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Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,2. Nürnberg, 1675.

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[Spaltenumbruch] hiervor zu viel bezahlt hätte? und sie antworteten: Nur allzuviel! sagte er wider sie: So will ich dann an diese Stucke meinen Namen graben lassen/ und könnet ihr die Unkosten nur mir anrechnen. Das Volk wurde zwar/ durch diese seine Herzhaftigkeit/ in etwas besänftiget. Aber Thucydides und sein Anhang gebrauchte sich immer dieser vom Phidias theur-erkauften Minerva zum Vor-Wort/ den Pericles zu beschuldigen: Weßwegen er endlich/ auf Einrahten des Alcibiades, mit dem Thucydides sich in Krieg geleget/ und ihn aus dem Land gejaget.

Phidias wird seinetwegen angefeindet/ Gleichwie aber Pericles, wegen seines geliebten Phidias, in des Volkes Haß gerahten/ also hat auch Phidias, wegen des Pericles, viel Lästerungen hören müssen. Dann/ weil immer viel Frauenzimmer/ seine Werke zu besichtigen/ zu ihm kamen/ nahmen die Widersacher Ursach/ zu sagen: Phidias wäre des Pericles Kupler/ der ihm die Courtisaninnen zuführte. Uber das hatte Phidias einen untreuen Diener/ Namens Meno, welcher/ auf Anstiften seiner Feinde/ ausgabe/ wie Diebstals beschuldiget daß er/ an dem Bilde der Minerva, viel Golds veruntrauet hätte: Weßwegen er vor dem Volk/ als ein Dieb/ angeklagt wurde. Er hatte aber/ zu seinem Glück/ das Gold an die Statue also angemacht/ daß man es alles abnehmen konte: das er zwar unschuldig befunden/ dann/ zu Beweiß seiner Unschuld/ abwägen ließe/ und seine Verläumbder damit beschämte. Er vermehrte aber hierdurch des Volks Haß wider sich: massen sie seine falsche Ankläger ungestraft loß aber ins Gefängnis gelegt/ und stirbt darinn. kommen ließen. Endlich muste Phidias ins Gefängnis gehen/ worinn er/ entweder aus Kummer/ oder durch Gift/ das ihm seine Feinde beygebracht/ sein Leben geendet. Unter seinen Lehrjüngern ware Agoracritus sein Lehrjünger/ einer/ Namens Agoracritus, welchen er so sehr geliebet/ daß er/ als er das Bild der Rach-Göttin Nemesis gemacht/ darunter geschrieben: Agoracritus aus der Insul Paro hat dieses gemacht! Womit er ihme die Ehre seiner Arbeit zugewendet. und Alcamenes. Er hat auch den Alcamenes zum Schuler gehabt.

XII. MYCON von Athen, Mahler.IN dem Leben des zweyten Polygnoti ist dieses MYCONS von Athen gedacht worden/ wie er seine kunstreiche Werke von den Atheniensern ihm reichlich und wol bezahlen lassen: Woraus abzunehmen/ daß er/ zu selbiger Zeit/ ein fürtrefflicher Meister müsse gewesen seyn. Er pflegte zu seinen Farben zu gebrauchen das schwarze von Weinreben-Körnern/ oder gebrant Weinreben-Holz/ welches man damals Triginon genennet. Er ware auch der ersten einer/ so das Athenische Obergelb gebrauchet. Er hatte sonderbare Lust und Erfahrung/ die Kampf-Ringer/ mit ihren unterschiedlichen Bewegungen auszubilden. Man nennte ihn den grossen Mycon: zum Unterschied eines andern/ den man den kleinen Mycon zu nennen pflegte/ welcher eine Tochter gehabt/ die sehr kunstreich mahlen konte. Unser Mycon, der Grosse/ mahlte ein sehr herrliches Stuck/ nämlich Seine Werke. den Streit der Lapithen und Centauren / welches zu Athen, in den Tempel Thesei gestellt worden/ und eines von den Argonauten / wie sie[Spaltenumbruch] nach der Insul Colcho fuhren/ welches der Tempel Castors daselbst bekommen; wiederum eines/ wie die von Athen, unter der Anführung Thesei, die Amazonen bestritten/ noch zwey andere/ wie die Griechen Troja verstöret/ und wie die Könige/ über des Ajax schändlicher That/ Raht gehalten/ da er die Cassandra, Königs Priami Tochter/ im Tempel der Göttin Minerva , geunehret. Er hat auch gemahlet eine grosse Anzahl Jungfrauen/ die gefangen geführet wurden/ und eine Cassandra, auch die Schlacht bey Marathon: da man an beyden Partyen sahe/ wie eifrig sie waren/ einander aufzureiben/ auch wie die Persianer voll Furcht die Flucht gaben/ und unbedachtsam in einen Morast lieffen. Er mahlte über das/ die Schiff-Flotte der Phoenicier/ die Niederlag der Barbarn durch die Griechen/ und wie Theseus zu Schiffe gehet/ eine Minerva, und einen Sein Sohn Onaras, ein Bildhauer. Hercules. Er hatte einen Sohn/ Onaras benamet/ welcher ein Bildhauer/ und zwar der bäste von denen gewesen/ die aus des Daedali Schul hervorgekommen. Ihme wurden für eine Ceres, von den Phigaliern 6000. Cronen bezahlt. Dieser Onaras, hat in der 83. Olympiade gelebet.

WAnn ich/ mit Plutarcho, mir fürgenommen hätte/ die vortreffliche Männer/ in Griechenland und Italien/ gegen einander zu vergleichen/ so würde dem Michael Angelo nicht unfüglich können entgegen gesetzet werden/ dieser XIII. APOLLODORUS von Athen, Mahler und Bildhauer/ Athenische APOLLODORUS, als ein mit gleich-edlen Gaben/ von der Natur ausgezierter Künstler/ welcher so ämsig und tiefsinnig gewesen/ die äuserste Schönheit in der Kunst zu untersuchen/ daß er manichmal ein schönes Bild/ zerschlägt seine Werke/ so er gemacht/ zu Stücken geschlagen/ wann es ihn/ nach seinem Sinn/ nicht recht vergnügen wolte. Dann ihn bedünkte allezeit/ daß seine Werke nicht vollkommen gut wären/ ob sie schon ganz ausbündig waren. Und weil er soviel treffliche Stucke/ von so grosser Arbeit/ selber zerschlug/ wurde er von vielen der Rasende wird deßwegen der Rasende genannt. oder Tolle genannt: Wie dann Silamon , ein Mahler oder Bildhauer/ als er die Raserey oder Gramschaft ausbilden wollen/ selbige nach seiner Gestalt gemacht / und ihn damit bespottet. Er ist auch ein fürtrefflicher Mahler/ und der erste gewesen/ der aus der Natur die allerschönste Theile verständig hat wissen auszulesen/ und in seinen Gemälden anzubringen. Er hat auch die Handlung des Pinsels zu solcher Vollkommenheit gebracht/ als noch keiner vor ihm gethan hatte. Zur Zeit Plinii ward in Pergamo eines seiner Gemälde Seine Werke. gefunden/ darinn ein Priester opferte/ und mit grosser Andacht sein Gebet zu verrichten schiene. Es war auch von ihm zu sehen/ ein Ajax, der vom Jupiter mit dem Donner erschlagen wurde. Er lebte in der 93. Olympiade, und ware kein Mahler vor ihm/ der die Angesichter mit so süsser Lieblichkeit Er war der erste/ so die Schönheit wol ausbilden können. auszubilden wuste/ welches doch in der Kunst einen sonderbaren Wolstand und Zierde bringet.

[Spaltenumbruch] hiervor zu viel bezahlt hätte? und sie antworteten: Nur allzuviel! sagte er wider sie: So will ich dann an diese Stucke meinen Namen graben lassen/ und könnet ihr die Unkosten nur mir anrechnen. Das Volk wurde zwar/ durch diese seine Herzhaftigkeit/ in etwas besänftiget. Aber Thucydides und sein Anhang gebrauchte sich immer dieser vom Phidias theur-erkauften Minerva zum Vor-Wort/ den Pericles zu beschuldigen: Weßwegen er endlich/ auf Einrahten des Alcibiades, mit dem Thucydides sich in Krieg geleget/ und ihn aus dem Land gejaget.

Phidias wird seinetwegen angefeindet/ Gleichwie aber Pericles, wegen seines geliebten Phidias, in des Volkes Haß gerahten/ also hat auch Phidias, wegen des Pericles, viel Lästerungen hören müssen. Dann/ weil immer viel Frauenzimmer/ seine Werke zu besichtigen/ zu ihm kamen/ nahmen die Widersacher Ursach/ zu sagen: Phidias wäre des Pericles Kupler/ der ihm die Courtisaninnen zuführte. Uber das hatte Phidias einen untreuen Diener/ Namens Meno, welcher/ auf Anstiften seiner Feinde/ ausgabe/ wie Diebstals beschuldiget daß er/ an dem Bilde der Minerva, viel Golds veruntrauet hätte: Weßwegen er vor dem Volk/ als ein Dieb/ angeklagt wurde. Er hatte aber/ zu seinem Glück/ das Gold an die Statue also angemacht/ daß man es alles abnehmen konte: das er zwar unschuldig befunden/ dann/ zu Beweiß seiner Unschuld/ abwägen ließe/ und seine Verläumbder damit beschämte. Er vermehrte aber hierdurch des Volks Haß wider sich: massen sie seine falsche Ankläger ungestraft loß aber ins Gefängnis gelegt/ und stirbt darinn. kommen ließen. Endlich muste Phidias ins Gefängnis gehen/ worinn er/ entweder aus Kummer/ oder durch Gift/ das ihm seine Feinde beygebracht/ sein Leben geendet. Unter seinen Lehrjüngern ware Agoracritus sein Lehrjünger/ einer/ Namens Agoracritus, welchen er so sehr geliebet/ daß er/ als er das Bild der Rach-Göttin Nemesis gemacht/ darunter geschrieben: Agoracritus aus der Insul Paro hat dieses gemacht! Womit er ihme die Ehre seiner Arbeit zugewendet. und Alcamenes. Er hat auch den Alcamenes zum Schuler gehabt.

XII. MYCON von Athen, Mahler.IN dem Leben des zweyten Polygnoti ist dieses MYCONS von Athen gedacht worden/ wie er seine kunstreiche Werke von den Atheniensern ihm reichlich und wol bezahlen lassen: Woraus abzunehmen/ daß er/ zu selbiger Zeit/ ein fürtrefflicher Meister müsse gewesen seyn. Er pflegte zu seinen Farben zu gebrauchen das schwarze von Weinreben-Körnern/ oder gebrant Weinreben-Holz/ welches man damals Triginon genennet. Er ware auch der ersten einer/ so das Athenische Obergelb gebrauchet. Er hatte sonderbare Lust und Erfahrung/ die Kampf-Ringer/ mit ihren unterschiedlichen Bewegungen auszubilden. Man nennte ihn den grossen Mycon: zum Unterschied eines andern/ den man den kleinen Mycon zu nennen pflegte/ welcher eine Tochter gehabt/ die sehr kunstreich mahlen konte. Unser Mycon, der Grosse/ mahlte ein sehr herrliches Stuck/ nämlich Seine Werke. den Streit der Lapithen und Centauren / welches zu Athen, in den Tempel Thesei gestellt worden/ und eines von den Argonauten / wie sie[Spaltenumbruch] nach der Insul Colcho fuhren/ welches der Tempel Castors daselbst bekommen; wiederum eines/ wie die von Athen, unter der Anführung Thesei, die Amazonen bestritten/ noch zwey andere/ wie die Griechen Troja verstöret/ und wie die Könige/ über des Ajax schändlicher That/ Raht gehalten/ da er die Cassandra, Königs Priami Tochter/ im Tempel der Göttin Minerva , geunehret. Er hat auch gemahlet eine grosse Anzahl Jungfrauen/ die gefangen geführet wurden/ und eine Cassandra, auch die Schlacht bey Marathon: da man an beyden Partyen sahe/ wie eifrig sie waren/ einander aufzureiben/ auch wie die Persianer voll Furcht die Flucht gaben/ und unbedachtsam in einen Morast lieffen. Er mahlte über das/ die Schiff-Flotte der Phoenicier/ die Niederlag der Barbarn durch die Griechen/ und wie Theseus zu Schiffe gehet/ eine Minerva, und einen Sein Sohn Onaras, ein Bildhauer. Hercules. Er hatte einen Sohn/ Onaras benamet/ welcher ein Bildhauer/ und zwar der bäste von denen gewesen/ die aus des Daedali Schul hervorgekommen. Ihme wurden für eine Ceres, von den Phigaliern 6000. Cronen bezahlt. Dieser Onaras, hat in der 83. Olympiade gelebet.

WAnn ich/ mit Plutarcho, mir fürgenommen hätte/ die vortreffliche Männer/ in Griechenland und Italien/ gegen einander zu vergleichen/ so würde dem Michaël Angelo nicht unfüglich können entgegen gesetzet werden/ dieser XIII. APOLLODORUS von Athen, Mahler und Bildhauer/ Athenische APOLLODORUS, als ein mit gleich-edlen Gaben/ von der Natur ausgezierter Künstler/ welcher so ämsig und tiefsinnig gewesen/ die äuserste Schönheit in der Kunst zu untersuchen/ daß er manichmal ein schönes Bild/ zerschlägt seine Werke/ so er gemacht/ zu Stücken geschlagen/ wann es ihn/ nach seinem Sinn/ nicht recht vergnügen wolte. Dann ihn bedünkte allezeit/ daß seine Werke nicht vollkommen gut wären/ ob sie schon ganz ausbündig waren. Und weil er soviel treffliche Stucke/ von so grosser Arbeit/ selber zerschlug/ wurde er von vielen der Rasende wird deßwegen der Rasende genannt. oder Tolle genannt: Wie dann Silamon , ein Mahler oder Bildhauer/ als er die Raserey oder Gramschaft ausbilden wollen/ selbige nach seiner Gestalt gemacht / und ihn damit bespottet. Er ist auch ein fürtrefflicher Mahler/ und der erste gewesen/ der aus der Natur die allerschönste Theile verständig hat wissen auszulesen/ und in seinen Gemälden anzubringen. Er hat auch die Handlung des Pinsels zu solcher Vollkommenheit gebracht/ als noch keiner vor ihm gethan hatte. Zur Zeit Plinii ward in Pergamo eines seiner Gemälde Seine Werke. gefunden/ darinn ein Priester opferte/ und mit grosser Andacht sein Gebet zu verrichten schiene. Es war auch von ihm zu sehen/ ein Ajax, der vom Jupiter mit dem Donner erschlagen wurde. Er lebte in der 93. Olympiade, und ware kein Mahler vor ihm/ der die Angesichter mit so süsser Lieblichkeit Er war der erste/ so die Schönheit wol ausbilden können. auszubilden wuste/ welches doch in der Kunst einen sonderbaren Wolstand und Zierde bringet.

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nach der Insul <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-217">Colcho</placeName></hi> fuhren/ welches der <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1694">Tempel <hi rendition="#aq">Castor</hi>s</placeName> daselbst bekommen; wiederum eines/ wie die von <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-25 http://www.geonames.org/264371/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7001393">Athen</placeName>,</hi> unter der Anführung <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-222 http://d-nb.info/gnd/11862184X http://viaf.org/viaf/805104">Thesei</persName>,</hi> die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3561"><hi rendition="#aq">Amazon</hi>en</persName>  bestritten/ noch zwey andere/ wie die Griechen <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-138 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7002329">Troja</placeName></hi> verstöret/ und wie die Könige/ über des <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3898 http://d-nb.info/gnd/118647482 http://viaf.org/viaf/74646492">Ajax</persName></hi> schändlicher That/ Raht gehalten/ da er die <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2726 http://d-nb.info/gnd/118560484 http://viaf.org/viaf/74644776">Cassandra</persName>,</hi> <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-396">Königs <hi rendition="#aq">Priami</hi></persName> Tochter/ im <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1141">Tempel der Göttin <hi rendition="#aq">Minerva</hi></placeName> , geunehret. Er hat auch gemahlet eine grosse Anzahl Jungfrauen/ die gefangen geführet wurden/ und eine <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2726 http://d-nb.info/gnd/118560484 http://viaf.org/viaf/74644776">Cassandra</persName>,</hi> auch die Schlacht bey <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-102 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7010919">Marathon</placeName></hi>: da man an beyden Partyen sahe/ wie eifrig sie waren/ einander aufzureiben/ auch wie die Persianer voll Furcht die Flucht gaben/ und unbedachtsam in einen Morast lieffen. Er mahlte über das/ die Schiff-Flotte der <hi rendition="#aq">Phoenici</hi>er/ die Niederlag der Barbarn durch die Griechen/ und wie <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-222 http://d-nb.info/gnd/11862184X http://viaf.org/viaf/805104">Theseus</persName></hi> zu Schiffe gehet/ eine <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-145 http://d-nb.info/gnd/118986155 http://viaf.org/viaf/13107718">Minerva</persName>,</hi> und einen <note place="right">Sein Sohn <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-300 http://d-nb.info/gnd/118787098 http://viaf.org/viaf/67726827">Onaras</persName>,</hi> ein Bildhauer.</note> <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-215 http://d-nb.info/gnd/118639552 http://viaf.org/viaf/32789834">Hercules</persName></hi>. Er hatte einen Sohn/ <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-300 http://d-nb.info/gnd/118787098 http://viaf.org/viaf/67726827">Onaras</persName></hi> benamet/ welcher ein Bildhauer/ und zwar der bäste von denen gewesen/ die aus des <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-235 http://d-nb.info/gnd/118678531 http://viaf.org/viaf/77109870">Daedali</persName></hi> Schul hervorgekommen. Ihme wurden für eine <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-128 http://d-nb.info/gnd/118862294 http://viaf.org/viaf/15567160">Ceres</persName></hi>, von den <hi rendition="#aq">Phigali</hi>ern 6000. Cronen bezahlt. Dieser <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-300 http://d-nb.info/gnd/118787098 http://viaf.org/viaf/67726827">Onaras</persName>,</hi> hat in der 83. <hi rendition="#aq">Olympiade</hi> gelebet.</p>
        <p xml:id="p0216.3">WAnn <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">ich</persName>/ mit <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-343 http://d-nb.info/gnd/118595237 http://viaf.org/viaf/32140876">Plutarcho</persName>,</hi> <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">mir</persName> fürgenommen hätte/ die vortreffliche Männer/ in <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-336 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=1000074">Griechenland</placeName> und <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-352 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=1000080"><hi rendition="#aq">Itali</hi>en</placeName>/ gegen einander zu vergleichen/ so würde dem <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-353 http://d-nb.info/gnd/118582143 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500010654 http://viaf.org/viaf/24585191">Michaël Angelo</persName></hi> nicht unfüglich können entgegen gesetzet werden/ dieser <note place="right"><hi rendition="#aq">XIII.</hi><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1789"><hi rendition="#aq">APOLLODORUS</hi> von <hi rendition="#aq">Athen</hi></persName>, Mahler und Bildhauer/</note> <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1789"><hi rendition="#aq">Athen</hi>ische <hi rendition="#aq">APOLLODORUS</hi></persName>, als ein mit gleich-edlen Gaben/ von der Natur ausgezierter Künstler/ welcher so ämsig und tiefsinnig gewesen/ die äuserste Schönheit in der Kunst zu untersuchen/ daß er manichmal ein schönes Bild/ <note place="right">zerschlägt seine Werke/</note> so er gemacht/ zu Stücken geschlagen/ wann es ihn/ nach seinem Sinn/ nicht recht vergnügen wolte. Dann ihn bedünkte allezeit/ daß seine Werke nicht vollkommen gut wären/ ob sie schon ganz ausbündig waren. Und weil er soviel treffliche Stucke/ von so grosser Arbeit/ selber zerschlug/ wurde er von vielen <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1789">der Rasende</persName> <note place="right">wird deßwegen <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1789">der Rasende</persName> genannt.</note> oder <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1789">Tolle</persName> genannt: Wie dann <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1634 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500063381 http://viaf.org/viaf/96113458">Silamon</persName></hi> , ein Mahler oder Bildhauer/ als er die Raserey oder Gramschaft ausbilden wollen/ selbige nach seiner Gestalt gemacht / und ihn damit bespottet. Er ist auch ein fürtrefflicher Mahler/ und der erste gewesen/ der aus der Natur die allerschönste Theile verständig hat wissen auszulesen/ und in seinen Gemälden anzubringen. Er hat auch die Handlung des Pinsels zu solcher Vollkommenheit gebracht/ als noch keiner vor ihm gethan hatte. Zur Zeit <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-326 http://d-nb.info/gnd/118595083 http://viaf.org/viaf/100219162">Plinii</persName></hi> ward in <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-34 http://www.geonames.org/321426/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7016140">Pergamo</placeName></hi> eines seiner Gemälde <note place="right">Seine Werke.</note> gefunden/ darinn ein Priester opferte/ und mit grosser Andacht sein Gebet zu verrichten schiene. Es war auch von ihm zu sehen/ ein <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-394 http://d-nb.info/gnd/118501194 http://viaf.org/viaf/62339710">Ajax</persName>,</hi> der vom <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-99 http://d-nb.info/gnd/118558897 http://viaf.org/viaf/22933410">Jupiter</persName></hi> mit dem Donner erschlagen wurde. Er lebte in der 93. <hi rendition="#aq">Olympiade,</hi> und ware kein Mahler vor ihm/ der die Angesichter mit so süsser Lieblichkeit <note place="right">Er war der erste/ so die Schönheit wol ausbilden können.</note> auszubilden wuste/ welches doch in der Kunst einen sonderbaren Wolstand und Zierde bringet.</p>
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[[II, Buch 1 (antike Künstler), S. 17]/0023] hiervor zu viel bezahlt hätte? und sie antworteten: Nur allzuviel! sagte er wider sie: So will ich dann an diese Stucke meinen Namen graben lassen/ und könnet ihr die Unkosten nur mir anrechnen. Das Volk wurde zwar/ durch diese seine Herzhaftigkeit/ in etwas besänftiget. Aber Thucydides und sein Anhang gebrauchte sich immer dieser vom Phidias theur-erkauften Minerva zum Vor-Wort/ den Pericles zu beschuldigen: Weßwegen er endlich/ auf Einrahten des Alcibiades, mit dem Thucydides sich in Krieg geleget/ und ihn aus dem Land gejaget. Gleichwie aber Pericles, wegen seines geliebten Phidias, in des Volkes Haß gerahten/ also hat auch Phidias, wegen des Pericles, viel Lästerungen hören müssen. Dann/ weil immer viel Frauenzimmer/ seine Werke zu besichtigen/ zu ihm kamen/ nahmen die Widersacher Ursach/ zu sagen: Phidias wäre des Pericles Kupler/ der ihm die Courtisaninnen zuführte. Uber das hatte Phidias einen untreuen Diener/ Namens Meno, welcher/ auf Anstiften seiner Feinde/ ausgabe/ wie daß er/ an dem Bilde der Minerva, viel Golds veruntrauet hätte: Weßwegen er vor dem Volk/ als ein Dieb/ angeklagt wurde. Er hatte aber/ zu seinem Glück/ das Gold an die Statue also angemacht/ daß man es alles abnehmen konte: das er dann/ zu Beweiß seiner Unschuld/ abwägen ließe/ und seine Verläumbder damit beschämte. Er vermehrte aber hierdurch des Volks Haß wider sich: massen sie seine falsche Ankläger ungestraft loß kommen ließen. Endlich muste Phidias ins Gefängnis gehen/ worinn er/ entweder aus Kummer/ oder durch Gift/ das ihm seine Feinde beygebracht/ sein Leben geendet. Unter seinen Lehrjüngern ware einer/ Namens Agoracritus, welchen er so sehr geliebet/ daß er/ als er das Bild der Rach-Göttin Nemesis gemacht/ darunter geschrieben: Agoracritus aus der Insul Paro hat dieses gemacht! Womit er ihme die Ehre seiner Arbeit zugewendet. Er hat auch den Alcamenes zum Schuler gehabt. Phidias wird seinetwegen angefeindet/ Diebstals beschuldiget zwar unschuldig befunden/ aber ins Gefängnis gelegt/ und stirbt darinn. Agoracritus sein Lehrjünger/ und Alcamenes. IN dem Leben des zweyten Polygnoti ist dieses MYCONS von Athen gedacht worden/ wie er seine kunstreiche Werke von den Atheniensern ihm reichlich und wol bezahlen lassen: Woraus abzunehmen/ daß er/ zu selbiger Zeit/ ein fürtrefflicher Meister müsse gewesen seyn. Er pflegte zu seinen Farben zu gebrauchen das schwarze von Weinreben-Körnern/ oder gebrant Weinreben-Holz/ welches man damals Triginon genennet. Er ware auch der ersten einer/ so das Athenische Obergelb gebrauchet. Er hatte sonderbare Lust und Erfahrung/ die Kampf-Ringer/ mit ihren unterschiedlichen Bewegungen auszubilden. Man nennte ihn den grossen Mycon: zum Unterschied eines andern/ den man den kleinen Mycon zu nennen pflegte/ welcher eine Tochter gehabt/ die sehr kunstreich mahlen konte. Unser Mycon, der Grosse/ mahlte ein sehr herrliches Stuck/ nämlich den Streit der Lapithen und Centauren / welches zu Athen, in den Tempel Thesei gestellt worden/ und eines von den Argonauten / wie sie nach der Insul Colcho fuhren/ welches der Tempel Castors daselbst bekommen; wiederum eines/ wie die von Athen, unter der Anführung Thesei, die Amazonen bestritten/ noch zwey andere/ wie die Griechen Troja verstöret/ und wie die Könige/ über des Ajax schändlicher That/ Raht gehalten/ da er die Cassandra, Königs Priami Tochter/ im Tempel der Göttin Minerva , geunehret. Er hat auch gemahlet eine grosse Anzahl Jungfrauen/ die gefangen geführet wurden/ und eine Cassandra, auch die Schlacht bey Marathon: da man an beyden Partyen sahe/ wie eifrig sie waren/ einander aufzureiben/ auch wie die Persianer voll Furcht die Flucht gaben/ und unbedachtsam in einen Morast lieffen. Er mahlte über das/ die Schiff-Flotte der Phoenicier/ die Niederlag der Barbarn durch die Griechen/ und wie Theseus zu Schiffe gehet/ eine Minerva, und einen Hercules. Er hatte einen Sohn/ Onaras benamet/ welcher ein Bildhauer/ und zwar der bäste von denen gewesen/ die aus des Daedali Schul hervorgekommen. Ihme wurden für eine Ceres, von den Phigaliern 6000. Cronen bezahlt. Dieser Onaras, hat in der 83. Olympiade gelebet. XII. MYCON von Athen, Mahler. Seine Werke. Sein Sohn Onaras, ein Bildhauer. WAnn ich/ mit Plutarcho, mir fürgenommen hätte/ die vortreffliche Männer/ in Griechenland und Italien/ gegen einander zu vergleichen/ so würde dem Michaël Angelo nicht unfüglich können entgegen gesetzet werden/ dieser Athenische APOLLODORUS, als ein mit gleich-edlen Gaben/ von der Natur ausgezierter Künstler/ welcher so ämsig und tiefsinnig gewesen/ die äuserste Schönheit in der Kunst zu untersuchen/ daß er manichmal ein schönes Bild/ so er gemacht/ zu Stücken geschlagen/ wann es ihn/ nach seinem Sinn/ nicht recht vergnügen wolte. Dann ihn bedünkte allezeit/ daß seine Werke nicht vollkommen gut wären/ ob sie schon ganz ausbündig waren. Und weil er soviel treffliche Stucke/ von so grosser Arbeit/ selber zerschlug/ wurde er von vielen der Rasende oder Tolle genannt: Wie dann Silamon , ein Mahler oder Bildhauer/ als er die Raserey oder Gramschaft ausbilden wollen/ selbige nach seiner Gestalt gemacht / und ihn damit bespottet. Er ist auch ein fürtrefflicher Mahler/ und der erste gewesen/ der aus der Natur die allerschönste Theile verständig hat wissen auszulesen/ und in seinen Gemälden anzubringen. Er hat auch die Handlung des Pinsels zu solcher Vollkommenheit gebracht/ als noch keiner vor ihm gethan hatte. Zur Zeit Plinii ward in Pergamo eines seiner Gemälde gefunden/ darinn ein Priester opferte/ und mit grosser Andacht sein Gebet zu verrichten schiene. Es war auch von ihm zu sehen/ ein Ajax, der vom Jupiter mit dem Donner erschlagen wurde. Er lebte in der 93. Olympiade, und ware kein Mahler vor ihm/ der die Angesichter mit so süsser Lieblichkeit auszubilden wuste/ welches doch in der Kunst einen sonderbaren Wolstand und Zierde bringet. XIII. APOLLODORUS von Athen, Mahler und Bildhauer/ zerschlägt seine Werke/ wird deßwegen der Rasende genannt. Seine Werke. Er war der erste/ so die Schönheit wol ausbilden können.

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,2. Nürnberg, 1675, S. [II, Buch 1 (antike Künstler), S. 17]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0102_1675/23>, abgerufen am 24.04.2024.