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Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,2. Nürnberg, 1675.

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[Spaltenumbruch] Stücke sind sehr wol in Kupfer von Johann Sadler gebracht/ wie auch durch seine zween Brüder/ so seynd auch in ermeldtem Amsterdam noch viele Landschaften/ mit allerhand Thieren erfüllt/ von seiner Hand zu sehen: Eben wie auch an dem Königl. Hof zu Paris von ihme sehr herrliche grosse Stuck zu finden.

Er beflisse sich meistens in allen seinen Stucken/ daß sie scheinen möchten/ als ob sie ohne sondere Hat eine leichte Manier zu mahlen. Mühe und Arbeit gemacht wären/ und hatte eine schöne Manier/ ganz ungleich andern/ die mit grosser Müh und Arbeit nach dem Leben mahlen. Ich habe zwar unterschiedliche mal nach Venedig geschrieben und schreiben lassen/ um seine Geburts-Stadt und Sterbens-Zeit eigentlich zu erfahren/ habe aber nichts erkundigen können/ ohne daß er zween Söhne hinterlassen/ die seine Discipel gewesen/ und auf des Vatters Manier gearbeitet haben/ von dem einen weiß man nichts sonderbares/ der andere aber ist zu Venedig/ wegen seiner Kunst/ zum Ritter gemacht worden/ und hat daselbst noch Anno 1603. gelebet/ und ist sein Contrafät in der Kupferblatte R. zu finden.

LXXV. JULIUS LICINIUS von Pordenone, Mahler.OHngefehr um jezt-gedachten Künstlers Zeit wurde zu Venedig und in denen angränzenden Oertern JULIUS LICINIUS sehr hoch gehalten/ so wol in Gemählden von Oelfarben/ als in fresco: Er ware nicht allein ein sehr guter Zeichner/ sondern colorirte auch fürtreflich/ hierinnen seinem nahen Vetter und Lehrmeister/ dem Pordenon von Castel Franco nachfolgend/ doch übertraff er denselben in der Zeichnung/ worinnen er mehr Geist und Regeln merken liesse.

Seinen Verstand in der Kunst bezeugen/ neben andern vielen von ihme hin und wieder befindlichen Gemählden/ die in Augspurg nächst bey dem Sein Gemähl zu Augspurg. Bogen/ auf eines Kunst-liebenden Herrn Rehlingers Begehren/ zwey gemahlte grosse Häuser in fresco, in welcher Behausung jetziger Zeit Herr Schanternell und Herr Garb wohnen: Daran ist zu sehen/ neben der guten invention und reicher ordinanze, eine herrliche Zeichnung/ trefliche colorit, auch eine in fresco ganz ungemeine Natürlichkeit/ fast so schön/ als ob die Stuck mit Oelfarbe gemacht wären: Noch mehr aber ist sich zu verwundern über der Farben lange Beständigkeit/ indem sie unter einem kalten Horizont schon über 100. Jahr fast in unveränderter Schönheit bestanden/ da hingegen andere/ so kaum vor 25. Jahren gemahltd nimmer so vollkommen sind. Dannenhero/ wo dieselbe hätten mögen abgenommen/ und auf Tuch gebracht werden/ schon längst doppelt wären bezahlt worden: Zu ewigen Ehren des fürtreflichen Meisters aber ist nachfolgendes auf ein Täfelein darbey gemahlt worden: Julius Licinius, Civis Venetus & Augustanus hoc aedificium his picturis insignivit, hicceq; ultimam manum posuit A. 1561.

Wie gerne ich nun wolte dieses Künstlers Lob reichlicher herausstreichen/ und seine herrliche Gemählde der Nachwelt vorstellen/ so muß ich jedoch/ aus Mangel mehrern Berichts/ nachlassen/ indeme weder Vassari, noch Cavalier Ridolfi, oder der von [Spaltenumbruch] Mandern seiner gedenken/ ich auch anderwerts weiter nichts von ihm erfahren können.

LXXVI. GEORGIO VASSARI; Mahler und Baumeister von Aretso.WEil die rechtschaffene Künstlere ihren Fleiß in der Kunst/ nicht nur allein Gewinns halber/ sondern auch/ daß sie Ehr/und/ nach ihrem Tod/ einen guten Namen erhalten möchten/ anwenden/ so hat GEORGIO VASSARI den Italienischen Mahlern einen sehr guten Dienst gethan/ wann er Beschreibet der Italiänischen Mahlere Leben und Lob. ihr Leben und künstliche Werke so löblich beschrieben/ und ist sich zu verwundern/ wie beredt und vollkommen er solches zuwegen gebracht: ohne allen Zweiffel sehr befördert durch die Macht und Hilf des Herzogs von Florenz/ und Durchblätterung der Schriften Laurentii Gibberti, Domenico Grillandi und Raphael Urbins, ohne welche ihm/ als einem Mann von großer Arbeit und vielen Geschäften dieses Werk wol würde unmöglich gefallen seyn; Damit wir aber ihme zu schuldigen Dank den Dienst erwidern/ den er andern gethan/ so wollen wir seinen Lebenslauf auch beschreiben:

Er war gebohren Anno 1514.und von seiner Jugend auf sehr fleißig und geneigt zum lernen gewesen/ und hat seinen Anfang zu Aretso bey einem Französischen Glaß-Mahler/ Wilhelm von Marseille genannt/ gemacht. Anno 1524. wurde er Komt nach Florenz. von dem Cardinal Cortona, Silvio Passerini, nach Florenz gebracht/ da er einige Zeit in der Zeichen-Kunst angewendet/ unter der Anweisung des Michael Agnolo del Sarto, und anderer. Aber Anno 1527. da die de Medicis aus Florenz getrieben waren/ insonderheit Alexander und Hyppolito, von welchen er noch in seiner Kindheit große Hülf hatte/ durch Mittel des fürnehmen Cardinals, so must er mit Don Antonio seinem Ohm wieder nach Hauß/ allwo kurz zuvor sein Vatter an der Pest gestorben war. Da hielte ihn sein Ohm auf dem Dorf/ wo er Gelegenheit hatte/ in naß sich zu üben für die Bauren/ und befande aus selbigen/ wie nutz es seye/ sich in etwas üben/ um das Coloriren zu lernen.

Das Jahr darnach Anno 1528. kam er nach Aretso, woselbst als er etwas machte/ wurde er mit Rosso bekannt/ welcher ihm zu erst eine Zeichnung zu einer Tafel gemacht/ in welcher Giorgio zwar großen Fleiß in coloriren angewendet; dabey aber befunden/ daß viel mehr Schwärigkeit im Mahlen seye/ als er ihme zuvor eingebildet/ darum kehrte er nach Florenz/ und weiln er sahe/ daß das Begibt sich von dem Mahlen auf die Goldschmieds-Kunst. Mahlen gar zu lang zu lernen fallen solte/ und daß ihme obige drey seiner Schwestern und zween Brüder/ die ihme von seinem Vatter hinterlassen und anbefohlen waren/ zu erhalten/ begabe er sich zur Goldschmieds-Kunst/ welche er auch gleich Anno 1529. da Florenz belagert wurde/verließ/ und nach Pisa reisete/ woselbst er auf naß und von Oel unterschiedliche Ding machte/ von dannen kam er nach Bolognen/ allwo man zur Crönung Caroli des V. sich bereitete/ da er eine zeitlang guten Gewinn hatte/ und dann zohe er wieder nach Aretso, allwo er/ wie auch nachmalen zu Siena, sehr viel Komt nach Rom. Dings machte; und wurde hernach von Cardinal Hyppolito de Medicis nacher Rom geführt/

[Spaltenumbruch] Stücke sind sehr wol in Kupfer von Johann Sadler gebracht/ wie auch durch seine zween Brüder/ so seynd auch in ermeldtem Amsterdam noch viele Landschaften/ mit allerhand Thieren erfüllt/ von seiner Hand zu sehen: Eben wie auch an dem Königl. Hof zu Paris von ihme sehr herrliche grosse Stuck zu finden.

Er beflisse sich meistens in allen seinen Stucken/ daß sie scheinen möchten/ als ob sie ohne sondere Hat eine leichte Manier zu mahlen. Mühe und Arbeit gemacht wären/ und hatte eine schöne Manier/ ganz ungleich andern/ die mit grosser Müh und Arbeit nach dem Leben mahlen. Ich habe zwar unterschiedliche mal nach Venedig geschrieben und schreiben lassen/ um seine Geburts-Stadt und Sterbens-Zeit eigentlich zu erfahren/ habe aber nichts erkundigen können/ ohne daß er zween Söhne hinterlassen/ die seine Discipel gewesen/ und auf des Vatters Manier gearbeitet haben/ von dem einen weiß man nichts sonderbares/ der andere aber ist zu Venedig/ wegen seiner Kunst/ zum Ritter gemacht worden/ und hat daselbst noch Anno 1603. gelebet/ und ist sein Contrafät in der Kupferblatte R. zu finden.

LXXV. JULIUS LICINIUS von Pordenone, Mahler.OHngefehr um jezt-gedachten Künstlers Zeit wurde zu Venedig und in denen angränzenden Oertern JULIUS LICINIUS sehr hoch gehalten/ so wol in Gemählden von Oelfarben/ als in fresco: Er ware nicht allein ein sehr guter Zeichner/ sondern colorirte auch fürtreflich/ hierinnen seinem nahen Vetter und Lehrmeister/ dem Pordenon von Castel Franco nachfolgend/ doch übertraff er denselben in der Zeichnung/ worinnen er mehr Geist und Regeln merken liesse.

Seinen Verstand in der Kunst bezeugen/ neben andern vielen von ihme hin und wieder befindlichen Gemählden/ die in Augspurg nächst bey dem Sein Gemähl zu Augspurg. Bogen/ auf eines Kunst-liebenden Herrn Rehlingers Begehren/ zwey gemahlte grosse Häuser in fresco, in welcher Behausung jetziger Zeit Herr Schanternell und Herr Garb wohnen: Daran ist zu sehen/ neben der guten invention und reicher ordinanze, eine herrliche Zeichnung/ trefliche colorit, auch eine in fresco ganz ungemeine Natürlichkeit/ fast so schön/ als ob die Stuck mit Oelfarbe gemacht wären: Noch mehr aber ist sich zu verwundern über der Farben lange Beständigkeit/ indem sie unter einem kalten Horizont schon über 100. Jahr fast in unveränderter Schönheit bestanden/ da hingegen andere/ so kaum vor 25. Jahren gemahltd nimmer so vollkommen sind. Dannenhero/ wo dieselbe hätten mögen abgenommen/ und auf Tuch gebracht werden/ schon längst doppelt wären bezahlt worden: Zu ewigen Ehren des fürtreflichen Meisters aber ist nachfolgendes auf ein Täfelein darbey gemahlt worden: Julius Licinius, Civis Venetus & Augustanus hoc aedificium his picturis insignivit, hicceq; ultimam manum posuit A. 1561.

Wie gerne ich nun wolte dieses Künstlers Lob reichlicher herausstreichen/ und seine herrliche Gemählde der Nachwelt vorstellen/ so muß ich jedoch/ aus Mangel mehrern Berichts/ nachlassen/ indeme weder Vassari, noch Cavalier Ridolfi, oder der von [Spaltenumbruch] Mandern seiner gedenken/ ich auch anderwerts weiter nichts von ihm erfahren können.

LXXVI. GEORGIO VASSARI; Mahler und Baumeister von Aretso.WEil die rechtschaffene Künstlere ihren Fleiß in der Kunst/ nicht nur allein Gewinns halber/ sondern auch/ daß sie Ehr/und/ nach ihrem Tod/ einen guten Namen erhalten möchten/ anwenden/ so hat GEORGIO VASSARI den Italienischen Mahlern einen sehr guten Dienst gethan/ wann er Beschreibet der Italiänischen Mahlere Leben und Lob. ihr Leben und künstliche Werke so löblich beschrieben/ und ist sich zu verwundern/ wie beredt und vollkommen er solches zuwegen gebracht: ohne allen Zweiffel sehr befördert durch die Macht und Hilf des Herzogs von Florenz/ und Durchblätterung der Schriften Laurentii Gibberti, Domenico Grillandi und Raphaël Urbins, ohne welche ihm/ als einem Mann von großer Arbeit und vielen Geschäften dieses Werk wol würde unmöglich gefallen seyn; Damit wir aber ihme zu schuldigen Dank den Dienst erwidern/ den er andern gethan/ so wollen wir seinen Lebenslauf auch beschreiben:

Er war gebohren Anno 1514.und von seiner Jugend auf sehr fleißig und geneigt zum lernen gewesen/ und hat seinen Anfang zu Aretso bey einem Französischen Glaß-Mahler/ Wilhelm von Marseille genannt/ gemacht. Anno 1524. wurde er Komt nach Florenz. von dem Cardinal Cortona, Silvio Passerini, nach Florenz gebracht/ da er einige Zeit in der Zeichen-Kunst angewendet/ unter der Anweisung des Michaël Agnolo del Sarto, und anderer. Aber Anno 1527. da die de Medicis aus Florenz getrieben waren/ insonderheit Alexander und Hyppolito, von welchen er noch in seiner Kindheit große Hülf hatte/ durch Mittel des fürnehmen Cardinals, so must er mit Don Antonio seinem Ohm wieder nach Hauß/ allwo kurz zuvor sein Vatter an der Pest gestorben war. Da hielte ihn sein Ohm auf dem Dorf/ wo er Gelegenheit hatte/ in naß sich zu üben für die Bauren/ und befande aus selbigen/ wie nutz es seye/ sich in etwas üben/ um das Coloriren zu lernen.

Das Jahr darnach Anno 1528. kam er nach Aretso, woselbst als er etwas machte/ wurde er mit Rosso bekannt/ welcher ihm zu erst eine Zeichnung zu einer Tafel gemacht/ in welcher Giorgio zwar großen Fleiß in coloriren angewendet; dabey aber befunden/ daß viel mehr Schwärigkeit im Mahlen seye/ als er ihme zuvor eingebildet/ darum kehrte er nach Florenz/ und weiln er sahe/ daß das Begibt sich von dem Mahlen auf die Goldschmieds-Kunst. Mahlen gar zu lang zu lernen fallen solte/ und daß ihme obige drey seiner Schwestern und zween Brüder/ die ihme von seinem Vatter hinterlassen und anbefohlen waren/ zu erhalten/ begabe er sich zur Goldschmieds-Kunst/ welche er auch gleich Anno 1529. da Florenz belagert wurde/verließ/ und nach Pisa reisete/ woselbst er auf naß und von Oel unterschiedliche Ding machte/ von dannen kam er nach Bolognen/ allwo man zur Crönung Caroli des V. sich bereitete/ da er eine zeitlang guten Gewinn hatte/ und dann zohe er wieder nach Aretso, allwo er/ wie auch nachmalen zu Siena, sehr viel Komt nach Rom. Dings machte; und wurde hernach von Cardinal Hyppolito de Medicis nacher Rom geführt/

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          <p>Er war gebohren <date when="1514">Anno 1514.</date>und von seiner Jugend auf sehr fleißig und geneigt zum lernen gewesen/ und hat seinen Anfang zu <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-17 http://www.geonames.org/3182884/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7006072">Aretso</placeName></hi> bey einem Französischen Glaß-Mahler/ <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2701 http://d-nb.info/gnd/124036759 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500120245 http://viaf.org/viaf/15694479">Wilhelm von <hi rendition="#aq">Marseille</hi></persName> genannt/ gemacht. <date when="1524">Anno 1524.</date> wurde er <note place="right">Komt nach <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-23 http://www.geonames.org/3176959/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7000457">Florenz</placeName>.</note> von dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2692 http://d-nb.info/gnd/12961212X http://viaf.org/viaf/15853440">Cardinal <hi rendition="#aq">Cortona</hi></persName><hi rendition="#aq">, <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2692 http://d-nb.info/gnd/12961212X http://viaf.org/viaf/15853440">Silvio Passerini</persName>,</hi> nach <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-23 http://www.geonames.org/3176959/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7000457">Florenz</placeName> gebracht/ da er einige Zeit in der Zeichen-Kunst angewendet/ unter der Anweisung des <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-353 http://d-nb.info/gnd/118582143 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500010654 http://viaf.org/viaf/24585191">Michaël Agnolo</persName><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1149 http://d-nb.info/gnd/118794604 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500025314 http://viaf.org/viaf/76605316">del Sarto</persName>,</hi> und anderer. Aber <date when="1527">Anno 1527.</date> da die <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1099 http://d-nb.info/gnd/118732455 http://viaf.org/viaf/13102402">de Medicis</persName></hi> aus <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-23 http://www.geonames.org/3176959/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7000457">Florenz</placeName> getrieben waren/ insonderheit <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2693 http://d-nb.info/gnd/118647954 http://viaf.org/viaf/64800897">Alexander</persName></hi> und <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1767 http://d-nb.info/gnd/118732501 http://viaf.org/viaf/27866426">Hyppolito</persName>,</hi> von welchen er noch in seiner Kindheit große Hülf hatte/ durch Mittel des fürnehmen <hi rendition="#aq">Cardinals,</hi> so must er mit <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2713">Don Antonio</persName></hi> seinem Ohm wieder nach Hauß/ allwo kurz zuvor sein Vatter an der Pest gestorben war. Da hielte ihn sein Ohm auf dem Dorf/ wo er Gelegenheit hatte/ in naß sich zu üben für die Bauren/ und befande aus selbigen/ wie nutz es seye/ sich in etwas üben/ um das <hi rendition="#aq">Colori</hi>ren zu lernen.</p>
          <p>Das Jahr darnach <date when="1528">Anno 1528.</date> kam er nach <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-17 http://www.geonames.org/3182884/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7006072">Aretso</placeName>,</hi> woselbst als er etwas machte/ wurde er mit <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1150 http://d-nb.info/gnd/118814206 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500014451 http://viaf.org/viaf/107001641">Rosso</persName></hi> bekannt/ welcher ihm zu erst eine Zeichnung zu einer Tafel gemacht/ in welcher <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-78 http://d-nb.info/gnd/118626213 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500017608 http://viaf.org/viaf/46768219">Giorgio</persName></hi> zwar großen Fleiß in <hi rendition="#aq">colori</hi>ren angewendet; dabey aber befunden/ daß viel mehr Schwärigkeit im Mahlen seye/ als er ihme zuvor eingebildet/ darum kehrte er nach <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-23 http://www.geonames.org/3176959/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7000457">Florenz</placeName>/ und weiln er sahe/ daß das <note place="right">Begibt sich von dem Mahlen auf die Goldschmieds-Kunst.</note> Mahlen gar zu lang zu lernen fallen solte/ und daß ihme obige drey seiner Schwestern und zween Brüder/ die ihme von seinem Vatter hinterlassen und anbefohlen waren/ zu erhalten/ begabe er sich zur Goldschmieds-Kunst/ welche er auch gleich <date when="1529">Anno 1529.</date> da <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-23 http://www.geonames.org/3176959/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7000457">Florenz</placeName> belagert wurde/verließ/ und nach <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-14 http://www.geonames.org/3170647/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7006082">Pisa</placeName></hi> reisete/ woselbst er auf naß und von Oel unterschiedliche Ding machte/ von dannen kam er nach <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-8 http://www.geonames.org/3181928/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7004847">Bolognen</placeName>/ allwo man zur Crönung <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-576 http://d-nb.info/gnd/118560093 http://viaf.org/viaf/88598818"><hi rendition="#aq">Caroli</hi> des <hi rendition="#aq">V.</hi></persName> sich bereitete/ da er eine zeitlang guten Gewinn hatte/ und dann zohe er wieder nach <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-17 http://www.geonames.org/3182884/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7006072">Aretso</placeName>,</hi> allwo er/ wie auch nachmalen zu <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-16 http://www.geonames.org/3166548/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7011179">Siena</placeName>,</hi> sehr viel <note place="right">Komt nach <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-6 http://www.geonames.org/3169070/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7000874">Rom</placeName>.</note> Dings machte; und wurde hernach von <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1767 http://d-nb.info/gnd/118732501 http://viaf.org/viaf/27866426">Cardinal <hi rendition="#aq">Hyppolito de Medicis</hi></persName> nacher <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-6 http://www.geonames.org/3169070/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7000874">Rom</placeName> geführt/
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[[II, Buch 2 (italienische Künstler), S. 177]/0211] Stücke sind sehr wol in Kupfer von Johann Sadler gebracht/ wie auch durch seine zween Brüder/ so seynd auch in ermeldtem Amsterdam noch viele Landschaften/ mit allerhand Thieren erfüllt/ von seiner Hand zu sehen: Eben wie auch an dem Königl. Hof zu Paris von ihme sehr herrliche grosse Stuck zu finden. Er beflisse sich meistens in allen seinen Stucken/ daß sie scheinen möchten/ als ob sie ohne sondere Mühe und Arbeit gemacht wären/ und hatte eine schöne Manier/ ganz ungleich andern/ die mit grosser Müh und Arbeit nach dem Leben mahlen. Ich habe zwar unterschiedliche mal nach Venedig geschrieben und schreiben lassen/ um seine Geburts-Stadt und Sterbens-Zeit eigentlich zu erfahren/ habe aber nichts erkundigen können/ ohne daß er zween Söhne hinterlassen/ die seine Discipel gewesen/ und auf des Vatters Manier gearbeitet haben/ von dem einen weiß man nichts sonderbares/ der andere aber ist zu Venedig/ wegen seiner Kunst/ zum Ritter gemacht worden/ und hat daselbst noch Anno 1603. gelebet/ und ist sein Contrafät in der Kupferblatte R. zu finden. Hat eine leichte Manier zu mahlen. OHngefehr um jezt-gedachten Künstlers Zeit wurde zu Venedig und in denen angränzenden Oertern JULIUS LICINIUS sehr hoch gehalten/ so wol in Gemählden von Oelfarben/ als in fresco: Er ware nicht allein ein sehr guter Zeichner/ sondern colorirte auch fürtreflich/ hierinnen seinem nahen Vetter und Lehrmeister/ dem Pordenon von Castel Franco nachfolgend/ doch übertraff er denselben in der Zeichnung/ worinnen er mehr Geist und Regeln merken liesse. LXXV. JULIUS LICINIUS von Pordenone, Mahler. Seinen Verstand in der Kunst bezeugen/ neben andern vielen von ihme hin und wieder befindlichen Gemählden/ die in Augspurg nächst bey dem Bogen/ auf eines Kunst-liebenden Herrn Rehlingers Begehren/ zwey gemahlte grosse Häuser in fresco, in welcher Behausung jetziger Zeit Herr Schanternell und Herr Garb wohnen: Daran ist zu sehen/ neben der guten invention und reicher ordinanze, eine herrliche Zeichnung/ trefliche colorit, auch eine in fresco ganz ungemeine Natürlichkeit/ fast so schön/ als ob die Stuck mit Oelfarbe gemacht wären: Noch mehr aber ist sich zu verwundern über der Farben lange Beständigkeit/ indem sie unter einem kalten Horizont schon über 100. Jahr fast in unveränderter Schönheit bestanden/ da hingegen andere/ so kaum vor 25. Jahren gemahltd nimmer so vollkommen sind. Dannenhero/ wo dieselbe hätten mögen abgenommen/ und auf Tuch gebracht werden/ schon längst doppelt wären bezahlt worden: Zu ewigen Ehren des fürtreflichen Meisters aber ist nachfolgendes auf ein Täfelein darbey gemahlt worden: Julius Licinius, Civis Venetus & Augustanus hoc aedificium his picturis insignivit, hicceq; ultimam manum posuit A. 1561. Sein Gemähl zu Augspurg. Wie gerne ich nun wolte dieses Künstlers Lob reichlicher herausstreichen/ und seine herrliche Gemählde der Nachwelt vorstellen/ so muß ich jedoch/ aus Mangel mehrern Berichts/ nachlassen/ indeme weder Vassari, noch Cavalier Ridolfi, oder der von Mandern seiner gedenken/ ich auch anderwerts weiter nichts von ihm erfahren können. WEil die rechtschaffene Künstlere ihren Fleiß in der Kunst/ nicht nur allein Gewinns halber/ sondern auch/ daß sie Ehr/und/ nach ihrem Tod/ einen guten Namen erhalten möchten/ anwenden/ so hat GEORGIO VASSARI den Italienischen Mahlern einen sehr guten Dienst gethan/ wann er ihr Leben und künstliche Werke so löblich beschrieben/ und ist sich zu verwundern/ wie beredt und vollkommen er solches zuwegen gebracht: ohne allen Zweiffel sehr befördert durch die Macht und Hilf des Herzogs von Florenz/ und Durchblätterung der Schriften Laurentii Gibberti, Domenico Grillandi und Raphaël Urbins, ohne welche ihm/ als einem Mann von großer Arbeit und vielen Geschäften dieses Werk wol würde unmöglich gefallen seyn; Damit wir aber ihme zu schuldigen Dank den Dienst erwidern/ den er andern gethan/ so wollen wir seinen Lebenslauf auch beschreiben: LXXVI. GEORGIO VASSARI; Mahler und Baumeister von Aretso. Beschreibet der Italiänischen Mahlere Leben und Lob. Er war gebohren Anno 1514.und von seiner Jugend auf sehr fleißig und geneigt zum lernen gewesen/ und hat seinen Anfang zu Aretso bey einem Französischen Glaß-Mahler/ Wilhelm von Marseille genannt/ gemacht. Anno 1524. wurde er von dem Cardinal Cortona, Silvio Passerini, nach Florenz gebracht/ da er einige Zeit in der Zeichen-Kunst angewendet/ unter der Anweisung des Michaël Agnolo del Sarto, und anderer. Aber Anno 1527. da die de Medicis aus Florenz getrieben waren/ insonderheit Alexander und Hyppolito, von welchen er noch in seiner Kindheit große Hülf hatte/ durch Mittel des fürnehmen Cardinals, so must er mit Don Antonio seinem Ohm wieder nach Hauß/ allwo kurz zuvor sein Vatter an der Pest gestorben war. Da hielte ihn sein Ohm auf dem Dorf/ wo er Gelegenheit hatte/ in naß sich zu üben für die Bauren/ und befande aus selbigen/ wie nutz es seye/ sich in etwas üben/ um das Coloriren zu lernen. Komt nach Florenz. Das Jahr darnach Anno 1528. kam er nach Aretso, woselbst als er etwas machte/ wurde er mit Rosso bekannt/ welcher ihm zu erst eine Zeichnung zu einer Tafel gemacht/ in welcher Giorgio zwar großen Fleiß in coloriren angewendet; dabey aber befunden/ daß viel mehr Schwärigkeit im Mahlen seye/ als er ihme zuvor eingebildet/ darum kehrte er nach Florenz/ und weiln er sahe/ daß das Mahlen gar zu lang zu lernen fallen solte/ und daß ihme obige drey seiner Schwestern und zween Brüder/ die ihme von seinem Vatter hinterlassen und anbefohlen waren/ zu erhalten/ begabe er sich zur Goldschmieds-Kunst/ welche er auch gleich Anno 1529. da Florenz belagert wurde/verließ/ und nach Pisa reisete/ woselbst er auf naß und von Oel unterschiedliche Ding machte/ von dannen kam er nach Bolognen/ allwo man zur Crönung Caroli des V. sich bereitete/ da er eine zeitlang guten Gewinn hatte/ und dann zohe er wieder nach Aretso, allwo er/ wie auch nachmalen zu Siena, sehr viel Dings machte; und wurde hernach von Cardinal Hyppolito de Medicis nacher Rom geführt/ Begibt sich von dem Mahlen auf die Goldschmieds-Kunst. Komt nach Rom.

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,2. Nürnberg, 1675, S. [II, Buch 2 (italienische Künstler), S. 177]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0102_1675/211>, abgerufen am 25.04.2024.