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Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,1. Nürnberg, 1679.

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[Spaltenumbruch] Fusses der Seulen/ (welche an denen Ecken stehen/ davon ausgenommen werden) in eilff und einen halben Theil; und einen Theil derselben nennet man Modul oder Maas/ mit welcher alle andere Theile abgetheilet werden: Dann/ wann die Seulen eines Schuhs/ oder Meduls(die Sporchi der Colonnen Base ausgelassen) dick gemacht werden/ so wirds deren Viere geben. Drey zu denen Intercolonnen/ oder Zwischen-Seulen in die Mitte/ und vier und einen halben Theil zu den andern zweyen Intercolonnen/ das ist 2. und 1/4. für einen Theil. Wann die Fronta von 6. Seulen/ soll man es in 18. Theile eintheilen; So es aber von 8. soll es in 24.1/2 Theil/ und so es von 10. in 31. Theil getheilt/ und iedesmal von diesen Theilen ein Theil zur Dicke der Seulen/ 3. Theile zur Leere in der Mitten/ und 21/4. Theil zu iedweder andern Leere genommen werden. Die Höhe der Seulen aber mus man machen/ nach dem sie Jonisch/ oder Corinthischer Manier sind. Wie nun der Aspect an andern Arten der Tempel soll gemacht und eingerichtet werden/ als da sind: Picnostilos, Sistilos, Diastilos und Areastilos, solches haben wir oben bey denen Intercolennen/ oder Zwischen-Seulen bereits angeführet. Nach dem Eingange/ giebt es auch Vor-tempel/ und hernach erst die Zellen/ deren Weite wird in vier Theile getheilt/ und dieser achte machen die Länge des Tempels/ fünff dieser aber machen die Länge der Zellen/ worunter die Mauer begriffen/ wo die Thüren sind; die übrigen drey aber verbleiben zum Vor-Tempel/ der auf den Seiten/ zwey Seiten-Mauern hat/ bis an die Zellen-Mauer/ an deren Ende zwey grosse Pfeiler so dick/ als die Seulen des Eingangs gesetzt werden. Und weil es wol seyn kan/ daß zwischen den Flügeln ein geringer und grosser Raum sey: und die Breite grösser als 20. Schuh wäre/ so sollen zwischen diese Pfeiler zwey Seulen/ oder auch wol mehr nachdem/ es die Notdurft erfordern wird/ gerade denen Seulen des Eingangs gleich/ gesetzt werden; Welches dann dienet zu deme/ daß der Vor-tempel von dem Eingang unterschieden wird. Und diese drey oder mehr Leeren/ welche zwischen denen Pfeilern sind/ müssen mit Brettern verschlagen/ oder mit Marmornen Brustwehren versehen werden; iedoch also/ daß ein Gang offen bleibe/ wordurch man in den Vor-Tempel gehen könne: Solte aber die Breite über 40. Schuh sich erstrecken/ so mus man andere Seulen/ gleich gegen über/ inwendig dahin setzen/ daß sie zwischen die Pfeiler kommen/ und der äusern Seulen ihre Höhe haben; iedoch etwas subtiler und geschmeidiger: weil die freye Lufft denen äussern Seulen etwas abnehmen/ und sie kleiner machen kan. Die innern aber weil sie eingeschlossen/ wegen ihrer subtilitet nicht mögen erkannt/ sondern solcher Gestalt gleichförmig gehalten werden. Und ob schon gedachte Austheilung allerdings angehet bey denen Tempeln/ welche vier Seulen haben/ so kommt doch diese Proportion und Art an andern nicht heraus; dann es müssen die Mauren der Zellen mit den eussern Seulen gleich/ und in einer reihe stehen: dannenhero die Zellen dieser Tempel etwas grösser/ als vor gedachte/ seyn müssen. Die Alten[Spaltenumbruch] haben ihre Tempel also eingetheilt/ wie uns Vitruvius lehret/ und gewolt/ daß darzu gemacht würde/ damit/ bey bösen Zeiten/ die Leute der Sonnen/ Regen/ Hagel und Schnee entfliehen und an Solennen Tagen daselbst so lang/ bis etwa die Stund zu opfern erscheinen würde/ sich aufhalten möchten. Wir aber lassen die Gänge rings um verbleiben und bauen unsere Tempel auf Art und weis/ welche denen Haupt-Kirchen oder Basilichen nicht ungleich; in welchen/ wie gedacht worden/ die Gänge inwendig herum gemacht wurden/ als wir solche ietziger Zeit bey den Tempel-Bau im Gebrauch haben: Und solches ist dahero entsprossen/ weil die jenigen/ welche Anfangs den Christlichen Glauben angenommen/ und von der Warheit erleuchtet worden/ gewohnet waren/ aus Furcht für denen Heyden sich in einigen Privat-Kirchen zu versamlen/ als ist diese Art her nach aus der Ursachen in deme zu sonderlicher Ehre an die Stelle des Tribunals/ ein Altar gesetzet und der Chor/ mit einer hüpschen Manier rings um den Altar gestellt/ das übrige aber vor das Volck frey gelassen worden/ für sehr beqvem und nützlich erkannt/ auch nachgehends nicht verändert worden. Dannenhero in der Austheilung der Flügel/ welche wir machen/ wol auf dasjenige zu mercken/ was wir bey Abhandlung der Haupt-Kirchen/ oder Basilichen erinnerlich angeführet. Es wird auch bey unsern Kirchen ein absonderlicher Ort erfordert/ welchen wir die Sacristey nennen/ und worinnen die Priesterliche Habite/ Geschirr/ Bücher/ und andere zum Gottesdienst gebräuchliche Sachen verwahret werden. Ingleichen die Geistliche sich zum Dienst bereit machen können; zu diesen werden Thürne gebauet/ in welchen Glocken hangen/ wormit das Volck zum Gottesdienst eingeladen wird; welches/ dann bey niemand anders im Gebrauch/ als unter den Christen. Nahe bey den Kirchen bauet man vor Geistlichen ihre Häuser; welche dann beqvem seyn sollen mit weiten Sälern und schönen Gärten; absonderlich aber sollen diejenigen Ort für die Nonnen/ sicher/ hoch und von allem tumult entfernet/ auch also/ daß sie nicht mögen gesehen werden/ beschaffen seyn. Und dieses sey also gnug gesagt von der Zierde des Aspects/ wie auch der Manier und Austheilung der Tempel. Nun wollen wir die Abrisse einiger alten Tempel hieher setzen/ in welchen diese Ordnung beobachtet worden. Nemlich die Zeichnung derjenigem Tempel in Rom; als welche die allerberühmtste in Italien seyn/ samt anderen vortreflichsten und weltberühmsten Gebäuen/ der alten Käyserlichen Paläste/ Renntplätze/ Triumph- und Siegbogen/ Ehren-Bilder und anderer Seulen. Amphitheatren oder Schauspiel-Häuser/ Wasser-gassen/ und Grabmahle: nach selbigen werden die allervortrefflichsten Kirchen-Gebäue auch Paläste/ in und ausser Rom/ samt der ruhmwürdigsten Fontainen Abbildung in Kupferstichen zu finden seyn. Und zu desto leichterer Erkänntnüs/ auch allen Umschweiff und Verdrus/ so denen Liebhabern darob entstehen möchte/ wann wir alle Abmessungen eines ieden Theils anführen wolten; haben wir solches alles in gerechter Maas und Zeichnung/ in der Kupfer-Platten Abdrucken wargenommen/

[Spaltenumbruch] Fusses der Seulen/ (welche an denen Ecken stehen/ davon ausgenommen werden) in eilff und einen halben Theil; und einen Theil derselben nennet man Modul oder Maas/ mit welcher alle andere Theile abgetheilet werden: Dann/ wann die Seulen eines Schuhs/ oder Meduls(die Sporchi der Colonnen Base ausgelassen) dick gemacht werden/ so wirds deren Viere geben. Drey zu denen Intercolonnen/ oder Zwischen-Seulen in die Mitte/ und vier und einen halben Theil zu den andern zweyen Intercolonnen/ das ist 2. und ¼. für einen Theil. Wann die Fronta von 6. Seulen/ soll man es in 18. Theile eintheilen; So es aber von 8. soll es in 24.½ Theil/ und so es von 10. in 31. Theil getheilt/ und iedesmal von diesen Theilen ein Theil zur Dicke der Seulen/ 3. Theile zur Leere in der Mitten/ und 2¼. Theil zu iedweder andern Leere genommen werden. Die Höhe der Seulen aber mus man machen/ nach dem sie Jonisch/ oder Corinthischer Manier sind. Wie nun der Aspect an andern Arten der Tempel soll gemacht und eingerichtet werden/ als da sind: Picnostilos, Sistilos, Diastilos und Areastilos, solches haben wir oben bey denen Intercolennen/ oder Zwischen-Seulen bereits angeführet. Nach dem Eingange/ giebt es auch Vor-tempel/ und hernach erst die Zellen/ deren Weite wird in vier Theile getheilt/ und dieser achte machen die Länge des Tempels/ fünff dieser aber machen die Länge der Zellen/ worunter die Mauer begriffen/ wo die Thüren sind; die übrigen drey aber verbleiben zum Vor-Tempel/ der auf den Seiten/ zwey Seiten-Mauern hat/ bis an die Zellen-Mauer/ an deren Ende zwey grosse Pfeiler so dick/ als die Seulen des Eingangs gesetzt werden. Und weil es wol seyn kan/ daß zwischen den Flügeln ein geringer und grosser Raum sey: und die Breite grösser als 20. Schuh wäre/ so sollen zwischen diese Pfeiler zwey Seulen/ oder auch wol mehr nachdem/ es die Notdurft erfordern wird/ gerade denen Seulen des Eingangs gleich/ gesetzt werden; Welches dann dienet zu deme/ daß der Vor-tempel von dem Eingang unterschieden wird. Und diese drey oder mehr Leeren/ welche zwischen denen Pfeilern sind/ müssen mit Brettern verschlagen/ oder mit Marmornen Brustwehren versehen werden; iedoch also/ daß ein Gang offen bleibe/ wordurch man in den Vor-Tempel gehen könne: Solte aber die Breite über 40. Schuh sich erstrecken/ so mus man andere Seulen/ gleich gegen über/ inwendig dahin setzen/ daß sie zwischen die Pfeiler kommen/ und der äusern Seulen ihre Höhe haben; iedoch etwas subtiler und geschmeidiger: weil die freye Lufft denen äussern Seulen etwas abnehmen/ und sie kleiner machen kan. Die innern aber weil sie eingeschlossen/ wegen ihrer subtilitet nicht mögen erkannt/ sondern solcher Gestalt gleichförmig gehalten werden. Und ob schon gedachte Austheilung allerdings angehet bey denen Tempeln/ welche vier Seulen haben/ so kommt doch diese Proportion und Art an andern nicht heraus; dann es müssen die Mauren der Zellen mit den eussern Seulen gleich/ und in einer reihe stehen: dannenhero die Zellen dieser Tempel etwas grösser/ als vor gedachte/ seyn müssen. Die Alten[Spaltenumbruch] haben ihre Tempel also eingetheilt/ wie uns Vitruvius lehret/ und gewolt/ daß darzu gemacht würde/ damit/ bey bösen Zeiten/ die Leute der Sonnen/ Regen/ Hagel und Schnee entfliehen und an Solennen Tagen daselbst so lang/ bis etwa die Stund zu opfern erscheinen würde/ sich aufhalten möchten. Wir aber lassen die Gänge rings um verbleiben und bauen unsere Tempel auf Art und weis/ welche denen Haupt-Kirchen oder Basilichen nicht ungleich; in welchen/ wie gedacht worden/ die Gänge inwendig herum gemacht wurden/ als wir solche ietziger Zeit bey den Tempel-Bau im Gebrauch haben: Und solches ist dahero entsprossen/ weil die jenigen/ welche Anfangs den Christlichen Glauben angenommen/ und von der Warheit erleuchtet worden/ gewohnet waren/ aus Furcht für denen Heyden sich in einigen Privat-Kirchen zu versamlen/ als ist diese Art her nach aus der Ursachen in deme zu sonderlicher Ehre an die Stelle des Tribunals/ ein Altar gesetzet und der Chor/ mit einer hüpschen Manier rings um den Altar gestellt/ das übrige aber vor das Volck frey gelassen worden/ für sehr beqvem und nützlich erkannt/ auch nachgehends nicht verändert worden. Dannenhero in der Austheilung der Flügel/ welche wir machen/ wol auf dasjenige zu mercken/ was wir bey Abhandlung der Haupt-Kirchen/ oder Basilichen erinnerlich angeführet. Es wird auch bey unsern Kirchen ein absonderlicher Ort erfordert/ welchen wir die Sacristey nennen/ und worinnen die Priesterliche Habite/ Geschirr/ Bücher/ und andere zum Gottesdienst gebräuchliche Sachen verwahret werden. Ingleichen die Geistliche sich zum Dienst bereit machen können; zu diesen werden Thürne gebauet/ in welchen Glocken hangen/ wormit das Volck zum Gottesdienst eingeladen wird; welches/ dann bey niemand anders im Gebrauch/ als unter den Christen. Nahe bey den Kirchen bauet man vor Geistlichen ihre Häuser; welche dann beqvem seyn sollen mit weiten Sälern und schönen Gärten; absonderlich aber sollen diejenigen Ort für die Nonnen/ sicher/ hoch und von allem tumult entfernet/ auch also/ daß sie nicht mögen gesehen werden/ beschaffen seyn. Und dieses sey also gnug gesagt von der Zierde des Aspects/ wie auch der Manier und Austheilung der Tempel. Nun wollen wir die Abrisse einiger alten Tempel hieher setzen/ in welchen diese Ordnung beobachtet worden. Nemlich die Zeichnung derjenigem Tempel in Rom; als welche die allerberühmtste in Italien seyn/ samt anderen vortreflichsten und weltberühmsten Gebäuen/ der alten Käyserlichen Paläste/ Renntplätze/ Triumph- und Siegbogen/ Ehren-Bilder und anderer Seulen. Amphitheatren oder Schauspiel-Häuser/ Wasser-gassen/ und Grabmahle: nach selbigen werden die allervortrefflichsten Kirchen-Gebäue auch Paläste/ in und ausser Rom/ samt der ruhmwürdigsten Fontainen Abbildung in Kupferstichen zu finden seyn. Und zu desto leichterer Erkänntnüs/ auch allen Umschweiff und Verdrus/ so denen Liebhabern darob entstehen möchte/ wann wir alle Abmessungen eines ieden Theils anführen wolten; haben wir solches alles in gerechter Maas und Zeichnung/ in der Kupfer-Platten Abdrucken wargenommen/

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Wie nun der Aspect an andern Arten der Tempel soll gemacht und eingerichtet werden/ als da sind: Picnostilos, Sistilos, Diastilos und Areastilos, solches haben wir oben bey denen Intercolennen/ oder Zwischen-Seulen bereits angeführet. Nach dem Eingange/ giebt es auch Vor-tempel/ und hernach erst die Zellen/ deren Weite wird in vier Theile getheilt/ und dieser achte machen die Länge des Tempels/ fünff dieser aber machen die Länge der Zellen/ worunter die Mauer begriffen/ wo die Thüren sind; die übrigen drey aber verbleiben zum Vor-Tempel/ der auf den Seiten/ zwey Seiten-Mauern hat/ bis an die Zellen-Mauer/ an deren Ende zwey grosse Pfeiler so dick/ als die Seulen des Eingangs gesetzt werden. Und weil es wol seyn kan/ daß zwischen den Flügeln ein geringer und grosser Raum sey: und die Breite grösser als 20. Schuh wäre/ so sollen zwischen diese Pfeiler zwey Seulen/ oder auch wol mehr nachdem/ es die Notdurft erfordern wird/ gerade denen Seulen des Eingangs gleich/ gesetzt werden; Welches dann dienet zu deme/ daß der Vor-tempel von dem Eingang unterschieden wird. Und diese drey oder mehr Leeren/ welche zwischen denen Pfeilern sind/ müssen mit Brettern verschlagen/ oder mit Marmornen Brustwehren versehen werden; iedoch also/ daß ein Gang offen bleibe/ wordurch man in den Vor-Tempel gehen könne: Solte aber die Breite über 40. Schuh sich erstrecken/ so mus man andere Seulen/ gleich gegen über/ inwendig dahin setzen/ daß sie zwischen die Pfeiler kommen/ und der äusern Seulen ihre Höhe haben; iedoch etwas subtiler und geschmeidiger: weil die freye Lufft denen äussern Seulen etwas abnehmen/ und sie kleiner machen kan. Die innern aber weil sie eingeschlossen/ wegen ihrer subtilitet nicht mögen erkannt/ sondern solcher Gestalt gleichförmig gehalten werden. Und ob schon gedachte Austheilung allerdings angehet bey denen Tempeln/ welche vier Seulen haben/ so kommt doch diese Proportion und Art an andern nicht heraus; dann es müssen die Mauren der Zellen mit den eussern Seulen gleich/ und in einer reihe stehen: dannenhero die Zellen dieser Tempel etwas grösser/ als vor gedachte/ seyn müssen. Die Alten haben ihre Tempel also eingetheilt/ wie uns Vitruvius lehret/ und gewolt/ daß darzu gemacht würde/ damit/ bey bösen Zeiten/ die Leute der Sonnen/ Regen/ Hagel und Schnee entfliehen und an Solennen Tagen daselbst so lang/ bis etwa die Stund zu opfern erscheinen würde/ sich aufhalten möchten. Wir aber lassen die Gänge rings um verbleiben und bauen unsere Tempel auf Art und weis/ welche denen Haupt-Kirchen oder Basilichen nicht ungleich; in welchen/ wie gedacht worden/ die Gänge inwendig herum gemacht wurden/ als wir solche ietziger Zeit bey den Tempel-Bau im Gebrauch haben: Und solches ist dahero entsprossen/ weil die jenigen/ welche Anfangs den Christlichen Glauben angenommen/ und von der Warheit erleuchtet worden/ gewohnet waren/ aus Furcht für denen Heyden sich in einigen Privat-Kirchen zu versamlen/ als ist diese Art her nach aus der Ursachen in deme zu sonderlicher Ehre an die Stelle des Tribunals/ ein Altar gesetzet und der Chor/ mit einer hüpschen Manier rings um den Altar gestellt/ das übrige aber vor das Volck frey gelassen worden/ für sehr beqvem und nützlich erkannt/ auch nachgehends nicht verändert worden. Dannenhero in der Austheilung der Flügel/ welche wir machen/ wol auf dasjenige zu mercken/ was wir bey Abhandlung der Haupt-Kirchen/ oder Basilichen erinnerlich angeführet. Es wird auch bey unsern Kirchen ein absonderlicher Ort erfordert/ welchen wir die Sacristey nennen/ und worinnen die Priesterliche Habite/ Geschirr/ Bücher/ und andere zum Gottesdienst gebräuchliche Sachen verwahret werden. Ingleichen die Geistliche sich zum Dienst bereit machen können; zu diesen werden Thürne gebauet/ in welchen Glocken hangen/ wormit das Volck zum Gottesdienst eingeladen wird; welches/ dann bey niemand anders im Gebrauch/ als unter den Christen. Nahe bey den Kirchen bauet man vor Geistlichen ihre Häuser; welche dann beqvem seyn sollen mit weiten Sälern und schönen Gärten; absonderlich aber sollen diejenigen Ort für die Nonnen/ sicher/ hoch und von allem tumult entfernet/ auch also/ daß sie nicht mögen gesehen werden/ beschaffen seyn. Und dieses sey also gnug gesagt von der Zierde des Aspects/ wie auch der Manier und Austheilung der Tempel. Nun wollen wir die Abrisse einiger alten Tempel hieher setzen/ in welchen diese Ordnung beobachtet worden. Nemlich die Zeichnung derjenigem Tempel in Rom; als welche die allerberühmtste in Italien seyn/ samt anderen vortreflichsten und weltberühmsten Gebäuen/ der alten Käyserlichen Paläste/ Renntplätze/ Triumph- und Siegbogen/ Ehren-Bilder und anderer Seulen. Amphitheatren oder Schauspiel-Häuser/ Wasser-gassen/ und Grabmahle: nach selbigen werden die allervortrefflichsten Kirchen-Gebäue auch Paläste/ in und ausser Rom/ samt der ruhmwürdigsten Fontainen Abbildung in Kupferstichen zu finden seyn. Und zu desto leichterer Erkänntnüs/ auch allen Umschweiff und Verdrus/ so denen Liebhabern darob entstehen möchte/ wann wir alle Abmessungen eines ieden Theils anführen wolten; haben wir solches alles in gerechter Maas und Zeichnung/ in der Kupfer-Platten Abdrucken wargenommen/

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,1. Nürnberg, 1679, S. [I (Architektur), S. 18]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0201_1679/215>, abgerufen am 28.03.2024.