;en Sachen Ge&#x017F;chmack finden.&#x201C;<lb/>
Die <hi rendition="#fr">Bu&#x0364;cher</hi> verkauft ein Antiquarius einzeln in der Bu-<lb/>
de auf dem Markte.</p><lb/>
              <p>Eine Sammlung <hi rendition="#fr">Konchylien</hi> trift man auch darin-<lb/>
nen an, worunter &#x017F;cho&#x0364;ne und wohlkon&#x017F;ervirte Stu&#x0364;cke &#x017F;ind.</p><lb/>
              <p>Ganz be&#x017F;onders &#x017F;cho&#x0364;n und reich aber i&#x017F;t die Samm-<lb/>
lung von <hi rendition="#fr">Oe&#x017F;terreichi&#x017F;chen Steinen,</hi> alle Arten von<lb/>
Marmor, Alaba&#x017F;ter, Sand&#x017F;teine, Kie&#x017F;el, Granite und<lb/>
Porphyre. Es &#x017F;ind wohl u&#x0364;ber 300. Spielarten allein<lb/>
von <hi rendition="#fr">Marmor</hi> im <hi rendition="#fr">Oe&#x017F;terreich</hi>i&#x017F;chen. Jede Sorte i&#x017F;t<lb/>
doppelt da, jede Schublade hat 2. Ein&#x017F;a&#x0364;tze, al&#x017F;o 3. La-<lb/>
gen u&#x0364;ber einander, die <hi rendition="#fr">ovale</hi> Figur gefiel dem Manne<lb/>
be&#x017F;&#x017F;er als die viereckigte. Darunter kommen pra&#x0364;chtige<lb/>
Stu&#x0364;cke vor, im Kai&#x017F;erlichen Kabinet hat man die&#x017F;e Land-<lb/>
&#x017F;ammlung nicht &#x017F;o voll&#x017F;ta&#x0364;ndig, und &#x017F;o &#x017F;cho&#x0364;n zubereitet.</p><lb/>
              <p>Eine gro&#x017F;&#x017F;e Va&#x017F;e aus <hi rendition="#fr">Bo&#x0364;hm</hi>i&#x017F;chen <hi rendition="#fr">Pudding&#x017F;tone</hi><lb/>
i&#x017F;t alles was man &#x017F;cho&#x0364;n hei&#x017F;&#x017F;en kan.</p><lb/>
              <p>Hr. Prediger <hi rendition="#fr">Eckhof</hi> und ich a&#x017F;&#x017F;en <hi rendition="#fr">Mittags</hi> beim<lb/>
Hrn. Baron <hi rendition="#fr">von Vockel.</hi> In Ge&#x017F;ell&#x017F;chaften i&#x017F;t er<lb/>
noch munter. Der Sohn i&#x017F;t ein feuriger offener Junge,<lb/>
das Ge&#x017F;icht der To&#x0364;chter hat aber fa&#x017F;t durchga&#x0364;ngig etwas<lb/>
Schiefes. Wir &#x017F;prachen viel vom Pab&#x017F;t, den jetzigen<lb/>
Schriften, Einrichtungen der Kirchen, Unrechtma&#x0364;&#x017F;&#x017F;igkeit<lb/>
des Kniens beim <hi rendition="#aq">Venerabili</hi> &#xA75B;c.</p>
            </div><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Bemer-</hi> </fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[578/0616] der Mann in der Gegend fand, darin abgezeichnet. Vie- le Charten ſind nur mit der Feder gezeichnet. Auch die ſind bemerkt, die noch zur Vollſtaͤndigkeit der Sammlung fehlen. Der Sammler war in allen Dingen gar ſcien- tifiſch und ſyſtematiſch. — Und nun ſagt ſeine eigene Tochter: „Sie fuͤrchte nur, ihr einziger Sohn moͤchte „einmahl an allen dieſen Sachen Geſchmack finden.“ Die Buͤcher verkauft ein Antiquarius einzeln in der Bu- de auf dem Markte. Eine Sammlung Konchylien trift man auch darin- nen an, worunter ſchoͤne und wohlkonſervirte Stuͤcke ſind. Ganz beſonders ſchoͤn und reich aber iſt die Samm- lung von Oeſterreichiſchen Steinen, alle Arten von Marmor, Alabaſter, Sandſteine, Kieſel, Granite und Porphyre. Es ſind wohl uͤber 300. Spielarten allein von Marmor im Oeſterreichiſchen. Jede Sorte iſt doppelt da, jede Schublade hat 2. Einſaͤtze, alſo 3. La- gen uͤber einander, die ovale Figur gefiel dem Manne beſſer als die viereckigte. Darunter kommen praͤchtige Stuͤcke vor, im Kaiſerlichen Kabinet hat man dieſe Land- ſammlung nicht ſo vollſtaͤndig, und ſo ſchoͤn zubereitet. Eine groſſe Vaſe aus Boͤhmiſchen Puddingſtone iſt alles was man ſchoͤn heiſſen kan. Hr. Prediger Eckhof und ich aſſen Mittags beim Hrn. Baron von Vockel. In Geſellſchaften iſt er noch munter. Der Sohn iſt ein feuriger offener Junge, das Geſicht der Toͤchter hat aber faſt durchgaͤngig etwas Schiefes. Wir ſprachen viel vom Pabſt, den jetzigen Schriften, Einrichtungen der Kirchen, Unrechtmaͤſſigkeit des Kniens beim Venerabili ꝛc. Bemer-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/616
Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 578. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/616>, abgerufen am 25.04.2024.