Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,3. Nürnberg, 1679.

Bild:
<< vorherige Seite
Ausleg- und Sinn-gebender
Erklärung/
der
METAMORPHOSIS
oder
Verwandlungs-Bücher/
Des
Publius Ovidius Naso.
Achtes Buch.
[Spaltenumbruch]

IN diesem achten Buch kommt uns erstlich der/ vom Minos belägerte/ König Nisus vor. Da wir dann nicht/ so wol einer Erzehlung/ als verständliche Nachsinnung/ oder aber andere Lehre daraus zu ziehen/ nöhtig haben. Wollen uns dann dieses Gedichte dergestalt auslegen/ daß/ gleichwie Nisus/ innerhalb seiner Stadt Alcathoe/ von der Minos/ seines Feindes gewaltiger Heers-Krafft umringet/ belagert und bestürmt ward: also auch der Mensch/ seiner Seelen nach/ in dieser Welt umringet/ angefochten und bestritten wird von allen schnöden Gebrechen/ Untugenden und Sünden. Wann er aber/ in seinem Haupte oder Sinnen/ die/ alles übertreffende aufrichtige/ Liebe Gottes behält; gleichwie Nisus auf dem Haupt hatte das/ durch Göttliches Vorsehen/ ihm verliehene/ kräfftige Purpur-Haar/ so ihm zur Beschirmung diente/ so wird er bewahrt/ und seine Seele unbeschädigt erhalten. Dafern er aber unachtsam oder schläffrig wird/ und/ wie die Scylla gethan/ sein Gemüht beginnet zu erheben/ auf den Thurn des Hochmuhts zu steigen/ grosse Lust und Wolgefallen an dem Ohrjuckendem süssen Gethöne des eiteln Lobs und der Ehre zu haben: So fänget man an grosse Lust und Neigung zum Minos zu gewinnen/ dem man in grossem Pracht siehet/ da er sich/ mit einem schönen Federbusch/ und guldnem Schilde/ gezieret und heraus geputzt/ das ist/ man beginnet die Welt/ und dero vergängliche Lüste zu lieben/ und/ mit grossem Behagen/ auf die kurtze und vergängliche Freude/ und den gläntzenden/ ungewissen Reichthum dieser Welt zusehen. Nachdem nun der Mensch gefallen in einen tieffen Schlaff der Sünden zum Tode; wird er des köstlichen Kleinods des Purpur-Haars/ der Göttlichen Liebe/ beraubet/ und verlieret/ der Seelen nach/ seine Krone/ Herrschafft/ Reich und Leben. Dann wird Scylla/ seine Tochter/ oder sein Gemühte leichtfertig/ fleugt/ wie die Lerche/ unterweilen in die Höhe/ bekümmert sich mit göttlichen Gedancken/ und fället aber gählings wiederum herunter/ in die irrdischen Lüste/ und [Spaltenumbruch] Sorgfältigkeiten dieser Welt. Dieses heisset dann an Minos Schiff oder Schiffseegeln hangen/ oder unbeständig/ langs denen Meerswellen des unruhig oder ungestümen Meers/ dahin fliegen. Endlich kommt der fressende Adler/ oder Sperber/ der das Gemüht/ durch Zweiffel und Mistrauen/ zu verderben und zu zerreissen suchet. Scylla/ die ihres eignen Vatters und Vatterlands Verrähterin/ auch von Minos veracht und geschändet ward/ weiset/ daß alle Boßheit und Verrähterey GOtt/ und den Menschen misfällig seyn/ und gemeiniglich/ mit harter Straffe/ Verachtung und Schande belohnet werde/ also/ daß dem Verräther auch niemand günstig sey. Etliche schreiben/ daß Minos/ an statt des ihr schuldigen Dancks/ sie im Meer ersäuffen lassen/ und sie von den Meerswellen an eine Steinklippe/ bey Peloponnesus/ Scylla genennet/ getrieben worden/ auch ihr Leichnam allda so lange gelegen sey/ bis er von denen Seevögelen aufgefressen worden. Zenodotes schreibet/ daß man sie/ an dem Vordertheil des Schiffes Minos/ angebunden/ und so lange mit geschleppet/ bis sie ihren Geist aufgegeben habe. Andere sagen/ sie sey so trostloß und verzweiffelt worden/ nachdem sie sich von dem Minos verachtet gesehen/ daß sie sich endlich/ für Unmuht/ selbsten ins Meer gestürtzt und ersäuffet habe: Darauf sie dann die Götter in ein Meerwunder verwandelt/ umgeben mit grausamen Hunden/ welche sie stetig zerrissen. Einige wollen/ daß zwey Scyllen gewesen/ indem sie dieser noch eine andere/ so nicht des Nisus/ sondern Phorcis Tochter gewesen/ zuordnen: worvon wir/ im vierzehnten Buche/ handeln werden.

Von der Pasiphae.

PAsiphae war eine Tochter der Sonne/ und Perseis und des Minos Gemahlin/ wie wir/ im vorhergehendem Buche/ erzehlet haben. So hatte Neptunus dem Minos/ einen sehr schönen weisen Stier/ zu opffern/ gesandt/ den aber Minos behalten/ und also sein Gelübte nicht vollzogen:

Ausleg- und Sinn-gebender
Erklärung/
der
METAMORPHOSIS
oder
Verwandlungs-Bücher/
Des
Publius Ovidius Naso.
Achtes Buch.
[Spaltenumbruch]

IN diesem achten Buch kommt uns erstlich der/ vom Minos belägerte/ König Nisus vor. Da wir dann nicht/ so wol einer Erzehlung/ als verständliche Nachsinnung/ oder aber andere Lehre daraus zu ziehen/ nöhtig haben. Wollen uns dann dieses Gedichte dergestalt auslegen/ daß/ gleichwie Nisus/ innerhalb seiner Stadt Alcathoe/ von der Minos/ seines Feindes gewaltiger Heers-Krafft umringet/ belagert und bestürmt ward: also auch der Mensch/ seiner Seelen nach/ in dieser Welt umringet/ angefochten und bestritten wird von allen schnöden Gebrechen/ Untugenden und Sünden. Wann er aber/ in seinem Haupte oder Sinnen/ die/ alles übertreffende aufrichtige/ Liebe Gottes behält; gleichwie Nisus auf dem Haupt hatte das/ durch Göttliches Vorsehen/ ihm verliehene/ kräfftige Purpur-Haar/ so ihm zur Beschirmung diente/ so wird er bewahrt/ und seine Seele unbeschädigt erhalten. Dafern er aber unachtsam oder schläffrig wird/ und/ wie die Scylla gethan/ sein Gemüht beginnet zu erheben/ auf den Thurn des Hochmuhts zu steigen/ grosse Lust und Wolgefallen an dem Ohrjuckendem süssen Gethöne des eiteln Lobs und der Ehre zu haben: So fänget man an grosse Lust und Neigung zum Minos zu gewinnen/ dem man in grossem Pracht siehet/ da er sich/ mit einem schönen Federbusch/ und guldnem Schilde/ gezieret und heraus geputzt/ das ist/ man beginnet die Welt/ und dero vergängliche Lüste zu lieben/ und/ mit grossem Behagen/ auf die kurtze und vergängliche Freude/ und den gläntzenden/ ungewissen Reichthum dieser Welt zusehen. Nachdem nun der Mensch gefallen in einen tieffen Schlaff der Sünden zum Tode; wird er des köstlichen Kleinods des Purpur-Haars/ der Göttlichen Liebe/ beraubet/ und verlieret/ der Seelen nach/ seine Krone/ Herrschafft/ Reich und Leben. Dann wird Scylla/ seine Tochter/ oder sein Gemühte leichtfertig/ fleugt/ wie die Lerche/ unterweilen in die Höhe/ bekümmert sich mit göttlichen Gedancken/ und fället aber gählings wiederum herunter/ in die irrdischen Lüste/ und [Spaltenumbruch] Sorgfältigkeiten dieser Welt. Dieses heisset dann an Minos Schiff oder Schiffseegeln hangen/ oder unbeständig/ langs denen Meerswellen des unruhig oder ungestümen Meers/ dahin fliegen. Endlich kommt der fressende Adler/ oder Sperber/ der das Gemüht/ durch Zweiffel und Mistrauen/ zu verderben und zu zerreissen suchet. Scylla/ die ihres eignen Vatters und Vatterlands Verrähterin/ auch von Minos veracht und geschändet ward/ weiset/ daß alle Boßheit und Verrähterey GOtt/ und den Menschen misfällig seyn/ und gemeiniglich/ mit harter Straffe/ Verachtung und Schande belohnet werde/ also/ daß dem Verräther auch niemand günstig sey. Etliche schreiben/ daß Minos/ an statt des ihr schuldigen Dancks/ sie im Meer ersäuffen lassen/ und sie von den Meerswellen an eine Steinklippe/ bey Peloponnesus/ Scylla genennet/ getrieben worden/ auch ihr Leichnam allda so lange gelegen sey/ bis er von denen Seevögelen aufgefressen worden. Zenodotes schreibet/ daß man sie/ an dem Vordertheil des Schiffes Minos/ angebunden/ und so lange mit geschleppet/ bis sie ihren Geist aufgegeben habe. Andere sagen/ sie sey so trostloß und verzweiffelt worden/ nachdem sie sich von dem Minos verachtet gesehen/ daß sie sich endlich/ für Unmuht/ selbsten ins Meer gestürtzt und ersäuffet habe: Darauf sie dann die Götter in ein Meerwunder verwandelt/ umgeben mit grausamen Hunden/ welche sie stetig zerrissen. Einige wollen/ daß zwey Scyllen gewesen/ indem sie dieser noch eine andere/ so nicht des Nisus/ sondern Phorcis Tochter gewesen/ zuordnen: worvon wir/ im vierzehnten Buche/ handeln werden.

Von der Pasiphae.

PAsiphae war eine Tochter der Sonne/ und Perseis und des Minos Gemahlin/ wie wir/ im vorhergehendem Buche/ erzehlet haben. So hatte Neptunus dem Minos/ einen sehr schönen weisen Stier/ zu opffern/ gesandt/ den aber Minos behalten/ und also sein Gelübte nicht vollzogen:

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div>
          <pb facs="#f0273" xml:id="pb-1220" n="[Metamorphosis, S. 97]"/>
          <div>
            <head> Ausleg- und Sinn-gebender<lb/>
Erklärung/<lb/>
der<lb/><hi rendition="#aq">METAMORPHOSIS</hi><lb/>
oder<lb/>
Verwandlungs-Bücher/<lb/>
Des<lb/><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-350 http://d-nb.info/gnd/118590995 http://viaf.org/viaf/88342447">Publius Ovidius Naso</persName>. </head><lb/>
            <head>Achtes Buch.</head><lb/>
            <cb/>
            <p xml:id="p1220.1"><hi rendition="#in">I</hi>N diesem achten Buch kommt uns erstlich der/ vom <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1566 http://d-nb.info/gnd/119146487 http://viaf.org/viaf/50029271">Minos</persName> belägerte/ König <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3467">Nisus</persName> vor. Da wir dann nicht/ so wol einer Erzehlung/ als verständliche Nachsinnung/ oder aber andere Lehre daraus zu ziehen/ nöhtig haben. Wollen uns dann dieses Gedichte dergestalt auslegen/ daß/ gleichwie <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3467">Nisus</persName>/ innerhalb seiner Stadt <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1435">Alcathoe</placeName>/ von der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1566 http://d-nb.info/gnd/119146487 http://viaf.org/viaf/50029271">Minos</persName>/ seines Feindes gewaltiger Heers-Krafft umringet/ belagert und bestürmt ward: also auch der Mensch/ seiner Seelen nach/ in dieser Welt umringet/ angefochten und bestritten wird von allen schnöden Gebrechen/ Untugenden und Sünden. Wann er aber/ in seinem Haupte oder Sinnen/ die/ alles übertreffende aufrichtige/ Liebe <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-204">Gottes</persName> behält; gleichwie <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3467">Nisus</persName> auf dem Haupt hatte das/ durch Göttliches Vorsehen/ ihm verliehene/ kräfftige Purpur-Haar/ so ihm zur Beschirmung diente/ so wird er bewahrt/ und seine Seele unbeschädigt erhalten. Dafern er aber unachtsam oder schläffrig wird/ und/ wie die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3468">Scylla</persName> gethan/ sein Gemüht beginnet zu erheben/ auf den Thurn des Hochmuhts zu steigen/ grosse Lust und Wolgefallen an dem Ohrjuckendem süssen Gethöne des eiteln Lobs und der Ehre zu haben: So fänget man an grosse Lust und Neigung zum <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1566 http://d-nb.info/gnd/119146487 http://viaf.org/viaf/50029271">Minos</persName> zu gewinnen/ dem man in grossem Pracht siehet/ da er sich/ mit einem schönen Federbusch/ und guldnem Schilde/ gezieret und heraus geputzt/ das ist/ man beginnet die Welt/ und dero vergängliche Lüste zu lieben/ und/ mit grossem Behagen/ auf die kurtze und vergängliche Freude/ und den gläntzenden/ ungewissen Reichthum dieser Welt zusehen. Nachdem nun der Mensch gefallen in einen tieffen Schlaff der Sünden zum Tode; wird er des köstlichen Kleinods des Purpur-Haars/ der Göttlichen Liebe/ beraubet/ und verlieret/ der Seelen nach/ seine Krone/ Herrschafft/ Reich und Leben. Dann wird <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3468">Scylla</persName>/ seine Tochter/ oder sein Gemühte leichtfertig/ fleugt/ wie die Lerche/ unterweilen in die Höhe/ bekümmert sich mit göttlichen Gedancken/ und fället aber gählings wiederum herunter/ in die irrdischen Lüste/ und <cb/>
Sorgfältigkeiten dieser Welt. Dieses heisset dann an <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1566 http://d-nb.info/gnd/119146487 http://viaf.org/viaf/50029271">Minos</persName> Schiff oder Schiffseegeln hangen/ oder unbeständig/ langs denen Meerswellen des unruhig oder ungestümen Meers/ dahin fliegen. Endlich kommt der fressende Adler/ oder Sperber/ der das Gemüht/ durch Zweiffel und Mistrauen/ zu verderben und zu zerreissen suchet. <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3468">Scylla</persName>/ die ihres eignen Vatters und Vatterlands Verrähterin/ auch von <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1566 http://d-nb.info/gnd/119146487 http://viaf.org/viaf/50029271">Minos</persName> veracht und geschändet ward/ weiset/ daß alle Boßheit und Verrähterey <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-204">GOtt</persName>/ und den Menschen misfällig seyn/ und gemeiniglich/ mit harter Straffe/ Verachtung und Schande belohnet werde/ also/ daß dem Verräther auch niemand günstig sey. Etliche schreiben/ daß <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1566 http://d-nb.info/gnd/119146487 http://viaf.org/viaf/50029271">Minos</persName>/ an statt des ihr schuldigen Dancks/ sie im Meer ersäuffen lassen/ und sie von den Meerswellen an eine Steinklippe/ bey <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-214 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7017076">Peloponnesus</placeName>/ <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-668">Scylla</placeName> genennet/ getrieben worden/ auch ihr Leichnam allda so lange gelegen sey/ bis er von denen Seevögelen aufgefressen worden. <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3495 http://d-nb.info/gnd/118636502 http://viaf.org/viaf/47555258">Zenodotes</persName> schreibet/ daß man sie/ an dem Vordertheil des Schiffes Minos/ angebunden/ und so lange mit geschleppet/ bis sie ihren Geist aufgegeben habe. Andere sagen/ sie sey so trostloß und verzweiffelt worden/ nachdem sie sich von dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1566 http://d-nb.info/gnd/119146487 http://viaf.org/viaf/50029271">Minos</persName> verachtet gesehen/ daß sie sich endlich/ für Unmuht/ selbsten ins Meer gestürtzt und ersäuffet habe: Darauf sie dann die Götter in ein Meerwunder verwandelt/ umgeben mit grausamen Hunden/ welche sie stetig zerrissen. Einige wollen/ daß zwey Scyllen gewesen/ indem sie dieser noch eine andere/ so nicht des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3467">Nisus</persName>/ sondern <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1913">Phorcis</persName> Tochter gewesen/ zuordnen: worvon wir/ im vierzehnten Buche/ handeln werden.</p>
            <p rendition="#c" xml:id="p1220.2">Von der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3475 http://d-nb.info/gnd/132020610 http://viaf.org/viaf/49509088">Pasiphae</persName>.</p>
            <p><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3475 http://d-nb.info/gnd/132020610 http://viaf.org/viaf/49509088">PAsiphae</persName> war eine Tochter der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3218 http://d-nb.info/gnd/124659187 http://viaf.org/viaf/50166625">Sonne</persName>/ und <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3497">Perseis</persName> und des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1566 http://d-nb.info/gnd/119146487 http://viaf.org/viaf/50029271">Minos</persName> Gemahlin/ wie <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">wir</persName>/ im vorhergehendem Buche/ erzehlet haben. So hatte <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-528 http://d-nb.info/gnd/11952354X http://viaf.org/viaf/8199845">Neptunus</persName> dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1566 http://d-nb.info/gnd/119146487 http://viaf.org/viaf/50029271">Minos</persName>/ einen sehr schönen weisen Stier/ zu opffern/ gesandt/ den aber <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1566 http://d-nb.info/gnd/119146487 http://viaf.org/viaf/50029271">Minos</persName> behalten/ und also sein Gelübte nicht vollzogen:
</p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[Metamorphosis, S. 97]/0273] Ausleg- und Sinn-gebender Erklärung/ der METAMORPHOSIS oder Verwandlungs-Bücher/ Des Publius Ovidius Naso. Achtes Buch. IN diesem achten Buch kommt uns erstlich der/ vom Minos belägerte/ König Nisus vor. Da wir dann nicht/ so wol einer Erzehlung/ als verständliche Nachsinnung/ oder aber andere Lehre daraus zu ziehen/ nöhtig haben. Wollen uns dann dieses Gedichte dergestalt auslegen/ daß/ gleichwie Nisus/ innerhalb seiner Stadt Alcathoe/ von der Minos/ seines Feindes gewaltiger Heers-Krafft umringet/ belagert und bestürmt ward: also auch der Mensch/ seiner Seelen nach/ in dieser Welt umringet/ angefochten und bestritten wird von allen schnöden Gebrechen/ Untugenden und Sünden. Wann er aber/ in seinem Haupte oder Sinnen/ die/ alles übertreffende aufrichtige/ Liebe Gottes behält; gleichwie Nisus auf dem Haupt hatte das/ durch Göttliches Vorsehen/ ihm verliehene/ kräfftige Purpur-Haar/ so ihm zur Beschirmung diente/ so wird er bewahrt/ und seine Seele unbeschädigt erhalten. Dafern er aber unachtsam oder schläffrig wird/ und/ wie die Scylla gethan/ sein Gemüht beginnet zu erheben/ auf den Thurn des Hochmuhts zu steigen/ grosse Lust und Wolgefallen an dem Ohrjuckendem süssen Gethöne des eiteln Lobs und der Ehre zu haben: So fänget man an grosse Lust und Neigung zum Minos zu gewinnen/ dem man in grossem Pracht siehet/ da er sich/ mit einem schönen Federbusch/ und guldnem Schilde/ gezieret und heraus geputzt/ das ist/ man beginnet die Welt/ und dero vergängliche Lüste zu lieben/ und/ mit grossem Behagen/ auf die kurtze und vergängliche Freude/ und den gläntzenden/ ungewissen Reichthum dieser Welt zusehen. Nachdem nun der Mensch gefallen in einen tieffen Schlaff der Sünden zum Tode; wird er des köstlichen Kleinods des Purpur-Haars/ der Göttlichen Liebe/ beraubet/ und verlieret/ der Seelen nach/ seine Krone/ Herrschafft/ Reich und Leben. Dann wird Scylla/ seine Tochter/ oder sein Gemühte leichtfertig/ fleugt/ wie die Lerche/ unterweilen in die Höhe/ bekümmert sich mit göttlichen Gedancken/ und fället aber gählings wiederum herunter/ in die irrdischen Lüste/ und Sorgfältigkeiten dieser Welt. Dieses heisset dann an Minos Schiff oder Schiffseegeln hangen/ oder unbeständig/ langs denen Meerswellen des unruhig oder ungestümen Meers/ dahin fliegen. Endlich kommt der fressende Adler/ oder Sperber/ der das Gemüht/ durch Zweiffel und Mistrauen/ zu verderben und zu zerreissen suchet. Scylla/ die ihres eignen Vatters und Vatterlands Verrähterin/ auch von Minos veracht und geschändet ward/ weiset/ daß alle Boßheit und Verrähterey GOtt/ und den Menschen misfällig seyn/ und gemeiniglich/ mit harter Straffe/ Verachtung und Schande belohnet werde/ also/ daß dem Verräther auch niemand günstig sey. Etliche schreiben/ daß Minos/ an statt des ihr schuldigen Dancks/ sie im Meer ersäuffen lassen/ und sie von den Meerswellen an eine Steinklippe/ bey Peloponnesus/ Scylla genennet/ getrieben worden/ auch ihr Leichnam allda so lange gelegen sey/ bis er von denen Seevögelen aufgefressen worden. Zenodotes schreibet/ daß man sie/ an dem Vordertheil des Schiffes Minos/ angebunden/ und so lange mit geschleppet/ bis sie ihren Geist aufgegeben habe. Andere sagen/ sie sey so trostloß und verzweiffelt worden/ nachdem sie sich von dem Minos verachtet gesehen/ daß sie sich endlich/ für Unmuht/ selbsten ins Meer gestürtzt und ersäuffet habe: Darauf sie dann die Götter in ein Meerwunder verwandelt/ umgeben mit grausamen Hunden/ welche sie stetig zerrissen. Einige wollen/ daß zwey Scyllen gewesen/ indem sie dieser noch eine andere/ so nicht des Nisus/ sondern Phorcis Tochter gewesen/ zuordnen: worvon wir/ im vierzehnten Buche/ handeln werden. Von der Pasiphae. PAsiphae war eine Tochter der Sonne/ und Perseis und des Minos Gemahlin/ wie wir/ im vorhergehendem Buche/ erzehlet haben. So hatte Neptunus dem Minos/ einen sehr schönen weisen Stier/ zu opffern/ gesandt/ den aber Minos behalten/ und also sein Gelübte nicht vollzogen:

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Sandrart.net: Bereitstellung der Texttranskription in XML/TEI. (2013-05-21T09:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus sandrart.net entsprechen muss.
Sandrart.net: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2013-05-21T09:54:31Z)
Frederike Neuber: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-05-21T09:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Bei Worttrennungen am Spalten- oder Seitenumbruch, steht das gesamte Wort auf der vorhergehenden Spalte bzw. Seite.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0203_1679
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0203_1679/273
Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,3. Nürnberg, 1679, S. [Metamorphosis, S. 97]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0203_1679/273>, abgerufen am 28.03.2024.