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Sanders, Daniel: Aus der Werkstatt eines Wörterbuchschreibers. Plaudereien. Berlin, 1889.

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Für diese letzte Zeitschrift hatte ich auch eine ein-
gehende Beurtheilung des Grimm'schen "deutschen
Wörterbuches" bestimmt, von welchem eben die beiden
ersten Lieferungen erschienen waren. Meine Arbeit
wurde mir, nachdem sie ungebührlich lange Zeit zu-
rückgehalten worden war, unter einem nichtigen und
leicht durchsichtigen Vorwande zurückgeschickt und ich
ließ sie nun als eigenes Heft in Hamburg bei Hoff-
mann und Campe erscheinen, wo schon früher die von
Adolf Glaßbrenner und mir gemeinschaftlich verfassten
"Xenien der Gegenwart" erschienen waren. Meine Be-
urtheilung erregte Aufsehen, sie wurde vielfach heftig
angegriffen und geschmäht, aber, da ich nirgend einen
Tadel ausgesprochen, ohne ihn sachlich auf gute, ein-
leuchtende und schwer widerlegbare Gründe gestützt zu
haben, so wurde meines Wissens nirgend auch nur
der Versuch einer wirklichen Widerlegung gemacht
und manche unabhängigen Blätter hatten den Muth,
unverblendet, durch die -- wie auch ich rückhaltlos
ausgesprochen hatte -- mit vollstem Recht gefeierten
Namen, die Stichhaltigkeit meiner gegen das Grimm'-
sche Wörterbuch gemachten Ausstellungen anzuerkennen.
Inzwischen waren zwei neue Lieferungen des Grimm'-
schen Wörterbuches erschienen, die zu einer weiteren
Beleuchtung und Beurtheilung anzuregen, wohl geeignet

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Für dieſe letzte Zeitſchrift hatte ich auch eine ein-
gehende Beurtheilung des Grimm’ſchen „deutſchen
Wörterbuches“ beſtimmt, von welchem eben die beiden
erſten Lieferungen erſchienen waren. Meine Arbeit
wurde mir, nachdem ſie ungebührlich lange Zeit zu-
rückgehalten worden war, unter einem nichtigen und
leicht durchſichtigen Vorwande zurückgeſchickt und ich
ließ ſie nun als eigenes Heft in Hamburg bei Hoff-
mann und Campe erſcheinen, wo ſchon früher die von
Adolf Glaßbrenner und mir gemeinſchaftlich verfaſsten
„Xenien der Gegenwart“ erſchienen waren. Meine Be-
urtheilung erregte Aufſehen, ſie wurde vielfach heftig
angegriffen und geſchmäht, aber, da ich nirgend einen
Tadel ausgeſprochen, ohne ihn ſachlich auf gute, ein-
leuchtende und ſchwer widerlegbare Gründe geſtützt zu
haben, ſo wurde meines Wiſſens nirgend auch nur
der Verſuch einer wirklichen Widerlegung gemacht
und manche unabhängigen Blätter hatten den Muth,
unverblendet, durch die — wie auch ich rückhaltlos
ausgeſprochen hatte — mit vollſtem Recht gefeierten
Namen, die Stichhaltigkeit meiner gegen das Grimm’-
ſche Wörterbuch gemachten Ausſtellungen anzuerkennen.
Inzwiſchen waren zwei neue Lieferungen des Grimm’-
ſchen Wörterbuches erſchienen, die zu einer weiteren
Beleuchtung und Beurtheilung anzuregen, wohl geeignet

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[15/0043] Für dieſe letzte Zeitſchrift hatte ich auch eine ein- gehende Beurtheilung des Grimm’ſchen „deutſchen Wörterbuches“ beſtimmt, von welchem eben die beiden erſten Lieferungen erſchienen waren. Meine Arbeit wurde mir, nachdem ſie ungebührlich lange Zeit zu- rückgehalten worden war, unter einem nichtigen und leicht durchſichtigen Vorwande zurückgeſchickt und ich ließ ſie nun als eigenes Heft in Hamburg bei Hoff- mann und Campe erſcheinen, wo ſchon früher die von Adolf Glaßbrenner und mir gemeinſchaftlich verfaſsten „Xenien der Gegenwart“ erſchienen waren. Meine Be- urtheilung erregte Aufſehen, ſie wurde vielfach heftig angegriffen und geſchmäht, aber, da ich nirgend einen Tadel ausgeſprochen, ohne ihn ſachlich auf gute, ein- leuchtende und ſchwer widerlegbare Gründe geſtützt zu haben, ſo wurde meines Wiſſens nirgend auch nur der Verſuch einer wirklichen Widerlegung gemacht und manche unabhängigen Blätter hatten den Muth, unverblendet, durch die — wie auch ich rückhaltlos ausgeſprochen hatte — mit vollſtem Recht gefeierten Namen, die Stichhaltigkeit meiner gegen das Grimm’- ſche Wörterbuch gemachten Ausſtellungen anzuerkennen. Inzwiſchen waren zwei neue Lieferungen des Grimm’- ſchen Wörterbuches erſchienen, die zu einer weiteren Beleuchtung und Beurtheilung anzuregen, wohl geeignet 3*

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Zitationshilfe: Sanders, Daniel: Aus der Werkstatt eines Wörterbuchschreibers. Plaudereien. Berlin, 1889, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sanders_woerterbuchschreiber_1889/43>, abgerufen am 16.04.2024.