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Sanders, Daniel: Aus der Werkstatt eines Wörterbuchschreibers. Plaudereien. Berlin, 1889.

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Schwierigkeit mich eben reizte, in der festgesetzten Frist
glücklich werde zu Ende führen können. Gott hat mir
beigestanden und der Erfolg hat bewiesen, dass mein
allerdings kühnes Vertrauen auf die eigene Kraft doch
kein vermessenes gewesen.

Die freundlichen Leser, die bis hierher meinen
Mittheilungen gefolgt, wissen nun, wie ich keineswegs
von vorn herein aus eigenem, innerem Triebe, --
sondern vielmehr allmählich durch die Bestimmung
und die Einwirkung anderer Personen und der Ver-
hältnisse zu einem deutschen Wörterbuchschreiber ge-
worden. Macht doch in der Regel überhaupt nicht
der Mensch die Verhältnisse, sondern die Verhältnisse
machen ihn.

Ich weiß sehr wohl, dass ich in dieser meiner
ersten Mittheilung mich etwas kürzer hätte fassen
können; aber, wenn ich hier von der Freiheit der
Plauderei Gebrauch -- doch hoffentlich keinen Miss-
brauch -- gemacht, so leitete mich dabei nicht bloß
der leicht begreifliche Wunsch, die sich hier ungesucht
bietende und gern ergriffene Gelegenheit zu benutzen
und meinem trefflichen Vater ein kleines Gedächtnis
zu stiften, sondern ich hoffte auch zugleich, durch meine
Erzählung manchen Eltern einen bei der Berufswahl
ihrer Kinder beherzigenswerthen Wink und Rath zu geben.

Schwierigkeit mich eben reizte, in der feſtgeſetzten Friſt
glücklich werde zu Ende führen können. Gott hat mir
beigeſtanden und der Erfolg hat bewieſen, daſs mein
allerdings kühnes Vertrauen auf die eigene Kraft doch
kein vermeſſenes geweſen.

Die freundlichen Leſer, die bis hierher meinen
Mittheilungen gefolgt, wiſſen nun, wie ich keineswegs
von vorn herein aus eigenem, innerem Triebe, —
ſondern vielmehr allmählich durch die Beſtimmung
und die Einwirkung anderer Perſonen und der Ver-
hältniſſe zu einem deutſchen Wörterbuchſchreiber ge-
worden. Macht doch in der Regel überhaupt nicht
der Menſch die Verhältniſſe, ſondern die Verhältniſſe
machen ihn.

Ich weiß ſehr wohl, daſs ich in dieſer meiner
erſten Mittheilung mich etwas kürzer hätte faſſen
können; aber, wenn ich hier von der Freiheit der
Plauderei Gebrauch — doch hoffentlich keinen Miſs-
brauch — gemacht, ſo leitete mich dabei nicht bloß
der leicht begreifliche Wunſch, die ſich hier ungeſucht
bietende und gern ergriffene Gelegenheit zu benutzen
und meinem trefflichen Vater ein kleines Gedächtnis
zu ſtiften, ſondern ich hoffte auch zugleich, durch meine
Erzählung manchen Eltern einen bei der Berufswahl
ihrer Kinder beherzigenswerthen Wink und Rath zu geben.

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[20/0048] Schwierigkeit mich eben reizte, in der feſtgeſetzten Friſt glücklich werde zu Ende führen können. Gott hat mir beigeſtanden und der Erfolg hat bewieſen, daſs mein allerdings kühnes Vertrauen auf die eigene Kraft doch kein vermeſſenes geweſen. Die freundlichen Leſer, die bis hierher meinen Mittheilungen gefolgt, wiſſen nun, wie ich keineswegs von vorn herein aus eigenem, innerem Triebe, — ſondern vielmehr allmählich durch die Beſtimmung und die Einwirkung anderer Perſonen und der Ver- hältniſſe zu einem deutſchen Wörterbuchſchreiber ge- worden. Macht doch in der Regel überhaupt nicht der Menſch die Verhältniſſe, ſondern die Verhältniſſe machen ihn. Ich weiß ſehr wohl, daſs ich in dieſer meiner erſten Mittheilung mich etwas kürzer hätte faſſen können; aber, wenn ich hier von der Freiheit der Plauderei Gebrauch — doch hoffentlich keinen Miſs- brauch — gemacht, ſo leitete mich dabei nicht bloß der leicht begreifliche Wunſch, die ſich hier ungeſucht bietende und gern ergriffene Gelegenheit zu benutzen und meinem trefflichen Vater ein kleines Gedächtnis zu ſtiften, ſondern ich hoffte auch zugleich, durch meine Erzählung manchen Eltern einen bei der Berufswahl ihrer Kinder beherzigenswerthen Wink und Rath zu geben.

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Zitationshilfe: Sanders, Daniel: Aus der Werkstatt eines Wörterbuchschreibers. Plaudereien. Berlin, 1889, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sanders_woerterbuchschreiber_1889/48>, abgerufen am 19.04.2024.