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Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,2. Nürnberg, 1675.

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[Spaltenumbruch] und nicht unerfahren in der Medicin. Was er für ein treflicher Poet gewesen/ zeugen seine Comoedien/ die er allenthalben mit herrlichen Lehr-Sprüchen ausgezieret: Darneben ist er auch gewesen ein köstlicher Mahler/ als der viele sehr artige Stucke/ mit eigner Hand und großer Gedult gemacht/ worvon ich doch keine eigentliche Nachricht/ was es gewesen seye/ finden können. Er ist auch gewesen ein fürtreflicher Bildhauer/ und hat unterschiedliche schöne Bilder/ aus Kupfer und Marmor selbsten gemacht: so daß durch diesen tiefsinnigen und kunstreichen Herrn/ die/ nach Plinii Aussage/ vorher in etwas gefallene Künste/ wieder zum höchsten erhoben worden. Zu Ehren seines Vorfahrens/ Käysers Trajani, hat er eine Colonne, 140 Schuch hoch aufrichten/ und daran alle desselben Geschichte/ und von den Parthen/ Daciern/ Teutschen und andern Völkern erhaltene Victorien/ bilden und aushauen lassen/ welche künstliche Seule/ noch heutiges Tags in Rom zu sehen/ allen Kunst-verständigen zeigen kan/ was für fürtrefliche Bildhauere/ zur selbigen Zeit/ in Rom müssen gewesen seyn. Nachdem dieser löbliche und Kunst-liebende Käyser 62. Jahre gelebet/ und 21. Jahre regieret/ ist er an einem tödtlichen Fieber erkranket/ und endlich an der Wassersucht gestorben:[Spaltenumbruch] Kurz vor seinem Tod hat er gesagt: Die Mänge Alexander Severus und Valentinianus, Römische Käysere/ haben auch gemahlt. der Aerzte hat den Käyser getödtet.Diesem lobwürdigen Käyser haben auch nachgefolget Alexander Severus und Valentinianus, die Römische Käysere/ welche gleichfals die Kunst nicht allein geliebet/ sondern auch unterschiedliche fürtrefliche Stucke selbst gemahlet haben.

Bey Beschluß meines discurses von der Antichen Leben/ will ich anführen/ was Plinius, am Ende seiner Erzehlung von denen Mahlern/ geschrieben: Manieren zu mahlen bey den Alten. Daß nämlich bey dieser Antichen Mahlere Zeiten/ zwo Manieren mit Feuer zu mahlen üblich gewesen seyen/ nämlich in allerhandfärbigtes Wachs/ und in vorher ausgegrabenes Helfenbein/ worein allerley Farben gegossen worden/ biß man angefangen die Schiffahrten zu mahlen/ da man zerschmolzenes Wachs mit dem Pinsel aufgetragen/ und darmit Gemälde verfärtiget/ welche weder durch Wasser noch Ungewitter Schaden lidten. An welchem Ort er auch eine Art die Kleider zu färben/ die in Egypten bräuchlich gewesen/ anführet/ wordurch mit einer Farb/ so im Kessel gesotten worden/ die vorher mit Kräutern geriebene Tücher/ vielfärbicht gemacht/ und artlich untermänget worden.

Das VII. Capitel.
Von etlichen alten und künstlichen
Mahlerinnen.

Innhalt.

Das löbliche Frauenzimmer liebt nicht nur die Kunst; sondern mahlet auch selbst. Als Timarete. Irene. Calypso. Alcisthene. Aristarete. Lala, eine Vestalische Jungfer/ die berühmteste. Opfer-Instrumenten der Antichen. Wasserwiedel. Altar. Leuchter. Aschen-Kästlein. Lampen. Kränze des Opfer-Viehes. Messer. Beile. Schüßeln. Gieß- und Rauchwerk-Fässer. Vestalische Jungfern und ihre Kleidung.

[Spaltenumbruch]

OBwol sonst das löbliche Frauenzimmer/ aus angebohrner Natur/ zu vielen Wissenschaften keinen Lust hat/ so sind doch/ so wol Das löbliche Frauenzimmer liebt nicht nur die Kunst; sondern mahlet selbst/ für Alters/ als noch heutiges Tags/ unterschiedliche Frauen und Jungfern gewesen/ so die edle Mahler-Kunst nicht allein geliebet/ sondern auch selber gemahlet haben. Wann wir dann bißher von den Antichen fürtreflichsten Meistern/ Männliches Geschlechts/ gehandelt haben/ so wollen wir nun/ in diesem Capitel/ etliche/ so von dem Frauenzinmer darinn für Alters berühmt gewesen/ anführen.

Unter diesen finde ich nun zum ersten die Tochter als Timarete, des Nicon, Timarete genannt/ welche eine sehr schöne Diana verfärtiget hat/ die in den Tempel der Diana zu Epheso gestellet worden. Sie hat treflich wol der Antichen Art zu mahlen gefolget/ und alles sehr künstlich vorgestellet. So weiß man auch von des Mahlers Cratinus Tochter/ Namens[Spaltenumbruch] Irene, Irene, daß sie sehr wol gemacht habe eine Jungfer/ die in dem Tempel der Ceres zu Eleusine Calypso, aufgesetzet worden. Calypso hat einen alten Mann gemahlt/ und noch einen Schwarzkünstler/ Alcisthene Theodorus genannt. Alcisthene hat überaus schön gebildet einen Tanzer/ und eine andere/ nämlich Aristarete die Tochter Nearchi, Aristarete, einen fürtreflichen Aesculapium. Man lieset auch/ daß eine/ Namens Olympias, wol gemahlet/ und der Autobulus bey ihr die Kunst erlernet habe/ was sie aber eigentlich gemacht/ hab ich nicht finden können.

Lala, eine Vestalische/ Jungfer/ die berühmteste Vor allen andern aber/ so sich/ aus dem Weiblichen Geschlecht/ in dieser Wissenschaft geübet/ hat den grösten Ruhm darvon getragen/ die/ Lala von Cyzicus oder Spiga, welche eine Vestalische Nonne gewesen/ und in dem Jungfräulichen Stand ihr Leben beschlossen hat. Sie lebte nur die Zeit M. Varronis, (wie er es selbst schreibet) und mahlte überaus wol/ absonderlich die Frauenbilder/

[Spaltenumbruch] und nicht unerfahren in der Medicin. Was er für ein treflicher Poët gewesen/ zeugen seine Comoedien/ die er allenthalben mit herrlichen Lehr-Sprüchen ausgezieret: Darneben ist er auch gewesen ein köstlicher Mahler/ als der viele sehr artige Stucke/ mit eigner Hand und großer Gedult gemacht/ worvon ich doch keine eigentliche Nachricht/ was es gewesen seye/ finden können. Er ist auch gewesen ein fürtreflicher Bildhauer/ und hat unterschiedliche schöne Bilder/ aus Kupfer und Marmor selbsten gemacht: so daß durch diesen tiefsinnigen und kunstreichen Herrn/ die/ nach Plinii Aussage/ vorher in etwas gefallene Künste/ wieder zum höchsten erhoben worden. Zu Ehren seines Vorfahrens/ Käysers Trajani, hat er eine Colonne, 140 Schuch hoch aufrichten/ und daran alle desselben Geschichte/ und von den Parthen/ Daciern/ Teutschen und andern Völkern erhaltene Victorien/ bilden und aushauen lassen/ welche künstliche Seule/ noch heutiges Tags in Rom zu sehen/ allen Kunst-verständigen zeigen kan/ was für fürtrefliche Bildhauere/ zur selbigen Zeit/ in Rom müssen gewesen seyn. Nachdem dieser löbliche und Kunst-liebende Käyser 62. Jahre gelebet/ und 21. Jahre regieret/ ist er an einem tödtlichen Fieber erkranket/ und endlich an der Wassersucht gestorben:[Spaltenumbruch] Kurz vor seinem Tod hat er gesagt: Die Mänge Alexander Severus und Valentinianus, Römische Käysere/ haben auch gemahlt. der Aerzte hat den Käyser getödtet.Diesem lobwürdigen Käyser haben auch nachgefolget Alexander Severus und Valentinianus, die Römische Käysere/ welche gleichfals die Kunst nicht allein geliebet/ sondern auch unterschiedliche fürtrefliche Stucke selbst gemahlet haben.

Bey Beschluß meines discurses von der Antichen Leben/ will ich anführen/ was Plinius, am Ende seiner Erzehlung von denen Mahlern/ geschrieben: Manieren zu mahlen bey den Alten. Daß nämlich bey dieser Antichen Mahlere Zeiten/ zwo Manieren mit Feuer zu mahlen üblich gewesen seyen/ nämlich in allerhandfärbigtes Wachs/ und in vorher ausgegrabenes Helfenbein/ worein allerley Farben gegossen worden/ biß man angefangen die Schiffahrten zu mahlen/ da man zerschmolzenes Wachs mit dem Pinsel aufgetragen/ und darmit Gemälde verfärtiget/ welche weder durch Wasser noch Ungewitter Schaden lidten. An welchem Ort er auch eine Art die Kleider zu färben/ die in Egypten bräuchlich gewesen/ anführet/ wordurch mit einer Farb/ so im Kessel gesotten worden/ die vorher mit Kräutern geriebene Tücher/ vielfärbicht gemacht/ und artlich untermänget worden.

Das VII. Capitel.
Von etlichen alten und künstlichen
Mahlerinnen.

Innhalt.

Das löbliche Frauenzimmer liebt nicht nur die Kunst; sondern mahlet auch selbst. Als Timarete. Irene. Calypso. Alcisthene. Aristarete. Lala, eine Vestalische Jungfer/ die berühmteste. Opfer-Instrumenten der Antichen. Wasserwiedel. Altar. Leuchter. Aschen-Kästlein. Lampen. Kränze des Opfer-Viehes. Messer. Beile. Schüßeln. Gieß- und Rauchwerk-Fässer. Vestalische Jungfern und ihre Kleidung.

[Spaltenumbruch]

OBwol sonst das löbliche Frauenzimmer/ aus angebohrner Natur/ zu vielen Wissenschaften keinen Lust hat/ so sind doch/ so wol Das löbliche Frauenzimmer liebt nicht nur die Kunst; sondern mahlet selbst/ für Alters/ als noch heutiges Tags/ unterschiedliche Frauen und Jungfern gewesen/ so die edle Mahler-Kunst nicht allein geliebet/ sondern auch selber gemahlet haben. Wann wir dann bißher von den Antichen fürtreflichsten Meistern/ Männliches Geschlechts/ gehandelt haben/ so wollen wir nun/ in diesem Capitel/ etliche/ so von dem Frauenzinmer darinn für Alters berühmt gewesen/ anführen.

Unter diesen finde ich nun zum ersten die Tochter als Timarete, des Nicon, Timarete genannt/ welche eine sehr schöne Diana verfärtiget hat/ die in den Tempel der Diana zu Epheso gestellet worden. Sie hat treflich wol der Antichen Art zu mahlen gefolget/ und alles sehr künstlich vorgestellet. So weiß man auch von des Mahlers Cratinus Tochter/ Namens[Spaltenumbruch] Irene, Irene, daß sie sehr wol gemacht habe eine Jungfer/ die in dem Tempel der Ceres zu Eleusine Calypso, aufgesetzet worden. Calypso hat einen alten Mann gemahlt/ und noch einen Schwarzkünstler/ Alcisthene Theodorus genannt. Alcisthene hat überaus schön gebildet einen Tanzer/ und eine andere/ nämlich Aristarete die Tochter Nearchi, Aristarete, einen fürtreflichen Aesculapium. Man lieset auch/ daß eine/ Namens Olympias, wol gemahlet/ und der Autobulus bey ihr die Kunst erlernet habe/ was sie aber eigentlich gemacht/ hab ich nicht finden können.

Lala, eine Vestalische/ Jungfer/ die berühmteste Vor allen andern aber/ so sich/ aus dem Weiblichen Geschlecht/ in dieser Wissenschaft geübet/ hat den grösten Ruhm darvon getragen/ die/ Lala von Cyzicus oder Spiga, welche eine Vestalische Nonne gewesen/ und in dem Jungfräulichen Stand ihr Leben beschlossen hat. Sie lebte nur die Zeit M. Varronis, (wie er es selbst schreibet) und mahlte überaus wol/ absonderlich die Frauenbilder/

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[[II, Buch 1 (antike Künstler), S. 46]/0058] und nicht unerfahren in der Medicin. Was er für ein treflicher Poët gewesen/ zeugen seine Comoedien/ die er allenthalben mit herrlichen Lehr-Sprüchen ausgezieret: Darneben ist er auch gewesen ein köstlicher Mahler/ als der viele sehr artige Stucke/ mit eigner Hand und großer Gedult gemacht/ worvon ich doch keine eigentliche Nachricht/ was es gewesen seye/ finden können. Er ist auch gewesen ein fürtreflicher Bildhauer/ und hat unterschiedliche schöne Bilder/ aus Kupfer und Marmor selbsten gemacht: so daß durch diesen tiefsinnigen und kunstreichen Herrn/ die/ nach Plinii Aussage/ vorher in etwas gefallene Künste/ wieder zum höchsten erhoben worden. Zu Ehren seines Vorfahrens/ Käysers Trajani, hat er eine Colonne, 140 Schuch hoch aufrichten/ und daran alle desselben Geschichte/ und von den Parthen/ Daciern/ Teutschen und andern Völkern erhaltene Victorien/ bilden und aushauen lassen/ welche künstliche Seule/ noch heutiges Tags in Rom zu sehen/ allen Kunst-verständigen zeigen kan/ was für fürtrefliche Bildhauere/ zur selbigen Zeit/ in Rom müssen gewesen seyn. Nachdem dieser löbliche und Kunst-liebende Käyser 62. Jahre gelebet/ und 21. Jahre regieret/ ist er an einem tödtlichen Fieber erkranket/ und endlich an der Wassersucht gestorben: Kurz vor seinem Tod hat er gesagt: Die Mänge der Aerzte hat den Käyser getödtet.Diesem lobwürdigen Käyser haben auch nachgefolget Alexander Severus und Valentinianus, die Römische Käysere/ welche gleichfals die Kunst nicht allein geliebet/ sondern auch unterschiedliche fürtrefliche Stucke selbst gemahlet haben. Alexander Severus und Valentinianus, Römische Käysere/ haben auch gemahlt. Bey Beschluß meines discurses von der Antichen Leben/ will ich anführen/ was Plinius, am Ende seiner Erzehlung von denen Mahlern/ geschrieben: Daß nämlich bey dieser Antichen Mahlere Zeiten/ zwo Manieren mit Feuer zu mahlen üblich gewesen seyen/ nämlich in allerhandfärbigtes Wachs/ und in vorher ausgegrabenes Helfenbein/ worein allerley Farben gegossen worden/ biß man angefangen die Schiffahrten zu mahlen/ da man zerschmolzenes Wachs mit dem Pinsel aufgetragen/ und darmit Gemälde verfärtiget/ welche weder durch Wasser noch Ungewitter Schaden lidten. An welchem Ort er auch eine Art die Kleider zu färben/ die in Egypten bräuchlich gewesen/ anführet/ wordurch mit einer Farb/ so im Kessel gesotten worden/ die vorher mit Kräutern geriebene Tücher/ vielfärbicht gemacht/ und artlich untermänget worden. Manieren zu mahlen bey den Alten. Das VII. Capitel. Von etlichen alten und künstlichen Mahlerinnen. Innhalt. Das löbliche Frauenzimmer liebt nicht nur die Kunst; sondern mahlet auch selbst. Als Timarete. Irene. Calypso. Alcisthene. Aristarete. Lala, eine Vestalische Jungfer/ die berühmteste. Opfer-Instrumenten der Antichen. Wasserwiedel. Altar. Leuchter. Aschen-Kästlein. Lampen. Kränze des Opfer-Viehes. Messer. Beile. Schüßeln. Gieß- und Rauchwerk-Fässer. Vestalische Jungfern und ihre Kleidung. OBwol sonst das löbliche Frauenzimmer/ aus angebohrner Natur/ zu vielen Wissenschaften keinen Lust hat/ so sind doch/ so wol für Alters/ als noch heutiges Tags/ unterschiedliche Frauen und Jungfern gewesen/ so die edle Mahler-Kunst nicht allein geliebet/ sondern auch selber gemahlet haben. Wann wir dann bißher von den Antichen fürtreflichsten Meistern/ Männliches Geschlechts/ gehandelt haben/ so wollen wir nun/ in diesem Capitel/ etliche/ so von dem Frauenzinmer darinn für Alters berühmt gewesen/ anführen. Das löbliche Frauenzimmer liebt nicht nur die Kunst; sondern mahlet selbst/ Unter diesen finde ich nun zum ersten die Tochter des Nicon, Timarete genannt/ welche eine sehr schöne Diana verfärtiget hat/ die in den Tempel der Diana zu Epheso gestellet worden. Sie hat treflich wol der Antichen Art zu mahlen gefolget/ und alles sehr künstlich vorgestellet. So weiß man auch von des Mahlers Cratinus Tochter/ Namens Irene, daß sie sehr wol gemacht habe eine Jungfer/ die in dem Tempel der Ceres zu Eleusine Calypso, aufgesetzet worden. Calypso hat einen alten Mann gemahlt/ und noch einen Schwarzkünstler/ Theodorus genannt. Alcisthene hat überaus schön gebildet einen Tanzer/ und eine andere/ nämlich Aristarete die Tochter Nearchi, Aristarete, einen fürtreflichen Aesculapium. Man lieset auch/ daß eine/ Namens Olympias, wol gemahlet/ und der Autobulus bey ihr die Kunst erlernet habe/ was sie aber eigentlich gemacht/ hab ich nicht finden können. als Timarete, Irene, Alcisthene Vor allen andern aber/ so sich/ aus dem Weiblichen Geschlecht/ in dieser Wissenschaft geübet/ hat den grösten Ruhm darvon getragen/ die/ Lala von Cyzicus oder Spiga, welche eine Vestalische Nonne gewesen/ und in dem Jungfräulichen Stand ihr Leben beschlossen hat. Sie lebte nur die Zeit M. Varronis, (wie er es selbst schreibet) und mahlte überaus wol/ absonderlich die Frauenbilder/ Lala, eine Vestalische/ Jungfer/ die berühmteste

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,2. Nürnberg, 1675, S. [II, Buch 1 (antike Künstler), S. 46]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0102_1675/58>, abgerufen am 20.04.2024.