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Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,2. Nürnberg, 1675.

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So also übersetzet worden:

Florenz wird glüklich seyn/ so lang als Gaddi
lebet;

Und weil dann dessen Ruhm dem Sterben
widerstrebet/

So lang von seinem Werk noch überbleibt
ein Stein/

Als wird die Stadt Florenz auch allzeit glük-
lich seyn.

XIII. ANDREAS ORGAGNA, Florentinischer Mahler/ Bildschneider/ Baumeister und Poet.ANDREAS ORGAGNA lernte in seiner Jugend das Bildschneiden/ von welcher er gewiesen wurde auf die Zeichen-Kunst/ und weil er sonderbaren Lust hatte/ schöne Historien zu bilden/ als dachte er auf allerhand inventionen/ und wurde dardurch ein guter Poet, wie auch ein Baumeister. Zu Pisa wolte er in einem Gemälde alle Weltliche Mahlet die Weltliche Wollust/ Wollüste und Freude abbilden/ mahlte derhalben unterschiedliche Stände der fürnehmsten Potentaten und Herrn/ deren er etliche nach dem Leben gebildet/ diese/ in einem überaus schönen Feld sitzend/ ergözten ihre Augen mit dem Anschauen der manichfärbigen Blumen und Gewächse/ die Frucht-volle Pomeranzen-Bäume/ unter welchen sie sassen/ gaben den köstlichsten Geruch von sich/ auf denselben schwebten etliche Liebes-Götter/ als sich bereitend zu schießen in die Herzen der herumtanzenden schönsten Jungfern/ welche auch nach dem Leben der vollkommnesten Schönheiten selbiger Zeit gebildet/ und wolten die über ihren Häuptern fliegende Liebes-Götter jener auf den Pomeranzen-Bäumen sitzender Herzens-Raub wett machen/ und schoßen also auf die zusehende Potentaten und Herrn. Die Stellung der Musicanten/ und singenden Jungfern zeigten/ daß das Gehör durch eine sehr liebliche Music belustiget werde; wie dann auch die angerichtete Tafel allerhand niedliche Speisen/ und mit gutem Getränk gefülte Gläser den Geschmak vorstellet; neben vielen andern Buhlereyen und Sinn-Ergötzungen/ so darinn abgebildet waren.

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und menschliches Elend Auf der andern Seite aber bildete er eine rauhe Klippen/ und darauf lauter solche Leute/ die die Welt verlassen/ und in einem sehr strengen Leben/ als Einsidlere/ Buße thun und GOtt dienen/ alle mit sehr lebhaften Geberden. Einer lieset sehr eiferig in einem Buch/ ein andrer betet in heißer Andacht/ der dritte sucht mit großer Beschwerung seine Nahrung/ am allerzierlichsten ist der jenige gebildet/ so eine Geiß melket. Unten her stehet der H. Macarius , dreyen/ mit ihren Gemahlinnen/ auf die Jagt reitenden Königen/ die Eitelkeit des Menschlichen Lebens vorstellend/ in dem er ihnen in einem Grab drey halb verwesene todte Könige zeiget/ für deren Gestank/ einer unter den Lebendigen/ und nach dem Leben gebildte König/ die Nase zuhält/ alle aber mit Entsetzen die Todte ansehen/ und gleichsam bedenken/ daß sie heut oder morgen/ auch so werden müsten: Mitten in diesem Gemälde flieget der in schwarz gekleidete/ und in der Hand eine Sense haltende Tod durch die Luft/ und zeiget auf die zuunterst liegende von ihm erwürgte Menschen/ deren theils reiche/ theils arme/ theils lahme/krumme/ kranke und presthafte/ theils gesunde und starke; etliche junge und mittelmäßige/ andere alte und gebrechliche Manns- und Weibs-Personen abbilden.

Mahlet seine Freunde in den Himmel/ und seine Feinde in die Hölle. Er hat noch viele andere dergleichen Gedichte mit beygefügten Schriften gemahlet: wie auch das jüngste Gericht/ darinn er gar schön ausgebildet die höllische Angst der Verdamten/ welche sie empfinden/ indem sie/ von den bösen Geistern/ zu ihrer ewigen Qual hingerissen werden/ unter dieselbe hat er nach dem Leben gebildet/ seine Feinde/ dern einer ein Notarius ware/ welcher ihn für Gericht heftig vexiret hatte/ wie auch einen zu selbigen Zeiten stark-beschreyten Zauberer/ genant der Blinde von Ascoli; Seine gute Freund und Gönner aber hat er unter die Schaar der Auserwehlten/ auch nach dem Leben gebildet. Ist gestorben im 60sten Jahr seines Alters/ Anno 1389.

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So also übersetzet worden:

Florenz wird glüklich seyn/ so lang als Gaddi
lebet;

Und weil dann dessen Ruhm dem Sterben
widerstrebet/

So lang von seinem Werk noch überbleibt
ein Stein/

Als wird die Stadt Florenz auch allzeit glük-
lich seyn.

XIII. ANDREAS ORGAGNA, Florentinischer Mahler/ Bildschneider/ Baumeister und Poët.ANDREAS ORGAGNA lernte in seiner Jugend das Bildschneiden/ von welcher er gewiesen wurde auf die Zeichen-Kunst/ und weil er sonderbaren Lust hatte/ schöne Historien zu bilden/ als dachte er auf allerhand inventionen/ und wurde dardurch ein guter Poët, wie auch ein Baumeister. Zu Pisa wolte er in einem Gemälde alle Weltliche Mahlet die Weltliche Wollust/ Wollüste und Freude abbilden/ mahlte derhalben unterschiedliche Stände der fürnehmsten Potentaten und Herrn/ deren er etliche nach dem Leben gebildet/ diese/ in einem überaus schönen Feld sitzend/ ergözten ihre Augen mit dem Anschauen der manichfärbigen Blumen und Gewächse/ die Frucht-volle Pomeranzen-Bäume/ unter welchen sie sassen/ gaben den köstlichsten Geruch von sich/ auf denselben schwebten etliche Liebes-Götter/ als sich bereitend zu schießen in die Herzen der herumtanzenden schönsten Jungfern/ welche auch nach dem Leben der vollkommnesten Schönheiten selbiger Zeit gebildet/ und wolten die über ihren Häuptern fliegende Liebes-Götter jener auf den Pomeranzen-Bäumen sitzender Herzens-Raub wett machen/ und schoßen also auf die zusehende Potentaten und Herrn. Die Stellung der Musicanten/ und singenden Jungfern zeigten/ daß das Gehör durch eine sehr liebliche Music belustiget werde; wie dann auch die angerichtete Tafel allerhand niedliche Speisen/ und mit gutem Getränk gefülte Gläser den Geschmak vorstellet; neben vielen andern Buhlereyen und Sinn-Ergötzungen/ so darinn abgebildet waren.

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und menschliches Elend Auf der andern Seite aber bildete er eine rauhe Klippen/ und darauf lauter solche Leute/ die die Welt verlassen/ und in einem sehr strengen Leben/ als Einsidlere/ Buße thun und GOtt dienen/ alle mit sehr lebhaften Geberden. Einer lieset sehr eiferig in einem Buch/ ein andrer betet in heißer Andacht/ der dritte sucht mit großer Beschwerung seine Nahrung/ am allerzierlichsten ist der jenige gebildet/ so eine Geiß melket. Unten her stehet der H. Macarius , dreyen/ mit ihren Gemahlinnen/ auf die Jagt reitenden Königen/ die Eitelkeit des Menschlichen Lebens vorstellend/ in dem er ihnen in einem Grab drey halb verwesene todte Könige zeiget/ für deren Gestank/ einer unter den Lebendigen/ und nach dem Leben gebildte König/ die Nase zuhält/ alle aber mit Entsetzen die Todte ansehen/ und gleichsam bedenken/ daß sie heut oder morgen/ auch so werden müsten: Mitten in diesem Gemälde flieget der in schwarz gekleidete/ und in der Hand eine Sense haltende Tod durch die Luft/ und zeiget auf die zuunterst liegende von ihm erwürgte Menschen/ deren theils reiche/ theils arme/ theils lahme/krumme/ kranke und presthafte/ theils gesunde und starke; etliche junge und mittelmäßige/ andere alte und gebrechliche Manns- und Weibs-Personen abbilden.

Mahlet seine Freunde in den Himmel/ und seine Feinde in die Hölle. Er hat noch viele andere dergleichen Gedichte mit beygefügten Schriften gemahlet: wie auch das jüngste Gericht/ darinn er gar schön ausgebildet die höllische Angst der Verdamten/ welche sie empfinden/ indem sie/ von den bösen Geistern/ zu ihrer ewigen Qual hingerissen werden/ unter dieselbe hat er nach dem Leben gebildet/ seine Feinde/ dern einer ein Notarius ware/ welcher ihn für Gericht heftig vexiret hatte/ wie auch einen zu selbigen Zeiten stark-beschreyten Zauberer/ genant der Blinde von Ascoli; Seine gute Freund und Gönner aber hat er unter die Schaar der Auserwehlten/ auch nach dem Leben gebildet. Ist gestorben im 60sten Jahr seines Alters/ Anno 1389.

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,2. Nürnberg, 1675, S. [II, Buch 2 (italienische Künstler), S. 65]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0102_1675/85>, abgerufen am 19.04.2024.