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Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,2. Nürnberg, 1679.

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[Spaltenumbruch] und der Messalina. zu Rom aufgerichtet zu sehen ist. Die NebenFigur oben zur Rechten/ ist das Bildnis Messaliae, seiner geilen unzüchtigen fünften Gemahlin/ von deren droben zu lesen ist.

M. Agrippa. Das Bild oben zur Linken / so von einem Cameo ungemeine Größe abgezeichnet worden/ ist M. Agrippae, des fürtrefflichen FeldObristens und See-Helden: Der/ zu Kaiser Augusti Zeiten/ in dem berühmten Actischen Treffen/ den grossen Römer M. Antonium aus der See geschlagen: Weswegen er auch mit einer Schiffschnäbel-Kron vom Kaiser begabet worden. Hiervon reden/ diese des Poeten Verse:

Parte alia Ventis & Diis Agrippa secun-
dis

arduus agmen agens: cui belli insigne
superbum

tempora navali fulgent rostrata corona.
Agrippa dort hat Wind und Götter an der
Seite/

führt dapfer seine Flut auch auf den Feind
hinan;

es glänzet um sein Haar/ die er zum Dank
gewann/

die Schiffeschnäbel-Kron/ des Sieges Eh-
ren-Beute.

Das Bild in der Mitte zur Rechten/ ist des Harpocratis, der bey den Alten ein Gott des Stillschweigens gewesen : Daher er den einen Finger auf den Mund leget. Wann Kaiser Claudius sein Vorhaben gegen der Agrippina verschwiegen hätte/ würde vielleicht sein Tod ihn langsamer hingeraffet haben.

Geniorum ludus. Die mittlere Figur zur linken/ bildet ein Kinder-Kampf-Spiel/ und ist das Original,ein schön gegossenes Glas von Ambra- Farb/ zu Rom in H. Joh. Petri Bellori antichen-Cammer/ zu finden/ davon dieses nachgezeichnet worden. Hierinn siehet man etliche ringen/ ander fechten/ andere als Kampfrichtere mit der Ruten stehen/ andere die Praemia oder Zierdäncke in der Hand halten: dergleichen Verrichtungen/ in den Olympischen und andern Kampf-Spielen/ die Kaiser Claudius geliebet/ zu sehen gewesen.

Jole.Das untere Vörder-Bild/ zeiget die Iole, des grossen Herculis Bulschafft/ welche ihn dermassen gemeistert/ daß er ihr seine Keule und Löwenhaut übergeben/ und in ihren weiblichen Kleidern entzwischen im Frauenzimmer am Rocken gesponnen. Seine Gemahlin Deianira eyferredet hiervon/ in ihrem an ihn abgefärtigten Schreiben/ mit diesen Zeilen.

O pudor! hirsuti costis exuta Leonis,
aspera texerunt vellera molle latus.
Falleris, & nescis. Non sunt spolia ista
Leonis,

sed tua: tuque ferae victor, & illa tui
Foemina tela tulit Lernaeis atra venenis,
ferre gravem lanae vix satis apta co-
lum:

[Spaltenumbruch] Instruxitque manum clava domitrice
ferarum,

Vidit ac in speculo conjugis arma sui.
O Schand! ein rauhes Fell/ dem Löwen
abgezogen/

das mit den Haaren sticht/ die zarte Sei-
te deckt.

Ein Weib die Keule trägt/ von Lerner-
Gift durchflogen:

die nach dem Rocken kaum die schlanke
Finger streckt.

Du irrest/ weist auch nichts. Von dir/ nicht
von dem Lewen/

die Beute kommt: du fällst das Thier/
Iole dich.

Sie fasst den Kolben an/ der Thiere kan
zerstreuen.

Im Spiegel siehet sie bewaffnet dich und
sich.

Bacchi Priester. Kaiser Claudius liebte/ gleichwie die Venus/ also auch den Wein-Gott Bacchus: daher wird ihme hier/ in der untern mittlern Figur/ ein Priester Bacchi zugestellt/ welche von einem antichen Orientalischen Agat entnommen ist.

Cytharistria. Die letzte Figur/ ist eine Cyther-Schlägerin/ gleichfalls in Glas gegossen: ein fürtreffliches Stuck/ und unterzeichnet mit der Schrifft ONECAC EPOIECE, welches zu Teutsch heisset/ Onesas hats gemacht. Es stehet hierbey auf einem basament/ ein nacketer Held behelmet auf Griechische Art/ wie dann bey den Griechen gewöhnlich gewesen/ den Helden dergleichen Statuen aufzurichten/ und deren Lob durch die Leyr-Cythar- oder Harffen-Schlägerin/ darbey singen zu lassen. Also hat Homerus gedichtet/ daß die Musen bey des Achilles Grab ein Lied abgesungen. Daher poetisirte Pindarus

Cytharae imperantes Hymni!
quem Deum, quem Heroa,
quem hominem sonabimus?
Welch einen Gott/ ihr Leyer-Lieder/
welch einen Helden werden wir/
ihr wolgestimmte Seiten-Brüder/
wen werden wir besingen hier?

Kais. Claudii Nachklang. Von Kaiser Claudio ist noch zu erwehnen/ daß Lucius Julius Gallio, des berühmten Seneca Bruder/ von ihm gesagt/ er sey mit einem Mord- oder Marter-Haken gen Himmel gezogen worden: absehend auf die Römische Gewonheit/ da man die im Gefängnis hingerichtete/ durch den Scharffrichter und seine Pursche/ mit einem solchen Haken/ erstlich auf den Markt/ und endlich in die Tyber geschleppet. So veracht ware Claudius nach seinem Tode: massen auch Seneca/ (den er von Rom verbannet hatte) mit einem Gedichte (das er apokholokhuuntosin betitelt) ihm zu Grab gesungen/ darinn er so spöttlich von ihm geredet/ daß nichts darüber seyn konte. Er schriebe von ihm/

[Spaltenumbruch] und der Messalina. zu Rom aufgerichtet zu sehen ist. Die NebenFigur oben zur Rechten/ ist das Bildnis Messaliae, seiner geilen unzüchtigen fünften Gemahlin/ von deren droben zu lesen ist.

M. Agrippa. Das Bild oben zur Linken / so von einem Cameo ungemeine Größe abgezeichnet worden/ ist M. Agrippae, des fürtrefflichen FeldObristens und See-Helden: Der/ zu Kaiser Augusti Zeiten/ in dem berühmten Actischen Treffen/ den grossen Römer M. Antonium aus der See geschlagen: Weswegen er auch mit einer Schiffschnäbel-Kron vom Kaiser begabet worden. Hiervon reden/ diese des Poeten Verse:

Parte aliâ Ventis & Diis Agrippa secun-
dis

arduus agmen agens: cui belli insigne
superbum

tempora navali fulgent rostrata coronâ.
Agrippa dort hat Wind und Götter an der
Seite/

führt dapfer seine Flut auch auf den Feind
hinan;

es glänzet um sein Haar/ die er zum Dank
gewann/

die Schiffeschnäbel-Kron/ des Sieges Eh-
ren-Beute.

Das Bild in der Mitte zur Rechten/ ist des Harpocratis, der bey den Alten ein Gott des Stillschweigens gewesen : Daher er den einen Finger auf den Mund leget. Wann Kaiser Claudius sein Vorhaben gegen der Agrippina verschwiegen hätte/ würde vielleicht sein Tod ihn langsamer hingeraffet haben.

Geniorum ludus. Die mittlere Figur zur linken/ bildet ein Kinder-Kampf-Spiel/ und ist das Original,ein schön gegossenes Glas von Ambra- Farb/ zu Rom in H. Joh. Petri Bellori antichen-Cammer/ zu finden/ davon dieses nachgezeichnet worden. Hierinn siehet man etliche ringen/ ander fechten/ andere als Kampfrichtere mit der Ruten stehen/ andere die Praemia oder Zierdäncke in der Hand halten: dergleichen Verrichtungen/ in den Olympischen und andern Kampf-Spielen/ die Kaiser Claudius geliebet/ zu sehen gewesen.

Jole.Das untere Vörder-Bild/ zeiget die Iole, des grossen Herculis Bulschafft/ welche ihn dermassen gemeistert/ daß er ihr seine Keule und Löwenhaut übergeben/ und in ihren weiblichen Kleidern entzwischen im Frauenzimmer am Rocken gesponnen. Seine Gemahlin Deianira eyferredet hiervon/ in ihrem an ihn abgefärtigten Schreiben/ mit diesen Zeilen.

O pudor! hirsuti costis exuta Leonis,
aspera texerunt vellera molle latus.
Falleris, & nescis. Non sunt spolia ista
Leonis,

sed tua: tuque ferae victor, & illa tui
Foemina tela tulit Lernaeis atra venenis,
ferre gravem lanae vix satis apta co-
lum:

[Spaltenumbruch] Instruxitque manum clavâ domitrice
ferarum,

Vidit ac in speculo conjugis arma sui.
O Schand! ein rauhes Fell/ dem Löwen
abgezogen/

das mit den Haaren sticht/ die zarte Sei-
te deckt.

Ein Weib die Keule trägt/ von Lerner-
Gift durchflogen:

die nach dem Rocken kaum die schlanke
Finger streckt.

Du irrest/ weist auch nichts. Von dir/ nicht
von dem Lewen/

die Beute kommt: du fällst das Thier/
Iole dich.

Sie fasst den Kolben an/ der Thiere kan
zerstreuen.

Im Spiegel siehet sie bewaffnet dich und
sich.

Bacchi Priester. Kaiser Claudius liebte/ gleichwie die Venus/ also auch den Wein-Gott Bacchus: daher wird ihme hier/ in der untern mittlern Figur/ ein Priester Bacchi zugestellt/ welche von einem antichen Orientalischen Agat entnommen ist.

Cytharistria. Die letzte Figur/ ist eine Cyther-Schlägerin/ gleichfalls in Glas gegossen: ein fürtreffliches Stuck/ und unterzeichnet mit der Schrifft ΟΝΗCΑC ΕΠΟΙΗCΕ, welches zu Teutsch heisset/ Onesas hats gemacht. Es stehet hierbey auf einem basament/ ein nacketer Held behelmet auf Griechische Art/ wie dann bey den Griechen gewöhnlich gewesen/ den Helden dergleichen Statuen aufzurichten/ und deren Lob durch die Leyr-Cythar- oder Harffen-Schlägerin/ darbey singen zu lassen. Also hat Homerus gedichtet/ daß die Musen bey des Achilles Grab ein Lied abgesungen. Daher poetisirte Pindarus

Cytharae imperantes Hymni!
quem Deum, quem Heroa,
quem hominem sonabimus?
Welch einen Gott/ ihr Leyer-Lieder/
welch einen Helden werden wir/
ihr wolgestimmte Seiten-Brüder/
wen werden wir besingen hier?

Kais. Claudii Nachklang. Von Kaiser Claudio ist noch zu erwehnen/ daß Lucius Julius Gallio, des berühmten Seneca Bruder/ von ihm gesagt/ er sey mit einem Mord- oder Marter-Haken gen Himmel gezogen worden: absehend auf die Römische Gewonheit/ da man die im Gefängnis hingerichtete/ durch den Scharffrichter und seine Pursche/ mit einem solchen Haken/ erstlich auf den Markt/ und endlich in die Tyber geschleppet. So veracht ware Claudius nach seinem Tode: massen auch Seneca/ (den er von Rom verbannet hatte) mit einem Gedichte (das er ὰποχολοχυύντωσιν betitelt) ihm zu Grab gesungen/ darinn er so spöttlich von ihm geredet/ daß nichts darüber seyn konte. Er schriebe von ihm/

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[[II (Skulptur), S. 43]/0059] zu Rom aufgerichtet zu sehen ist. Die NebenFigur oben zur Rechten/ ist das Bildnis Messaliae, seiner geilen unzüchtigen fünften Gemahlin/ von deren droben zu lesen ist. und der Messalina. Das Bild oben zur Linken / so von einem Cameo ungemeine Größe abgezeichnet worden/ ist M. Agrippae, des fürtrefflichen FeldObristens und See-Helden: Der/ zu Kaiser Augusti Zeiten/ in dem berühmten Actischen Treffen/ den grossen Römer M. Antonium aus der See geschlagen: Weswegen er auch mit einer Schiffschnäbel-Kron vom Kaiser begabet worden. Hiervon reden/ diese des Poeten Verse: M. Agrippa. Parte aliâ Ventis & Diis Agrippa secun- dis arduus agmen agens: cui belli insigne superbum tempora navali fulgent rostrata coronâ. Agrippa dort hat Wind und Götter an der Seite/ führt dapfer seine Flut auch auf den Feind hinan; es glänzet um sein Haar/ die er zum Dank gewann/ die Schiffeschnäbel-Kron/ des Sieges Eh- ren-Beute. Das Bild in der Mitte zur Rechten/ ist des Harpocratis, der bey den Alten ein Gott des Stillschweigens gewesen : Daher er den einen Finger auf den Mund leget. Wann Kaiser Claudius sein Vorhaben gegen der Agrippina verschwiegen hätte/ würde vielleicht sein Tod ihn langsamer hingeraffet haben. Die mittlere Figur zur linken/ bildet ein Kinder-Kampf-Spiel/ und ist das Original,ein schön gegossenes Glas von Ambra- Farb/ zu Rom in H. Joh. Petri Bellori antichen-Cammer/ zu finden/ davon dieses nachgezeichnet worden. Hierinn siehet man etliche ringen/ ander fechten/ andere als Kampfrichtere mit der Ruten stehen/ andere die Praemia oder Zierdäncke in der Hand halten: dergleichen Verrichtungen/ in den Olympischen und andern Kampf-Spielen/ die Kaiser Claudius geliebet/ zu sehen gewesen. Geniorum ludus.Das untere Vörder-Bild/ zeiget die Iole, des grossen Herculis Bulschafft/ welche ihn dermassen gemeistert/ daß er ihr seine Keule und Löwenhaut übergeben/ und in ihren weiblichen Kleidern entzwischen im Frauenzimmer am Rocken gesponnen. Seine Gemahlin Deianira eyferredet hiervon/ in ihrem an ihn abgefärtigten Schreiben/ mit diesen Zeilen. Jole. O pudor! hirsuti costis exuta Leonis, aspera texerunt vellera molle latus. Falleris, & nescis. Non sunt spolia ista Leonis, sed tua: tuque ferae victor, & illa tui Foemina tela tulit Lernaeis atra venenis, ferre gravem lanae vix satis apta co- lum: Instruxitque manum clavâ domitrice ferarum, Vidit ac in speculo conjugis arma sui. O Schand! ein rauhes Fell/ dem Löwen abgezogen/ das mit den Haaren sticht/ die zarte Sei- te deckt. Ein Weib die Keule trägt/ von Lerner- Gift durchflogen: die nach dem Rocken kaum die schlanke Finger streckt. Du irrest/ weist auch nichts. Von dir/ nicht von dem Lewen/ die Beute kommt: du fällst das Thier/ Iole dich. Sie fasst den Kolben an/ der Thiere kan zerstreuen. Im Spiegel siehet sie bewaffnet dich und sich. Kaiser Claudius liebte/ gleichwie die Venus/ also auch den Wein-Gott Bacchus: daher wird ihme hier/ in der untern mittlern Figur/ ein Priester Bacchi zugestellt/ welche von einem antichen Orientalischen Agat entnommen ist. Bacchi Priester. Die letzte Figur/ ist eine Cyther-Schlägerin/ gleichfalls in Glas gegossen: ein fürtreffliches Stuck/ und unterzeichnet mit der Schrifft ΟΝΗCΑC ΕΠΟΙΗCΕ, welches zu Teutsch heisset/ Onesas hats gemacht. Es stehet hierbey auf einem basament/ ein nacketer Held behelmet auf Griechische Art/ wie dann bey den Griechen gewöhnlich gewesen/ den Helden dergleichen Statuen aufzurichten/ und deren Lob durch die Leyr-Cythar- oder Harffen-Schlägerin/ darbey singen zu lassen. Also hat Homerus gedichtet/ daß die Musen bey des Achilles Grab ein Lied abgesungen. Daher poetisirte Pindarus Cytharistria. Cytharae imperantes Hymni! quem Deum, quem Heroa, quem hominem sonabimus? Welch einen Gott/ ihr Leyer-Lieder/ welch einen Helden werden wir/ ihr wolgestimmte Seiten-Brüder/ wen werden wir besingen hier? Von Kaiser Claudio ist noch zu erwehnen/ daß Lucius Julius Gallio, des berühmten Seneca Bruder/ von ihm gesagt/ er sey mit einem Mord- oder Marter-Haken gen Himmel gezogen worden: absehend auf die Römische Gewonheit/ da man die im Gefängnis hingerichtete/ durch den Scharffrichter und seine Pursche/ mit einem solchen Haken/ erstlich auf den Markt/ und endlich in die Tyber geschleppet. So veracht ware Claudius nach seinem Tode: massen auch Seneca/ (den er von Rom verbannet hatte) mit einem Gedichte (das er ὰποχολοχυύντωσιν betitelt) ihm zu Grab gesungen/ darinn er so spöttlich von ihm geredet/ daß nichts darüber seyn konte. Er schriebe von ihm/ Kais. Claudii Nachklang.

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,2. Nürnberg, 1679, S. [II (Skulptur), S. 43]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0202_1679/59>, abgerufen am 23.04.2024.