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Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,1. Nürnberg, 1675.

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Das XIII Capitel.
Von
Austheilung und Vereinigung
der Farben.

Innhalt.

Die Natur lehret die Farben austheilen. Des Pausias Liebe/ zu einer Blumen-Kranz-Künstlerin/ von deren er Blumen zu mahlen gelernet. Die Natur lehret coloriren/ durch die Blumen. Von der grünen Farbe. Gelb/ spielet schön aus dem Blau/ wie am Himmel. Wie die Farben einander lieben. Die Natur lehret das Sortiren der Farben/ in Vögeln und Meermuscheln/ auch im Regenbogen. Liechtroht/ stehet übel an nackenden Leibern. Wie die Farben zu verschießen. Von der Grauen Farbe. Hartes hintan-mahlen ist zu meiden. Eines mus vom andern wohl abstehen. Die Vernunft hat hierinn zu rahten. Zinober ist hart/ und die Mennig fliehet. Giftige Farben. Harte/ helle und hohe Farben müßen vermieden/ oder Natur-ähnlich gebrochen werden. Nieder- und Holländer excelliren hierinnen. In grossen Werken/ mus die disminuirung beobachtet werden/ so die Holländer Hauding nennen. Bambots und Rembrand sind hierinn fürtreflich.

[Spaltenumbruch]

Die Natur lehret die Farben auftheilen.WAnn wir rechte Schüler der Natur-Kunst seyn wollen/ so geziemet uns/ die Austheilung und Vereinigung der Farben/ die zusammen sich vereinigen/ wohl stehen und sortiren/ (jedoch daß jede absonderlich bleibe) und den Augen/ rechten Wolstand vorzustehen. Dieses hat Des Pausias Liebe/ zu einer Blumen-Kranz-Künstlerin: den kunstreichen Pausias dahin bewogen/ daß er zur Jungfrauen Glycerio von Sicyon, welche die Blumen verkauffte/ und solche im Kränzbinden artigst zusammen zu sortiren wuste/ daß er zu ihr Lust gewunnen/ sie geheuratet/ und von ihrer Blumen-Arbeit von denen er Blumen zu mahlen gelernet. soviel abgesehen und erlernet/ daß er im gebrauch der Farben überaus kunstreich worden/ und endlich der Blumen Contrafäte mit höchstem Fleiß/ auf einen Rock/ wie sie damals zu tragen pflegten/ sehr vernünftig/ und zu Verwunderung männiglichs/ gemahlet: welcher Rock davon sehr berühmt/ und Stephanoplocos genannt/ worden.

Die Natur lehret coloriren/ durch die Blumen. Also lehren uns/ ingemein alle Blumen auf den Feldern/ Wiesen und Bergen/ die der Göttliche Schöpfer so herrlich bemahlet/ wie die Farben zusammen zu ordnen seyen. Die Tulipanen vereinigen nur solche Farben/ die einander zieren und gern annehmen/ die einen Wolstand geben. Solches ist/ in einem grünen wolabgestochenen Teppich/ mit Verwunderung zu sehen/ auch für ein wahres Modell zu halten: und mag man deswegen wol die Mahler/ wie unser Heiland die Christen/ zu den Blumen in die Schule weisen/ und sie ihnen/ als Lehrmeistere/ vorstellen.

Von der Grünen Farbe.Unter den grünen Farben/ mögen wol etliche veränderliche Grün auf Grün und bey Grün leiden. Auch vertraget sich mit denselben/ Roht/ Blau/ Purpur und die bleiche Milchfarbe. Die Bäume/ zeigen unterschiedliche Grüne Farben in ihrem Laub und Blättern: und wann wir solche[Spaltenumbruch] aufwarts gegen dem Himmel ansehen/ es sey Morgen/ Mittag/ Abend oder Nacht/ so stehen selbige Grüne Farben/ nach gerechter Harmonie, allezeit annehmlich.

Gelb/ spielet schön aus dem Blauen/ wie am Himmel. Es ist zu betrachten/ wie die guldene Sonne/ zu erleuchtung und ausklärung der Welt/ auch Mond und Sterne/ aus dem schönen blauen Azur-Feld des Himmels/ mit sonderbarer anmuht und lieblichkeit/ herfür spielen: daher erfolget/ daß Wie die Farben einander lieben. Blau und Gelb wol bey einander stehen/ welches in den Gewändern zu beobachten ist. Mit dieser Farbe verträgt sich auch Roht und Grün. Purpur/ stehet auch nicht übel bey Gelb. Grün und Weiß/ zieren einander sehr: und Weiß/ stehet wol bey allen Farben.

Die Natur lehret das Sortiren der Farben/ in Vögeln und Meermuscheln/ auch im Regenbogen. Die Natur lehret uns/ die rechte Vertheilung der Farben/ auch in Vögeln/ Papegoyen und Meermuscheln: welches bey den Amsterdamischen Liebhabern/ in verwunderlichem Unterschied zu ersehen. Der Regenbogen am Himmel/ theilet die Farben mehr als meisterhaft. Also weiset die Natur/ daß sie der Edlen Mahlkunst wahre Seugamme sey/ und müßen wir von ihrer Milch erzogen werden. Sie lehret uns auch/ an der Carnation oder nackenden Leibern/ daß das Roht/ sonderlich Liechtroht/ stehet übel an nackenden Leibern. das Liechte/ von Zinober zuhart und übel stehet: dann die Carnation lieber mit Grün/ Blau und Purpur gesellschaft hat. Blau und Grün/ lieben auch einander. Im verschießen/ mag man Roht Wie die Farben zu verschiessen. bey Roht/ auch Gelb bey Gelb/ zusammen spielen lassen: doch also/ daß sie in Roht-Gelb und Grün-Gelb/ auch in blaulich und röhtlich Purpur sich verlieren. Also kan man auch andere Farben vermengen und brechen.

Von der Grauen Farbe. Das Grau ist unterschiedlich/röhtlich/blaulich/ liecht und dunkel: worunter zuweilen ein schön Blau oder Roht sich sehr zierlich schicken. Etliche Italiäner/ sonderlich Raphael da Rezzo in seinen

Das XIII Capitel.
Von
Austheilung und Vereinigung
der Farben.

Innhalt.

Die Natur lehret die Farben austheilen. Des Pausias Liebe/ zu einer Blumen-Kranz-Künstlerin/ von deren er Blumen zu mahlen gelernet. Die Natur lehret coloriren/ durch die Blumen. Von der grünen Farbe. Gelb/ spielet schön aus dem Blau/ wie am Himmel. Wie die Farben einander lieben. Die Natur lehret das Sortiren der Farben/ in Vögeln und Meermuscheln/ auch im Regenbogen. Liechtroht/ stehet übel an nackenden Leibern. Wie die Farben zu verschießen. Von der Grauen Farbe. Hartes hintan-mahlen ist zu meiden. Eines mus vom andern wohl abstehen. Die Vernunft hat hierinn zu rahten. Zinober ist hart/ und die Mennig fliehet. Giftige Farben. Harte/ helle und hohe Farben müßen vermieden/ oder Natur-ähnlich gebrochen werden. Nieder- und Holländer excelliren hierinnen. In grossen Werken/ mus die disminuirung beobachtet werden/ so die Holländer Hauding nennen. Bambots und Rembrand sind hierinn fürtreflich.

[Spaltenumbruch]

Die Natur lehret die Farben auftheilen.WAnn wir rechte Schüler der Natur-Kunst seyn wollen/ so geziemet uns/ die Austheilung und Vereinigung der Farben/ die zusammen sich vereinigen/ wohl stehen und sortiren/ (jedoch daß jede absonderlich bleibe) und den Augen/ rechten Wolstand vorzustehen. Dieses hat Des Pausias Liebe/ zu einer Blumen-Kranz-Künstlerin: den kunstreichen Pausias dahin bewogen/ daß er zur Jungfrauen Glycerio von Sicyon, welche die Blumen verkauffte/ und solche im Kränzbinden artigst zusammen zu sortiren wuste/ daß er zu ihr Lust gewunnen/ sie geheuratet/ und von ihrer Blumen-Arbeit von denen er Blumen zu mahlen gelernet. soviel abgesehen und erlernet/ daß er im gebrauch der Farben überaus kunstreich worden/ und endlich der Blumen Contrafäte mit höchstem Fleiß/ auf einen Rock/ wie sie damals zu tragen pflegten/ sehr vernünftig/ und zu Verwunderung männiglichs/ gemahlet: welcher Rock davon sehr berühmt/ und Stephanoplocos genannt/ worden.

Die Natur lehret coloriren/ durch die Blumen. Also lehren uns/ ingemein alle Blumen auf den Feldern/ Wiesen und Bergen/ die der Göttliche Schöpfer so herrlich bemahlet/ wie die Farben zusammen zu ordnen seyen. Die Tulipanen vereinigen nur solche Farben/ die einander zieren und gern annehmen/ die einen Wolstand geben. Solches ist/ in einem grünen wolabgestochenen Teppich/ mit Verwunderung zu sehen/ auch für ein wahres Modell zu halten: und mag man deswegen wol die Mahler/ wie unser Heiland die Christen/ zu den Blumen in die Schule weisen/ und sie ihnen/ als Lehrmeistere/ vorstellen.

Von der Grünen Farbe.Unter den grünen Farben/ mögen wol etliche veränderliche Grün auf Grün und bey Grün leiden. Auch vertraget sich mit denselben/ Roht/ Blau/ Purpur und die bleiche Milchfarbe. Die Bäume/ zeigen unterschiedliche Grüne Farben in ihrem Laub und Blättern: und wann wir solche[Spaltenumbruch] aufwarts gegen dem Himmel ansehen/ es sey Morgen/ Mittag/ Abend oder Nacht/ so stehen selbige Grüne Farben/ nach gerechter Harmonie, allezeit annehmlich.

Gelb/ spielet schön aus dem Blauen/ wie am Himmel. Es ist zu betrachten/ wie die guldene Sonne/ zu erleuchtung und ausklärung der Welt/ auch Mond und Sterne/ aus dem schönen blauen Azur-Feld des Himmels/ mit sonderbarer anmuht und lieblichkeit/ herfür spielen: daher erfolget/ daß Wie die Farben einander lieben. Blau und Gelb wol bey einander stehen/ welches in den Gewändern zu beobachten ist. Mit dieser Farbe verträgt sich auch Roht und Grün. Purpur/ stehet auch nicht übel bey Gelb. Grün und Weiß/ zieren einander sehr: und Weiß/ stehet wol bey allen Farben.

Die Natur lehret das Sortiren der Farben/ in Vögeln und Meermuscheln/ auch im Regenbogen. Die Natur lehret uns/ die rechte Vertheilung der Farben/ auch in Vögeln/ Papegoyen und Meermuscheln: welches bey den Amsterdamischen Liebhabern/ in verwunderlichem Unterschied zu ersehen. Der Regenbogen am Himmel/ theilet die Farben mehr als meisterhaft. Also weiset die Natur/ daß sie der Edlen Mahlkunst wahre Seugamme sey/ und müßen wir von ihrer Milch erzogen werden. Sie lehret uns auch/ an der Carnation oder nackenden Leibern/ daß das Roht/ sonderlich Liechtroht/ stehet übel an nackenden Leibern. das Liechte/ von Zinober zuhart und übel stehet: dann die Carnation lieber mit Grün/ Blau und Purpur gesellschaft hat. Blau und Grün/ lieben auch einander. Im verschießen/ mag man Roht Wie die Farben zu verschiessen. bey Roht/ auch Gelb bey Gelb/ zusammen spielen lassen: doch also/ daß sie in Roht-Gelb und Grün-Gelb/ auch in blaulich und röhtlich Purpur sich verlieren. Also kan man auch andere Farben vermengen und brechen.

Von der Grauen Farbe. Das Grau ist unterschiedlich/röhtlich/blaulich/ liecht und dunkel: worunter zuweilen ein schön Blau oder Roht sich sehr zierlich schicken. Etliche Italiäner/ sonderlich Raphaël da Rezzo in seinen

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[[I, Buch 3 (Malerei), S. 84]/0263] Das XIII Capitel. Von Austheilung und Vereinigung der Farben. Innhalt. Die Natur lehret die Farben austheilen. Des Pausias Liebe/ zu einer Blumen-Kranz-Künstlerin/ von deren er Blumen zu mahlen gelernet. Die Natur lehret coloriren/ durch die Blumen. Von der grünen Farbe. Gelb/ spielet schön aus dem Blau/ wie am Himmel. Wie die Farben einander lieben. Die Natur lehret das Sortiren der Farben/ in Vögeln und Meermuscheln/ auch im Regenbogen. Liechtroht/ stehet übel an nackenden Leibern. Wie die Farben zu verschießen. Von der Grauen Farbe. Hartes hintan-mahlen ist zu meiden. Eines mus vom andern wohl abstehen. Die Vernunft hat hierinn zu rahten. Zinober ist hart/ und die Mennig fliehet. Giftige Farben. Harte/ helle und hohe Farben müßen vermieden/ oder Natur-ähnlich gebrochen werden. Nieder- und Holländer excelliren hierinnen. In grossen Werken/ mus die disminuirung beobachtet werden/ so die Holländer Hauding nennen. Bambots und Rembrand sind hierinn fürtreflich. WAnn wir rechte Schüler der Natur-Kunst seyn wollen/ so geziemet uns/ die Austheilung und Vereinigung der Farben/ die zusammen sich vereinigen/ wohl stehen und sortiren/ (jedoch daß jede absonderlich bleibe) und den Augen/ rechten Wolstand vorzustehen. Dieses hat den kunstreichen Pausias dahin bewogen/ daß er zur Jungfrauen Glycerio von Sicyon, welche die Blumen verkauffte/ und solche im Kränzbinden artigst zusammen zu sortiren wuste/ daß er zu ihr Lust gewunnen/ sie geheuratet/ und von ihrer Blumen-Arbeit soviel abgesehen und erlernet/ daß er im gebrauch der Farben überaus kunstreich worden/ und endlich der Blumen Contrafäte mit höchstem Fleiß/ auf einen Rock/ wie sie damals zu tragen pflegten/ sehr vernünftig/ und zu Verwunderung männiglichs/ gemahlet: welcher Rock davon sehr berühmt/ und Stephanoplocos genannt/ worden. Die Natur lehret die Farben auftheilen. Des Pausias Liebe/ zu einer Blumen-Kranz-Künstlerin: von denen er Blumen zu mahlen gelernet. Also lehren uns/ ingemein alle Blumen auf den Feldern/ Wiesen und Bergen/ die der Göttliche Schöpfer so herrlich bemahlet/ wie die Farben zusammen zu ordnen seyen. Die Tulipanen vereinigen nur solche Farben/ die einander zieren und gern annehmen/ die einen Wolstand geben. Solches ist/ in einem grünen wolabgestochenen Teppich/ mit Verwunderung zu sehen/ auch für ein wahres Modell zu halten: und mag man deswegen wol die Mahler/ wie unser Heiland die Christen/ zu den Blumen in die Schule weisen/ und sie ihnen/ als Lehrmeistere/ vorstellen. Die Natur lehret coloriren/ durch die Blumen.Unter den grünen Farben/ mögen wol etliche veränderliche Grün auf Grün und bey Grün leiden. Auch vertraget sich mit denselben/ Roht/ Blau/ Purpur und die bleiche Milchfarbe. Die Bäume/ zeigen unterschiedliche Grüne Farben in ihrem Laub und Blättern: und wann wir solche aufwarts gegen dem Himmel ansehen/ es sey Morgen/ Mittag/ Abend oder Nacht/ so stehen selbige Grüne Farben/ nach gerechter Harmonie, allezeit annehmlich. Von der Grünen Farbe. Es ist zu betrachten/ wie die guldene Sonne/ zu erleuchtung und ausklärung der Welt/ auch Mond und Sterne/ aus dem schönen blauen Azur-Feld des Himmels/ mit sonderbarer anmuht und lieblichkeit/ herfür spielen: daher erfolget/ daß Blau und Gelb wol bey einander stehen/ welches in den Gewändern zu beobachten ist. Mit dieser Farbe verträgt sich auch Roht und Grün. Purpur/ stehet auch nicht übel bey Gelb. Grün und Weiß/ zieren einander sehr: und Weiß/ stehet wol bey allen Farben. Gelb/ spielet schön aus dem Blauen/ wie am Himmel. Wie die Farben einander lieben. Die Natur lehret uns/ die rechte Vertheilung der Farben/ auch in Vögeln/ Papegoyen und Meermuscheln: welches bey den Amsterdamischen Liebhabern/ in verwunderlichem Unterschied zu ersehen. Der Regenbogen am Himmel/ theilet die Farben mehr als meisterhaft. Also weiset die Natur/ daß sie der Edlen Mahlkunst wahre Seugamme sey/ und müßen wir von ihrer Milch erzogen werden. Sie lehret uns auch/ an der Carnation oder nackenden Leibern/ daß das Roht/ sonderlich das Liechte/ von Zinober zuhart und übel stehet: dann die Carnation lieber mit Grün/ Blau und Purpur gesellschaft hat. Blau und Grün/ lieben auch einander. Im verschießen/ mag man Roht bey Roht/ auch Gelb bey Gelb/ zusammen spielen lassen: doch also/ daß sie in Roht-Gelb und Grün-Gelb/ auch in blaulich und röhtlich Purpur sich verlieren. Also kan man auch andere Farben vermengen und brechen. Die Natur lehret das Sortiren der Farben/ in Vögeln und Meermuscheln/ auch im Regenbogen. Liechtroht/ stehet übel an nackenden Leibern. Wie die Farben zu verschiessen. Das Grau ist unterschiedlich/röhtlich/blaulich/ liecht und dunkel: worunter zuweilen ein schön Blau oder Roht sich sehr zierlich schicken. Etliche Italiäner/ sonderlich Raphaël da Rezzo in seinen Von der Grauen Farbe.

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,1. Nürnberg, 1675, S. [I, Buch 3 (Malerei), S. 84]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0101_1675/263>, abgerufen am 19.04.2024.