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Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,3. Nürnberg, 1675.

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[Spaltenumbruch] weil bißhero von Teutscher Nation keiner gefunden worden/ der sich dessen (wie oft man sich gleich/ solches werkstellig zu machen/ verlauten lassen) unterfangen hätte. Mir wäre solches/ wo es geschehen/ in Warheit eine nicht geringe Bey-Hülffe gewesen/ als wordurch ich/ sonderlich in Beschreibung der berühmtesten Hoch-Teutschen Mahler/ manche Mühe gespahret hätte/ da ich/ in Ermanglung dessen/ alles erst gleichsam ans dem Staube suchen/ ausspühren/ und deßwegen hier und dar vielfältige Nachfrag haben müssen. Es hat mir aber insonderheit in dieser Sache sehr wol geholffen/ und ist mir die jenige in meiner Jugend eingenommene information des alten Mahlers Hanns Vetters zu Frankfurt/ und des Thonauers zu München glüklich zu statten kommen/ als welche beede noch von der Schul Albert Dürers entsprossen; wie ich ferner solches nicht wenig zu danken habe dem berühmten Alexander Abondio zu München/ der vor sich selbst sehr nachforschend in seiner Jugend gewesen/ und von denen alten Teutschen alles selbst fleißig erfahren/ gesehen/ und von seinem alten Vatter/ einem curiosen Kunstreichen Mann/ vernommen/ und ich also durch allerley dergleichen Mittel unsere Teutsche Kunst-Mahlere/ nach Möglichkeit/ dergestalt zusammen gebracht/ daß andere nach mir die Fortsetzung gar leichtlich zu Werke richten können.

Ich bekenne zwar hierbey freywillig/ daß ich/ wie gern ich mehrern und umständigern Bericht von eines und andern Künstlers Stadt/ Geburts- und Ableibens-Zeit geben wollen/ dannoch/ nach angewandter großer Bemühung im Nachfragen und Schreiben/ ein mehrers nicht erhalten können. Worüber sich auch eben nicht so groß zu verwundern/ dann fraget man zuweilen einen von seinem eignen Vatter/ wann er geboren und gestorben/ wird er oft weniger als nichts davon zu sagen wissen/ weil man solche Sachen nicht jedesmals/ wie wol billig seyn solte/ der Feder anbefiehlet; doch will ich/ wie Varro, Plinius und andere gethan/ mich erzeigen/ und sagen: dieser oder jener lebte zu dieses oder jenes Käysers/ Herzogs oder Grafens Zeiten/ gleichwie auch die Alten einige Olympiades benamset/ in welchen ihre Künstlere gelebet/ oder ihre Preisens-wehrte Arbeit verrichtet haben.

Im Gegentheil ist unlaugbar/ daß die Schriften der Italianer denen auserlesnen Kunst-Geistern/ ihr Leben und Lob belangend/ ein großes Liecht gegeben/ insonderheit unter andern die jenigen von Vassarie, als der gar weitläuffig von seinen Landsleuten handelt/ darzu ihm ein merkliches die Autorität seines Herrn/ des Groß-Herzogs von Florenz/ beförderlich gewesen. Ingleichen seynd der Nieder-Teutschen berühmteste Mahlere/ durch Carln Vermanders großen Fleiß und Eifer löblich eingerichtet/ mir auch sehr dienstlich zu diesem meinem Vorhaben gewesen.

[Spaltenumbruch]

Indem ich aber von unsern Hoch- und Nieder-Teutschen Kunst-Mahlern/ ohne fernern Umschweif/ den Anfang mache/ will ich zu allererst von den hocherleuchten und fürtreflichen Künstlern Hubert und Johann von Eyk/ als welche allbereit zu ihrer Zeit in unserer Kunst sehr große Wunder/ mit Zuwegenbringung einer gründlichen Art von Mahlen/ und wolersonnenen Weise der Zeichnung/ gethan/ Anregung thun/ daß zu verwundern/ wie in solcher frühen Zeit ihre Werke also treflich geleuchtet haben/ dann ich finde nicht/ daß vor ihnen/ weder in Hoch- noch Nieder-Teutschland/ etwas in dieser Kunst denkwürdigers gedacht oder gesehen/ gehört oder bekannt gemachet worden. Auch eben sie selbst waren es/ die alle dazumals lebende Italianer in Kunstübertroffen/ denen zu gefallen etliche selbiger Nation zu ihnen heraus gesandt wurden/ dern Kunst zu ergreiffen/ sonderlich aber das von ihnen ersonnenes heilsames Mittel der Oel-Farben zu erlernen; Folgends werde ich nach ihnen die/ biß auf unsere Zeit/ in sonderbarer Hochachtung gewesne Verbesserer dieser nie genug belobten Kunst/ so gut mir möglich ist/ erzehlen/ und da ich etwan einige mit Stillschweigen vorbey gehen mögte/ wolle ihme niemand die Gedanken machen/ als ob solches mit Willen und wissentlich/ oder aus Abgunst/ sondern aus Mangel besserer Wissen- und Bekanntschaft geschehen/ zumalen ich niemand etwas zu kurz zu thun gewillet/ auch/ Gott Lob! mein Gemüt gegen meinen Nechsten nicht also böß-astig beschaffen ist/ sondern ich wünsche vielmehr/ daß alle in der Mahl-Kunst Erfahrenheit mich weit übersteigen mögen/ als der ich/ ohne das graues Alters/ mir die gute Ruhe/ ihnen sämtlichen aber wünsche/ daß sie das von dem Allmächtigen erschaffnes Beweglich- und Unbewegliches in der Welt und Natur noch bässer/ als itzo/ und mit höherer Wissenschaft in dieser edlen Kunst/ von Jahr zu Jahren/ erheben/ und zu grösserer Vollkommenheit bringen wögen/ alsdann/ wann solches geschicht/ ist mein Verlangen erfüllet/ und hab ich meinen Zweck völlig erreichet/ weßhalben ich dieses schweres und mühsames Werk denen Kunst-beflissenen Teutschen vorgearbeitet und ans Liecht gegeben.

Lezlich wird der vernünftige Leser selbst leichtlich abnehmen können/ was große Müh und Arbeit ich etliche Jahr nacheinander in diesem Werk angewen det/ indem ich/ mit Hindansetzung aller meiner andern functionen/ einig und allein die Zeit mit Zeichnen für die Kupferstecher/ und mit dem beschwerlichen Schreiben und corrigiren zugebracht/ geschweige der unglaublich glaublich-großen baaren Ausgaben/ weil ich nichts gesparet/ sondern ihme zu lieb und gut mir diese Sache höchst-eiferig angelegen seyn lassen. Er lebe wol/ und gebrauche sich also dieser Arbeit mit gutem Nutzen und angenehmen Wolgefallen.

[Spaltenumbruch] weil bißhero von Teutscher Nation keiner gefunden worden/ der sich dessen (wie oft man sich gleich/ solches werkstellig zu machen/ verlauten lassen) unterfangen hätte. Mir wäre solches/ wo es geschehen/ in Warheit eine nicht geringe Bey-Hülffe gewesen/ als wordurch ich/ sonderlich in Beschreibung der berühmtesten Hoch-Teutschen Mahler/ manche Mühe gespahret hätte/ da ich/ in Ermanglung dessen/ alles erst gleichsam ans dem Staube suchen/ ausspühren/ und deßwegen hier und dar vielfältige Nachfrag haben müssen. Es hat mir aber insonderheit in dieser Sache sehr wol geholffen/ und ist mir die jenige in meiner Jugend eingenommene information des alten Mahlers Hanns Vetters zu Frankfurt/ und des Thonauers zu München glüklich zu statten kommen/ als welche beede noch von der Schul Albert Dürers entsprossen; wie ich ferner solches nicht wenig zu danken habe dem berühmten Alexander Abondio zu München/ der vor sich selbst sehr nachforschend in seiner Jugend gewesen/ und von denen alten Teutschen alles selbst fleißig erfahren/ gesehen/ und von seinem alten Vatter/ einem curiosen Kunstreichen Mann/ vernommen/ und ich also durch allerley dergleichen Mittel unsere Teutsche Kunst-Mahlere/ nach Möglichkeit/ dergestalt zusammen gebracht/ daß andere nach mir die Fortsetzung gar leichtlich zu Werke richten können.

Ich bekenne zwar hierbey freywillig/ daß ich/ wie gern ich mehrern und umständigern Bericht von eines und andern Künstlers Stadt/ Geburts- und Ableibens-Zeit geben wollen/ dannoch/ nach angewandter großer Bemühung im Nachfragen und Schreiben/ ein mehrers nicht erhalten können. Worüber sich auch eben nicht so groß zu verwundern/ dann fraget man zuweilen einen von seinem eignen Vatter/ wann er geboren und gestorben/ wird er oft weniger als nichts davon zu sagen wissen/ weil man solche Sachen nicht jedesmals/ wie wol billig seyn solte/ der Feder anbefiehlet; doch will ich/ wie Varro, Plinius und andere gethan/ mich erzeigen/ und sagen: dieser oder jener lebte zu dieses oder jenes Käysers/ Herzogs oder Grafens Zeiten/ gleichwie auch die Alten einige Olympiades benamset/ in welchen ihre Künstlere gelebet/ oder ihre Preisens-wehrte Arbeit verrichtet haben.

Im Gegentheil ist unlaugbar/ daß die Schriften der Italianer denen auserlesnen Kunst-Geistern/ ihr Leben und Lob belangend/ ein großes Liecht gegeben/ insonderheit unter andern die jenigen von Vassarie, als der gar weitläuffig von seinen Landsleuten handelt/ darzu ihm ein merkliches die Autorität seines Herrn/ des Groß-Herzogs von Florenz/ beförderlich gewesen. Ingleichen seynd der Nieder-Teutschen berühmteste Mahlere/ durch Carln Vermanders großen Fleiß und Eifer löblich eingerichtet/ mir auch sehr dienstlich zu diesem meinem Vorhaben gewesen.

[Spaltenumbruch]

Indem ich aber von unsern Hoch- und Nieder-Teutschen Kunst-Mahlern/ ohne fernern Umschweif/ den Anfang mache/ will ich zu allererst von den hocherleuchten und fürtreflichen Künstlern Hubert und Johann von Eyk/ als welche allbereit zu ihrer Zeit in unserer Kunst sehr große Wunder/ mit Zuwegenbringung einer gründlichen Art von Mahlen/ und wolersonnenen Weise der Zeichnung/ gethan/ Anregung thun/ daß zu verwundern/ wie in solcher frühen Zeit ihre Werke also treflich geleuchtet haben/ dann ich finde nicht/ daß vor ihnen/ weder in Hoch- noch Nieder-Teutschland/ etwas in dieser Kunst denkwürdigers gedacht oder gesehen/ gehört oder bekannt gemachet worden. Auch eben sie selbst waren es/ die alle dazumals lebende Italianer in Kunstübertroffen/ denen zu gefallen etliche selbiger Nation zu ihnen heraus gesandt wurden/ dern Kunst zu ergreiffen/ sonderlich aber das von ihnen ersonnenes heilsames Mittel der Oel-Farben zu erlernen; Folgends werde ich nach ihnen die/ biß auf unsere Zeit/ in sonderbarer Hochachtung gewesne Verbesserer dieser nie genug belobten Kunst/ so gut mir möglich ist/ erzehlen/ und da ich etwan einige mit Stillschweigen vorbey gehen mögte/ wolle ihme niemand die Gedanken machen/ als ob solches mit Willen und wissentlich/ oder aus Abgunst/ sondern aus Mangel besserer Wissen- und Bekanntschaft geschehen/ zumalen ich niemand etwas zu kurz zu thun gewillet/ auch/ Gott Lob! mein Gemüt gegen meinen Nechsten nicht also böß-astig beschaffen ist/ sondern ich wünsche vielmehr/ daß alle in der Mahl-Kunst Erfahrenheit mich weit übersteigen mögen/ als der ich/ ohne das graues Alters/ mir die gute Ruhe/ ihnen sämtlichen aber wünsche/ daß sie das von dem Allmächtigen erschaffnes Beweglich- und Unbewegliches in der Welt und Natur noch bässer/ als itzo/ und mit höherer Wissenschaft in dieser edlen Kunst/ von Jahr zu Jahren/ erheben/ und zu grösserer Vollkommenheit bringen wögen/ alsdann/ wann solches geschicht/ ist mein Verlangen erfüllet/ und hab ich meinen Zweck völlig erreichet/ weßhalben ich dieses schweres und mühsames Werk denen Kunst-beflissenen Teutschen vorgearbeitet und ans Liecht gegeben.

Lezlich wird der vernünftige Leser selbst leichtlich abnehmen können/ was große Müh und Arbeit ich etliche Jahr nacheinander in diesem Werk angewen det/ indem ich/ mit Hindansetzung aller meiner andern functionen/ einig und allein die Zeit mit Zeichnen für die Kupferstecher/ und mit dem beschwerlichen Schreiben und corrigiren zugebracht/ geschweige der unglaublich glaublich-großen baaren Ausgaben/ weil ich nichts gesparet/ sondern ihme zu lieb und gut mir diese Sache höchst-eiferig angelegen seyn lassen. Er lebe wol/ und gebrauche sich also dieser Arbeit mit gutem Nutzen und angenehmen Wolgefallen.

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Indem ich aber von unsern Hoch- und Nieder-Teutschen Kunst-Mahlern/ ohne fernern Umschweif/ den Anfang mache/ will ich zu allererst von den hocherleuchten und fürtreflichen Künstlern Hubert und Johann von Eyk/ als welche allbereit zu ihrer Zeit in unserer Kunst sehr große Wunder/ mit Zuwegenbringung einer gründlichen Art von Mahlen/ und wolersonnenen Weise der Zeichnung/ gethan/ Anregung thun/ daß zu verwundern/ wie in solcher frühen Zeit ihre Werke also treflich geleuchtet haben/ dann ich finde nicht/ daß vor ihnen/ weder in Hoch- noch Nieder-Teutschland/ etwas in dieser Kunst denkwürdigers gedacht oder gesehen/ gehört oder bekannt gemachet worden. Auch eben sie selbst waren es/ die alle dazumals lebende Italianer in Kunstübertroffen/ denen zu gefallen etliche selbiger Nation zu ihnen heraus gesandt wurden/ dern Kunst zu ergreiffen/ sonderlich aber das von ihnen ersonnenes heilsames Mittel der Oel-Farben zu erlernen; Folgends werde ich nach ihnen die/ biß auf unsere Zeit/ in sonderbarer Hochachtung gewesne Verbesserer dieser nie genug belobten Kunst/ so gut mir möglich ist/ erzehlen/ und da ich etwan einige mit Stillschweigen vorbey gehen mögte/ wolle ihme niemand die Gedanken machen/ als ob solches mit Willen und wissentlich/ oder aus Abgunst/ sondern aus Mangel besserer Wissen- und Bekanntschaft geschehen/ zumalen ich niemand etwas zu kurz zu thun gewillet/ auch/ Gott Lob! mein Gemüt gegen meinen Nechsten nicht also böß-astig beschaffen ist/ sondern ich wünsche vielmehr/ daß alle in der Mahl-Kunst Erfahrenheit mich weit übersteigen mögen/ als der ich/ ohne das graues Alters/ mir die gute Ruhe/ ihnen sämtlichen aber wünsche/ daß sie das von dem Allmächtigen erschaffnes Beweglich- und Unbewegliches in der Welt und Natur noch bässer/ als itzo/ und mit höherer Wissenschaft in dieser edlen Kunst/ von Jahr zu Jahren/ erheben/ und zu grösserer Vollkommenheit bringen wögen/ alsdann/ wann solches geschicht/ ist mein Verlangen erfüllet/ und hab ich meinen Zweck völlig erreichet/ weßhalben ich dieses schweres und mühsames Werk denen Kunst-beflissenen Teutschen vorgearbeitet und ans Liecht gegeben. 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  • Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Bei Worttrennungen am Spalten- oder Seitenumbruch, steht das gesamte Wort auf der vorhergehenden Spalte bzw. Seite.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.



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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,3. Nürnberg, 1675, S. [II, Buch 3 (niederl. u. dt. Künstler), S. 212]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0103_1675/2>, abgerufen am 29.03.2024.