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Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680.

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[Spaltenumbruch] grosse Verwunderung zu machen/ die aber bald wiederum verschwindet/ und den vorhero in Würden stehenden Menschen so gar verläst/ daß er der Allerverachteste seyn muß.

Dieweil wir aber auff diese Abhandlung kommen/ wollen wir dieselbe fortsetzen/ weil uns ohne das nichts vom Monde mehr zu sagen übrig ist. Diesen Gebrauch der kleinen Warum die Alten kleine Monden auf ihren Schuhen getragen. Monden schrieben einige den Arcadiern zu/ die sich unter allen Griechen die Aeltste und Edleste zu seyn rühmten/ und sich selbst beredeten/ sie wären vor Erschaffung deß Monds schon gewesen. In welche Meinung sie gerahten/ dieweil Arcadien mitten in Peloponnesus gelegen/ wann mans nach der Länge betrachtet/ und in seiner Höhe gantz Griechenland übertraff/ auch mit vielen hohen Bergen angefüllt war. Daher man sagt/ daß die Arcadier zur Zeit der Sündfluth/ weil sie sich auf die hohen Berge salvirt, und daselbst aufgehalten/ biß die Wasser sich wiederum verlauffen/ allein überblieben: indem sie aber aus denen Hölen[Spaltenumbruch] wiederumb hervorgekrochen/ und den Mond gesehen/ haben sie sich eingebildet/ es sey der Alte mit den übrigen Dingen zu Grunde gangen/ und nunmehro ein neuer geboren worden. Aus Anleitung solcher Gelegenheit haben sie sich für die älteste und edelste Nation zu rühmen pflegen/ als die dem Mond am Alterthum weit vorgiengen. Wiewohl es auch seyn kan/ daß die Römer darum sich der besagten kleinen Monden bedient/ damit sie dardurch ihren alten Adel zu verstehen geben möchten. Wie dann auch die Athenienser/ als die sich ebenmässig älter als alle andere Menschen aus der Erde entsprungen zu seyn beweisen wolten/ in den Haaren güldene Heuschrecken trugen/ welche auf wunderbare Weise darein verwickelt zu sehen waren/ wie solches Svidas bezeuget. Athenäus aber ziehet diesen Gebrauch zu der Athenienser Wollüsten/ wann die Junge-Gesellen sich an der Stirn mit güldnen Heuschrecken zu zieren gepfleget.



Von dem Jupiter. [Spaltenumbruch]

PLATTE E.Der Jupiter.ES hatte der Jupiter/ nachdem er seinen Vatter/ den Saturnus/ aus dem Himmel auf die Erde gestoßen/ bey den Alten ihme einen solchen Ruhm erworben/ daß er/ wie aus den Fabeln zu ersehen/ bey allen/ für den Höchsten Gott gehalten worden: Dannenhero man ihm aller Orten Tempel/ Altäre und Bilder aufgerichtet/ also daß er von jederman für einen König und Herrn der Welt/ als der alles in seiner Gewalt hätte/ gehalten wurde. Wie man ihn dann auch den Besten und grösten nennte/ und seine Gütigkeit in aller Menschen Hülff-Ertheilung nicht gnugsam herauszustreichen wuste/ als der nicht allein gutes zu thun willig und bereit wäre/ sondern auch solches wircklich leisten könnte und vermögte/ weil er mit solcher Macht ausgerüstet/ daß derselben niemand entgehen könnte. Wie er dann auch bey den Lateinern den Namen Jupiter/ woher er seinen Namen. Jupiter von juvando, oder helffen/ und bey den Griechen von Leben/ den Namen überkommen/ dieweil man davor gehalten/ daß er allen Menschen das Leben gebe und mittheile. Dannenhero ihn die Platonisten nicht unfüglich für die Seele der Welt/ die alles durchdringe/ gehalten haben. So sind auch einige der Meinung gewesen/ er sey die göttliche Krafft/ so dieses allgemeine Welt-Rund geschaffen/ und die erschaffene Dinge mit höchster Providentz verwalte/ welches[Spaltenumbruch] Werck wir sonsten allein dem wahren GOTT zuschreiben. Von diesem redet Jamblichus in seinem Buche von der Egypter Geheimnußen ohngefehr auf solche Weise: Dieweil GOTT aus allen Dingen hervorleuchtet/ seinen Glantz gleichsam von allen abgesondert von sich ausstrahlet/ und aus sich selbst tüchtig/ von niemand abhängig/ über der Welt Jupiter sitzt auf dem Wasserbaum Lotus. einhergehet/ haben ihn die Egypter auf dem Wasserbaum Lotus genannt/ sitzend abgehildet: dardurch anzudeuten/ daß die Materia/ woraus die Welt erschaffen und zusammen gesetzet worden/ ihme unterthänig sey/ und daß selbige auf eine/ unserm Verstand unerforschliche/ Weise von ihm verwaltet werde; dann solche seine Regierung ist keinem Sinne unterworffen/ weil sie mit völligen Verstand und Vernufft muß begriffen werden/ wie solches durch den erwähnten Wasserbaum vorgebildet wird/ als deßen Zweige und Früchte rund sind; denn das Göttliche Gemüht wird in sich selbst in einem Circul gedrehet/ ist allezeit auf einerley Weise verständig/ und regieret alles. Dannenhero die jenige Monarchie/ so das oberste Fürstenthumb genennt wird/ allen Dingen verborgen/ und unbeweglich bleibet/ allezeit in solcher Ruh und Stille beharret/ alles regieret/ allen Dingen Bewegung giebt/ Jupiter ist allenthalben. und alles versorget. Dieses alles haben die Alten dem grossen Jupiter zugeschrieben/ als der/ als ein Himmels-König/ in dem obersten Theil dieses gantzen Welt-Rundes seinen

[Spaltenumbruch] grosse Verwunderung zu machen/ die aber bald wiederum verschwindet/ und den vorhero in Würden stehenden Menschen so gar verläst/ daß er der Allerverachteste seyn muß.

Dieweil wir aber auff diese Abhandlung kommen/ wollen wir dieselbe fortsetzen/ weil uns ohne das nichts vom Monde mehr zu sagen übrig ist. Diesen Gebrauch der kleinen Warum die Alten kleine Monden auf ihren Schuhen getragen. Monden schrieben einige den Arcadiern zu/ die sich unter allen Griechen die Aeltste und Edleste zu seyn rühmten/ und sich selbst beredeten/ sie wären vor Erschaffung deß Monds schon gewesen. In welche Meinung sie gerahten/ dieweil Arcadien mitten in Peloponnesus gelegen/ wann mans nach der Länge betrachtet/ und in seiner Höhe gantz Griechenland übertraff/ auch mit vielen hohen Bergen angefüllt war. Daher man sagt/ daß die Arcadier zur Zeit der Sündfluth/ weil sie sich auf die hohen Berge salvirt, und daselbst aufgehalten/ biß die Wasser sich wiederum verlauffen/ allein überblieben: indem sie aber aus denen Hölen[Spaltenumbruch] wiederumb hervorgekrochen/ und den Mond gesehen/ haben sie sich eingebildet/ es sey der Alte mit den übrigen Dingen zu Grunde gangen/ und nunmehro ein neuer geboren worden. Aus Anleitung solcher Gelegenheit haben sie sich für die älteste und edelste Nation zu rühmen pflegen/ als die dem Mond am Alterthum weit vorgiengen. Wiewohl es auch seyn kan/ daß die Römer darum sich der besagten kleinen Monden bedient/ damit sie dardurch ihren alten Adel zu verstehen geben möchten. Wie dann auch die Athenienser/ als die sich ebenmässig älter als alle andere Menschen aus der Erde entsprungen zu seyn beweisen wolten/ in den Haaren güldene Heuschrecken trugen/ welche auf wunderbare Weise darein verwickelt zu sehen waren/ wie solches Svidas bezeuget. Athenäus aber ziehet diesen Gebrauch zu der Athenienser Wollüsten/ wann die Junge-Gesellen sich an der Stirn mit güldnen Heuschrecken zu zieren gepfleget.



Von dem Jupiter. [Spaltenumbruch]

PLATTE E.Der Jupiter.ES hatte der Jupiter/ nachdem er seinen Vatter/ den Saturnus/ aus dem Himmel auf die Erde gestoßen/ bey den Alten ihme einen solchen Ruhm erworben/ daß er/ wie aus den Fabeln zu ersehen/ bey allen/ für den Höchsten Gott gehalten worden: Dannenhero man ihm aller Orten Tempel/ Altäre und Bilder aufgerichtet/ also daß er von jederman für einen König und Herrn der Welt/ als der alles in seiner Gewalt hätte/ gehalten wurde. Wie man ihn dann auch den Besten und grösten nennte/ und seine Gütigkeit in aller Menschen Hülff-Ertheilung nicht gnugsam herauszustreichen wuste/ als der nicht allein gutes zu thun willig und bereit wäre/ sondern auch solches wircklich leisten könnte und vermögte/ weil er mit solcher Macht ausgerüstet/ daß derselben niemand entgehen könnte. Wie er dann auch bey den Lateinern den Namen Jupiter/ woher er seinen Namen. Jupiter von juvando, oder helffen/ und bey den Griechen von Leben/ den Namen überkommen/ dieweil man davor gehalten/ daß er allen Menschen das Leben gebe und mittheile. Dannenhero ihn die Platonisten nicht unfüglich für die Seele der Welt/ die alles durchdringe/ gehalten haben. So sind auch einige der Meinung gewesen/ er sey die göttliche Krafft/ so dieses allgemeine Welt-Rund geschaffen/ und die erschaffene Dinge mit höchster Providentz verwalte/ welches[Spaltenumbruch] Werck wir sonsten allein dem wahren GOTT zuschreiben. Von diesem redet Jamblichus in seinem Buche von der Egypter Geheimnußen ohngefehr auf solche Weise: Dieweil GOTT aus allen Dingen hervorleuchtet/ seinen Glantz gleichsam von allen abgesondert von sich ausstrahlet/ und aus sich selbst tüchtig/ von niemand abhängig/ über der Welt Jupiter sitzt auf dem Wasserbaum Lotus. einhergehet/ haben ihn die Egypter auf dem Wasserbaum Lotus genannt/ sitzend abgehildet: dardurch anzudeuten/ daß die Materia/ woraus die Welt erschaffen und zusammen gesetzet worden/ ihme unterthänig sey/ und daß selbige auf eine/ unserm Verstand unerforschliche/ Weise von ihm verwaltet werde; dann solche seine Regierung ist keinem Sinne unterworffen/ weil sie mit völligen Verstand und Vernufft muß begriffen werden/ wie solches durch den erwähnten Wasserbaum vorgebildet wird/ als deßen Zweige und Früchte rund sind; denn das Göttliche Gemüht wird in sich selbst in einem Circul gedrehet/ ist allezeit auf einerley Weise verständig/ und regieret alles. Dannenhero die jenige Monarchie/ so das oberste Fürstenthumb genennt wird/ allen Dingen verborgen/ und unbeweglich bleibet/ allezeit in solcher Ruh und Stille beharret/ alles regieret/ allen Dingen Bewegung giebt/ Jupiter ist allenthalben. und alles versorget. Dieses alles haben die Alten dem grossen Jupiter zugeschrieben/ als der/ als ein Himmels-König/ in dem obersten Theil dieses gantzen Welt-Rundes seinen

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[TA 1680, Iconologia Deorum, S. 47/0107] grosse Verwunderung zu machen/ die aber bald wiederum verschwindet/ und den vorhero in Würden stehenden Menschen so gar verläst/ daß er der Allerverachteste seyn muß. Dieweil wir aber auff diese Abhandlung kommen/ wollen wir dieselbe fortsetzen/ weil uns ohne das nichts vom Monde mehr zu sagen übrig ist. Diesen Gebrauch der kleinen Monden schrieben einige den Arcadiern zu/ die sich unter allen Griechen die Aeltste und Edleste zu seyn rühmten/ und sich selbst beredeten/ sie wären vor Erschaffung deß Monds schon gewesen. In welche Meinung sie gerahten/ dieweil Arcadien mitten in Peloponnesus gelegen/ wann mans nach der Länge betrachtet/ und in seiner Höhe gantz Griechenland übertraff/ auch mit vielen hohen Bergen angefüllt war. Daher man sagt/ daß die Arcadier zur Zeit der Sündfluth/ weil sie sich auf die hohen Berge salvirt, und daselbst aufgehalten/ biß die Wasser sich wiederum verlauffen/ allein überblieben: indem sie aber aus denen Hölen wiederumb hervorgekrochen/ und den Mond gesehen/ haben sie sich eingebildet/ es sey der Alte mit den übrigen Dingen zu Grunde gangen/ und nunmehro ein neuer geboren worden. Aus Anleitung solcher Gelegenheit haben sie sich für die älteste und edelste Nation zu rühmen pflegen/ als die dem Mond am Alterthum weit vorgiengen. Wiewohl es auch seyn kan/ daß die Römer darum sich der besagten kleinen Monden bedient/ damit sie dardurch ihren alten Adel zu verstehen geben möchten. Wie dann auch die Athenienser/ als die sich ebenmässig älter als alle andere Menschen aus der Erde entsprungen zu seyn beweisen wolten/ in den Haaren güldene Heuschrecken trugen/ welche auf wunderbare Weise darein verwickelt zu sehen waren/ wie solches Svidas bezeuget. Athenäus aber ziehet diesen Gebrauch zu der Athenienser Wollüsten/ wann die Junge-Gesellen sich an der Stirn mit güldnen Heuschrecken zu zieren gepfleget. Warum die Alten kleine Monden auf ihren Schuhen getragen. Von dem Jupiter. ES hatte der Jupiter/ nachdem er seinen Vatter/ den Saturnus/ aus dem Himmel auf die Erde gestoßen/ bey den Alten ihme einen solchen Ruhm erworben/ daß er/ wie aus den Fabeln zu ersehen/ bey allen/ für den Höchsten Gott gehalten worden: Dannenhero man ihm aller Orten Tempel/ Altäre und Bilder aufgerichtet/ also daß er von jederman für einen König und Herrn der Welt/ als der alles in seiner Gewalt hätte/ gehalten wurde. Wie man ihn dann auch den Besten und grösten nennte/ und seine Gütigkeit in aller Menschen Hülff-Ertheilung nicht gnugsam herauszustreichen wuste/ als der nicht allein gutes zu thun willig und bereit wäre/ sondern auch solches wircklich leisten könnte und vermögte/ weil er mit solcher Macht ausgerüstet/ daß derselben niemand entgehen könnte. Wie er dann auch bey den Lateinern den Namen Jupiter von juvando, oder helffen/ und bey den Griechen von Leben/ den Namen überkommen/ dieweil man davor gehalten/ daß er allen Menschen das Leben gebe und mittheile. Dannenhero ihn die Platonisten nicht unfüglich für die Seele der Welt/ die alles durchdringe/ gehalten haben. So sind auch einige der Meinung gewesen/ er sey die göttliche Krafft/ so dieses allgemeine Welt-Rund geschaffen/ und die erschaffene Dinge mit höchster Providentz verwalte/ welches Werck wir sonsten allein dem wahren GOTT zuschreiben. Von diesem redet Jamblichus in seinem Buche von der Egypter Geheimnußen ohngefehr auf solche Weise: Dieweil GOTT aus allen Dingen hervorleuchtet/ seinen Glantz gleichsam von allen abgesondert von sich ausstrahlet/ und aus sich selbst tüchtig/ von niemand abhängig/ über der Welt einhergehet/ haben ihn die Egypter auf dem Wasserbaum Lotus genannt/ sitzend abgehildet: dardurch anzudeuten/ daß die Materia/ woraus die Welt erschaffen und zusammen gesetzet worden/ ihme unterthänig sey/ und daß selbige auf eine/ unserm Verstand unerforschliche/ Weise von ihm verwaltet werde; dann solche seine Regierung ist keinem Sinne unterworffen/ weil sie mit völligen Verstand und Vernufft muß begriffen werden/ wie solches durch den erwähnten Wasserbaum vorgebildet wird/ als deßen Zweige und Früchte rund sind; denn das Göttliche Gemüht wird in sich selbst in einem Circul gedrehet/ ist allezeit auf einerley Weise verständig/ und regieret alles. Dannenhero die jenige Monarchie/ so das oberste Fürstenthumb genennt wird/ allen Dingen verborgen/ und unbeweglich bleibet/ allezeit in solcher Ruh und Stille beharret/ alles regieret/ allen Dingen Bewegung giebt/ und alles versorget. Dieses alles haben die Alten dem grossen Jupiter zugeschrieben/ als der/ als ein Himmels-König/ in dem obersten Theil dieses gantzen Welt-Rundes seinen PLATTE E.Der Jupiter. Jupiter/ woher er seinen Namen. Jupiter sitzt auf dem Wasserbaum Lotus. Jupiter ist allenthalben.

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680, S. TA 1680, Iconologia Deorum, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680/107>, abgerufen am 28.03.2024.