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Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,3. Nürnberg, 1675.

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[Spaltenumbruch] vielen sehr hoch geschätzet und gepriesen worden;

In seinen Werken ließe unser Künstler wenig Seine Art zu mahlen. Liecht sehen/ außer an dem fürnehmsten Ort seines Intents, um welches er Liecht und Schatten künstlich beysammen hielte/ samt einer wolgemeßenen reflexion, also daß das Liecht in den Schatten mit großem Urtheil wieche/ die Colorit ware ganz glüend/ und in allem eine hohe Vernunft. In Ausbildung alter Leute/ und derselben Haut und Haar/ zeigte er einen großen Fleiß/ Gedult und Erfahrenheit/ so daß sie dem einfältigen Leben ganz nahe kamen. Er hat aber wenig antiche Poetische Gedichte/ alludien oder seltsame Historien/ sondern meistens einfältige und nicht in sonderbares Nachsinnen lauffende/ ihme wolgefällige und schilderachtige (wie sie die Niederländer nennen) Sachen gemahlet/ die doch voller aus der Natur herausgesuchter Artlichkeiten waren: Ist gestorben in Amsterdam/ und hat einen Sohn/ der gleichfals die Kunst wol verstehen solle/ hinterlaßen.

CCLX. Carolo Screta/ Mahler von Prag.CArolo Screta/ von Prag/ wurde in seiner Kindheit bey Zeiten in einem zierlichen Sitten- und Tugend-Wandel angeführet/ und daraufhin zu der edlen Mahler-Kunst gezogen/ dern gründliche Regeln er/ vermög einer ihme angebornen Arbeitsamkeit/ wol ergriffen/ und sich noch in früher Jugend ein schönes Lob darmit erworben: weil nun damals der Blut-begierige Mars aus seinem Vatterland die friedfartige Musen und Künste verjaget/ auch er eine größere Wißenschaft zu erlangen Komt nach Venedig/ suchte/ begab er sich in Italien/ und hielte sich in Venedig etliche Jahre rühmlich und also auf/ daß er alles denkwürdige sich bästmöglichst zu Nutzen machte/ und nicht allein einen schönen Kunst-Schatz samlete; sondern auch von diesem Reichtum den Kunstliebenden wieder allerhand schöne Bilder und beliebige Historien mittheilte/ und dieselbe mit Ausbildung natürlicher Affecten/ wolgezeichneten Inventionen/ guter Manier/ künstlichen Erhebungen und herlichem Colorit/ zierte/ dannenhero diese seine Stuck stark gesucht und reichlich bezahlet worden/ zu immer mehr und mehr wachsendem Ruhm unsers arbeitsamen Künstlers.

Von dannen begab er sich durch noch immeranreitzende Bolognen/ Florenz/ Rom/ und wieder auf Prag. Kunst-Begierde getrieben nach Bolognen und Florenz/ und mehrte auch auf diesen Kunst-Schulen merklich seine Wißenschaft/ Anno 1634. kam er nach Rom/ und perfectionirte sich daselbst durch Aemsigkeit und Fleiß dergestalt/ daß er sich reich genug schätzte/ wieder in sein Vatterland Prag zuruck zu kehren/ und daselbst die Früchte seines Füll-Horns aus zuschütten. Als er daselbst von denen Anverwandten und Kunstliebenden bewillkommet worden/ fand er die edle Mahl-Kunst in einem tieffen Schlamm äußerster Verachtung stecken/ und gleichsam gar aus der Stadt verbannisiret/ dannenhero bemühte er sich möglichst/ dieselbe durch fürtrefliche Kunstwerke wieder zu erheben/ und den Schmutz von ihrem Gesichte abzuwaschen/ wie er dann sie wieder auf ihre vorige Stelle gesetzet/ und in Flor gebracht/ sich selbsten aber durch seine schöne Qualitäten/ Freundlichkeit und löblichen[Spaltenumbruch] Tugendwandel/ bey hohen und niedern Stands-Personen beliebt und geehrt gemacht.

Seine Werke. Seine schöne Werke alle zu erzehlen/ würde die beliebte Kürze dieses Werks allzuviel erweitern/ dernthalben melden wir nur/ daß seine Werke meistens in großen Historien und Contrafäten bestanden/ so bey den höchsten Potentaten selbiger Landen in großen Ehren gehalten worden/ wie derselben sehr viele in Prag bey S. Nicolai/ auf der kleinen Seiten bey S. Thomas und S. Wenceslai: In der Neustadt bey S. Stephan/ in der Layenkirchen/ zu S. Martini/ Salvatoris, in der Jesuiten-Closter/ desgleichen zu Königssaler Closter/ in Plaßer Closter/ zu Leiteriz in der Bischofskirchen/ zu S.Laurentii in Melnich und an andern mehr Orten zu sehen/ die alle gnugsame Zeugnus geben/ daß unser Künstler nicht allein ein universaler Theoreticus, sondern auch ein wolerfahrner Practicus gewesen seye/ und der Natur in allem rühmlichst nachgefolget habe: Wordurch er dann auch ein solches Lob erhalten/ daß alles/ was von hoher Hand verlangt und wichtig schiene/ ihme angedinget worden: So daß man wol sagen mag/ es seye dieser discrete Screta der andere Apelles auf diesem Käyserlichen Musen-Parnass gewesen/ aus deßen klugen Hirn die fürnehmste Conclusiones und Emblemata, (dern auf dieser uralten Universität mehr/ als an andern Orten her für kommen) entsproßen/ weil seine kluge inventiones denen Kupferstechern zu allerhand löblichen Ausbildungen jederzeit richtige Anleitung gegeben. Nach vieler Arbeit und löblich-verrichteten Lebens- und Tugendlauf ist er endlich im 60ten Jahr seines Alters in Prag/ unter dem Lob- und Leid-Klang aller Kunstliebenden verschieden/ und deßelben Contrafät zu seiner unsterblichen Gedächtnus in die Kupferblatte OO. gesetzet worden.

CCLXI. Joh Heinrich Schönefeld/ von Augstburg.JOhann Heinrich Schönefeld/ wurde in des Heil. Röm. Reichs Stadt Biberach den 23. Martii, Anno 1609. gebohren/ woselbst sein Vatter Burgermeister gewesen/ seine Vor-Eltern aber den Adelichen Stand geführet/ und erlernete die Kunst erstlich zu Memmingen/ bey Johann Sichelbein/ von dannen er sich nach Stutgard/ Basel und andere mehr Ort in Teutschland begeben/ auch nach Zurucklegung weniger Jahr spühren laßen/ daß ihn sein guter Geist zu einem erfahrnen Meister dieser Kunst erheben wolte/ indem/ was andere mit grosser Müh und Zeit erlernet/ ihme gleichsam zugefallen. Von dannen reiste er nach Italien/ und vermehrte in etlichen Jahren/ durch Nachzeichnung der bästen Romanischen Antichen und Modernen Statuen und Gemälden/ seine Wißenschaft dergestalt/ daß ihn aller Künsten Vatter/ der berühmte Fürst de Ursino, (als welcher jederzeit von den bästen Bildhauern und Mahlern unterhalten) angenommen/ wordurch er noch mehr Gelegenheit bekommen/ die allerrareste Sachen nachzuzeichnen/ das er dann auch mit unverdroßenem Fleiß verrichtet/ und sich darinnen eine solche Erfahrenheit gezeuget/ daß solche Copien nicht anderst/ als ob sie aus seiner eigenen Invention geflossen wären/ schienen.

[Spaltenumbruch] vielen sehr hoch geschätzet und gepriesen worden;

In seinen Werken ließe unser Künstler wenig Seine Art zu mahlen. Liecht sehen/ außer an dem fürnehmsten Ort seines Intents, um welches er Liecht und Schatten künstlich beysammen hielte/ samt einer wolgemeßenen reflexion, also daß das Liecht in den Schatten mit großem Urtheil wieche/ die Colorit ware ganz glüend/ und in allem eine hohe Vernunft. In Ausbildung alter Leute/ und derselben Haut und Haar/ zeigte er einen großen Fleiß/ Gedult und Erfahrenheit/ so daß sie dem einfältigen Leben ganz nahe kamen. Er hat aber wenig antiche Poetische Gedichte/ alludien oder seltsame Historien/ sondern meistens einfältige und nicht in sonderbares Nachsinnen lauffende/ ihme wolgefällige und schilderachtige (wie sie die Niederländer nennen) Sachen gemahlet/ die doch voller aus der Natur herausgesuchter Artlichkeiten waren: Ist gestorben in Amsterdam/ und hat einen Sohn/ der gleichfals die Kunst wol verstehen solle/ hinterlaßen.

CCLX. Carolo Screta/ Mahler von Prag.CArolo Screta/ von Prag/ wurde in seiner Kindheit bey Zeiten in einem zierlichen Sitten- und Tugend-Wandel angeführet/ und daraufhin zu der edlen Mahler-Kunst gezogen/ dern gründliche Regeln er/ vermög einer ihme angebornen Arbeitsamkeit/ wol ergriffen/ und sich noch in früher Jugend ein schönes Lob darmit erworben: weil nun damals der Blut-begierige Mars aus seinem Vatterland die friedfartige Musen und Künste verjaget/ auch er eine größere Wißenschaft zu erlangen Komt nach Venedig/ suchte/ begab er sich in Italien/ und hielte sich in Venedig etliche Jahre rühmlich und also auf/ daß er alles denkwürdige sich bästmöglichst zu Nutzen machte/ und nicht allein einen schönen Kunst-Schatz samlete; sondern auch von diesem Reichtum den Kunstliebenden wieder allerhand schöne Bilder und beliebige Historien mittheilte/ und dieselbe mit Ausbildung natürlicher Affecten/ wolgezeichneten Inventionen/ guter Manier/ künstlichen Erhebungen und herlichem Colorit/ zierte/ dannenhero diese seine Stuck stark gesucht und reichlich bezahlet worden/ zu immer mehr und mehr wachsendem Ruhm unsers arbeitsamen Künstlers.

Von dannen begab er sich durch noch immeranreitzende Bolognen/ Florenz/ Rom/ und wieder auf Prag. Kunst-Begierde getrieben nach Bolognen und Florenz/ und mehrte auch auf diesen Kunst-Schulen merklich seine Wißenschaft/ Anno 1634. kam er nach Rom/ und perfectionirte sich daselbst durch Aemsigkeit und Fleiß dergestalt/ daß er sich reich genug schätzte/ wieder in sein Vatterland Prag zuruck zu kehren/ und daselbst die Früchte seines Füll-Horns aus zuschütten. Als er daselbst von denen Anverwandten und Kunstliebenden bewillkommet worden/ fand er die edle Mahl-Kunst in einem tieffen Schlamm äußerster Verachtung stecken/ und gleichsam gar aus der Stadt verbannisiret/ dannenhero bemühte er sich möglichst/ dieselbe durch fürtrefliche Kunstwerke wieder zu erheben/ und den Schmutz von ihrem Gesichte abzuwaschen/ wie er dann sie wieder auf ihre vorige Stelle gesetzet/ und in Flor gebracht/ sich selbsten aber durch seine schöne Qualitäten/ Freundlichkeit und löblichen[Spaltenumbruch] Tugendwandel/ bey hohen und niedern Stands-Personen beliebt und geehrt gemacht.

Seine Werke. Seine schöne Werke alle zu erzehlen/ würde die beliebte Kürze dieses Werks allzuviel erweitern/ dernthalben melden wir nur/ daß seine Werke meistens in großen Historien und Contrafäten bestanden/ so bey den höchsten Potentaten selbiger Landen in großen Ehren gehalten worden/ wie derselben sehr viele in Prag bey S. Nicolai/ auf der kleinen Seiten bey S. Thomas und S. Wenceslai: In der Neustadt bey S. Stephan/ in der Layenkirchen/ zu S. Martini/ Salvatoris, in der Jesuiten-Closter/ desgleichen zu Königssaler Closter/ in Plaßer Closter/ zu Leiteriz in der Bischofskirchen/ zu S.Laurentii in Melnich und an andern mehr Orten zu sehen/ die alle gnugsame Zeugnus geben/ daß unser Künstler nicht allein ein universaler Theoreticus, sondern auch ein wolerfahrner Practicus gewesen seye/ und der Natur in allem rühmlichst nachgefolget habe: Wordurch er dann auch ein solches Lob erhalten/ daß alles/ was von hoher Hand verlangt und wichtig schiene/ ihme angedinget worden: So daß man wol sagen mag/ es seye dieser discrete Screta der andere Apelles auf diesem Käyserlichen Musen-Parnass gewesen/ aus deßen klugen Hirn die fürnehmste Conclusiones und Emblemata, (dern auf dieser uralten Universität mehr/ als an andern Orten her für kommen) entsproßen/ weil seine kluge inventiones denen Kupferstechern zu allerhand löblichen Ausbildungen jederzeit richtige Anleitung gegeben. Nach vieler Arbeit und löblich-verrichteten Lebens- und Tugendlauf ist er endlich im 60ten Jahr seines Alters in Prag/ unter dem Lob- und Leid-Klang aller Kunstliebenden verschieden/ und deßelben Contrafät zu seiner unsterblichen Gedächtnus in die Kupferblatte OO. gesetzet worden.

CCLXI. Joh Heinrich Schönefeld/ von Augstburg.JOhann Heinrich Schönefeld/ wurde in des Heil. Röm. Reichs Stadt Biberach den 23. Martii, Anno 1609. gebohren/ woselbst sein Vatter Burgermeister gewesen/ seine Vor-Eltern aber den Adelichen Stand geführet/ und erlernete die Kunst erstlich zu Memmingen/ bey Johann Sichelbein/ von dannen er sich nach Stutgard/ Basel und andere mehr Ort in Teutschland begeben/ auch nach Zurucklegung weniger Jahr spühren laßen/ daß ihn sein guter Geist zu einem erfahrnen Meister dieser Kunst erheben wolte/ indem/ was andere mit grosser Müh und Zeit erlernet/ ihme gleichsam zugefallen. Von dannen reiste er nach Italien/ und vermehrte in etlichen Jahren/ durch Nachzeichnung der bästen Romanischen Antichen und Modernen Statuen und Gemälden/ seine Wißenschaft dergestalt/ daß ihn aller Künsten Vatter/ der berühmte Fürst de Ursino, (als welcher jederzeit von den bästen Bildhauern und Mahlern unterhalten) angenommen/ wordurch er noch mehr Gelegenheit bekommen/ die allerrareste Sachen nachzuzeichnen/ das er dann auch mit unverdroßenem Fleiß verrichtet/ und sich darinnen eine solche Erfahrenheit gezeuget/ daß solche Copien nicht anderst/ als ob sie aus seiner eigenen Invention geflossen wären/ schienen.

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            <p xml:id="p553.5"><note place="right">Seine Werke.</note> Seine schöne Werke alle zu erzehlen/ würde die beliebte Kürze dieses Werks allzuviel erweitern/ dernthalben melden wir nur/ daß seine Werke meistens in großen Historien und Contrafäten bestanden/ so bey den höchsten Potentaten selbiger Landen in großen Ehren gehalten worden/ wie derselben sehr viele in <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-229 http://www.geonames.org/3067696/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7006464">Prag</placeName> bey <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1218">S. Nicolai</placeName>/ <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1219">auf der kleinen Seiten bey S. Thomas</placeName> und <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1220">S. Wenceslai</placeName>: In der Neustadt bey <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1221">S. Stephan</placeName>/ in der Layenkirchen/ zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1222">S. Martini</placeName>/ <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1223"><hi rendition="#aq">Salvatoris</hi></placeName>, in der <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1224">Jesuiten-Closter</placeName>/ desgleichen zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1586">Königssaler Closter</placeName>/ in <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1225">Plaßer Closter</placeName>/ zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1821 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7011695">Leiteriz</placeName> in der <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1822">Bischofskirchen</placeName>/ zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1227">S.Laurentii</placeName> in <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1226 http://www.geonames.org/3070862/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7011703">Melnich</placeName> und an andern mehr Orten zu sehen/ die alle gnugsame Zeugnus geben/ daß unser Künstler nicht allein ein <hi rendition="#aq">universaler Theoreticus,</hi> sondern auch ein wolerfahrner <hi rendition="#aq">Practicus</hi> gewesen seye/ und der Natur in allem rühmlichst nachgefolget habe: Wordurch er dann auch ein solches Lob erhalten/ daß alles/ was von hoher Hand verlangt und wichtig schiene/ ihme angedinget worden: So daß man wol sagen mag/ es seye dieser discrete <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2901 http://d-nb.info/gnd/118765728 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500115725 http://viaf.org/viaf/120783966">Screta</persName> der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2901 http://d-nb.info/gnd/118765728 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500115725 http://viaf.org/viaf/120783966">andere <hi rendition="#aq">Apelles</hi></persName> auf diesem Käyserlichen <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-334 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7011022"><hi rendition="#aq">Musen-Parnass</hi></placeName> gewesen/ aus deßen klugen Hirn die fürnehmste <hi rendition="#aq">Conclusiones</hi> und <hi rendition="#aq">Emblemata,</hi> (dern auf dieser uralten <hi rendition="#aq">Universität</hi> mehr/ als an andern Orten her für kommen) entsproßen/ weil seine kluge <hi rendition="#aq">inventiones</hi> denen Kupferstechern zu allerhand löblichen Ausbildungen jederzeit richtige Anleitung gegeben. Nach vieler Arbeit und löblich-verrichteten Lebens- und Tugendlauf ist er endlich im 60ten Jahr seines Alters in <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-229 http://www.geonames.org/3067696/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7006464">Prag</placeName>/ unter dem Lob- und Leid-Klang aller Kunstliebenden verschieden/ und <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-1481">deßelben Contrafät zu seiner unsterblichen Gedächtnus in die <ref target="http://ta.sandrart.net/de/text/585#figure-0585.1">Kupferblatte <hi rendition="#aq">OO.</hi></ref> gesetzet worden</name>.</p>
            <p xml:id="p553.1"><note place="right"><hi rendition="#aq">CCLXI.</hi><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2905 http://d-nb.info/gnd/118758896 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500019429 http://viaf.org/viaf/87238114">Joh Heinrich Schönefeld</persName>/ von <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-145 http://www.geonames.org/2954172/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7004324">Augstburg</placeName>.</note><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2905 http://d-nb.info/gnd/118758896 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500019429 http://viaf.org/viaf/87238114">JOhann Heinrich Schönefeld</persName>/ wurde in des <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1230">Heil. Röm. Reichs Stadt Biberach</placeName> den <date when="1609-03-23">23. <hi rendition="#aq">Martii, Anno 1609.</hi></date> gebohren/ woselbst sein Vatter Burgermeister gewesen/ seine Vor-Eltern aber den Adelichen Stand geführet/ und erlernete die Kunst erstlich zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1228 http://www.geonames.org/2871992/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7012598">Memmingen</placeName>/ bey <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2955 http://d-nb.info/gnd/12424775X http://viaf.org/viaf/23069343">Johann Sichelbein</persName>/ von dannen er sich nach <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1229 http://www.geonames.org/2825297/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7004425">Stutgard</placeName>/ <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-423 http://www.geonames.org/2661604/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7007269">Basel</placeName> und andere mehr Ort in <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-257 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7000084">Teutschland</placeName> begeben/ auch nach Zurucklegung weniger Jahr spühren laßen/ daß ihn sein guter Geist zu einem erfahrnen Meister dieser Kunst erheben wolte/ indem/ was andere mit grosser Müh und Zeit erlernet/ ihme gleichsam zugefallen. Von dannen reiste er nach <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-352 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=1000080">Italien</placeName>/ und vermehrte in etlichen Jahren/ durch Nachzeichnung der bästen Romanischen <hi rendition="#aq">Antichen</hi> und <hi rendition="#aq">Modernen Statu</hi>en und Gemälden/ seine Wißenschaft dergestalt/ daß ihn aller Künsten Vatter/ der berühmte <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2976 http://d-nb.info/gnd/102417237 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500121835 http://viaf.org/viaf/76464070">Fürst <hi rendition="#aq">de Ursino</hi></persName>, (als welcher jederzeit von den bästen Bildhauern und Mahlern unterhalten) angenommen/ wordurch er noch mehr Gelegenheit bekommen/ die allerrareste Sachen nachzuzeichnen/ das er dann auch mit unverdroßenem Fleiß verrichtet/ und sich darinnen eine solche Erfahrenheit gezeuget/ daß solche Copien nicht anderst/ als ob sie aus seiner eigenen <hi rendition="#aq">Invention</hi> geflossen wären/ schienen.</p>
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[[II, Buch 3 (niederl. u. dt. Künstler), S. 327]/0139] vielen sehr hoch geschätzet und gepriesen worden; In seinen Werken ließe unser Künstler wenig Liecht sehen/ außer an dem fürnehmsten Ort seines Intents, um welches er Liecht und Schatten künstlich beysammen hielte/ samt einer wolgemeßenen reflexion, also daß das Liecht in den Schatten mit großem Urtheil wieche/ die Colorit ware ganz glüend/ und in allem eine hohe Vernunft. In Ausbildung alter Leute/ und derselben Haut und Haar/ zeigte er einen großen Fleiß/ Gedult und Erfahrenheit/ so daß sie dem einfältigen Leben ganz nahe kamen. Er hat aber wenig antiche Poetische Gedichte/ alludien oder seltsame Historien/ sondern meistens einfältige und nicht in sonderbares Nachsinnen lauffende/ ihme wolgefällige und schilderachtige (wie sie die Niederländer nennen) Sachen gemahlet/ die doch voller aus der Natur herausgesuchter Artlichkeiten waren: Ist gestorben in Amsterdam/ und hat einen Sohn/ der gleichfals die Kunst wol verstehen solle/ hinterlaßen. Seine Art zu mahlen. CArolo Screta/ von Prag/ wurde in seiner Kindheit bey Zeiten in einem zierlichen Sitten- und Tugend-Wandel angeführet/ und daraufhin zu der edlen Mahler-Kunst gezogen/ dern gründliche Regeln er/ vermög einer ihme angebornen Arbeitsamkeit/ wol ergriffen/ und sich noch in früher Jugend ein schönes Lob darmit erworben: weil nun damals der Blut-begierige Mars aus seinem Vatterland die friedfartige Musen und Künste verjaget/ auch er eine größere Wißenschaft zu erlangen suchte/ begab er sich in Italien/ und hielte sich in Venedig etliche Jahre rühmlich und also auf/ daß er alles denkwürdige sich bästmöglichst zu Nutzen machte/ und nicht allein einen schönen Kunst-Schatz samlete; sondern auch von diesem Reichtum den Kunstliebenden wieder allerhand schöne Bilder und beliebige Historien mittheilte/ und dieselbe mit Ausbildung natürlicher Affecten/ wolgezeichneten Inventionen/ guter Manier/ künstlichen Erhebungen und herlichem Colorit/ zierte/ dannenhero diese seine Stuck stark gesucht und reichlich bezahlet worden/ zu immer mehr und mehr wachsendem Ruhm unsers arbeitsamen Künstlers. CCLX. Carolo Screta/ Mahler von Prag. Komt nach Venedig/ Von dannen begab er sich durch noch immeranreitzende Kunst-Begierde getrieben nach Bolognen und Florenz/ und mehrte auch auf diesen Kunst-Schulen merklich seine Wißenschaft/ Anno 1634. kam er nach Rom/ und perfectionirte sich daselbst durch Aemsigkeit und Fleiß dergestalt/ daß er sich reich genug schätzte/ wieder in sein Vatterland Prag zuruck zu kehren/ und daselbst die Früchte seines Füll-Horns aus zuschütten. Als er daselbst von denen Anverwandten und Kunstliebenden bewillkommet worden/ fand er die edle Mahl-Kunst in einem tieffen Schlamm äußerster Verachtung stecken/ und gleichsam gar aus der Stadt verbannisiret/ dannenhero bemühte er sich möglichst/ dieselbe durch fürtrefliche Kunstwerke wieder zu erheben/ und den Schmutz von ihrem Gesichte abzuwaschen/ wie er dann sie wieder auf ihre vorige Stelle gesetzet/ und in Flor gebracht/ sich selbsten aber durch seine schöne Qualitäten/ Freundlichkeit und löblichen Tugendwandel/ bey hohen und niedern Stands-Personen beliebt und geehrt gemacht. Bolognen/ Florenz/ Rom/ und wieder auf Prag. Seine schöne Werke alle zu erzehlen/ würde die beliebte Kürze dieses Werks allzuviel erweitern/ dernthalben melden wir nur/ daß seine Werke meistens in großen Historien und Contrafäten bestanden/ so bey den höchsten Potentaten selbiger Landen in großen Ehren gehalten worden/ wie derselben sehr viele in Prag bey S. Nicolai/ auf der kleinen Seiten bey S. Thomas und S. Wenceslai: In der Neustadt bey S. Stephan/ in der Layenkirchen/ zu S. Martini/ Salvatoris, in der Jesuiten-Closter/ desgleichen zu Königssaler Closter/ in Plaßer Closter/ zu Leiteriz in der Bischofskirchen/ zu S.Laurentii in Melnich und an andern mehr Orten zu sehen/ die alle gnugsame Zeugnus geben/ daß unser Künstler nicht allein ein universaler Theoreticus, sondern auch ein wolerfahrner Practicus gewesen seye/ und der Natur in allem rühmlichst nachgefolget habe: Wordurch er dann auch ein solches Lob erhalten/ daß alles/ was von hoher Hand verlangt und wichtig schiene/ ihme angedinget worden: So daß man wol sagen mag/ es seye dieser discrete Screta der andere Apelles auf diesem Käyserlichen Musen-Parnass gewesen/ aus deßen klugen Hirn die fürnehmste Conclusiones und Emblemata, (dern auf dieser uralten Universität mehr/ als an andern Orten her für kommen) entsproßen/ weil seine kluge inventiones denen Kupferstechern zu allerhand löblichen Ausbildungen jederzeit richtige Anleitung gegeben. Nach vieler Arbeit und löblich-verrichteten Lebens- und Tugendlauf ist er endlich im 60ten Jahr seines Alters in Prag/ unter dem Lob- und Leid-Klang aller Kunstliebenden verschieden/ und deßelben Contrafät zu seiner unsterblichen Gedächtnus in die Kupferblatte OO. gesetzet worden. Seine Werke. JOhann Heinrich Schönefeld/ wurde in des Heil. Röm. Reichs Stadt Biberach den 23. Martii, Anno 1609. gebohren/ woselbst sein Vatter Burgermeister gewesen/ seine Vor-Eltern aber den Adelichen Stand geführet/ und erlernete die Kunst erstlich zu Memmingen/ bey Johann Sichelbein/ von dannen er sich nach Stutgard/ Basel und andere mehr Ort in Teutschland begeben/ auch nach Zurucklegung weniger Jahr spühren laßen/ daß ihn sein guter Geist zu einem erfahrnen Meister dieser Kunst erheben wolte/ indem/ was andere mit grosser Müh und Zeit erlernet/ ihme gleichsam zugefallen. Von dannen reiste er nach Italien/ und vermehrte in etlichen Jahren/ durch Nachzeichnung der bästen Romanischen Antichen und Modernen Statuen und Gemälden/ seine Wißenschaft dergestalt/ daß ihn aller Künsten Vatter/ der berühmte Fürst de Ursino, (als welcher jederzeit von den bästen Bildhauern und Mahlern unterhalten) angenommen/ wordurch er noch mehr Gelegenheit bekommen/ die allerrareste Sachen nachzuzeichnen/ das er dann auch mit unverdroßenem Fleiß verrichtet/ und sich darinnen eine solche Erfahrenheit gezeuget/ daß solche Copien nicht anderst/ als ob sie aus seiner eigenen Invention geflossen wären/ schienen. CCLXI. Joh Heinrich Schönefeld/ von Augstburg.

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,3. Nürnberg, 1675, S. [II, Buch 3 (niederl. u. dt. Künstler), S. 327]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0103_1675/139>, abgerufen am 25.04.2024.