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Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,1. Nürnberg, 1679.

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Vorrede
Zum Edlen Leser/
Uber den
Andern Theil
Von der Scultura, oder Bildhauer-Kunst.
[Spaltenumbruch]

ES wird von denen erfahrensten iederzeit davor gehalten/ daß zu Begreiffung des rechten Grunds der Zeichnung so wol in der Bildhauer- als Mahlerkunst/ ingleichen auch allen denen andern Wissenschaften/ keine gewissere und bessere Lehr-Art abzunehmen/ als an den berühmtesten Antichen Statuen/ Bildern und Historien/ deren zu Rom am allermeisten anzutreffen seyn/ nach welchen heutiges Tags gantz Europa, aus solchen die nöthige Unterrichtung zu erlernen/ sich befleisset/ und kan in Warheit dieser Erwehlung keine andere vorgezogen werden. Weswegen ich auch mein Vornehmen in Unserer Academia mit der Scultura darauf zu gründen/ nicht für unbillig gehalten/ und zu dem Ende auch mit Auswehlung der übrigen vortreflichen Bilder/ so in unsern ersten Haupt-Theil nicht eingebracht worden/ dismal in den zweyten Haupt-Theil/ nach deren Wissenschaft und Lehr-Satzen/ auf das allersorgfältigste/ als eine gegründete und wahre Lehr-Art/ mit einzubringen. Meines Orts/ hätte ich zwar wol wünschen mögen/ daß vorhin ein anderer mich dieser grossen Müh und schweren Unkosten enthebt/ und solche auf sich genommen hätte: Allein es ist dermaln von rechter wahrer Nachfolgung der Antichen in Kupferstücken und Zeichnung sehr wenig vorhanden/ also daß ich/ neben meinen Vorfahren/ billig Klag führe/ welche unter andern sich beschweret/ daß die meisten/ wie der Augenschein lehret/ in einer so hochwichtigen Sache das Papier so schlecht und unerfahren angefüllet haben/ indeme fast ieder nur nach seinem eigenen Wahn diese Tief-Sinnigkeit hervorgestellet/ dardurch von der guten Art abkommen/ mit Vorstellung allerley unsittigen Gebrauchs/ der guten Antichen Bilder/ Form/ Maaß und Ordnung/ verändert/ den nöthigen Unterschied und äusserliche Vollkommenheit übersehen/ auch also sehr leicht dardurch geirret/ und aus der wahren Eigenschafft gekommen. Andere sind in der musculen Härte und Steiffigkeit mit ihrer Einfalt so weit verfallen/ daß ihre Zeichnung oder Kupferstuck/ wann sie gegen die Originalia gehalten werden/ davon gantz keine Gemeinschaft/ sondern vielmehr eine Gleichnus haben/ ob wären sie nach des wilden Sprangers Werke/ oder Rubenschen Gemählden/ oder nach theils der leichten Frantzosen/[Spaltenumbruch] gefolgt/ wo durch die von Rom entlegene/ aus Lieb der Antichen Studien dermassen verleitet worden/ u.in den Irrweg gerahten/ daß sie mit Verlust der edlen Zeit zu grossem Schaden gekommen. Damit nun unsere Teutsche Nation als die zuweit von den Originalen entlegen/ und/ ein ieder solche Reisen nicht thun kan/ gleichwol aber den rechten Grund derselben haben/ und der wahren Eigenschaft sich bedienen möge: Als hab ich diejenige mir selbst zum Studio erwehlte nachgezeichnete berühmte Statuen/ ohne Ersparung eigener Unkosten/ durch die allerberühmteste/ mit grossem Fleiß/ in Kupfer zubringen mich befliessen. Und obwol zu weilen einige etwas schwächer/ in der Erfahrenheit des Grabstichels nicht gar hoch gestiegen/ so ist man doch der guten Zeichnung versichert. Wir wollen hier nur meldung thun von diesen auserlesenste Antichen/ die meistentheils von Griechen und Italiänern weissen Marmelstein gebildet seyn in welchen der alten Griechen Vortreflichkeit/ vor allen erscheint/ vor die Antiquität-Academia zu Rom/ mit dero ich hierinnen offtmals Unterredung gepflogen/ solche La gran maniera Greca, das ist/ die verwunderliche grosse Art der Griechen genannt/ und ihnen vor allen das Lob gegeben. Auch lang vorher und bey Zeit des grossen Alexanders waren vortreffliche Wercke und Meister/ in der Bildhauerey/ Architectur und Mahler-Kunst. Und dessen sind diese zwey gründliche Ursachen/ Erstlich/ daß wir noch viel vortreffliche Wercke von derselben Zeit/ als nemlichen unterschiedliche Statuen von Marmorstein/ unter andern auch des Amyntae und Philippi, als des grossen Alexanders Vor-Eltern/ Medaglien annoch sehen/ auch sonsten bekandt/ daß dazumal schon in Griechenland viel Städte/ mit excellenten Meistern angefullt gewesen. Die andere Ursach ist/ daß zu Zeiten Alexandri die Kunst bereits in so hoher Vollkommenheit gewesen/ daß wir gar nicht besorgen sollen/ ob hätte dazumals die Kunst erst ihren Anfang genommen: Sintemal eben zu der Zeit sehr viel vom Apelle gemahlte Tafeln/ und durch Lisippum verfertigte Statuen gesehen worden/ welcher beeder Arbeit mehr der Vollkommenheit/ als des Alterthums halber/ in Preiß und Würden sohoch gestiegen. So kan man ja einen Bildhauer/ oder Architecten/ der dem Alexander aus dem Berg Athos sein Contrafait dergestalt zu bilden versprochen/ daß er in der rechten Hand eine Stadt mit

Vorrede
Zum Edlen Leser/
Uber den
Andern Theil
Von der Scultura, oder Bildhauer-Kunst.
[Spaltenumbruch]

ES wird von denen erfahrensten iederzeit davor gehalten/ daß zu Begreiffung des rechten Grunds der Zeichnung so wol in der Bildhauer- als Mahlerkunst/ ingleichen auch allen denen andern Wissenschaften/ keine gewissere und bessere Lehr-Art abzunehmen/ als an den berühmtesten Antichen Statuen/ Bildern und Historien/ deren zu Rom am allermeisten anzutreffen seyn/ nach welchen heutiges Tags gantz Europa, aus solchen die nöthige Unterrichtung zu erlernen/ sich befleisset/ und kan in Warheit dieser Erwehlung keine andere vorgezogen werden. Weswegen ich auch mein Vornehmen in Unserer Academia mit der Scultura darauf zu gründen/ nicht für unbillig gehalten/ und zu dem Ende auch mit Auswehlung der übrigen vortreflichen Bilder/ so in unsern ersten Haupt-Theil nicht eingebracht worden/ dismal in den zweyten Haupt-Theil/ nach deren Wissenschaft und Lehr-Satzen/ auf das allersorgfältigste/ als eine gegründete und wahre Lehr-Art/ mit einzubringen. Meines Orts/ hätte ich zwar wol wünschen mögen/ daß vorhin ein anderer mich dieser grossen Müh und schweren Unkosten enthebt/ und solche auf sich genommen hätte: Allein es ist dermaln von rechter wahrer Nachfolgung der Antichen in Kupferstücken und Zeichnung sehr wenig vorhanden/ also daß ich/ neben meinen Vorfahren/ billig Klag führe/ welche unter andern sich beschweret/ daß die meisten/ wie der Augenschein lehret/ in einer so hochwichtigen Sache das Papier so schlecht und unerfahren angefüllet haben/ indeme fast ieder nur nach seinem eigenen Wahn diese Tief-Sinnigkeit hervorgestellet/ dardurch von der guten Art abkommen/ mit Vorstellung allerley unsittigen Gebrauchs/ der guten Antichen Bilder/ Form/ Maaß und Ordnung/ verändert/ den nöthigen Unterschied und äusserliche Vollkommenheit übersehen/ auch also sehr leicht dardurch geirret/ und aus der wahren Eigenschafft gekommen. Andere sind in der musculen Härte und Steiffigkeit mit ihrer Einfalt so weit verfallen/ daß ihre Zeichnung oder Kupferstuck/ wann sie gegen die Originalia gehalten werden/ davon gantz keine Gemeinschaft/ sondern vielmehr eine Gleichnus haben/ ob wären sie nach des wilden Sprangers Werke/ oder Rubenschen Gemählden/ oder nach theils der leichten Frantzosen/[Spaltenumbruch] gefolgt/ wo durch die von Rom entlegene/ aus Lieb der Antichen Studien dermassen verleitet worden/ u.in den Irrweg gerahten/ daß sie mit Verlust der edlen Zeit zu grossem Schaden gekommen. Damit nun unsere Teutsche Nation als die zuweit von den Originalen entlegen/ und/ ein ieder solche Reisen nicht thun kan/ gleichwol aber den rechten Grund derselben haben/ und der wahren Eigenschaft sich bedienen möge: Als hab ich diejenige mir selbst zum Studio erwehlte nachgezeichnete berühmte Statuen/ ohne Ersparung eigener Unkosten/ durch die allerberühmteste/ mit grossem Fleiß/ in Kupfer zubringen mich befliessen. Und obwol zu weilen einige etwas schwächer/ in der Erfahrenheit des Grabstichels nicht gar hoch gestiegen/ so ist man doch der guten Zeichnung versichert. Wir wollen hier nur meldung thun von diesen auserlesenste Antichen/ die meistentheils von Griechen und Italiänern weissen Marmelstein gebildet seyn in welchen der alten Griechen Vortreflichkeit/ vor allen erscheint/ vor die Antiquität-Academia zu Rom/ mit dero ich hierinnen offtmals Unterredung gepflogen/ solche La gran maniera Greca, das ist/ die verwunderliche grosse Art der Griechen genannt/ und ihnen vor allen das Lob gegeben. Auch lang vorher und bey Zeit des grossen Alexanders waren vortreffliche Wercke und Meister/ in der Bildhauerey/ Architectur und Mahler-Kunst. Und dessen sind diese zwey gründliche Ursachen/ Erstlich/ daß wir noch viel vortreffliche Wercke von derselben Zeit/ als nemlichen unterschiedliche Statuen von Marmorstein/ unter andern auch des Amyntae und Philippi, als des grossen Alexanders Vor-Eltern/ Medaglien annoch sehen/ auch sonsten bekandt/ daß dazumal schon in Griechenland viel Städte/ mit excellenten Meistern angefullt gewesen. Die andere Ursach ist/ daß zu Zeiten Alexandri die Kunst bereits in so hoher Vollkommenheit gewesen/ daß wir gar nicht besorgen sollen/ ob hätte dazumals die Kunst erst ihren Anfang genommen: Sintemal eben zu der Zeit sehr viel vom Apelle gemahlte Tafeln/ und durch Lisippum verfertigte Statuen gesehen worden/ welcher beeder Arbeit mehr der Vollkommenheit/ als des Alterthums halber/ in Preiß und Würden sohoch gestiegen. So kan man ja einen Bildhauer/ oder Architecten/ der dem Alexander aus dem Berg Athos sein Contrafait dergestalt zu bilden versprochen/ daß er in der rechten Hand eine Stadt mit

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[[II (Skulptur), S. 1]/0302] Vorrede Zum Edlen Leser/ Uber den Andern Theil Von der Scultura, oder Bildhauer-Kunst. ES wird von denen erfahrensten iederzeit davor gehalten/ daß zu Begreiffung des rechten Grunds der Zeichnung so wol in der Bildhauer- als Mahlerkunst/ ingleichen auch allen denen andern Wissenschaften/ keine gewissere und bessere Lehr-Art abzunehmen/ als an den berühmtesten Antichen Statuen/ Bildern und Historien/ deren zu Rom am allermeisten anzutreffen seyn/ nach welchen heutiges Tags gantz Europa, aus solchen die nöthige Unterrichtung zu erlernen/ sich befleisset/ und kan in Warheit dieser Erwehlung keine andere vorgezogen werden. Weswegen ich auch mein Vornehmen in Unserer Academia mit der Scultura darauf zu gründen/ nicht für unbillig gehalten/ und zu dem Ende auch mit Auswehlung der übrigen vortreflichen Bilder/ so in unsern ersten Haupt-Theil nicht eingebracht worden/ dismal in den zweyten Haupt-Theil/ nach deren Wissenschaft und Lehr-Satzen/ auf das allersorgfältigste/ als eine gegründete und wahre Lehr-Art/ mit einzubringen. Meines Orts/ hätte ich zwar wol wünschen mögen/ daß vorhin ein anderer mich dieser grossen Müh und schweren Unkosten enthebt/ und solche auf sich genommen hätte: Allein es ist dermaln von rechter wahrer Nachfolgung der Antichen in Kupferstücken und Zeichnung sehr wenig vorhanden/ also daß ich/ neben meinen Vorfahren/ billig Klag führe/ welche unter andern sich beschweret/ daß die meisten/ wie der Augenschein lehret/ in einer so hochwichtigen Sache das Papier so schlecht und unerfahren angefüllet haben/ indeme fast ieder nur nach seinem eigenen Wahn diese Tief-Sinnigkeit hervorgestellet/ dardurch von der guten Art abkommen/ mit Vorstellung allerley unsittigen Gebrauchs/ der guten Antichen Bilder/ Form/ Maaß und Ordnung/ verändert/ den nöthigen Unterschied und äusserliche Vollkommenheit übersehen/ auch also sehr leicht dardurch geirret/ und aus der wahren Eigenschafft gekommen. Andere sind in der musculen Härte und Steiffigkeit mit ihrer Einfalt so weit verfallen/ daß ihre Zeichnung oder Kupferstuck/ wann sie gegen die Originalia gehalten werden/ davon gantz keine Gemeinschaft/ sondern vielmehr eine Gleichnus haben/ ob wären sie nach des wilden Sprangers Werke/ oder Rubenschen Gemählden/ oder nach theils der leichten Frantzosen/ gefolgt/ wo durch die von Rom entlegene/ aus Lieb der Antichen Studien dermassen verleitet worden/ u.in den Irrweg gerahten/ daß sie mit Verlust der edlen Zeit zu grossem Schaden gekommen. Damit nun unsere Teutsche Nation als die zuweit von den Originalen entlegen/ und/ ein ieder solche Reisen nicht thun kan/ gleichwol aber den rechten Grund derselben haben/ und der wahren Eigenschaft sich bedienen möge: Als hab ich diejenige mir selbst zum Studio erwehlte nachgezeichnete berühmte Statuen/ ohne Ersparung eigener Unkosten/ durch die allerberühmteste/ mit grossem Fleiß/ in Kupfer zubringen mich befliessen. Und obwol zu weilen einige etwas schwächer/ in der Erfahrenheit des Grabstichels nicht gar hoch gestiegen/ so ist man doch der guten Zeichnung versichert. Wir wollen hier nur meldung thun von diesen auserlesenste Antichen/ die meistentheils von Griechen und Italiänern weissen Marmelstein gebildet seyn in welchen der alten Griechen Vortreflichkeit/ vor allen erscheint/ vor die Antiquität-Academia zu Rom/ mit dero ich hierinnen offtmals Unterredung gepflogen/ solche La gran maniera Greca, das ist/ die verwunderliche grosse Art der Griechen genannt/ und ihnen vor allen das Lob gegeben. Auch lang vorher und bey Zeit des grossen Alexanders waren vortreffliche Wercke und Meister/ in der Bildhauerey/ Architectur und Mahler-Kunst. Und dessen sind diese zwey gründliche Ursachen/ Erstlich/ daß wir noch viel vortreffliche Wercke von derselben Zeit/ als nemlichen unterschiedliche Statuen von Marmorstein/ unter andern auch des Amyntae und Philippi, als des grossen Alexanders Vor-Eltern/ Medaglien annoch sehen/ auch sonsten bekandt/ daß dazumal schon in Griechenland viel Städte/ mit excellenten Meistern angefullt gewesen. Die andere Ursach ist/ daß zu Zeiten Alexandri die Kunst bereits in so hoher Vollkommenheit gewesen/ daß wir gar nicht besorgen sollen/ ob hätte dazumals die Kunst erst ihren Anfang genommen: Sintemal eben zu der Zeit sehr viel vom Apelle gemahlte Tafeln/ und durch Lisippum verfertigte Statuen gesehen worden/ welcher beeder Arbeit mehr der Vollkommenheit/ als des Alterthums halber/ in Preiß und Würden sohoch gestiegen. So kan man ja einen Bildhauer/ oder Architecten/ der dem Alexander aus dem Berg Athos sein Contrafait dergestalt zu bilden versprochen/ daß er in der rechten Hand eine Stadt mit

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,1. Nürnberg, 1679, S. [II (Skulptur), S. 1]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0201_1679/302>, abgerufen am 28.03.2024.