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Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,3. Nürnberg, 1675.

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[Spaltenumbruch] große Pulverflaschen/ von weißem Helfenbein eingeleget worden/ worein er hernachmals mit dem Grabstichel allerley Zierlichkeiten/ von Jagden/ Ist anfänglich ein Büchsenschifter gewesen. Bataglien/ und andern curiosen Sachen/ mit sonderer Kunst gebracht/ und darauf mit schwarzem Harz ausgefüllet/ welches dann auf dem weißen Bein sehr schön und anmuhtig heraus kommen/ dahero er auch durch solches ein groß Geld verdienet/ weil er sonders darinn sehr geschwind und hurtig ware/ und mit eigner Invention alles/ so er nur verlangte/ zuwegen gebracht/ welches/ als es andere gewahr worden/ sie auch nachgefolgt; Sadler aber sich darauf völlig bey denen Kupferblatten zu stechen aufgehalten/ da er dann alles mit voriger meisterhaften Geschwindigkeit ausgerichtet/ deme auch zu Behülf Martin de Vos sehr viel schöne Inventionen von großen Biblischen Figuren und Werken vorgezeichnet/ welche alle Sadeler/ vorgemeldter maßen/ gefärtiget/ und mehr dann drey oder vier andere ohne Mühe gearbeitet.

Seine Leibs-Statur betreffend/ so ware er von Seine Statur und Emsigkeit. sehr großer Gestalt/ stark von Gliedern/ schwarz von Haaren/ und braun im Angesicht/ fleißig/ emsig und frölich/ dahero er auch ein treflicher Musicus gewesen/ und damit viel erlustigt; seine Emsigkeit aber befande sich so groß/ daß/ wie er einstens von Antorf nacher Cölln gereißt/ er gleich/ so bald er nur in der Herberg niedersitzen können/ mit seinem Kupferblatt/ am nächsten bästen Tisch heraus gewischt/ und mit dem Stichel darüber kommen/ auch also vor und nach der Mahlzeit fortgearbeitet? In ermeldtem Cölln machte er viel nach Crispini von de Paas Inventionen/ und weil er immerzu nach größerm Ruhm und Nutzen getrachtet/ als ist er zu Schiff nacher Frankfurt abgefahren/ da er dann auf dem Nachen unter dem mit seinen Cameraden geführten Discurß/ das Kupfer allezeit auf Komt nach Frankfurt. den Knien ligen/ und die Brill auf der Nasen stecken gehabt/ und also stetigs fort und fort gearbeitet; nachdem er nun in gedachtem Ort ankommen/ und des weitberühmten Buchführers Sigismund Feyrabends Contrafät/ in einem belzenen Mantel/ gemacht hatte/ fienge er auch an viel schöne Biblische Historien/ mit großen Bildern/ Thieren und Landschaften/ zu stechen/ die er dann alle mit gleichguter Wißenschaft/ Kunst und Verstand/ gefärtiget/ woraufhin er sich in des Herzogen Alberti aus Bayren Dienste begeben/und bey demselben viele fürtrefliche Werke/ nach Peters Candito Hand/ zu Mönchen gefärtiget/ wie solches noch die Bayrischen Eremiten erweisen/ und an Tag legen. Allwo er alles/ was nur von ihme begehrt worden/ mit besonderer Fürtreflichkeit erfüllet/ weßwegen er auch von gedachtem Herzogen über andere Remuneration und Bezahlung/ noch mit Herzoglicher Gnaden-Bildnus/ benebenst einer schönen güldenen Ketten/ begabet worden.

Ungeachtet aber deßen alles/ suchte Johann doch noch ferners seinen Nutzen/ und weil sein Bruder Reißt in Italien. Raphael gar wol alles allein versehen können/ in Italien aber seine Kunst sehr verlanget wurde/ als hat er auch dahin zu kommen eifrig getrachtet/ und deßhalben zu Mönchen Urlaub genommen/ worauf er dann Anno 1595. nacher Venedig gezogen/ und[Spaltenumbruch] allda viel gutes in Kupferstechen verrichtet/ auch sehr große Proben ans Liecht gegeben. Endlichen triebe ihn die Begierd auch/ samt seinem Sohn Justino/ nacher Rom zu reisen/ der großen Hofnung/ durch mitgebrachte schöne Werke/ die er überal hin und wider verehret/ viel zu erhalten/ bekame aber darfür nichts/ dann allein Hofbescheyd/ und allerhand heilige und geistliche Reliquien/ (die ihme aber nicht so angenehm/ als wie die Heilige/ so den Seckel gespicket/ und welchen er am meisten nachgetrachtet/ gewesen) dahero er auch mit Unwillen wieder von dannen zu den Seinen nacher Venedig gekehret/ und daselbst die gemeine Schuld der Natur/ vermuhtlich an einem hitzigen Fieber/ Anno 1600. bezahlet.

IV. Raphael Sadeler.RAphael Sadeler/ dieses vorgedachten Bruder/ ware eines Büchsenschifters Sohn/ und hatte die Kunst des Kupferstechens von seinem Bruder/ der ihn bald zu einem fürtreflichen Mann gemacht/ erlernet/ wie er dann in solch seiner Kunst sehr zart/ natürlich/ und fast unvergleichlich gewesen. Es wolte ihme zwar eine Zeitlang das Gesicht seiner Augen nicht taugen/ wie selbiges das Kupferstechen sehr scharf erfordert/ deßwegen er auch ein Weil ausgesetzt/ und in der Mahl-Kunst sich wol geübet/ als sichs aber wieder gebäßert/ hat er sich wie vorhin auf das zierliche Kupferstechen begeben/ und sein großes Lob/ neben seinem Bruder Johann/ in denen Bayrischen Eremiten und derselben Heiligen/ neben einer großen Mänge anderer/ sonderlich nach Baßans zierlichen Gemälden/ der Archen Noae/ Lazari Historien/ und andern großen Werken/ so er alle mit unvergleichlicher Zierd und Sauberkeit ans Liecht gebracht/ vermehret. Worauf er seinem Bruder nacher Venedig gefolget/ und einige Jahr auch mit seiner Kunst daselbst zugebracht/ allda aber ebenfals/ ohne daß man eigentlich erfahren können/ in welchem Jahr es geschehen/ verschieden. Das übrige wolle der günstige Leser aus seiner fürtreflich-hinterlaßenen Arbeit abnehmen.

V. Aegidius Sadeler von Antorf.Jemalen war in der Ruhmwürdigen Kunst des Kupferstechens jemand/ welcher diese zierliche Wißenschaft/ den Grabstichel zuführen/ von dern Niedrigkeit in höhere Würde gebracht/ gefunden worden/ als eben vorhabender Aegidius Sadeler/ dann dieser einen solchen Glanz der Vollkommenheit von sich gegeben/ daß er unserm Teutschland billich in dieser Kunst großes Lob/ Ehr und Ruhm erworben/ so daß es deshalben allen andern Nationen vorgeleuchtet/ weil er ihme den Weg und die Straß durch sein eignes Exempel der Kunst so stattlich gebahnet. Es war aber seine Arbeit holdseelig/ vernünftig und zierlich/ und accordirte mit seinem guten und edlen Gemüt/ biß in sein Grab rühmlich und wol. Seinen Geburts-Ursprung eignet ihr aber die Stadt Antorf zu/ als worinnen er sich/ von jungen Jahren an/ völlig auf das Zeichnen gelegt/ deßen Wißenschaft dann ihn hernachmals zu dem Kupferstechen geleitet/ daher er sich in Teutschland zu seines Vatters beyden Brüdern/ als Johann und Raphael/ die selbiger Kunst/ wie vorgemeldt/ sonders treflich erfahren gewesen/ begeben/

[Spaltenumbruch] große Pulverflaschen/ von weißem Helfenbein eingeleget worden/ worein er hernachmals mit dem Grabstichel allerley Zierlichkeiten/ von Jagden/ Ist anfänglich ein Büchsenschifter gewesen. Bataglien/ und andern curiosen Sachen/ mit sonderer Kunst gebracht/ und darauf mit schwarzem Harz ausgefüllet/ welches dann auf dem weißen Bein sehr schön und anmuhtig heraus kommen/ dahero er auch durch solches ein groß Geld verdienet/ weil er sonders darinn sehr geschwind und hurtig ware/ und mit eigner Invention alles/ so er nur verlangte/ zuwegen gebracht/ welches/ als es andere gewahr worden/ sie auch nachgefolgt; Sadler aber sich darauf völlig bey denen Kupferblatten zu stechen aufgehalten/ da er dann alles mit voriger meisterhaften Geschwindigkeit ausgerichtet/ deme auch zu Behülf Martin de Vos sehr viel schöne Inventionen von großen Biblischen Figuren und Werken vorgezeichnet/ welche alle Sadeler/ vorgemeldter maßen/ gefärtiget/ und mehr dann drey oder vier andere ohne Mühe gearbeitet.

Seine Leibs-Statur betreffend/ so ware er von Seine Statur und Emsigkeit. sehr großer Gestalt/ stark von Gliedern/ schwarz von Haaren/ und braun im Angesicht/ fleißig/ emsig und frölich/ dahero er auch ein treflicher Musicus gewesen/ und damit viel erlustigt; seine Emsigkeit aber befande sich so groß/ daß/ wie er einstens von Antorf nacher Cölln gereißt/ er gleich/ so bald er nur in der Herberg niedersitzen können/ mit seinem Kupferblatt/ am nächsten bästen Tisch heraus gewischt/ und mit dem Stichel darüber kommen/ auch also vor und nach der Mahlzeit fortgearbeitet? In ermeldtem Cölln machte er viel nach Crispini von de Paas Inventionen/ und weil er immerzu nach größerm Ruhm und Nutzen getrachtet/ als ist er zu Schiff nacher Frankfurt abgefahren/ da er dann auf dem Nachen unter dem mit seinen Cameraden geführten Discurß/ das Kupfer allezeit auf Komt nach Frankfurt. den Knien ligen/ und die Brill auf der Nasen stecken gehabt/ und also stetigs fort und fort gearbeitet; nachdem er nun in gedachtem Ort ankommen/ und des weitberühmten Buchführers Sigismund Feyrabends Contrafät/ in einem belzenen Mantel/ gemacht hatte/ fienge er auch an viel schöne Biblische Historien/ mit großen Bildern/ Thieren und Landschaften/ zu stechen/ die er dann alle mit gleichguter Wißenschaft/ Kunst und Verstand/ gefärtiget/ woraufhin er sich in des Herzogen Alberti aus Bayren Dienste begeben/und bey demselben viele fürtrefliche Werke/ nach Peters Candito Hand/ zu Mönchen gefärtiget/ wie solches noch die Bayrischen Eremiten erweisen/ und an Tag legen. Allwo er alles/ was nur von ihme begehrt worden/ mit besonderer Fürtreflichkeit erfüllet/ weßwegen er auch von gedachtem Herzogen über andere Remuneration und Bezahlung/ noch mit Herzoglicher Gnaden-Bildnus/ benebenst einer schönen güldenen Ketten/ begabet worden.

Ungeachtet aber deßen alles/ suchte Johann doch noch ferners seinen Nutzen/ und weil sein Bruder Reißt in Italien. Raphael gar wol alles allein versehen können/ in Italien aber seine Kunst sehr verlanget wurde/ als hat er auch dahin zu kommen eifrig getrachtet/ und deßhalben zu Mönchen Urlaub genommen/ worauf er dann Anno 1595. nacher Venedig gezogen/ und[Spaltenumbruch] allda viel gutes in Kupferstechen verrichtet/ auch sehr große Proben ans Liecht gegeben. Endlichen triebe ihn die Begierd auch/ samt seinem Sohn Justino/ nacher Rom zu reisen/ der großen Hofnung/ durch mitgebrachte schöne Werke/ die er überal hin und wider verehret/ viel zu erhalten/ bekame aber darfür nichts/ dann allein Hofbescheyd/ und allerhand heilige und geistliche Reliquien/ (die ihme aber nicht so angenehm/ als wie die Heilige/ so den Seckel gespicket/ und welchen er am meisten nachgetrachtet/ gewesen) dahero er auch mit Unwillen wieder von dannen zu den Seinen nacher Venedig gekehret/ und daselbst die gemeine Schuld der Natur/ vermuhtlich an einem hitzigen Fieber/ Anno 1600. bezahlet.

IV. Raphael Sadeler.RAphael Sadeler/ dieses vorgedachten Bruder/ ware eines Büchsenschifters Sohn/ und hatte die Kunst des Kupferstechens von seinem Bruder/ der ihn bald zu einem fürtreflichen Mann gemacht/ erlernet/ wie er dann in solch seiner Kunst sehr zart/ natürlich/ und fast unvergleichlich gewesen. Es wolte ihme zwar eine Zeitlang das Gesicht seiner Augen nicht taugen/ wie selbiges das Kupferstechen sehr scharf erfordert/ deßwegen er auch ein Weil ausgesetzt/ und in der Mahl-Kunst sich wol geübet/ als sichs aber wieder gebäßert/ hat er sich wie vorhin auf das zierliche Kupferstechen begeben/ und sein großes Lob/ neben seinem Bruder Johann/ in denen Bayrischen Eremiten und derselben Heiligen/ neben einer großen Mänge anderer/ sonderlich nach Baßans zierlichen Gemälden/ der Archen Noae/ Lazari Historien/ und andern großen Werken/ so er alle mit unvergleichlicher Zierd und Sauberkeit ans Liecht gebracht/ vermehret. Worauf er seinem Bruder nacher Venedig gefolget/ und einige Jahr auch mit seiner Kunst daselbst zugebracht/ allda aber ebenfals/ ohne daß man eigentlich erfahren können/ in welchem Jahr es geschehen/ verschieden. Das übrige wolle der günstige Leser aus seiner fürtreflich-hinterlaßenen Arbeit abnehmen.

V. Aegidius Sadeler von Antorf.Jemalen war in der Ruhmwürdigen Kunst des Kupferstechens jemand/ welcher diese zierliche Wißenschaft/ den Grabstichel zuführen/ von dern Niedrigkeit in höhere Würde gebracht/ gefunden worden/ als eben vorhabender Aegidius Sadeler/ dann dieser einen solchen Glanz der Vollkommenheit von sich gegeben/ daß er unserm Teutschland billich in dieser Kunst großes Lob/ Ehr und Ruhm erworben/ so daß es deshalben allen andern Nationen vorgeleuchtet/ weil er ihme den Weg und die Straß durch sein eignes Exempel der Kunst so stattlich gebahnet. Es war aber seine Arbeit holdseelig/ vernünftig und zierlich/ und accordirte mit seinem guten und edlen Gemüt/ biß in sein Grab rühmlich und wol. Seinen Geburts-Ursprung eignet ihr aber die Stadt Antorf zu/ als worinnen er sich/ von jungen Jahren an/ völlig auf das Zeichnen gelegt/ deßen Wißenschaft dann ihn hernachmals zu dem Kupferstechen geleitet/ daher er sich in Teutschland zu seines Vatters beyden Brüdern/ als Johann und Raphael/ die selbiger Kunst/ wie vorgemeldt/ sonders treflich erfahren gewesen/ begeben/

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            <p><note place="right"><hi rendition="#aq">V.</hi><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-830 http://d-nb.info/gnd/118064657 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500016165 http://viaf.org/viaf/100163089"><hi rendition="#aq">Aegidius</hi> Sadeler</persName> von <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-66 http://www.geonames.org/2803138/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7007856">Antorf</placeName>.</note>Jemalen war in der Ruhmwürdigen Kunst des Kupferstechens jemand/ welcher diese zierliche Wißenschaft/ den Grabstichel zuführen/ von dern Niedrigkeit in höhere Würde gebracht/ gefunden worden/ als eben vorhabender <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-830 http://d-nb.info/gnd/118064657 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500016165 http://viaf.org/viaf/100163089"><hi rendition="#aq">Aegidius</hi> Sadeler</persName>/ dann dieser einen solchen Glanz der Vollkommenheit von sich gegeben/ daß er unserm <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-257 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7000084">Teutschland</placeName> billich in dieser Kunst großes Lob/ Ehr und Ruhm erworben/ so daß es deshalben allen andern Nationen vorgeleuchtet/ weil er ihme den Weg und die Straß durch sein eignes Exempel der Kunst so stattlich gebahnet. Es war aber seine Arbeit holdseelig/ vernünftig und zierlich/ und <hi rendition="#aq">accordi</hi>rte mit seinem guten und edlen Gemüt/ biß in sein Grab rühmlich und wol. Seinen Geburts-Ursprung eignet ihr aber die Stadt <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-66 http://www.geonames.org/2803138/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7007856">Antorf</placeName> zu/ als worinnen er sich/ von jungen Jahren an/ völlig auf das Zeichnen gelegt/ deßen Wißenschaft dann ihn hernachmals zu dem Kupferstechen geleitet/ daher er sich in <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-257 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7000084">Teutschland</placeName> zu seines Vatters beyden Brüdern/ als <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-828 http://d-nb.info/gnd/121978788 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500020677 http://viaf.org/viaf/5802172">Johann</persName> und <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-829 http://d-nb.info/gnd/118604775 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500026660 http://viaf.org/viaf/87146814">Raphael</persName>/ die selbiger Kunst/ wie vorgemeldt/ sonders treflich erfahren gewesen/ begeben/
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[[II, Buch 3 (niederl. u. dt. Künstler), S. 355]/0171] große Pulverflaschen/ von weißem Helfenbein eingeleget worden/ worein er hernachmals mit dem Grabstichel allerley Zierlichkeiten/ von Jagden/ Bataglien/ und andern curiosen Sachen/ mit sonderer Kunst gebracht/ und darauf mit schwarzem Harz ausgefüllet/ welches dann auf dem weißen Bein sehr schön und anmuhtig heraus kommen/ dahero er auch durch solches ein groß Geld verdienet/ weil er sonders darinn sehr geschwind und hurtig ware/ und mit eigner Invention alles/ so er nur verlangte/ zuwegen gebracht/ welches/ als es andere gewahr worden/ sie auch nachgefolgt; Sadler aber sich darauf völlig bey denen Kupferblatten zu stechen aufgehalten/ da er dann alles mit voriger meisterhaften Geschwindigkeit ausgerichtet/ deme auch zu Behülf Martin de Vos sehr viel schöne Inventionen von großen Biblischen Figuren und Werken vorgezeichnet/ welche alle Sadeler/ vorgemeldter maßen/ gefärtiget/ und mehr dann drey oder vier andere ohne Mühe gearbeitet. Ist anfänglich ein Büchsenschifter gewesen. Seine Leibs-Statur betreffend/ so ware er von sehr großer Gestalt/ stark von Gliedern/ schwarz von Haaren/ und braun im Angesicht/ fleißig/ emsig und frölich/ dahero er auch ein treflicher Musicus gewesen/ und damit viel erlustigt; seine Emsigkeit aber befande sich so groß/ daß/ wie er einstens von Antorf nacher Cölln gereißt/ er gleich/ so bald er nur in der Herberg niedersitzen können/ mit seinem Kupferblatt/ am nächsten bästen Tisch heraus gewischt/ und mit dem Stichel darüber kommen/ auch also vor und nach der Mahlzeit fortgearbeitet? In ermeldtem Cölln machte er viel nach Crispini von de Paas Inventionen/ und weil er immerzu nach größerm Ruhm und Nutzen getrachtet/ als ist er zu Schiff nacher Frankfurt abgefahren/ da er dann auf dem Nachen unter dem mit seinen Cameraden geführten Discurß/ das Kupfer allezeit auf den Knien ligen/ und die Brill auf der Nasen stecken gehabt/ und also stetigs fort und fort gearbeitet; nachdem er nun in gedachtem Ort ankommen/ und des weitberühmten Buchführers Sigismund Feyrabends Contrafät/ in einem belzenen Mantel/ gemacht hatte/ fienge er auch an viel schöne Biblische Historien/ mit großen Bildern/ Thieren und Landschaften/ zu stechen/ die er dann alle mit gleichguter Wißenschaft/ Kunst und Verstand/ gefärtiget/ woraufhin er sich in des Herzogen Alberti aus Bayren Dienste begeben/und bey demselben viele fürtrefliche Werke/ nach Peters Candito Hand/ zu Mönchen gefärtiget/ wie solches noch die Bayrischen Eremiten erweisen/ und an Tag legen. Allwo er alles/ was nur von ihme begehrt worden/ mit besonderer Fürtreflichkeit erfüllet/ weßwegen er auch von gedachtem Herzogen über andere Remuneration und Bezahlung/ noch mit Herzoglicher Gnaden-Bildnus/ benebenst einer schönen güldenen Ketten/ begabet worden. Seine Statur und Emsigkeit. Komt nach Frankfurt. Ungeachtet aber deßen alles/ suchte Johann doch noch ferners seinen Nutzen/ und weil sein Bruder Raphael gar wol alles allein versehen können/ in Italien aber seine Kunst sehr verlanget wurde/ als hat er auch dahin zu kommen eifrig getrachtet/ und deßhalben zu Mönchen Urlaub genommen/ worauf er dann Anno 1595. nacher Venedig gezogen/ und allda viel gutes in Kupferstechen verrichtet/ auch sehr große Proben ans Liecht gegeben. Endlichen triebe ihn die Begierd auch/ samt seinem Sohn Justino/ nacher Rom zu reisen/ der großen Hofnung/ durch mitgebrachte schöne Werke/ die er überal hin und wider verehret/ viel zu erhalten/ bekame aber darfür nichts/ dann allein Hofbescheyd/ und allerhand heilige und geistliche Reliquien/ (die ihme aber nicht so angenehm/ als wie die Heilige/ so den Seckel gespicket/ und welchen er am meisten nachgetrachtet/ gewesen) dahero er auch mit Unwillen wieder von dannen zu den Seinen nacher Venedig gekehret/ und daselbst die gemeine Schuld der Natur/ vermuhtlich an einem hitzigen Fieber/ Anno 1600. bezahlet. Reißt in Italien. RAphael Sadeler/ dieses vorgedachten Bruder/ ware eines Büchsenschifters Sohn/ und hatte die Kunst des Kupferstechens von seinem Bruder/ der ihn bald zu einem fürtreflichen Mann gemacht/ erlernet/ wie er dann in solch seiner Kunst sehr zart/ natürlich/ und fast unvergleichlich gewesen. Es wolte ihme zwar eine Zeitlang das Gesicht seiner Augen nicht taugen/ wie selbiges das Kupferstechen sehr scharf erfordert/ deßwegen er auch ein Weil ausgesetzt/ und in der Mahl-Kunst sich wol geübet/ als sichs aber wieder gebäßert/ hat er sich wie vorhin auf das zierliche Kupferstechen begeben/ und sein großes Lob/ neben seinem Bruder Johann/ in denen Bayrischen Eremiten und derselben Heiligen/ neben einer großen Mänge anderer/ sonderlich nach Baßans zierlichen Gemälden/ der Archen Noae/ Lazari Historien/ und andern großen Werken/ so er alle mit unvergleichlicher Zierd und Sauberkeit ans Liecht gebracht/ vermehret. Worauf er seinem Bruder nacher Venedig gefolget/ und einige Jahr auch mit seiner Kunst daselbst zugebracht/ allda aber ebenfals/ ohne daß man eigentlich erfahren können/ in welchem Jahr es geschehen/ verschieden. Das übrige wolle der günstige Leser aus seiner fürtreflich-hinterlaßenen Arbeit abnehmen. IV. Raphael Sadeler. Jemalen war in der Ruhmwürdigen Kunst des Kupferstechens jemand/ welcher diese zierliche Wißenschaft/ den Grabstichel zuführen/ von dern Niedrigkeit in höhere Würde gebracht/ gefunden worden/ als eben vorhabender Aegidius Sadeler/ dann dieser einen solchen Glanz der Vollkommenheit von sich gegeben/ daß er unserm Teutschland billich in dieser Kunst großes Lob/ Ehr und Ruhm erworben/ so daß es deshalben allen andern Nationen vorgeleuchtet/ weil er ihme den Weg und die Straß durch sein eignes Exempel der Kunst so stattlich gebahnet. Es war aber seine Arbeit holdseelig/ vernünftig und zierlich/ und accordirte mit seinem guten und edlen Gemüt/ biß in sein Grab rühmlich und wol. Seinen Geburts-Ursprung eignet ihr aber die Stadt Antorf zu/ als worinnen er sich/ von jungen Jahren an/ völlig auf das Zeichnen gelegt/ deßen Wißenschaft dann ihn hernachmals zu dem Kupferstechen geleitet/ daher er sich in Teutschland zu seines Vatters beyden Brüdern/ als Johann und Raphael/ die selbiger Kunst/ wie vorgemeldt/ sonders treflich erfahren gewesen/ begeben/ V. Aegidius Sadeler von Antorf.

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,3. Nürnberg, 1675, S. [II, Buch 3 (niederl. u. dt. Künstler), S. 355]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0103_1675/171>, abgerufen am 25.04.2024.