Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,3. Nürnberg, 1679.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] Mantel. Vor seinem Wagen flog die vieläugige Fama her/ worvon/ im vierdten Buch der Verwandlungs-Bücher unsers Ovidius/ mit mehrern zu lesen.

Mercurius.

DEr Mercurius ward ausgebildet oder gemahlt/ als ein schön und lieblicher Jüngling ohne Bart/ gantz nacket/ ausgenommen/ daß ihm über die Schultern ab ein kleines Mäntlein hieng: Er hielte in seiner rechten Hand einen Beutel/ welcher auf dem Haupte eines Bocks/ der ihm vor den Füssen lag/ aufstund oder ruhete: in der lincken Hand hatte er einen schlancken Stock: neben ihm stund auch ein Hahn; Ferner auch seine Fers-Schwingen und Haupt-Flügel/ wie wir ihn beschrieben haben/ im ersten und eilfften Buch unser Erklärung des Ovidius. Etliche machen seinen Wagen von Hähnen gezogen: andere von zweyen Störchen. Daß er den Hahn bey sich hat/ geschicht/ weil er ein Gott der Kauffmannschafft/ des Gewinns/ und fast aller Künste ist/ darinnen die Menschen müssen fleissig und Wacker seyn/ als der Hahn/ der für der Wachsamkeit gehalten wird. Etliche halten darfür/ dieweil Mercurius bedeute die Vernunfft/ und das Liecht/ so zum Erkändtnus der Dinge anleitet; daß also der Hahn andeute/ wie wacker/ sorgfältig und fleissig die Weisen seyn sollen: dann ihnen nicht anstehe/ die gantze Nacht durch zu schlaffen. Belangend die Störche/ dieweil sein Schlangenstab Frieden bedeutet/ und allen Zwiespalt darnieder legt: als ist zu wissen/ daß beym Frieden Eintracht und Treue/ für welche Einige die Störche zu einem Kennzeichen nehmen; Andere wollen hierzu haben die Krähe/ die/ wann sie ihren Gatten verloren/ allzeit einsam bleiben solle/ wie unter andern Elianus bezeuget. Sie machen unterweilen des Mercurius Bild auch vierecket/ sein Haupt auf einen viereckten steinern Pfeiler stellende/ gleich als einen Gott/ und diese pflegte man Hermes zunennen. Einige wollen sagen/ es beweise dis die Krafft und Beständigkeit der Vernunfft/ oder Tugendhafftigkeit/ und daß ihre rechte Nachfolger vom Unglück nicht bewegt würden/ wie hart es ihnen auch fallen möchte.

Bacchus.

PHilostrates/ im Gemählde der Ariadne/ sagt/ daß Kennzeichen gnug seyn/ den Dionysius oder Bachus zu unterscheiden/ für dem jenigen/ der etwas zeichnen oder possiren kan: dann ein Krantz von Epheu- oder Eppich-Zweiglein/ mit seinen Krön- oder Träublein/ beweiset/ daß es Dionysius sey/ ob auch schon das Werck nicht besonders wäre. So bezeigen auch die zwey neu hervorwachsende Hörnlein an seinen Haupt-Schläfen/ daß er es/ und niemand anders sey. Das Panther-Thier ist ebenmässig eines von seinen Kennzeichen; dieweil ihn aber Philostrates alhier/ als in Liebe truncken/ und die schlafende Ariadne zu erschleichen gehend[Spaltenumbruch] beschreibet/ stellet er ihn vor/ in einem schönen Purpur-Mantel/ am Haupte mit Rosen umkräntzet/ die Lantze aber mit Epheu beflochten/ Hirschhäute/ Bachanten oder seine rasende Opffer-Frauen/ mit ihren Cymbeln/ oder die Satyren/ mit den Rohr-Pfeiffen (die ihn sonsten zu begleiten pflegen) waren hier nicht vonnöhten: Ja/ auch Pan selbst enthlielte sich alles Hüpffens und tantzens/ weil er besorgte die Jungfer aufzuwecken. Diese Hörnlein deuten an/ daß der Wein kühn und verwegen mache. Dieser Bachus/ ob er zwar gemeiniglich/ als ein junger Mann/ ausgebildet wird/ mit einem ohnbärtig-frölichem Angesichte; iedoch ward er auch vor Alters sauersichtig/ versoffen/ kahlköpffig/ und mit einem langem Bart gebildet: dann der Wein unmässig getruncken/ den Menschen verstellt/ garstig und zornig machet: mässig aber gebraucht/ erfreuet er das Hertz. Das Alter deutet auch an/ daß alte Leute Trunckliebend zu werden pflegen. Aber hiervon haben wir weitläufftig gehandelt/ im dritten Buch der Erklär- oder Auslegung unsers Ovidius. Weil nun Bachus der Wein ist/ hat er unterschiedliche Kinder/ als die Freymütigkeit/ Viel-Wort/ Gelach/ Gesang/ Geschrey/ Getäntze/ Gefecht und dergleichen Gefolge und Poetische Gesellschafft mehr. Seinen Pflegvatter den alten Satyr Silenus auf dem Esel/ und dergleichen Geschlecht. Sein Wagen ward von Thieren gezogen: Die Armut/ oder der Mangel/ und die waschhafftige Hetze wurden ihm zugeeignet; Das Gefolg der Satyren/ deutet Ungeschickligkeit an: Die Tieger-Thiere/ Grausamkeit: Und die Hetz oder Aelster/ die Unbändigkeit der Zungen.

Ceres.

DIe Ceres hatte einen Wagen/ so von Drachen gezogen ward/ in der Hand trug sie eine Fackel/ und Mohnhäupter/ auch unterweiln eine Sichel/ deren Erklärung in der Auslegung des Ovidius/ in fünfften Buch beschrieben zu finden. Sie war auch ausgebildet mit einem Pferde-Haupte/ dieweil sie in eine Stutte verwandelt worden ward/ da Neptunus ihrer Gesellschafft genosse/ als in besagter Auslegung der Verwandlungs-Bücher zu sehen ist. Ihre Pferd-Mähne/ oder Haar waren lauter Schlangen/ und andre wilde Thiere/ die um ihren Hals herum spielten: Sie trug ein lang Kleid/ und in der Hand einen Delphin/ in der anderen aber eine Taube. Durch die Ceres wird auch die Erde verstanden/ und unterweilen das Korn.

Pan.

VOn dem Geis-Füssigen Springer/ dem Pan/ ist zur Gnüge/ im ersten Buch vorbedeuteter Auslegung erzehlt worden/ woselbsten auch vor iedweden der andern Götter/ an ihren gehörigen Orten/ kan gelesen werden.

Ende dieses Büchleins.

[Spaltenumbruch] Mantel. Vor seinem Wagen flog die vieläugige Fama her/ worvon/ im vierdten Buch der Verwandlungs-Bücher unsers Ovidius/ mit mehrern zu lesen.

Mercurius.

DEr Mercurius ward ausgebildet oder gemahlt/ als ein schön und lieblicher Jüngling ohne Bart/ gantz nacket/ ausgenommen/ daß ihm über die Schultern ab ein kleines Mäntlein hieng: Er hielte in seiner rechten Hand einen Beutel/ welcher auf dem Haupte eines Bocks/ der ihm vor den Füssen lag/ aufstund oder ruhete: in der lincken Hand hatte er einen schlancken Stock: neben ihm stund auch ein Hahn; Ferner auch seine Fers-Schwingen und Haupt-Flügel/ wie wir ihn beschrieben haben/ im ersten und eilfften Buch unser Erklärung des Ovidius. Etliche machen seinen Wagen von Hähnen gezogen: andere von zweyen Störchen. Daß er den Hahn bey sich hat/ geschicht/ weil er ein Gott der Kauffmannschafft/ des Gewinns/ und fast aller Künste ist/ darinnen die Menschen müssen fleissig und Wacker seyn/ als der Hahn/ der für der Wachsamkeit gehalten wird. Etliche halten darfür/ dieweil Mercurius bedeute die Vernunfft/ und das Liecht/ so zum Erkändtnus der Dinge anleitet; daß also der Hahn andeute/ wie wacker/ sorgfältig und fleissig die Weisen seyn sollen: dann ihnen nicht anstehe/ die gantze Nacht durch zu schlaffen. Belangend die Störche/ dieweil sein Schlangenstab Frieden bedeutet/ und allen Zwiespalt darnieder legt: als ist zu wissen/ daß beym Frieden Eintracht und Treue/ für welche Einige die Störche zu einem Kennzeichen nehmen; Andere wollen hierzu haben die Krähe/ die/ wann sie ihren Gatten verloren/ allzeit einsam bleiben solle/ wie unter andern Elianus bezeuget. Sie machen unterweilen des Mercurius Bild auch vierecket/ sein Haupt auf einen viereckten steinern Pfeiler stellende/ gleich als einen Gott/ und diese pflegte man Hermes zunennen. Einige wollen sagen/ es beweise dis die Krafft und Beständigkeit der Vernunfft/ oder Tugendhafftigkeit/ und daß ihre rechte Nachfolger vom Unglück nicht bewegt würden/ wie hart es ihnen auch fallen möchte.

Bacchus.

PHilostrates/ im Gemählde der Ariadne/ sagt/ daß Kennzeichen gnug seyn/ den Dionysius oder Bachus zu unterscheiden/ für dem jenigen/ der etwas zeichnen oder possiren kan: dann ein Krantz von Epheu- oder Eppich-Zweiglein/ mit seinen Krön- oder Träublein/ beweiset/ daß es Dionysius sey/ ob auch schon das Werck nicht besonders wäre. So bezeigen auch die zwey neu hervorwachsende Hörnlein an seinen Haupt-Schläfen/ daß er es/ und niemand anders sey. Das Panther-Thier ist ebenmässig eines von seinen Kennzeichen; dieweil ihn aber Philostrates alhier/ als in Liebe truncken/ und die schlafende Ariadne zu erschleichen gehend[Spaltenumbruch] beschreibet/ stellet er ihn vor/ in einem schönen Purpur-Mantel/ am Haupte mit Rosen umkräntzet/ die Lantze aber mit Epheu beflochten/ Hirschhäute/ Bachanten oder seine rasende Opffer-Frauen/ mit ihren Cymbeln/ oder die Satyren/ mit den Rohr-Pfeiffen (die ihn sonsten zu begleiten pflegen) waren hier nicht vonnöhten: Ja/ auch Pan selbst enthlielte sich alles Hüpffens und tantzens/ weil er besorgte die Jungfer aufzuwecken. Diese Hörnlein deuten an/ daß der Wein kühn und verwegen mache. Dieser Bachus/ ob er zwar gemeiniglich/ als ein junger Mann/ ausgebildet wird/ mit einem ohnbärtig-frölichem Angesichte; iedoch ward er auch vor Alters sauersichtig/ versoffen/ kahlköpffig/ und mit einem langem Bart gebildet: dann der Wein unmässig getruncken/ den Menschen verstellt/ garstig und zornig machet: mässig aber gebraucht/ erfreuet er das Hertz. Das Alter deutet auch an/ daß alte Leute Trunckliebend zu werden pflegen. Aber hiervon haben wir weitläufftig gehandelt/ im dritten Buch der Erklär- oder Auslegung unsers Ovidius. Weil nun Bachus der Wein ist/ hat er unterschiedliche Kinder/ als die Freymütigkeit/ Viel-Wort/ Gelach/ Gesang/ Geschrey/ Getäntze/ Gefecht und dergleichen Gefolge und Poetische Gesellschafft mehr. Seinen Pflegvatter den alten Satyr Silenus auf dem Esel/ und dergleichen Geschlecht. Sein Wagen ward von Thieren gezogen: Die Armut/ oder der Mangel/ und die waschhafftige Hetze wurden ihm zugeeignet; Das Gefolg der Satyren/ deutet Ungeschickligkeit an: Die Tieger-Thiere/ Grausamkeit: Und die Hetz oder Aelster/ die Unbändigkeit der Zungen.

Ceres.

DIe Ceres hatte einen Wagen/ so von Drachen gezogen ward/ in der Hand trug sie eine Fackel/ und Mohnhäupter/ auch unterweiln eine Sichel/ deren Erklärung in der Auslegung des Ovidius/ in fünfften Buch beschrieben zu finden. Sie war auch ausgebildet mit einem Pferde-Haupte/ dieweil sie in eine Stutte verwandelt worden ward/ da Neptunus ihrer Gesellschafft genosse/ als in besagter Auslegung der Verwandlungs-Bücher zu sehen ist. Ihre Pferd-Mähne/ oder Haar waren lauter Schlangen/ und andre wilde Thiere/ die um ihren Hals herum spielten: Sie trug ein lang Kleid/ und in der Hand einen Delphin/ in der anderen aber eine Taube. Durch die Ceres wird auch die Erde verstanden/ und unterweilen das Korn.

Pan.

VOn dem Geis-Füssigen Springer/ dem Pan/ ist zur Gnüge/ im ersten Buch vorbedeuteter Auslegung erzehlt worden/ woselbsten auch vor iedweden der andern Götter/ an ihren gehörigen Orten/ kan gelesen werden.

Ende dieses Büchleins.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div>
          <div>
            <p><pb facs="#f0349" xml:id="pb-1296" n="[Metamorphosis, S. 173]"/><cb/>
Mantel. Vor seinem Wagen flog die vieläugige <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-144">Fama</persName> her/ worvon/ im vierdten Buch der Verwandlungs-Bücher unsers <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-350 http://d-nb.info/gnd/118590995 http://viaf.org/viaf/88342447">Ovidius</persName>/ mit mehrern zu lesen.</p>
            <p rendition="#c" xml:id="p1296.2"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-342 http://d-nb.info/gnd/118641077 http://viaf.org/viaf/102459012">Mercurius</persName>.</p>
            <p>DEr <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-342 http://d-nb.info/gnd/118641077 http://viaf.org/viaf/102459012">Mercurius</persName> ward ausgebildet oder gemahlt/ als ein schön und lieblicher Jüngling ohne Bart/ gantz nacket/ ausgenommen/ daß ihm über die Schultern ab ein kleines Mäntlein hieng: Er hielte in seiner rechten Hand einen Beutel/ welcher auf dem Haupte eines Bocks/ der ihm vor den Füssen lag/ aufstund oder ruhete: in der lincken Hand hatte er einen schlancken Stock: neben ihm stund auch ein Hahn; Ferner auch seine Fers-Schwingen und Haupt-Flügel/ wie wir ihn beschrieben haben/ im ersten und eilfften Buch unser Erklärung des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-350 http://d-nb.info/gnd/118590995 http://viaf.org/viaf/88342447">Ovidius</persName>. Etliche machen seinen Wagen von Hähnen gezogen: andere von zweyen Störchen. Daß er den Hahn bey sich hat/ geschicht/ weil er ein Gott der Kauffmannschafft/ des Gewinns/ und fast aller Künste ist/ darinnen die Menschen müssen fleissig und Wacker seyn/ als der Hahn/ der für der Wachsamkeit gehalten wird. Etliche halten darfür/ dieweil <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-342 http://d-nb.info/gnd/118641077 http://viaf.org/viaf/102459012">Mercurius</persName> bedeute die Vernunfft/ und das Liecht/ so zum Erkändtnus der Dinge anleitet; daß also der Hahn andeute/ wie wacker/ sorgfältig und fleissig die Weisen seyn sollen: dann ihnen nicht anstehe/ die gantze Nacht durch zu schlaffen. Belangend die Störche/ dieweil sein Schlangenstab Frieden bedeutet/ und allen Zwiespalt darnieder legt: als ist zu wissen/ daß beym Frieden Eintracht und Treue/ für welche Einige die Störche zu einem Kennzeichen nehmen; Andere wollen hierzu haben die Krähe/ die/ wann sie ihren Gatten verloren/ allzeit einsam bleiben solle/ wie unter andern <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2035 http://d-nb.info/gnd/119160285 http://viaf.org/viaf/100219416">Elianus</persName> bezeuget. Sie machen unterweilen des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-342 http://d-nb.info/gnd/118641077 http://viaf.org/viaf/102459012">Mercurius</persName> Bild auch vierecket/ sein Haupt auf einen viereckten steinern Pfeiler stellende/ gleich als einen Gott/ und diese pflegte man Hermes zunennen. Einige wollen sagen/ es beweise dis die Krafft und Beständigkeit der Vernunfft/ oder Tugendhafftigkeit/ und daß ihre rechte Nachfolger vom Unglück nicht bewegt würden/ wie hart es ihnen auch fallen möchte.</p>
            <p rendition="#c" xml:id="p1296.1"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-133 http://d-nb.info/gnd/118651439 http://viaf.org/viaf/27864934">Bacchus</persName>.</p>
            <p><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1917 http://d-nb.info/gnd/118594044 http://viaf.org/viaf/89765385">PHilostrates</persName>/ im Gemählde der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-496 http://d-nb.info/gnd/118645676 http://viaf.org/viaf/50609974">Ariadne</persName>/ sagt/ daß Kennzeichen gnug seyn/ den <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2419 http://d-nb.info/gnd/118679759 http://viaf.org/viaf/50019379">Dionysius</persName> oder <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-133 http://d-nb.info/gnd/118651439 http://viaf.org/viaf/27864934">Bachus</persName> zu unterscheiden/ für dem jenigen/ der etwas zeichnen oder possiren kan: dann ein Krantz von Epheu- oder Eppich-Zweiglein/ mit seinen Krön- oder Träublein/ beweiset/ daß es <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2419 http://d-nb.info/gnd/118679759 http://viaf.org/viaf/50019379">Dionysius</persName> sey/ ob auch schon das Werck nicht besonders wäre. So bezeigen auch die zwey neu hervorwachsende Hörnlein an seinen Haupt-Schläfen/ daß er es/ und niemand anders sey. Das Panther-Thier ist ebenmässig eines von seinen Kennzeichen; dieweil ihn aber <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1917 http://d-nb.info/gnd/118594044 http://viaf.org/viaf/89765385">Philostrates</persName> alhier/ als in Liebe truncken/ und die schlafende <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-496 http://d-nb.info/gnd/118645676 http://viaf.org/viaf/50609974">Ariadne</persName> zu erschleichen gehend<cb/>
beschreibet/ stellet er ihn vor/ in einem schönen Purpur-Mantel/ am Haupte mit Rosen umkräntzet/ die Lantze aber mit Epheu beflochten/ Hirschhäute/ Bachanten oder seine rasende Opffer-Frauen/ mit ihren Cymbeln/ oder die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3784">Satyren</persName>/ mit den Rohr-Pfeiffen (die ihn sonsten zu begleiten pflegen) waren hier nicht vonnöhten: Ja/ auch <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-470 http://d-nb.info/gnd/118789406 http://viaf.org/viaf/8183772">Pan</persName> selbst enthlielte sich alles Hüpffens und tantzens/ weil er besorgte die Jungfer aufzuwecken. Diese Hörnlein deuten an/ daß der Wein kühn und verwegen mache. Dieser <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-133 http://d-nb.info/gnd/118651439 http://viaf.org/viaf/27864934">Bachus</persName>/ ob er zwar gemeiniglich/ als ein junger Mann/ ausgebildet wird/ mit einem ohnbärtig-frölichem Angesichte; iedoch ward er auch vor Alters sauersichtig/ versoffen/ kahlköpffig/ und mit einem langem Bart gebildet: dann der Wein unmässig getruncken/ den Menschen verstellt/ garstig und zornig machet: mässig aber gebraucht/ erfreuet er das Hertz. Das Alter deutet auch an/ daß alte Leute Trunckliebend zu werden pflegen. Aber hiervon haben <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">wir</persName> weitläufftig gehandelt/ im dritten Buch der Erklär- oder Auslegung unsers <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-350 http://d-nb.info/gnd/118590995 http://viaf.org/viaf/88342447">Ovidius</persName>. Weil nun <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-133 http://d-nb.info/gnd/118651439 http://viaf.org/viaf/27864934">Bachus</persName> der Wein ist/ hat er unterschiedliche Kinder/ als die Freymütigkeit/ Viel-Wort/ Gelach/ Gesang/ Geschrey/ Getäntze/ Gefecht und dergleichen Gefolge und Poetische Gesellschafft mehr. Seinen Pflegvatter den alten <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-4584">Satyr</persName> <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1097">Silenus</persName></hi> auf dem Esel/ und dergleichen Geschlecht. Sein Wagen ward von Thieren gezogen: Die Armut/ oder der Mangel/ und die waschhafftige Hetze wurden ihm zugeeignet; Das Gefolg der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3784">Satyren</persName>/ deutet Ungeschickligkeit an: Die Tieger-Thiere/ Grausamkeit: Und die Hetz oder Aelster/ die Unbändigkeit der Zungen.</p>
            <p rendition="#c"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-128 http://d-nb.info/gnd/118862294 http://viaf.org/viaf/15567160">Ceres</persName>.</p>
            <p>DIe <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-128 http://d-nb.info/gnd/118862294 http://viaf.org/viaf/15567160">Ceres</persName> hatte einen Wagen/ so von Drachen gezogen ward/ in der Hand trug sie eine Fackel/ und Mohnhäupter/ auch unterweiln eine Sichel/ deren Erklärung in der Auslegung des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-350 http://d-nb.info/gnd/118590995 http://viaf.org/viaf/88342447">Ovidius</persName>/ in fünfften Buch beschrieben zu finden. Sie war auch ausgebildet mit einem Pferde-Haupte/ dieweil sie in eine Stutte verwandelt worden ward/ da <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-528 http://d-nb.info/gnd/11952354X http://viaf.org/viaf/8199845">Neptunus</persName> ihrer Gesellschafft genosse/ als in besagter Auslegung der Verwandlungs-Bücher zu sehen ist. Ihre Pferd-Mähne/ oder Haar waren lauter Schlangen/ und andre wilde Thiere/ die um ihren Hals herum spielten: Sie trug ein lang Kleid/ und in der Hand einen Delphin/ in der anderen aber eine Taube. Durch die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-128 http://d-nb.info/gnd/118862294 http://viaf.org/viaf/15567160">Ceres</persName> wird auch die Erde verstanden/ und unterweilen das Korn.</p>
            <p rendition="#c" xml:id="p1296.3"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-470 http://d-nb.info/gnd/118789406 http://viaf.org/viaf/8183772">Pan</persName>.</p>
            <p>VOn dem Geis-Füssigen Springer/ dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-470 http://d-nb.info/gnd/118789406 http://viaf.org/viaf/8183772">Pan</persName>/ ist zur Gnüge/ im ersten Buch vorbedeuteter Auslegung erzehlt worden/ woselbsten auch vor iedweden der andern Götter/ an ihren gehörigen Orten/ kan gelesen werden.</p>
            <p rendition="#c">Ende dieses Büchleins.</p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[Metamorphosis, S. 173]/0349] Mantel. Vor seinem Wagen flog die vieläugige Fama her/ worvon/ im vierdten Buch der Verwandlungs-Bücher unsers Ovidius/ mit mehrern zu lesen. Mercurius. DEr Mercurius ward ausgebildet oder gemahlt/ als ein schön und lieblicher Jüngling ohne Bart/ gantz nacket/ ausgenommen/ daß ihm über die Schultern ab ein kleines Mäntlein hieng: Er hielte in seiner rechten Hand einen Beutel/ welcher auf dem Haupte eines Bocks/ der ihm vor den Füssen lag/ aufstund oder ruhete: in der lincken Hand hatte er einen schlancken Stock: neben ihm stund auch ein Hahn; Ferner auch seine Fers-Schwingen und Haupt-Flügel/ wie wir ihn beschrieben haben/ im ersten und eilfften Buch unser Erklärung des Ovidius. Etliche machen seinen Wagen von Hähnen gezogen: andere von zweyen Störchen. Daß er den Hahn bey sich hat/ geschicht/ weil er ein Gott der Kauffmannschafft/ des Gewinns/ und fast aller Künste ist/ darinnen die Menschen müssen fleissig und Wacker seyn/ als der Hahn/ der für der Wachsamkeit gehalten wird. Etliche halten darfür/ dieweil Mercurius bedeute die Vernunfft/ und das Liecht/ so zum Erkändtnus der Dinge anleitet; daß also der Hahn andeute/ wie wacker/ sorgfältig und fleissig die Weisen seyn sollen: dann ihnen nicht anstehe/ die gantze Nacht durch zu schlaffen. Belangend die Störche/ dieweil sein Schlangenstab Frieden bedeutet/ und allen Zwiespalt darnieder legt: als ist zu wissen/ daß beym Frieden Eintracht und Treue/ für welche Einige die Störche zu einem Kennzeichen nehmen; Andere wollen hierzu haben die Krähe/ die/ wann sie ihren Gatten verloren/ allzeit einsam bleiben solle/ wie unter andern Elianus bezeuget. Sie machen unterweilen des Mercurius Bild auch vierecket/ sein Haupt auf einen viereckten steinern Pfeiler stellende/ gleich als einen Gott/ und diese pflegte man Hermes zunennen. Einige wollen sagen/ es beweise dis die Krafft und Beständigkeit der Vernunfft/ oder Tugendhafftigkeit/ und daß ihre rechte Nachfolger vom Unglück nicht bewegt würden/ wie hart es ihnen auch fallen möchte. Bacchus. PHilostrates/ im Gemählde der Ariadne/ sagt/ daß Kennzeichen gnug seyn/ den Dionysius oder Bachus zu unterscheiden/ für dem jenigen/ der etwas zeichnen oder possiren kan: dann ein Krantz von Epheu- oder Eppich-Zweiglein/ mit seinen Krön- oder Träublein/ beweiset/ daß es Dionysius sey/ ob auch schon das Werck nicht besonders wäre. So bezeigen auch die zwey neu hervorwachsende Hörnlein an seinen Haupt-Schläfen/ daß er es/ und niemand anders sey. Das Panther-Thier ist ebenmässig eines von seinen Kennzeichen; dieweil ihn aber Philostrates alhier/ als in Liebe truncken/ und die schlafende Ariadne zu erschleichen gehend beschreibet/ stellet er ihn vor/ in einem schönen Purpur-Mantel/ am Haupte mit Rosen umkräntzet/ die Lantze aber mit Epheu beflochten/ Hirschhäute/ Bachanten oder seine rasende Opffer-Frauen/ mit ihren Cymbeln/ oder die Satyren/ mit den Rohr-Pfeiffen (die ihn sonsten zu begleiten pflegen) waren hier nicht vonnöhten: Ja/ auch Pan selbst enthlielte sich alles Hüpffens und tantzens/ weil er besorgte die Jungfer aufzuwecken. Diese Hörnlein deuten an/ daß der Wein kühn und verwegen mache. Dieser Bachus/ ob er zwar gemeiniglich/ als ein junger Mann/ ausgebildet wird/ mit einem ohnbärtig-frölichem Angesichte; iedoch ward er auch vor Alters sauersichtig/ versoffen/ kahlköpffig/ und mit einem langem Bart gebildet: dann der Wein unmässig getruncken/ den Menschen verstellt/ garstig und zornig machet: mässig aber gebraucht/ erfreuet er das Hertz. Das Alter deutet auch an/ daß alte Leute Trunckliebend zu werden pflegen. Aber hiervon haben wir weitläufftig gehandelt/ im dritten Buch der Erklär- oder Auslegung unsers Ovidius. Weil nun Bachus der Wein ist/ hat er unterschiedliche Kinder/ als die Freymütigkeit/ Viel-Wort/ Gelach/ Gesang/ Geschrey/ Getäntze/ Gefecht und dergleichen Gefolge und Poetische Gesellschafft mehr. Seinen Pflegvatter den alten Satyr Silenus auf dem Esel/ und dergleichen Geschlecht. Sein Wagen ward von Thieren gezogen: Die Armut/ oder der Mangel/ und die waschhafftige Hetze wurden ihm zugeeignet; Das Gefolg der Satyren/ deutet Ungeschickligkeit an: Die Tieger-Thiere/ Grausamkeit: Und die Hetz oder Aelster/ die Unbändigkeit der Zungen. Ceres. DIe Ceres hatte einen Wagen/ so von Drachen gezogen ward/ in der Hand trug sie eine Fackel/ und Mohnhäupter/ auch unterweiln eine Sichel/ deren Erklärung in der Auslegung des Ovidius/ in fünfften Buch beschrieben zu finden. Sie war auch ausgebildet mit einem Pferde-Haupte/ dieweil sie in eine Stutte verwandelt worden ward/ da Neptunus ihrer Gesellschafft genosse/ als in besagter Auslegung der Verwandlungs-Bücher zu sehen ist. Ihre Pferd-Mähne/ oder Haar waren lauter Schlangen/ und andre wilde Thiere/ die um ihren Hals herum spielten: Sie trug ein lang Kleid/ und in der Hand einen Delphin/ in der anderen aber eine Taube. Durch die Ceres wird auch die Erde verstanden/ und unterweilen das Korn. Pan. VOn dem Geis-Füssigen Springer/ dem Pan/ ist zur Gnüge/ im ersten Buch vorbedeuteter Auslegung erzehlt worden/ woselbsten auch vor iedweden der andern Götter/ an ihren gehörigen Orten/ kan gelesen werden. Ende dieses Büchleins.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Sandrart.net: Bereitstellung der Texttranskription in XML/TEI. (2013-05-21T09:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus sandrart.net entsprechen muss.
Sandrart.net: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2013-05-21T09:54:31Z)
Frederike Neuber: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-05-21T09:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Bei Worttrennungen am Spalten- oder Seitenumbruch, steht das gesamte Wort auf der vorhergehenden Spalte bzw. Seite.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0203_1679
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0203_1679/349
Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,3. Nürnberg, 1679, S. [Metamorphosis, S. 173]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0203_1679/349>, abgerufen am 25.04.2024.