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Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,2. Nürnberg, 1675.

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[Spaltenumbruch] der Kunst gelanget. Er war fürtreflich gut in iniventionen und Zusammenfügung der Historien/ wie auch im coloriren: Seine Bilder spielten frölicher/ als anderer ihre/ weil unser Lippo die alte Manier zu mahlen verlassen/ und die Mahler aus ihrem schwermütigen Schlaf erwecket hat; Er hat den grösten Theil seiner Werke/ um das Jahr 1410. Ist gar zänkisch. gemacht. Weil er aber eines sehr gehässigen Gemüts ware/ und lieber Streit/ als Frieden/ auch sonderlich gern mit Rechts-Händeln zu thun hatte/ wurde er an einem Abend von einem seiner Widerparten/ den er für der Kaufleute Gericht zuvor Ehrnrührig angetastet/ in die Brust gestochen/ woran er kurz darauf Todes verblichen.

Hier könte ich verschiedene andere Mahlere anführen/ welche theils für/ theils nach diesem Lippo gelebet/ weil sie aber nicht so sehr berühmt worden/ auch nicht viel sonderbares von ihnen vorhanden/ als will ich sie stillschweigend vorbeygehen/ und eines Dello erfindet die Bildung der Musculen. einigen/ Namens Dello, gedenken/welcher/ ob er wol sonst der bästen Zeichner keiner ware/ dannoch am ersten/ mit verständigem Urtheil/ die Musculen der nackenden Leichname unterschieden/ und gebildet hat/ dernthalben er auch von dem König in Hispanien/ zu Belohnung seines Fleißes/ zum Ritter geschlagen worden.

XVI. MASACCIO, Mahler aus dem Castell S. Johann zu Valdarno.WEilen der Mahler Thomas, aus dem Castell S. Johann/ zu Valdarno, ganz schüchtern gewesen/ die Leute gescheuet/ und indem er alle Sinn und Gedanken allein auf die Mahl-Kunst geworffen/ weder auf sich selbsten oder seine Kleidung/ noch auf andere Leute/ oder weltliche Dinge/ acht gabe/ so gar/ daß er auch seine Schulden/ niemals/ als aus höchster Noht getrieben/ einforderte/ wurde er MASACCIO, das ist/ Schlammhanß/ oder Schlissel genennet/ sonsten aber war er nicht bößartig/ sondern erzeigte gerne einem jeden Lieb und Freundschaft nach seinem Vermögen. Indem er nun so begierig war/ durch stetiges Anhalten/ der Kunst verborgene Heimlichkeiten zu erforschen/ kam er zu einer solchen Vollkommenheit/ daß er fast ein neuer Erfinder derselben möchte genennet werden.

Wie künstlich desselben Arbeit gewesen. Er hat demnach von der Kunst weggenommen der vorigen Mahlere ungestalte Härtigkeit/ und alle verwirrte Beschwerlichkeit/ hingegen an derselben statt wieder herfur gebracht die überaus schöne und vor Alters gebräuchliche Manier/ in artlichen Bewegungen/ klugen und zierlichen Geberden/ neben einer sehr natürlichen und mit dem Leben wol übereinkommenden Erhebung. Auf die rechte Verkürzungen der Glieder/ gab er sonderlich wol acht/ welches für ihm keiner mit so gutem Urtheil gethan/ und zierte alle seine Sachen mit einer fürtreflichen Lieblichkeit: Die Gewänder machte er gern flach und ohne viele Brüche/ welches dem Leben viel näher kommt/ auch verglieche er sehr wol derselben Farben gegen den Angesichtern und Nackenden. In den Stellungen seiner Figuren befließe er sich nachzuahmen denen damals berühmten zweyen Bildschneidern Philipp und Donat, so/ daß die Bilder/ so hoch stunden/ von unten auf zu sehen waren/ auch eben nicht jederzeit stehende Figuren mit beyden [Spaltenumbruch] Füssen gleich gestellet wurden/ wie biß auf seine Zeiten bräuchlich gewesen/ sondern er ließe je einen Fuß für dem andern fürgehen/ und bildete alsdann den ganzen Leib darnach.

Indem er aber nun solche Sachen untersuchte/ bekam er eine ganz färtige Hand/ so wol im Zeichnen/ als im Mahlen/ und da der vorigen Künstlere Werke gemahlet erschienen/ so sahen die Seinige ganz lebendig/ dernthalben sie dann auch gegen die bäste Sachen dieser Zeit stehen/ und ihnen das Kränzlein des Vorzugs/ wo nicht hinwegnehmen/ doch zweiffelhaft machen können/ wie sie dann auch nicht allein vor diesem; sondern auch noch in sehr hohem Wehrt gehalten werden. Es haben sich nach seiner Arbeit die bäste ingenia geübet/ und so wol Mahlere als Bildhauere genug daran zu lernen gefunden/ Mahlere/ so ihne nachgeahmet. unter welchen waren Bruder Jan von Fiesole, Bruder Philips, Philippino, Allesso Baldovinetti, Andrea del Castagno, Andrea da Verrochio, Dominico del Grillandaio, Sandro di Botticello, Lionardo da Vince, Pietro da Perugino, Bruder Bartholomaeus von S. Marr/ Mariotto Albertinelli, wie nicht weniger der Michael Angelo Bonarotti, Raphael d'Urbino, Andrea del Sarto, Rosso und viel andere mehr.

Seine Werke. Seine fürnehmste Werke sind meistentheils zu Florenz/ in der Capell Brancatti, worein er die Historien von S. Peters Lebens-Lauf gebildet/ zu sehen: unter denen fast am meisten gelobet wird die Geschicht/ da der H. Petrus dem Fisch den Zinß-Groschen aus dem Mund langt/ und den Zoll zahlt: wobey ganz natürlich abgebildet die große Begierde zum Geld-zehlendes Zölners. In einem andern Gemälde lauffet S. Petrus, und auch noch eine nackende Person/ dern Frost so natürlich gebildet ist/ daß sie fur großer Kälte zu zittern scheinet. Auser allem Zweiffel ist/ daß dieser Künstler noch viele Sachen/ zu Nutzen dieser Wissenschaft/ würde herfür gebracht haben/ absonderlich in der Perspectiv-Kunst/ vermittelst der er ganz ungemeine/ und der Natur gemäße Vekürzungen ersonnen/ wofern nicht der grausame Menschen-Würger diese schöne Blum/ im ersten Früling/ nämlich im 26sten Jahr seines Alters/ und zwar so schnell abgemähet/ daß viele eine Vergiftung gemutmasset haben: welches geschehen Anno 1443. und sind ihme zu Ehren unterschiedliche Lob-Schriften ausgesetzet worden/ darunter auch diese gewesen:

Seine Grabschrift. Invida cur Lachesis primo sub flore ju-
ventae

pollice discindis stamine funereo?
Hoc uno occiso innumeros occidis Apelles,
picturae omnis obit hoc obeunte lepos.
Hoc Sole extincto extinguuntur sidera
cuncta:

Heu decus omne perit hoc pereunte si-
mul.

Welches zu Teutsch also möchte gegeben werden:

Neid-volle Lachesis, warum läst du nicht
leben

Den/ dem der Himmel kaum das Leben hat
gegeben?

[Spaltenumbruch] der Kunst gelanget. Er war fürtreflich gut in iniventionen und Zusammenfügung der Historien/ wie auch im coloriren: Seine Bilder spielten frölicher/ als anderer ihre/ weil unser Lippo die alte Manier zu mahlen verlassen/ und die Mahler aus ihrem schwermütigen Schlaf erwecket hat; Er hat den grösten Theil seiner Werke/ um das Jahr 1410. Ist gar zänkisch. gemacht. Weil er aber eines sehr gehässigen Gemüts ware/ und lieber Streit/ als Frieden/ auch sonderlich gern mit Rechts-Händeln zu thun hatte/ wurde er an einem Abend von einem seiner Widerparten/ den er für der Kaufleute Gericht zuvor Ehrnrührig angetastet/ in die Brust gestochen/ woran er kurz darauf Todes verblichen.

Hier könte ich verschiedene andere Mahlere anführen/ welche theils für/ theils nach diesem Lippo gelebet/ weil sie aber nicht so sehr berühmt worden/ auch nicht viel sonderbares von ihnen vorhanden/ als will ich sie stillschweigend vorbeygehen/ und eines Dello erfindet die Bildung der Musculen. einigen/ Namens Dello, gedenken/welcher/ ob er wol sonst der bästen Zeichner keiner ware/ dannoch am ersten/ mit verständigem Urtheil/ die Musculen der nackenden Leichname unterschieden/ und gebildet hat/ dernthalben er auch von dem König in Hispanien/ zu Belohnung seines Fleißes/ zum Ritter geschlagen worden.

XVI. MASACCIO, Mahler aus dem Castell S. Johann zu Valdarno.WEilen der Mahler Thomas, aus dem Castell S. Johann/ zu Valdarno, ganz schüchtern gewesen/ die Leute gescheuet/ und indem er alle Sinn und Gedanken allein auf die Mahl-Kunst geworffen/ weder auf sich selbsten oder seine Kleidung/ noch auf andere Leute/ oder weltliche Dinge/ acht gabe/ so gar/ daß er auch seine Schulden/ niemals/ als aus höchster Noht getrieben/ einforderte/ wurde er MASACCIO, das ist/ Schlammhanß/ oder Schlissel genennet/ sonsten aber war er nicht bößartig/ sondern erzeigte gerne einem jeden Lieb und Freundschaft nach seinem Vermögen. Indem er nun so begierig war/ durch stetiges Anhalten/ der Kunst verborgene Heimlichkeiten zu erforschen/ kam er zu einer solchen Vollkommenheit/ daß er fast ein neuer Erfinder derselben möchte genennet werden.

Wie künstlich desselben Arbeit gewesen. Er hat demnach von der Kunst weggenommen der vorigen Mahlere ungestalte Härtigkeit/ und alle verwirrte Beschwerlichkeit/ hingegen an derselben statt wieder herfur gebracht die überaus schöne und vor Alters gebräuchliche Manier/ in artlichen Bewegungen/ klugen und zierlichen Geberden/ neben einer sehr natürlichen und mit dem Leben wol übereinkommenden Erhebung. Auf die rechte Verkürzungen der Glieder/ gab er sonderlich wol acht/ welches für ihm keiner mit so gutem Urtheil gethan/ und zierte alle seine Sachen mit einer fürtreflichen Lieblichkeit: Die Gewänder machte er gern flach und ohne viele Brüche/ welches dem Leben viel näher kommt/ auch verglieche er sehr wol derselben Farben gegen den Angesichtern und Nackenden. In den Stellungen seiner Figuren befließe er sich nachzuahmen denen damals berühmten zweyen Bildschneidern Philipp und Donat, so/ daß die Bilder/ so hoch stunden/ von unten auf zu sehen waren/ auch eben nicht jederzeit stehende Figuren mit beyden [Spaltenumbruch] Füssen gleich gestellet wurden/ wie biß auf seine Zeiten bräuchlich gewesen/ sondern er ließe je einen Fuß für dem andern fürgehen/ und bildete alsdann den ganzen Leib darnach.

Indem er aber nun solche Sachen untersuchte/ bekam er eine ganz färtige Hand/ so wol im Zeichnen/ als im Mahlen/ und da der vorigen Künstlere Werke gemahlet erschienen/ so sahen die Seinige ganz lebendig/ dernthalben sie dann auch gegen die bäste Sachen dieser Zeit stehen/ und ihnen das Kränzlein des Vorzugs/ wo nicht hinwegnehmen/ doch zweiffelhaft machen können/ wie sie dann auch nicht allein vor diesem; sondern auch noch in sehr hohem Wehrt gehalten werden. Es haben sich nach seiner Arbeit die bäste ingenia geübet/ und so wol Mahlere als Bildhauere genug daran zu lernen gefunden/ Mahlere/ so ihne nachgeahmet. unter welchen waren Bruder Jan von Fiesole, Bruder Philips, Philippino, Allesso Baldovinetti, Andrea del Castagno, Andrea da Verrochio, Dominico del Grillandaio, Sandro di Botticello, Lionardo da Vince, Pietro da Perugino, Bruder Bartholomaeus von S. Marr/ Mariotto Albertinelli, wie nicht weniger der Michaël Angelo Bonarotti, Raphaël d’Urbino, Andrea del Sarto, Rosso und viel andere mehr.

Seine Werke. Seine fürnehmste Werke sind meistentheils zu Florenz/ in der Capell Brancatti, worein er die Historien von S. Peters Lebens-Lauf gebildet/ zu sehen: unter denen fast am meisten gelobet wird die Geschicht/ da der H. Petrus dem Fisch den Zinß-Groschen aus dem Mund langt/ und den Zoll zahlt: wobey ganz natürlich abgebildet die große Begierde zum Geld-zehlendes Zölners. In einem andern Gemälde lauffet S. Petrus, und auch noch eine nackende Person/ dern Frost so natürlich gebildet ist/ daß sie fur großer Kälte zu zittern scheinet. Auser allem Zweiffel ist/ daß dieser Künstler noch viele Sachen/ zu Nutzen dieser Wissenschaft/ würde herfür gebracht haben/ absonderlich in der Perspectiv-Kunst/ vermittelst der er ganz ungemeine/ und der Natur gemäße Vekürzungen ersonnen/ wofern nicht der grausame Menschen-Würger diese schöne Blum/ im ersten Früling/ nämlich im 26sten Jahr seines Alters/ und zwar so schnell abgemähet/ daß viele eine Vergiftung gemutmasset haben: welches geschehen Anno 1443. und sind ihme zu Ehren unterschiedliche Lob-Schriften ausgesetzet worden/ darunter auch diese gewesen:

Seine Grabschrift. Invida cur Lachesis primo sub flore ju-
ventae

pollice discindis stamine funereo?
Hôc unô occisô innumeros occidis Apelles,
picturae omnis obit hoc obeunte lepos.
Hôc Sole extinctô extinguuntur sidera
cuncta:

Heu decus omne perit hôc pereunte si-
mul.

Welches zu Teutsch also möchte gegeben werden:

Neid-volle Lachesis, warum läst du nicht
leben

Den/ dem der Himmel kaum das Leben hat
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          <p><note place="right">Wie künstlich desselben Arbeit gewesen.</note> Er hat demnach von der Kunst weggenommen der vorigen Mahlere ungestalte Härtigkeit/ und alle verwirrte Beschwerlichkeit/ hingegen an derselben statt wieder herfur gebracht die überaus schöne und vor Alters gebräuchliche Manier/ in artlichen Bewegungen/ klugen und zierlichen Geberden/ neben einer sehr natürlichen und mit dem Leben wol übereinkommenden Erhebung. Auf die rechte Verkürzungen der Glieder/ gab er sonderlich wol acht/ welches für ihm keiner mit so gutem Urtheil gethan/ und zierte alle seine Sachen mit einer fürtreflichen Lieblichkeit: Die Gewänder machte er gern flach und ohne viele Brüche/ welches dem Leben viel näher kommt/ auch verglieche er sehr wol derselben Farben gegen den Angesichtern und Nackenden. In den Stellungen seiner Figuren befließe er sich nachzuahmen denen damals berühmten zweyen Bildschneidern <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-279 http://d-nb.info/gnd/118516086 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500018169 http://viaf.org/viaf/39650057">Philipp</persName></hi> und <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-744 http://d-nb.info/gnd/118526693 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500026022 http://viaf.org/viaf/22171330">Donat</persName>,</hi> so/ daß die Bilder/ so hoch stunden/ von unten auf zu sehen waren/ auch eben nicht jederzeit stehende Figuren mit beyden <cb/>
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[[II, Buch 2 (italienische Künstler), S. 67]/0087] der Kunst gelanget. Er war fürtreflich gut in iniventionen und Zusammenfügung der Historien/ wie auch im coloriren: Seine Bilder spielten frölicher/ als anderer ihre/ weil unser Lippo die alte Manier zu mahlen verlassen/ und die Mahler aus ihrem schwermütigen Schlaf erwecket hat; Er hat den grösten Theil seiner Werke/ um das Jahr 1410. gemacht. Weil er aber eines sehr gehässigen Gemüts ware/ und lieber Streit/ als Frieden/ auch sonderlich gern mit Rechts-Händeln zu thun hatte/ wurde er an einem Abend von einem seiner Widerparten/ den er für der Kaufleute Gericht zuvor Ehrnrührig angetastet/ in die Brust gestochen/ woran er kurz darauf Todes verblichen. Ist gar zänkisch. Hier könte ich verschiedene andere Mahlere anführen/ welche theils für/ theils nach diesem Lippo gelebet/ weil sie aber nicht so sehr berühmt worden/ auch nicht viel sonderbares von ihnen vorhanden/ als will ich sie stillschweigend vorbeygehen/ und eines einigen/ Namens Dello, gedenken/welcher/ ob er wol sonst der bästen Zeichner keiner ware/ dannoch am ersten/ mit verständigem Urtheil/ die Musculen der nackenden Leichname unterschieden/ und gebildet hat/ dernthalben er auch von dem König in Hispanien/ zu Belohnung seines Fleißes/ zum Ritter geschlagen worden. Dello erfindet die Bildung der Musculen. WEilen der Mahler Thomas, aus dem Castell S. Johann/ zu Valdarno, ganz schüchtern gewesen/ die Leute gescheuet/ und indem er alle Sinn und Gedanken allein auf die Mahl-Kunst geworffen/ weder auf sich selbsten oder seine Kleidung/ noch auf andere Leute/ oder weltliche Dinge/ acht gabe/ so gar/ daß er auch seine Schulden/ niemals/ als aus höchster Noht getrieben/ einforderte/ wurde er MASACCIO, das ist/ Schlammhanß/ oder Schlissel genennet/ sonsten aber war er nicht bößartig/ sondern erzeigte gerne einem jeden Lieb und Freundschaft nach seinem Vermögen. Indem er nun so begierig war/ durch stetiges Anhalten/ der Kunst verborgene Heimlichkeiten zu erforschen/ kam er zu einer solchen Vollkommenheit/ daß er fast ein neuer Erfinder derselben möchte genennet werden. XVI. MASACCIO, Mahler aus dem Castell S. Johann zu Valdarno. Er hat demnach von der Kunst weggenommen der vorigen Mahlere ungestalte Härtigkeit/ und alle verwirrte Beschwerlichkeit/ hingegen an derselben statt wieder herfur gebracht die überaus schöne und vor Alters gebräuchliche Manier/ in artlichen Bewegungen/ klugen und zierlichen Geberden/ neben einer sehr natürlichen und mit dem Leben wol übereinkommenden Erhebung. Auf die rechte Verkürzungen der Glieder/ gab er sonderlich wol acht/ welches für ihm keiner mit so gutem Urtheil gethan/ und zierte alle seine Sachen mit einer fürtreflichen Lieblichkeit: Die Gewänder machte er gern flach und ohne viele Brüche/ welches dem Leben viel näher kommt/ auch verglieche er sehr wol derselben Farben gegen den Angesichtern und Nackenden. In den Stellungen seiner Figuren befließe er sich nachzuahmen denen damals berühmten zweyen Bildschneidern Philipp und Donat, so/ daß die Bilder/ so hoch stunden/ von unten auf zu sehen waren/ auch eben nicht jederzeit stehende Figuren mit beyden Füssen gleich gestellet wurden/ wie biß auf seine Zeiten bräuchlich gewesen/ sondern er ließe je einen Fuß für dem andern fürgehen/ und bildete alsdann den ganzen Leib darnach. Wie künstlich desselben Arbeit gewesen. Indem er aber nun solche Sachen untersuchte/ bekam er eine ganz färtige Hand/ so wol im Zeichnen/ als im Mahlen/ und da der vorigen Künstlere Werke gemahlet erschienen/ so sahen die Seinige ganz lebendig/ dernthalben sie dann auch gegen die bäste Sachen dieser Zeit stehen/ und ihnen das Kränzlein des Vorzugs/ wo nicht hinwegnehmen/ doch zweiffelhaft machen können/ wie sie dann auch nicht allein vor diesem; sondern auch noch in sehr hohem Wehrt gehalten werden. Es haben sich nach seiner Arbeit die bäste ingenia geübet/ und so wol Mahlere als Bildhauere genug daran zu lernen gefunden/ unter welchen waren Bruder Jan von Fiesole, Bruder Philips, Philippino, Allesso Baldovinetti, Andrea del Castagno, Andrea da Verrochio, Dominico del Grillandaio, Sandro di Botticello, Lionardo da Vince, Pietro da Perugino, Bruder Bartholomaeus von S. Marr/ Mariotto Albertinelli, wie nicht weniger der Michaël Angelo Bonarotti, Raphaël d’Urbino, Andrea del Sarto, Rosso und viel andere mehr. Mahlere/ so ihne nachgeahmet. Seine fürnehmste Werke sind meistentheils zu Florenz/ in der Capell Brancatti, worein er die Historien von S. Peters Lebens-Lauf gebildet/ zu sehen: unter denen fast am meisten gelobet wird die Geschicht/ da der H. Petrus dem Fisch den Zinß-Groschen aus dem Mund langt/ und den Zoll zahlt: wobey ganz natürlich abgebildet die große Begierde zum Geld-zehlendes Zölners. In einem andern Gemälde lauffet S. Petrus, und auch noch eine nackende Person/ dern Frost so natürlich gebildet ist/ daß sie fur großer Kälte zu zittern scheinet. Auser allem Zweiffel ist/ daß dieser Künstler noch viele Sachen/ zu Nutzen dieser Wissenschaft/ würde herfür gebracht haben/ absonderlich in der Perspectiv-Kunst/ vermittelst der er ganz ungemeine/ und der Natur gemäße Vekürzungen ersonnen/ wofern nicht der grausame Menschen-Würger diese schöne Blum/ im ersten Früling/ nämlich im 26sten Jahr seines Alters/ und zwar so schnell abgemähet/ daß viele eine Vergiftung gemutmasset haben: welches geschehen Anno 1443. und sind ihme zu Ehren unterschiedliche Lob-Schriften ausgesetzet worden/ darunter auch diese gewesen: Seine Werke. Seine Grabschrift. Invida cur Lachesis primo sub flore ju- ventae pollice discindis stamine funereo? Hôc unô occisô innumeros occidis Apelles, picturae omnis obit hoc obeunte lepos. Hôc Sole extinctô extinguuntur sidera cuncta: Heu decus omne perit hôc pereunte si- mul. Welches zu Teutsch also möchte gegeben werden: Neid-volle Lachesis, warum läst du nicht leben Den/ dem der Himmel kaum das Leben hat gegeben?

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,2. Nürnberg, 1675, S. [II, Buch 2 (italienische Künstler), S. 67]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0102_1675/87>, abgerufen am 18.04.2024.