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Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,3. Nürnberg, 1679.

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[Spaltenumbruch] Tochter Tyro erwachsen/ und von sehr schöner Gestalt war/ wurde sie dem Neptunus eins zu Willen/ und gebahr ihm zwey Söhne/ nemlich den Pelias und Neleus: welche Kinder von ihrer Mutter Stieffmutter/ als Fündlinge/ hinaus auf eine Kühweide geleget wurden/ allda sie/ von dem Hirten oder Bauern gefunden und auferzogen wurden. Nachdem sie nun erwachsen/ und zu Verstande kommen/ haben sie gedachte ihre böse Stieff-Großmutter umgebracht/ ungeachtet sie/ dem Tode zu entgehen/ in der Juno Tempel geflohen war. Hernach zog Neleus/ weil er mit seinem Bruder Pelias in Uneinigkeit gerathen war/ nach Messina/ und bauete daselbst eine Stadt/ mit Namen Pyla. Pelias ehlichte in Thessalien die Anaxibia/ eine Tochter des Bias/ oder (wie andere meinen) Philomachen/ des Amphions Tochter/ mit welcher er zeugete den Acastus/ Pelopias/ Hippothoe/ Pisidicen und Alcesten/ des hochmütigen Salmoneus Bruder/ Cretheus aber/ dessen wir zuvor gedacht/ und der auch ein Sohn des Aeolus war/ hatte eine Stadt/ Namens Jolcos/ erbauet/ und mit vorernannter seines Bruders Tochter/ der Tyro nemlich/ auch Kinder erzeuget/ als den Aeson/ Amythaon und Pheretes. Nach Absterbung dieses Cretheus/ nahm Pelias den Besitz von seines Vettern Stadt Jolcos. Eben zu der Zeit empfieng er eine Göttliche Antwort/ daß er durch die Hand eines Mannes/ entsprungen aus dem Geblüte des Aeolus, sterben solte. Und weil er aus des Neptunus Geblüte Herkommen war/ wolte er alle/ so von Aeolus herstammeten/ umbringen; dannenhero er die Kinder des Cretheus alle tödten lassen/ also/ daß kein männliches Kind/ von diesem Geschlechte/ mehr übrig blieb/ als der einige Dolomedes/ ein Sohn des Aesons: welchen Pelias/ da er noch ein Kind war/ und in der Wiegen lag/ gleichfalls umzubringen gedachte. Allein seine Freunde von der Mutter Seite/ erfuhren solches/ nahmen das Kind des Nachts hinweg/ stellten sich/ als ob es von der Mutter todt zur Welt gebracht worden/ brachten es hinaus in die Höle des alten Chirons/ und übergaben es demselben aufzuerziehen. Nachdem nun dieser Dolomedes zu seinen verständigen Jahren kommen/ und in des Chirons Schule die Heil- und Artzeney-Kunst erlernet hatte/ wurde er Jason/ welches so viel als ein Artzt/ genennet. Als Jason nun aus dieser Schule schied/ begab er sich auf den Landbau/ längst des Flusses Anaurus/ in Thessalien. Immittelst hatte Pelias vom Orakel eine neue Warnung erhalten/ daß er sich nemlich für deme hüten solte/ welcher einen Fuß geschucht/ den andern aber ohne Schuch haben würde. Nun hatte Pelias/ um selbige Zeit/ ein herzlich Opfer-Fest/ dem Neptunus zu Ehren angestellt/ worzu er alle seine Anverwandte und Freunde einladen ließ: auf daß sie seine Opffer/ mit ihrer Gegenwart/ beehren möchten. Jason wolte sich/ weiß nicht geladen/ oder ungeladen/ auch darbey einfinden: und als er an das Ufer des gedachten Flusses Anaurus kommen/ begegnete ihme die Göttin Juno/ vergestaltet in ein altes Weib/ das sich stellte/ als ob sie bekümmert wäre/ wie sie möchte hinüber kommen: deswegen er/ aus Mitleiden/ sie auf seine Schultern nahm/ [Spaltenumbruch] und also hindurch auf die andere Seite übertrug; allein unterwegs blieb ihm seiner Schuhe einer im Schlamme stecken/ und muste er also/ mit einem Schuch/ und dem andern blossen Fusse/ nach der Stadt hingehen. Da ihn nun Pelias dergestalt kommen sahe/ fragte er ihn: Was woltest du dem Manne thun/ der ein solch Zeichen hätte/ vor dessen Hand du gewarnet worden/ daß du sterben soltest? Jason antwortete ihm/ durch Eingeben der Juno: Ich wolte ihn das guldene Fließ zu holen senden. Was das güldne Fließ sey. Weil nun alhier des güldenen Fliesses gedacht wird/ so solte wol nicht unnöhtig seyn/ anzuweisen/ was dann das güldne Fließ gewesen/ und was die Griechen vor Ursachen gehabt/ dieses Fließ aus Scythien/ welches heut zu Tage Tartarien genannt wird/ abzuholen? Dieses Fließ war/ nach der Poeten Dichten/ von dem Widder/ der den Phrixus nach Colchos gebracht/ worvon/ im vierdten Buche/ erzehlet worden. Andere dichten/ daß eine ausbündig-schöne Jungfrau/ Namens Theophana/ gewesen/ welche von vielen edlen Herren zur Ehe ersucht worden. Und weil Neptunus gleichfalls in sie verliebt gewest/ habe er sie weg/ in eine Insul/ geführt/ dahin sie/ von ihren andern Buhlen/ stracks zu Schiffe wäre verfolgt worden/ weswegen Neptunus sie in ein Schaf/ sich selbsten aber in einen Widder/ und die Inwohner des Landes ebenmässig in Schafe/ verwandelt: Welche von diesen Nachfolgern der Jungfrau fast meist abgestochen und gefressen worden/ bis der Meers Gott sie alle in Wölffe verwandelt: Und er/ in seiner angenommenen Gestalt/ seinen Willen/ mit seinem Schafe/ vollbrachte/ von welchem dann entsprungen der berühmte Hammel oder Widder mit dem güldnen Fließ/ so nachmals ein himmlisch Zeichen worden ist. Denys aber/ von Mitylene/ sagt/ daß es ein Mann/ ein Schul- oder Zucht-meister des Phrixus/ gewesen/ und Aries, das ist/ Widder/ genennet worden/ welchen die zu Colchos sehr feste gefangen gehalten. Dieser war zugenamet der güldene/ wegen der Vortrefligkeit seiner Wissenschafft/ und durchdringenden scharffen Vernunft. Solches aber beyseits zu setzen/ so gebot Pelias dem Jason das guldene Fließ zu holen/ woran er recht zu haben vorgab; dieweil es ihme mit Betrug wäre entnommen worden/ welches ich vom Mercurius geschehen zu seyn achte/ damit er den Phrixus/ und die Helles/ von dem unschuldigen Tode/ erlösen möchte: inmassen wir darvon/ im vierdten Buche/ Meldung gethan haben. Alhier aber müssen wir/ ehe wir weiter fortgehen/ von dem Schiffe Argos etwas reden: Dieses Schiff war gezimmert von dem Argus/ einem Sohne des Arestors oder Polybus/ und der Argia: und nach dem Namen des Schiffbauers wurde es Argo genannt. Wiewol Diocus/ im vierdten Buche/ vermeint/ daß es wegen seiner Leichtigkeit diesen Namen geführt habe: Zumalen das Wort Argos leicht/ geschwind oder schnell bedeutet. Cicero hält darvor/ die Griechen wären darum Argivi geheissen/ weiln sie darauf geschiffet. Dem Pelias war so viel an diesem güldnen Fließ nicht gelegen/ sondern er hoffte/ daß Jason/ mit allen den Seinigen/ auf der Reise/ umkommen und zu Grunde gehen solte. Weswegen er dem Argus anbefahl/ sehr schwache

[Spaltenumbruch] Tochter Tyro erwachsen/ und von sehr schöner Gestalt war/ wurde sie dem Neptunus eins zu Willen/ und gebahr ihm zwey Söhne/ nemlich den Pelias und Neleus: welche Kinder von ihrer Mutter Stieffmutter/ als Fündlinge/ hinaus auf eine Kühweide geleget wurden/ allda sie/ von dem Hirten oder Bauern gefunden und auferzogen wurden. Nachdem sie nun erwachsen/ und zu Verstande kommen/ haben sie gedachte ihre böse Stieff-Großmutter umgebracht/ ungeachtet sie/ dem Tode zu entgehen/ in der Juno Tempel geflohen war. Hernach zog Neleus/ weil er mit seinem Bruder Pelias in Uneinigkeit gerathen war/ nach Messina/ und bauete daselbst eine Stadt/ mit Namen Pyla. Pelias ehlichte in Thessalien die Anaxibia/ eine Tochter des Bias/ oder (wie andere meinen) Philomachen/ des Amphions Tochter/ mit welcher er zeugete den Acastus/ Pelopias/ Hippothoe/ Pisidicen und Alcesten/ des hochmütigen Salmoneus Bruder/ Cretheus aber/ dessen wir zuvor gedacht/ und der auch ein Sohn des Aeolus war/ hatte eine Stadt/ Namens Jolcos/ erbauet/ und mit vorernannter seines Bruders Tochter/ der Tyro nemlich/ auch Kinder erzeuget/ als den Aeson/ Amythaon und Pheretes. Nach Absterbung dieses Cretheus/ nahm Pelias den Besitz von seines Vettern Stadt Jolcos. Eben zu der Zeit empfieng er eine Göttliche Antwort/ daß er durch die Hand eines Mannes/ entsprungen aus dem Geblüte des Aeolus, sterben solte. Und weil er aus des Neptunus Geblüte Herkommen war/ wolte er alle/ so von Aeolus herstammeten/ umbringen; dannenhero er die Kinder des Cretheus alle tödten lassen/ also/ daß kein männliches Kind/ von diesem Geschlechte/ mehr übrig blieb/ als der einige Dolomedes/ ein Sohn des Aesons: welchen Pelias/ da er noch ein Kind war/ und in der Wiegen lag/ gleichfalls umzubringen gedachte. Allein seine Freunde von der Mutter Seite/ erfuhren solches/ nahmen das Kind des Nachts hinweg/ stellten sich/ als ob es von der Mutter todt zur Welt gebracht worden/ brachten es hinaus in die Höle des alten Chirons/ und übergaben es demselben aufzuerziehen. Nachdem nun dieser Dolomedes zu seinen verständigen Jahren kommen/ und in des Chirons Schule die Heil- und Artzeney-Kunst erlernet hatte/ wurde er Jason/ welches so viel als ein Artzt/ genennet. Als Jason nun aus dieser Schule schied/ begab er sich auf den Landbau/ längst des Flusses Anaurus/ in Thessalien. Immittelst hatte Pelias vom Orakel eine neue Warnung erhalten/ daß er sich nemlich für deme hüten solte/ welcher einen Fuß geschucht/ den andern aber ohne Schuch haben würde. Nun hatte Pelias/ um selbige Zeit/ ein herzlich Opfer-Fest/ dem Neptunus zu Ehren angestellt/ worzu er alle seine Anverwandte und Freunde einladen ließ: auf daß sie seine Opffer/ mit ihrer Gegenwart/ beehren möchten. Jason wolte sich/ weiß nicht geladen/ oder ungeladen/ auch darbey einfinden: und als er an das Ufer des gedachten Flusses Anaurus kommen/ begegnete ihme die Göttin Juno/ vergestaltet in ein altes Weib/ das sich stellte/ als ob sie bekümmert wäre/ wie sie möchte hinüber kommen: deswegen er/ aus Mitleiden/ sie auf seine Schultern nahm/ [Spaltenumbruch] und also hindurch auf die andere Seite übertrug; allein unterwegs blieb ihm seiner Schuhe einer im Schlamme stecken/ und muste er also/ mit einem Schuch/ und dem andern blossen Fusse/ nach der Stadt hingehen. Da ihn nun Pelias dergestalt kommen sahe/ fragte er ihn: Was woltest du dem Manne thun/ der ein solch Zeichen hätte/ vor dessen Hand du gewarnet worden/ daß du sterben soltest? Jason antwortete ihm/ durch Eingeben der Juno: Ich wolte ihn das guldene Fließ zu holen senden. Was das güldne Fließ sey. Weil nun alhier des güldenen Fliesses gedacht wird/ so solte wol nicht unnöhtig seyn/ anzuweisen/ was dann das güldne Fließ gewesen/ und was die Griechen vor Ursachen gehabt/ dieses Fließ aus Scythien/ welches heut zu Tage Tartarien genannt wird/ abzuholen? Dieses Fließ war/ nach der Poeten Dichten/ von dem Widder/ der den Phrixus nach Colchos gebracht/ worvon/ im vierdten Buche/ erzehlet worden. Andere dichten/ daß eine ausbündig-schöne Jungfrau/ Namens Theophana/ gewesen/ welche von vielen edlen Herren zur Ehe ersucht worden. Und weil Neptunus gleichfalls in sie verliebt gewest/ habe er sie weg/ in eine Insul/ geführt/ dahin sie/ von ihren andern Buhlen/ stracks zu Schiffe wäre verfolgt worden/ weswegen Neptunus sie in ein Schaf/ sich selbsten aber in einen Widder/ und die Inwohner des Landes ebenmässig in Schafe/ verwandelt: Welche von diesen Nachfolgern der Jungfrau fast meist abgestochen und gefressen worden/ bis der Meers Gott sie alle in Wölffe verwandelt: Und er/ in seiner angenommenen Gestalt/ seinen Willen/ mit seinem Schafe/ vollbrachte/ von welchem dann entsprungen der berühmte Hammel oder Widder mit dem güldnen Fließ/ so nachmals ein himmlisch Zeichen worden ist. Denys aber/ von Mitylene/ sagt/ daß es ein Mann/ ein Schul- oder Zucht-meister des Phrixus/ gewesen/ und Aries, das ist/ Widder/ genennet worden/ welchen die zu Colchos sehr feste gefangen gehalten. Dieser war zugenamet der güldene/ wegen der Vortrefligkeit seiner Wissenschafft/ und durchdringenden scharffen Vernunft. 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Dem Pelias war so viel an diesem güldnen Fließ nicht gelegen/ sondern er hoffte/ daß Jason/ mit allen den Seinigen/ auf der Reise/ umkommen und zu Grunde gehen solte. Weswegen er dem Argus anbefahl/ sehr schwache

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Wiewol <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-5632">Diocus</persName>/ im vierdten Buche/ vermeint/ daß es wegen seiner Leichtigkeit diesen Namen geführt habe: Zumalen das Wort <hi rendition="#aq">Argos</hi> leicht/ geschwind oder schnell bedeutet. <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-344 http://d-nb.info/gnd/118520814 http://viaf.org/viaf/100196617">Cicero</persName> hält darvor/ die Griechen wären darum Argivi geheissen/ weiln sie darauf geschiffet. Dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3371">Pelias</persName> war so viel an diesem güldnen Fließ nicht gelegen/ sondern er hoffte/ daß <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-531 http://d-nb.info/gnd/118557092 http://viaf.org/viaf/12290832">Jason</persName>/ mit allen den Seinigen/ auf der Reise/ umkommen und zu Grunde gehen solte. Weswegen er dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-4474">Argus</persName> anbefahl/ sehr schwache
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[[Metamorphosis, S. 83]/0259] Tochter Tyro erwachsen/ und von sehr schöner Gestalt war/ wurde sie dem Neptunus eins zu Willen/ und gebahr ihm zwey Söhne/ nemlich den Pelias und Neleus: welche Kinder von ihrer Mutter Stieffmutter/ als Fündlinge/ hinaus auf eine Kühweide geleget wurden/ allda sie/ von dem Hirten oder Bauern gefunden und auferzogen wurden. Nachdem sie nun erwachsen/ und zu Verstande kommen/ haben sie gedachte ihre böse Stieff-Großmutter umgebracht/ ungeachtet sie/ dem Tode zu entgehen/ in der Juno Tempel geflohen war. Hernach zog Neleus/ weil er mit seinem Bruder Pelias in Uneinigkeit gerathen war/ nach Messina/ und bauete daselbst eine Stadt/ mit Namen Pyla. Pelias ehlichte in Thessalien die Anaxibia/ eine Tochter des Bias/ oder (wie andere meinen) Philomachen/ des Amphions Tochter/ mit welcher er zeugete den Acastus/ Pelopias/ Hippothoe/ Pisidicen und Alcesten/ des hochmütigen Salmoneus Bruder/ Cretheus aber/ dessen wir zuvor gedacht/ und der auch ein Sohn des Aeolus war/ hatte eine Stadt/ Namens Jolcos/ erbauet/ und mit vorernannter seines Bruders Tochter/ der Tyro nemlich/ auch Kinder erzeuget/ als den Aeson/ Amythaon und Pheretes. Nach Absterbung dieses Cretheus/ nahm Pelias den Besitz von seines Vettern Stadt Jolcos. Eben zu der Zeit empfieng er eine Göttliche Antwort/ daß er durch die Hand eines Mannes/ entsprungen aus dem Geblüte des Aeolus, sterben solte. Und weil er aus des Neptunus Geblüte Herkommen war/ wolte er alle/ so von Aeolus herstammeten/ umbringen; dannenhero er die Kinder des Cretheus alle tödten lassen/ also/ daß kein männliches Kind/ von diesem Geschlechte/ mehr übrig blieb/ als der einige Dolomedes/ ein Sohn des Aesons: welchen Pelias/ da er noch ein Kind war/ und in der Wiegen lag/ gleichfalls umzubringen gedachte. Allein seine Freunde von der Mutter Seite/ erfuhren solches/ nahmen das Kind des Nachts hinweg/ stellten sich/ als ob es von der Mutter todt zur Welt gebracht worden/ brachten es hinaus in die Höle des alten Chirons/ und übergaben es demselben aufzuerziehen. Nachdem nun dieser Dolomedes zu seinen verständigen Jahren kommen/ und in des Chirons Schule die Heil- und Artzeney-Kunst erlernet hatte/ wurde er Jason/ welches so viel als ein Artzt/ genennet. Als Jason nun aus dieser Schule schied/ begab er sich auf den Landbau/ längst des Flusses Anaurus/ in Thessalien. Immittelst hatte Pelias vom Orakel eine neue Warnung erhalten/ daß er sich nemlich für deme hüten solte/ welcher einen Fuß geschucht/ den andern aber ohne Schuch haben würde. Nun hatte Pelias/ um selbige Zeit/ ein herzlich Opfer-Fest/ dem Neptunus zu Ehren angestellt/ worzu er alle seine Anverwandte und Freunde einladen ließ: auf daß sie seine Opffer/ mit ihrer Gegenwart/ beehren möchten. Jason wolte sich/ weiß nicht geladen/ oder ungeladen/ auch darbey einfinden: und als er an das Ufer des gedachten Flusses Anaurus kommen/ begegnete ihme die Göttin Juno/ vergestaltet in ein altes Weib/ das sich stellte/ als ob sie bekümmert wäre/ wie sie möchte hinüber kommen: deswegen er/ aus Mitleiden/ sie auf seine Schultern nahm/ und also hindurch auf die andere Seite übertrug; allein unterwegs blieb ihm seiner Schuhe einer im Schlamme stecken/ und muste er also/ mit einem Schuch/ und dem andern blossen Fusse/ nach der Stadt hingehen. Da ihn nun Pelias dergestalt kommen sahe/ fragte er ihn: Was woltest du dem Manne thun/ der ein solch Zeichen hätte/ vor dessen Hand du gewarnet worden/ daß du sterben soltest? Jason antwortete ihm/ durch Eingeben der Juno: Ich wolte ihn das guldene Fließ zu holen senden. Weil nun alhier des güldenen Fliesses gedacht wird/ so solte wol nicht unnöhtig seyn/ anzuweisen/ was dann das güldne Fließ gewesen/ und was die Griechen vor Ursachen gehabt/ dieses Fließ aus Scythien/ welches heut zu Tage Tartarien genannt wird/ abzuholen? Dieses Fließ war/ nach der Poeten Dichten/ von dem Widder/ der den Phrixus nach Colchos gebracht/ worvon/ im vierdten Buche/ erzehlet worden. Andere dichten/ daß eine ausbündig-schöne Jungfrau/ Namens Theophana/ gewesen/ welche von vielen edlen Herren zur Ehe ersucht worden. Und weil Neptunus gleichfalls in sie verliebt gewest/ habe er sie weg/ in eine Insul/ geführt/ dahin sie/ von ihren andern Buhlen/ stracks zu Schiffe wäre verfolgt worden/ weswegen Neptunus sie in ein Schaf/ sich selbsten aber in einen Widder/ und die Inwohner des Landes ebenmässig in Schafe/ verwandelt: Welche von diesen Nachfolgern der Jungfrau fast meist abgestochen und gefressen worden/ bis der Meers Gott sie alle in Wölffe verwandelt: Und er/ in seiner angenommenen Gestalt/ seinen Willen/ mit seinem Schafe/ vollbrachte/ von welchem dann entsprungen der berühmte Hammel oder Widder mit dem güldnen Fließ/ so nachmals ein himmlisch Zeichen worden ist. Denys aber/ von Mitylene/ sagt/ daß es ein Mann/ ein Schul- oder Zucht-meister des Phrixus/ gewesen/ und Aries, das ist/ Widder/ genennet worden/ welchen die zu Colchos sehr feste gefangen gehalten. Dieser war zugenamet der güldene/ wegen der Vortrefligkeit seiner Wissenschafft/ und durchdringenden scharffen Vernunft. Solches aber beyseits zu setzen/ so gebot Pelias dem Jason das guldene Fließ zu holen/ woran er recht zu haben vorgab; dieweil es ihme mit Betrug wäre entnommen worden/ welches ich vom Mercurius geschehen zu seyn achte/ damit er den Phrixus/ und die Helles/ von dem unschuldigen Tode/ erlösen möchte: inmassen wir darvon/ im vierdten Buche/ Meldung gethan haben. Alhier aber müssen wir/ ehe wir weiter fortgehen/ von dem Schiffe Argos etwas reden: Dieses Schiff war gezimmert von dem Argus/ einem Sohne des Arestors oder Polybus/ und der Argia: und nach dem Namen des Schiffbauers wurde es Argo genannt. Wiewol Diocus/ im vierdten Buche/ vermeint/ daß es wegen seiner Leichtigkeit diesen Namen geführt habe: Zumalen das Wort Argos leicht/ geschwind oder schnell bedeutet. Cicero hält darvor/ die Griechen wären darum Argivi geheissen/ weiln sie darauf geschiffet. Dem Pelias war so viel an diesem güldnen Fließ nicht gelegen/ sondern er hoffte/ daß Jason/ mit allen den Seinigen/ auf der Reise/ umkommen und zu Grunde gehen solte. Weswegen er dem Argus anbefahl/ sehr schwache Was das güldne Fließ sey.

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,3. Nürnberg, 1679, S. [Metamorphosis, S. 83]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0203_1679/259>, abgerufen am 25.04.2024.