Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sanders, Daniel: Brief an Adele Glaßbrenner. Altstrelitz, 26. März 1879.

Bild:
erste Seite
Meine liebe, gute Freundin.



Das allzeit lebendige Gedenken an Sie und die schöne Zeit
unseres Zusammenlebens wird begreiflicherweise ganz besonders rege in
der zweiten Hälfte des März von dem die neue Zeit eröffnenden
18ten an bis zum Geburtstage unseres verewigten Adolf, dessen
köstliche, tröstliche Worte in allen trüben Tagen immer wieder neu
und frisch erklingen:

"Und ist es Winter auch auf Erden,
die Geister und die Herzen glühen
Und Frühling, Frühling muss es werden
Und unsere Rosen müssen blühen."

Zum ersten mal wieder seit langen, trüben erschwerlichen Wintertagen
scheint eben die helle Frühlingssonne ins Zimmer, wie zur Bekräftigung und
Bestätigung dieser Worte, wie ein stilles Amen. Und wohl bedür-
fen wir hier und vor Allem die arme Sophie der hohen Hoff-
nung auf die besseren Tage, die aber immer in der That anzubre-
chen scheinen. Vor etwa 8 Wochen hat Sophie bei einem Fall
sich den Fuß verletzt (ein Bruch mit Sehnenverzerrung); erst
gestern ist sie von dem Gipsverband befreit und es

scheint
Meine liebe, gute Freundin.



Das allzeit lebendige Gedenken an Sie und die schöne Zeit
unseres Zusam̃enlebens wird begreiflicherweise ganz besonders rege in
der zweiten Hälfte des März von dem die neue Zeit eröffnenden
18ten an bis zum Geburtstage unseres verewigten Adolf, dessen
köstliche, tröstliche Worte in allen trüben Tagen im̃er wieder neu
und frisch erklingen:

„Und ist es Winter auch auf Erden,
die Geister und die Herzen glühen
Und Frühling, Frühling muss es werden
Und unsere Rosen müssen blühen.“

Zum ersten mal wieder seit langen, trüben erschwerlichen Wintertagen
scheint eben die helle Frühlingssoñe ins Zim̃er, wie zur Bekräftigung und
Bestätigung dieser Worte, wie ein stilles Amen. Und wohl bedür-
fen wir hier und vor Allem die arme Sophie der hohen Hoff-
nung auf die besseren Tage, die aber im̃er in der That anzubre-
chen scheinen. Vor etwa 8 Wochen hat Sophie bei einem Fall
sich den Fuß verletzt (ein Bruch mit Sehnenverzerrung); erst
gestern ist sie von dem Gipsverband befreit und es

scheint
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0001" n="[1r]"/>
      <div type="letter" n="1">
        <opener rendition="#et">
          <salute>Meine liebe, gute Freundin.</salute>
        </opener><lb/>
        <space dim="vertical"/><lb/>
        <p>Das allzeit lebendige Gedenken an Sie und die schöne Zeit<lb/>
unseres Zusam&#x0303;enlebens wird begreiflicherweise ganz besonders rege in<lb/>
der zweiten Hälfte des März von dem die neue Zeit eröffnenden<lb/>
18ten an bis zum Geburtstage unseres verewigten <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118539698">Adolf</persName>, dessen<lb/>
köstliche, tröstliche Worte in allen trüben Tagen im&#x0303;er wieder neu<lb/>
und frisch erklingen:</p><lb/>
        <lg type="poem">
          <lg n="1">
            <l>&#x201E;Und ist es Winter auch auf Erden,</l><lb/>
            <l> die Geister und die Herzen glühen</l><lb/>
            <l>Und Frühling, Frühling muss es werden</l><lb/>
            <l>Und unsere Rosen müssen blühen.&#x201C;</l><lb/>
          </lg>
        </lg><lb/>
        <p>Zum ersten mal wieder seit langen, trüben erschwerlichen Wintertagen<lb/>
scheint eben die helle Frühlingsson&#x0303;e ins Zim&#x0303;er, wie zur Bekräftigung und<lb/>
Bestätigung dieser Worte, wie ein stilles Amen. Und wohl bedür-<lb/>
fen wir hier und vor Allem die arme <persName>Sophie</persName> der hohen Hoff-<lb/>
nung auf die besseren Tage, die aber im&#x0303;er in der That anzubre-<lb/>
chen scheinen. Vor etwa 8 Wochen hat <persName>Sophie</persName> bei einem Fall<lb/>
sich den Fuß verletzt (ein Bruch mit Sehnenverzerrung); erst<lb/>
gestern ist sie von dem Gipsverband befreit und es<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">scheint</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[1r]/0001] Meine liebe, gute Freundin. Das allzeit lebendige Gedenken an Sie und die schöne Zeit unseres Zusam̃enlebens wird begreiflicherweise ganz besonders rege in der zweiten Hälfte des März von dem die neue Zeit eröffnenden 18ten an bis zum Geburtstage unseres verewigten Adolf, dessen köstliche, tröstliche Worte in allen trüben Tagen im̃er wieder neu und frisch erklingen: „Und ist es Winter auch auf Erden, die Geister und die Herzen glühen Und Frühling, Frühling muss es werden Und unsere Rosen müssen blühen.“ Zum ersten mal wieder seit langen, trüben erschwerlichen Wintertagen scheint eben die helle Frühlingssoñe ins Zim̃er, wie zur Bekräftigung und Bestätigung dieser Worte, wie ein stilles Amen. Und wohl bedür- fen wir hier und vor Allem die arme Sophie der hohen Hoff- nung auf die besseren Tage, die aber im̃er in der That anzubre- chen scheinen. Vor etwa 8 Wochen hat Sophie bei einem Fall sich den Fuß verletzt (ein Bruch mit Sehnenverzerrung); erst gestern ist sie von dem Gipsverband befreit und es scheint

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Sebastian Göttel: Herausgeber.
Sebastian Göttel: Transkription und TEI-Textannotation.

Weitere Informationen:

Dieses Werk wurde in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Abweichend davon wurden langes s (ſ) als 's', I/J als Lautwert und Vokale mit übergestelltem e als ä/ö/ü transkribiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sanders_aglassbrenner_1879
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sanders_aglassbrenner_1879/1
Zitationshilfe: Sanders, Daniel: Brief an Adele Glaßbrenner. Altstrelitz, 26. März 1879, S. [1r]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sanders_aglassbrenner_1879/1>, abgerufen am 19.04.2024.