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Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,1. Nürnberg, 1679.

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Das XI. Capittel.
Von der Zierde und Geschicklig-
keit/ welche bey den Privat-Gebäuen
zu beobachten.
[Spaltenumbruch]

IM vorhergegangenen habe ich alle Sachen berührt/ welche so wol zu Erbauung der offentlichen/ als Privat-Häuser zu betrachten nöthig/ und wordurch ein solches Werck schön/ annemlich und Währhafft werden möge: Habe auch so viel die Privat-Häuser betrifft/ etliche zur Beqvemlichkeit nothwendige Stucke/ angezeiget/ wohin absonderlich dieses Gegenwärtige gerichtet. Und weil ein solches Haus/ welches mit der Eigenschafft des Bewohners übereinstimmet/ und dessen Theile/ mit dem Gantzen und unter sich selbsten/ fein artlich sich schicken/ billich bequem zu nennen: So hat ein Baumeister vor allen zu beobachten/ daß (wie Vitruvius in seinem ersten und sechsten Buch meldet) den vornehmen Stands-Personen/ oder Edelleuten/ insonderheit aber bey einer Republic, solche Häuser aufgebauet werden/ welche mit weiten/ wol-ausgezierden Stuben und Sälern versehen. Damit in dergleichen Orten/ die Jenigen/ so entweder mit dem Patron umzugehen/ oder sonsten seiner Hülffe bedürfften/ auf ihn zu warten haben/ sich desto beliebiger aushalten mögen. Denen geringern Edelleuten gehören auch geringere Gebäu/ von wenigern Unkosten und weniger Zierad. Denen Gerichts-Herren und Advocaten soll man ebenfalls bauen/ daß in ihren Häusern feine und gezierde Oerter[Spaltenumbruch] zum spatzieren gehen seyn mögen/ damit die Partheyen daselbst ohne Verdrus sich aufhalten können. Der Kauffleuten ihre Häuser/ sollen ihre Ort und Gewölber haben/ wohin man die Wahren thun möge/ und zwar gegen Mitternacht und auf solche Art gestellt/ daß die Patroni sich einiges Einbruchs der Diebe nicht zu befahren. Es wird auch so wol zur Zierde/ als zum Werck/ selbsten dienen/ wann die Theile mit dem Gantzen übereinkommen/ und in grossen Häusern grosse/ in Kleinern kleine/ in Mittelmässigen auch mittelmässige Stuck und Glieder gesehen werden. Und wäre ja eine häßliche ungereimte Sach/ wann in einem sehr grossen Gebäu kleine Säler und Zimmer zu finden/ und im Gegentheil in einem kleinen Gebäue zwo oder drey grosse Stuben/ so das gantze Haus einnähmen. Soll man dahero/ wie gedacht/ so viel möglich/ auf die Jenige sehen/ welche bauen wollen/ und nicht so sehr auf das/ was sie können/ sondern wie es ihre Qualität mit sich bringet. Ist nun die Art zu bauen erwehlt/ soll man die fein hüpsch und dergestalt eintheilen/ damit sie mit dem Gantzen und unter sich selbst übereinkomme/ und diejenige Zieraden beyfügen/ welche dahin schicklich zu seyn scheinen. Allein/ es mus bisweilen auch ein Baumeister sich mehr nach dem Willen desjenigen/ so die Kosten herschiesset/ als nach deme/ so zu beobachten nöthig/ richten.

Das XII. Capittel.
Von Austheilung der Zimmer und
anderer Orten.
[Spaltenumbruch]

DAmit nun die Häuser zum Gebrauch des Hausgesinds beqvem seyn mögen/ ohne welche Bequemlichkeit vielmehr ein solch Gebäu zu schänden als zu loben wäre; so soll man wol acht haben/ nicht allein auf die vornemste Theile/ als da sind Stuben/ Säle/ Gänge/ herrliche Zimmer/ und weite helle Stiegen/ so leicht zu steigen sind; sondern auch/ daß die kleineste und häßlichste Theile in ihren schicklichen Ort eingetheilet/ damit sie denen Grössern und Würdigern zu Dienste stehen mögen: Dann gleichwie am menschlichen Leibe/ etliche edle und schöne/ und etliche garstige und unedle Theil/ so zu reden/ zu finden/ welche wir doch nichts destoweniger/ als wir sehen/ zum höchsten von nöthen/ ja/ und ohne dieselbe so gar nicht bestehen könten; also müssen auch an[Spaltenumbruch] einem Gebäue etliche Theile ansehnlich und geehret/ und theils unformlich seyn: Ohne welche gleichwol die obigen nicht frey stehen/ sondern vielmehr etlicher massen ihre Würde und Zierde verlieren würden. Gleichwie aber der Allerhöchste diese unsere Gliedmassen dergestalt geordnet/ daß die Schönsten am äusersten Orte stehen/ damit sie können gesehen werden/ und hingegen die Ungebührliche am verborgnen Ort: Also sollen auch wir im Bauen die vornemste und ansehnlichste Stucke an offene Ort und Ende setzen/ und hingegen die geringe und verächtliche/ so viel möglich/ von unsern Augen entfernen; Dann an selbige Ort wird man gemeiniglich allen Unrat des Hauses/ und diejenige Sachen/ welche vielleicht eine Ungelegenheit verursachen/ oder zum Theil die schönsten Zimmer unsauber machen möchten/ hinwerffen und thun. Dannenhero lobe ich/ daß zu weilen am untersten

Das XI. Capittel.
Von der Zierde und Geschicklig-
keit/ welche bey den Privat-Gebäuen
zu beobachten.
[Spaltenumbruch]

IM vorhergegangenen habe ich alle Sachen berührt/ welche so wol zu Erbauung der offentlichen/ als Privat-Häuser zu betrachten nöthig/ und wordurch ein solches Werck schön/ annemlich und Währhafft werden möge: Habe auch so viel die Privat-Häuser betrifft/ etliche zur Beqvemlichkeit nothwendige Stucke/ angezeiget/ wohin absonderlich dieses Gegenwärtige gerichtet. Und weil ein solches Haus/ welches mit der Eigenschafft des Bewohners übereinstimmet/ und dessen Theile/ mit dem Gantzen und unter sich selbsten/ fein artlich sich schicken/ billich bequem zu nennen: So hat ein Baumeister vor allen zu beobachten/ daß (wie Vitruvius in seinem ersten und sechsten Buch meldet) den vornehmen Stands-Personen/ oder Edelleuten/ insonderheit aber bey einer Republic, solche Häuser aufgebauet werden/ welche mit weiten/ wol-ausgezierden Stuben und Sälern versehen. Damit in dergleichen Orten/ die Jenigen/ so entweder mit dem Patron umzugehen/ oder sonsten seiner Hülffe bedürfften/ auf ihn zu warten haben/ sich desto beliebiger aushalten mögen. Denen geringern Edelleuten gehören auch geringere Gebäu/ von wenigern Unkosten und weniger Zierad. Denen Gerichts-Herren und Advocaten soll man ebenfalls bauen/ daß in ihren Häusern feine und gezierde Oerter[Spaltenumbruch] zum spatzieren gehen seyn mögen/ damit die Partheyen daselbst ohne Verdrus sich aufhalten können. Der Kauffleuten ihre Häuser/ sollen ihre Ort und Gewölber haben/ wohin man die Wahren thun möge/ und zwar gegen Mitternacht und auf solche Art gestellt/ daß die Patroni sich einiges Einbruchs der Diebe nicht zu befahren. Es wird auch so wol zur Zierde/ als zum Werck/ selbsten dienen/ wann die Theile mit dem Gantzen übereinkommen/ und in grossen Häusern grosse/ in Kleinern kleine/ in Mittelmässigen auch mittelmässige Stuck und Glieder gesehen werden. Und wäre ja eine häßliche ungereimte Sach/ wann in einem sehr grossen Gebäu kleine Säler und Zimmer zu finden/ und im Gegentheil in einem kleinen Gebäue zwo oder drey grosse Stuben/ so das gantze Haus einnähmen. Soll man dahero/ wie gedacht/ so viel möglich/ auf die Jenige sehen/ welche bauen wollen/ und nicht so sehr auf das/ was sie können/ sondern wie es ihre Qualität mit sich bringet. Ist nun die Art zu bauen erwehlt/ soll man die fein hüpsch und dergestalt eintheilen/ damit sie mit dem Gantzen und unter sich selbst übereinkomme/ und diejenige Zieraden beyfügen/ welche dahin schicklich zu seyn scheinen. Allein/ es mus bisweilen auch ein Baumeister sich mehr nach dem Willen desjenigen/ so die Kosten herschiesset/ als nach deme/ so zu beobachten nöthig/ richten.

Das XII. Capittel.
Von Austheilung der Zimmer und
anderer Orten.
[Spaltenumbruch]

DAmit nun die Häuser zum Gebrauch des Hausgesinds beqvem seyn mögen/ ohne welche Bequemlichkeit vielmehr ein solch Gebäu zu schänden als zu loben wäre; so soll man wol acht haben/ nicht allein auf die vornemste Theile/ als da sind Stuben/ Säle/ Gänge/ herrliche Zimmer/ und weite helle Stiegen/ so leicht zu steigen sind; sondern auch/ daß die kleineste und häßlichste Theile in ihren schicklichen Ort eingetheilet/ damit sie denen Grössern und Würdigern zu Dienste stehen mögen: Dann gleichwie am menschlichen Leibe/ etliche edle und schöne/ und etliche garstige und unedle Theil/ so zu reden/ zu finden/ welche wir doch nichts destoweniger/ als wir sehen/ zum höchsten von nöthen/ ja/ und ohne dieselbe so gar nicht bestehen könten; also müssen auch an[Spaltenumbruch] einem Gebäue etliche Theile ansehnlich und geehret/ und theils unformlich seyn: Ohne welche gleichwol die obigen nicht frey stehen/ sondern vielmehr etlicher massen ihre Würde und Zierde verlieren würden. Gleichwie aber der Allerhöchste diese unsere Gliedmassen dergestalt geordnet/ daß die Schönsten am äusersten Orte stehen/ damit sie können gesehen werden/ und hingegen die Ungebührliche am verborgnen Ort: Also sollen auch wir im Bauen die vornemste und ansehnlichste Stucke an offene Ort und Ende setzen/ und hingegen die geringe und verächtliche/ so viel möglich/ von unsern Augen entfernen; Dann an selbige Ort wird man gemeiniglich allen Unrat des Hauses/ und diejenige Sachen/ welche vielleicht eine Ungelegenheit verursachen/ oder zum Theil die schönsten Zimmer unsauber machen möchten/ hinwerffen und thun. Dannenhero lobe ich/ daß zu weilen am untersten

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[[I (Architektur), S. 14]/0211] Das XI. Capittel. Von der Zierde und Geschicklig- keit/ welche bey den Privat-Gebäuen zu beobachten. IM vorhergegangenen habe ich alle Sachen berührt/ welche so wol zu Erbauung der offentlichen/ als Privat-Häuser zu betrachten nöthig/ und wordurch ein solches Werck schön/ annemlich und Währhafft werden möge: Habe auch so viel die Privat-Häuser betrifft/ etliche zur Beqvemlichkeit nothwendige Stucke/ angezeiget/ wohin absonderlich dieses Gegenwärtige gerichtet. Und weil ein solches Haus/ welches mit der Eigenschafft des Bewohners übereinstimmet/ und dessen Theile/ mit dem Gantzen und unter sich selbsten/ fein artlich sich schicken/ billich bequem zu nennen: So hat ein Baumeister vor allen zu beobachten/ daß (wie Vitruvius in seinem ersten und sechsten Buch meldet) den vornehmen Stands-Personen/ oder Edelleuten/ insonderheit aber bey einer Republic, solche Häuser aufgebauet werden/ welche mit weiten/ wol-ausgezierden Stuben und Sälern versehen. Damit in dergleichen Orten/ die Jenigen/ so entweder mit dem Patron umzugehen/ oder sonsten seiner Hülffe bedürfften/ auf ihn zu warten haben/ sich desto beliebiger aushalten mögen. Denen geringern Edelleuten gehören auch geringere Gebäu/ von wenigern Unkosten und weniger Zierad. Denen Gerichts-Herren und Advocaten soll man ebenfalls bauen/ daß in ihren Häusern feine und gezierde Oerter zum spatzieren gehen seyn mögen/ damit die Partheyen daselbst ohne Verdrus sich aufhalten können. Der Kauffleuten ihre Häuser/ sollen ihre Ort und Gewölber haben/ wohin man die Wahren thun möge/ und zwar gegen Mitternacht und auf solche Art gestellt/ daß die Patroni sich einiges Einbruchs der Diebe nicht zu befahren. Es wird auch so wol zur Zierde/ als zum Werck/ selbsten dienen/ wann die Theile mit dem Gantzen übereinkommen/ und in grossen Häusern grosse/ in Kleinern kleine/ in Mittelmässigen auch mittelmässige Stuck und Glieder gesehen werden. Und wäre ja eine häßliche ungereimte Sach/ wann in einem sehr grossen Gebäu kleine Säler und Zimmer zu finden/ und im Gegentheil in einem kleinen Gebäue zwo oder drey grosse Stuben/ so das gantze Haus einnähmen. Soll man dahero/ wie gedacht/ so viel möglich/ auf die Jenige sehen/ welche bauen wollen/ und nicht so sehr auf das/ was sie können/ sondern wie es ihre Qualität mit sich bringet. Ist nun die Art zu bauen erwehlt/ soll man die fein hüpsch und dergestalt eintheilen/ damit sie mit dem Gantzen und unter sich selbst übereinkomme/ und diejenige Zieraden beyfügen/ welche dahin schicklich zu seyn scheinen. Allein/ es mus bisweilen auch ein Baumeister sich mehr nach dem Willen desjenigen/ so die Kosten herschiesset/ als nach deme/ so zu beobachten nöthig/ richten. Das XII. Capittel. Von Austheilung der Zimmer und anderer Orten. DAmit nun die Häuser zum Gebrauch des Hausgesinds beqvem seyn mögen/ ohne welche Bequemlichkeit vielmehr ein solch Gebäu zu schänden als zu loben wäre; so soll man wol acht haben/ nicht allein auf die vornemste Theile/ als da sind Stuben/ Säle/ Gänge/ herrliche Zimmer/ und weite helle Stiegen/ so leicht zu steigen sind; sondern auch/ daß die kleineste und häßlichste Theile in ihren schicklichen Ort eingetheilet/ damit sie denen Grössern und Würdigern zu Dienste stehen mögen: Dann gleichwie am menschlichen Leibe/ etliche edle und schöne/ und etliche garstige und unedle Theil/ so zu reden/ zu finden/ welche wir doch nichts destoweniger/ als wir sehen/ zum höchsten von nöthen/ ja/ und ohne dieselbe so gar nicht bestehen könten; also müssen auch an einem Gebäue etliche Theile ansehnlich und geehret/ und theils unformlich seyn: Ohne welche gleichwol die obigen nicht frey stehen/ sondern vielmehr etlicher massen ihre Würde und Zierde verlieren würden. Gleichwie aber der Allerhöchste diese unsere Gliedmassen dergestalt geordnet/ daß die Schönsten am äusersten Orte stehen/ damit sie können gesehen werden/ und hingegen die Ungebührliche am verborgnen Ort: Also sollen auch wir im Bauen die vornemste und ansehnlichste Stucke an offene Ort und Ende setzen/ und hingegen die geringe und verächtliche/ so viel möglich/ von unsern Augen entfernen; Dann an selbige Ort wird man gemeiniglich allen Unrat des Hauses/ und diejenige Sachen/ welche vielleicht eine Ungelegenheit verursachen/ oder zum Theil die schönsten Zimmer unsauber machen möchten/ hinwerffen und thun. Dannenhero lobe ich/ daß zu weilen am untersten

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,1. Nürnberg, 1679, S. [I (Architektur), S. 14]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0201_1679/211>, abgerufen am 28.03.2024.