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Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,2. Nürnberg, 1675.

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[Spaltenumbruch] Paris, der Schäfer und Prinz von Troja. seines Vatters Rind- und Heerd-Vieh hinweggetrieben/ hat er die Hirten zu sich versamlet/ und ihnen den Raub wieder abgejaget: daher er Alexander, welches zu Teutsch ein Helfersmann heißet/ genennet worden. Es wird von Ovidio, diese Geschicht also erzehlend eingeführet/ in Epist. Heroid.

Ich ware noch ein Knab/ als ich die fette
Heerd

Aus starker Raubers-Hand entführte un-
versehrt.

Und weil/ durch diese That/ die Heerde blieb
im Leben/

Wurd Alexanders Nam zu Lohne mir ge-
geben.

Es ist aber weit glaublicher/ daß der große Macedonische Alexander hierunter verstanden werde. Man findet auch/ daß Käyser Augustus, unter andern köstlichen Stucken/ eines gehabt/ worinn zwey Pferde an eine Kutsche gespannt waren/ mit der Uberschrift: Nicias hat mich gebrannt/ das ist/ mit Feuer gemahlt: Woraus abzunehmen/ daß er die Kunst/ Encaustice benamet/ auch müße verstanden haben.

XXX. ATHENION, Mahler von Maronaea.DIeser ATHENION, (dessen Contrefät in der Kupferblatten/ mit Lit. D. gezeichnet/ zu finden) ist gar jung zur Vollkommenheit/ in dieser Kunst/ gelanget/ und weil er den Zunamen Maronit gehabt/ hält man darfür/ daß er aus der Stadt Maronaea, jezo Marogna genannt/ einer Stadt in Thracien/ bürtig gewesen. Sein Lehrmeister Sein Lehr-Meister Glaucion. hieße Glaucion von Corintho, von dem ich nichts sonderlich denkwürdiges finde. Der Athenion aber wurde/ wegen seiner Kunst/ dem[Spaltenumbruch] Nicias gleich geachtet/ und in etlichen Stucken Seine Fehler. vorgezogen: Doch hatte er den Fehler an sich/ daß er seine Farben allzusehr vermenget/ und viel härter/ als sein Meister/ gemahlet hat. Seine Werke hatten in sich eine sonderbare Frölichkeit/ und konte man daraus seinen tieffsinnigen Verstand abnehmen. Seine Werke. Er hat den Tyrannen Philarchum contrefäet/ welcher nachmals in der Cereris Eleusinae Tempel gestellet worden: Ferner machte er/ zu Athen, unterschiedliche Jungfrauen/ welche/ auf ihren Häuptern Blumen-Körbe tragende/ der Ceres Opfer brachten/ weßwegen dieses Gemähl Polygynaecon genennet worden. Er hat auch einen jungen Achilles, in Frauen-Kleidern/ unter des Königs Nicomedes Frauenzimmer stehend/ gemacht/ als dahin ihn seine Mutter verstecket/ damit er nicht/ wie ihm geweissaget worden/ vor Troja von dem Prinzen Paris möchte erschossen werden; Dabey ware gemahlt der listige Ulysses, welcher ihn/ vermitelst etlicher Gewehr und Harnische/ ausgekundschaffet und offenbahret hat/ welches ein sehr furtreffliches Stuck war. Unter allen seinen Werken aber/ die er gemacht hatte/ truge das jenige den Preiß darvon/ darinn er einen Stall-Knecht/ der einen mutigen Zelter beritten/ abgebildet Stirbt gar jung. hatte. Wann dieser junge Künstler länger hätte leben sollen/ würden ihme von den Antichen wenig zu vergleichen gewesen seyn. Es hat ihm aber die neidische Atropos den Pinsel/ da er ihn je länger je künstlicher führen wollen/ aus der Hand gerissen/ und seinen Lebens-Faden allzufrüh abgeschnitten; nichts desto weniger hat Fama seinen lobwürdigen Namen in das Buch der Unsterblichkeit/ zu seiner ewigen Gedächtnis/ aufgezeichnet.

[Abbildung]

Sutor non ultra crepitam.

[Spaltenumbruch] Paris, der Schäfer und Prinz von Troja. seines Vatters Rind- und Heerd-Vieh hinweggetrieben/ hat er die Hirten zu sich versamlet/ und ihnen den Raub wieder abgejaget: daher er Alexander, welches zu Teutsch ein Helfersmann heißet/ genennet worden. Es wird von Ovidio, diese Geschicht also erzehlend eingeführet/ in Epist. Heroid.

Ich ware noch ein Knab/ als ich die fette
Heerd

Aus starker Raubers-Hand entführte un-
versehrt.

Und weil/ durch diese That/ die Heerde blieb
im Leben/

Wurd Alexanders Nam zu Lohne mir ge-
geben.

Es ist aber weit glaublicher/ daß der große Macedonische Alexander hierunter verstanden werde. Man findet auch/ daß Käyser Augustus, unter andern köstlichen Stucken/ eines gehabt/ worinn zwey Pferde an eine Kutsche gespannt waren/ mit der Uberschrift: Nicias hat mich gebrannt/ das ist/ mit Feuer gemahlt: Woraus abzunehmen/ daß er die Kunst/ Encaustice benamet/ auch müße verstanden haben.

XXX. ATHENION, Mahler von Maronaea.DIeser ATHENION, (dessen Contrefät in der Kupferblatten/ mit Lit. D. gezeichnet/ zu finden) ist gar jung zur Vollkommenheit/ in dieser Kunst/ gelanget/ und weil er den Zunamen Maronit gehabt/ hält man darfür/ daß er aus der Stadt Maronaea, jezo Marogna genannt/ einer Stadt in Thracien/ bürtig gewesen. Sein Lehrmeister Sein Lehr-Meister Glaucion. hieße Glaucion von Corintho, von dem ich nichts sonderlich denkwürdiges finde. Der Athenion aber wurde/ wegen seiner Kunst/ dem[Spaltenumbruch] Nicias gleich geachtet/ und in etlichen Stucken Seine Fehler. vorgezogen: Doch hatte er den Fehler an sich/ daß er seine Farben allzusehr vermenget/ und viel härter/ als sein Meister/ gemahlet hat. Seine Werke hatten in sich eine sonderbare Frölichkeit/ und konte man daraus seinen tieffsinnigen Verstand abnehmen. Seine Werke. Er hat den Tyrannen Philarchum contrefäet/ welcher nachmals in der Cereris Eleusinae Tempel gestellet worden: Ferner machte er/ zu Athen, unterschiedliche Jungfrauen/ welche/ auf ihren Häuptern Blumen-Körbe tragende/ der Ceres Opfer brachten/ weßwegen dieses Gemähl Polygynaecon genennet worden. Er hat auch einen jungen Achilles, in Frauen-Kleidern/ unter des Königs Nicomedes Frauenzimmer stehend/ gemacht/ als dahin ihn seine Mutter verstecket/ damit er nicht/ wie ihm geweissaget worden/ vor Troja von dem Prinzen Paris möchte erschossen werden; Dabey ware gemahlt der listige Ulysses, welcher ihn/ vermitelst etlicher Gewehr und Harnische/ ausgekundschaffet und offenbahret hat/ welches ein sehr furtreffliches Stuck war. Unter allen seinen Werken aber/ die er gemacht hatte/ truge das jenige den Preiß darvon/ darinn er einen Stall-Knecht/ der einen mutigen Zelter beritten/ abgebildet Stirbt gar jung. hatte. Wann dieser junge Künstler länger hätte leben sollen/ würden ihme von den Antichen wenig zu vergleichen gewesen seyn. Es hat ihm aber die neidische Atropos den Pinsel/ da er ihn je länger je künstlicher führen wollen/ aus der Hand gerissen/ und seinen Lebens-Faden allzufrüh abgeschnitten; nichts desto weniger hat Fama seinen lobwürdigen Namen in das Buch der Unsterblichkeit/ zu seiner ewigen Gedächtnis/ aufgezeichnet.

[Abbildung]

Sutor non ultra crepitam.

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[[II, Buch 1 (antike Künstler), S. 28]/0036] seines Vatters Rind- und Heerd-Vieh hinweggetrieben/ hat er die Hirten zu sich versamlet/ und ihnen den Raub wieder abgejaget: daher er Alexander, welches zu Teutsch ein Helfersmann heißet/ genennet worden. Es wird von Ovidio, diese Geschicht also erzehlend eingeführet/ in Epist. Heroid. Paris, der Schäfer und Prinz von Troja. Ich ware noch ein Knab/ als ich die fette Heerd Aus starker Raubers-Hand entführte un- versehrt. Und weil/ durch diese That/ die Heerde blieb im Leben/ Wurd Alexanders Nam zu Lohne mir ge- geben. Es ist aber weit glaublicher/ daß der große Macedonische Alexander hierunter verstanden werde. Man findet auch/ daß Käyser Augustus, unter andern köstlichen Stucken/ eines gehabt/ worinn zwey Pferde an eine Kutsche gespannt waren/ mit der Uberschrift: Nicias hat mich gebrannt/ das ist/ mit Feuer gemahlt: Woraus abzunehmen/ daß er die Kunst/ Encaustice benamet/ auch müße verstanden haben. DIeser ATHENION, (dessen Contrefät in der Kupferblatten/ mit Lit. D. gezeichnet/ zu finden) ist gar jung zur Vollkommenheit/ in dieser Kunst/ gelanget/ und weil er den Zunamen Maronit gehabt/ hält man darfür/ daß er aus der Stadt Maronaea, jezo Marogna genannt/ einer Stadt in Thracien/ bürtig gewesen. Sein Lehrmeister hieße Glaucion von Corintho, von dem ich nichts sonderlich denkwürdiges finde. Der Athenion aber wurde/ wegen seiner Kunst/ dem Nicias gleich geachtet/ und in etlichen Stucken vorgezogen: Doch hatte er den Fehler an sich/ daß er seine Farben allzusehr vermenget/ und viel härter/ als sein Meister/ gemahlet hat. Seine Werke hatten in sich eine sonderbare Frölichkeit/ und konte man daraus seinen tieffsinnigen Verstand abnehmen. Er hat den Tyrannen Philarchum contrefäet/ welcher nachmals in der Cereris Eleusinae Tempel gestellet worden: Ferner machte er/ zu Athen, unterschiedliche Jungfrauen/ welche/ auf ihren Häuptern Blumen-Körbe tragende/ der Ceres Opfer brachten/ weßwegen dieses Gemähl Polygynaecon genennet worden. Er hat auch einen jungen Achilles, in Frauen-Kleidern/ unter des Königs Nicomedes Frauenzimmer stehend/ gemacht/ als dahin ihn seine Mutter verstecket/ damit er nicht/ wie ihm geweissaget worden/ vor Troja von dem Prinzen Paris möchte erschossen werden; Dabey ware gemahlt der listige Ulysses, welcher ihn/ vermitelst etlicher Gewehr und Harnische/ ausgekundschaffet und offenbahret hat/ welches ein sehr furtreffliches Stuck war. Unter allen seinen Werken aber/ die er gemacht hatte/ truge das jenige den Preiß darvon/ darinn er einen Stall-Knecht/ der einen mutigen Zelter beritten/ abgebildet hatte. Wann dieser junge Künstler länger hätte leben sollen/ würden ihme von den Antichen wenig zu vergleichen gewesen seyn. Es hat ihm aber die neidische Atropos den Pinsel/ da er ihn je länger je künstlicher führen wollen/ aus der Hand gerissen/ und seinen Lebens-Faden allzufrüh abgeschnitten; nichts desto weniger hat Fama seinen lobwürdigen Namen in das Buch der Unsterblichkeit/ zu seiner ewigen Gedächtnis/ aufgezeichnet. XXX. ATHENION, Mahler von Maronaea. Sein Lehr-Meister Glaucion. Seine Fehler. Seine Werke. Stirbt gar jung. [Abbildung [Abbildung] Sutor non ultra crepitam. ]

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,2. Nürnberg, 1675, S. [II, Buch 1 (antike Künstler), S. 28]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0102_1675/36>, abgerufen am 24.04.2024.