Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] Kragen/ über alle empor/ gar hüpsch und deutlich sich zeiget. Die alten Wahrsager und Zeichendeuter/ eigneten dem Han eine Kraft wider die Hexerey und anderes Unglück zu/ und gebrauchten sich dessen aus dem Schweif gezogener krummen Federn/ an stat eines Schutzes. Lucianus setzet den Han zum Mercurio/ und führet ihn ein/ wie er mit Micillo redet/ deme er erzehlet/ daß er der vormals vortrefflich-gewesene Wahrsager/ jetzt der in einen Han verwandelte Pythagoras sey. Das bäurische und ziegenhafte Angesicht/ so bey des Widers Haupt zu sehen/ stellet den Gott Pan vor/ als eine Verwahrung gegen alle Furcht und Schrecken: weil einige unversehene Schrecken Panici genennet worden/ so von diesem Gott sollen hergerühret haben. Diese Abbildung aber ist aus einem alten Niccolo-Stein abgesehen worden.

6. Ein anders/ der Vogel Ibis. Das andere Amuletum, stellet den Vogel Ibis vor/ welcher an den Hieroglyphischen Obeliscis, die dem Osiris und der Isis/ als guten und heilsamen Geistern gewiedmet worden/ zu ersehen. Dieser Vogel tritt auf den Crocodil/ das ist/ auf den Typhonem oder bösen[Spaltenumbruch] schädlichen Geist/ nach Lehre der Egypter/ welche glaubten/ daß die Welt von zweyen Fürsten/ deren einer ein Urheber des Guten/ der andere des Bösen seye/ regiret würde. Dieser Vogel Ibis war den Egyptiern so geneigt/ daß er auch die schädliche Schlangen erwürgte/ und die Landschafft von allen gifftigen Thieren reinigte. Eben dergleichen Meinung hatten sie auch vom Jupiter Ammon/ der den giftigen ungeheuren Drachen/ worunter sie den Typhon verstehen/ soll verschlungen haben. Der Janus mit seinen zwey Gesichtern/ bedeutet hier die Kraft der Sonne und Osiridis/ vom Aufgang bis zum Niedergang/ bey Tag und bey Nacht. Diese Meinung und Hieroglyphische Bildung/ ist aus Egypten nach Griechenland/ und so fort in Italien überbracht worden. Gegenwärtige Chimaera aber/ ist aus einem alten oder antichen Onyx-Stein entnommen/ welche ich hier auch mit beysetzen wollen.



Leben und Tod des Menschen/
aus den Fabuln/ und geheimer Philosophie der Alten
vorgebildet; wie solche/ auf einer Todten-Kiste/ in des
Prinzen Camilli Pamphili Palast
sich
annoch befinden.
[Spaltenumbruch]

VITA ET MORS HOMINIS. PLATTE D. D. und E.E. ANfangs thut sich ein zweyfaches Geschlecht der Menschen hervor/ als nemlich (1) Mann und Weib; welche beede sich von dem Ort der Glückseeligkeit zu denen Elementen begeben/ und hernieder lassen: wie Plato/ Hierocles und Macrobius/ als bewehrte Zeugen/ satsamen und ausführlichen Bericht hiervon erstatten. Man solte zwar/ dem ersten Ansehen nach/ vielleicht dafür halten/ ob würden Adam und Eva dadurch vorstellig gemacht; allein der Innhalt des folgenden Wercks bezeugt vielmehr das Widerspiel. Darauf folgen (2) des Vulcani Werckstadt/ oder die Wärme/ als die wolgeübte Meisterin aller natürlichen Wercke; und dann (3) die Erde/ als dero Mutter/ die ihnen Leben und Nahrung gibt; dessen gewisses Kennzeichen das jenige Fruchthorn ist/ welches sie vor ihr trägt und hält. Dabey findt sich auch (4) der[Spaltenumbruch] Neptunus/ mit seiner natürlichen Feuchtigkeit/ ein; welche/ wofern sie mit der natürlichen Wärme vereinbaret/ der Ursprung und Anfang aller natürlichen Dinge mit Recht genennet/ und dafür erkennet werden mag. Folgends regt und bewegt sich (5) der Wind/ oder Luftgeist/ samt (6) der Göttinn Minerva; als welche auch selbst nicht weniger für den aller reinsten Theil des Himmels gehalten wird. Immittelst bildet (7) der Prometheus einen Menschen/ und fügt die elementarischen Stücke zu seinem Werck. Nachmals setzt (8) die Göttin Minerva einen Zwiefalter/ oder Sommervogel dem Menschen auf das Haubt/ als ein Schloß oder Residenz des menschlichen Verstandes. Uberdiß ergreifft und umfäht gleichsam (9) die Seele die natürliche Liebe und angeborne Zuneigung; denn nachdem sie mit den Elementen überkleidet/ so wird sie mit den Affecten auf das allergenäuste verbunden. Das jenige (10) Weib/ so mit einem Schreibstiel

[Spaltenumbruch] Kragen/ über alle empor/ gar hüpsch und deutlich sich zeiget. Die alten Wahrsager und Zeichendeuter/ eigneten dem Han eine Kraft wider die Hexerey und anderes Unglück zu/ und gebrauchten sich dessen aus dem Schweif gezogener krummen Federn/ an stat eines Schutzes. Lucianus setzet den Han zum Mercurio/ und führet ihn ein/ wie er mit Micillo redet/ deme er erzehlet/ daß er der vormals vortrefflich-gewesene Wahrsager/ jetzt der in einen Han verwandelte Pythagoras sey. Das bäurische und ziegenhafte Angesicht/ so bey des Widers Haupt zu sehen/ stellet den Gott Pan vor/ als eine Verwahrung gegen alle Furcht und Schrecken: weil einige unversehene Schrecken Panici genennet worden/ so von diesem Gott sollen hergerühret haben. Diese Abbildung aber ist aus einem alten Niccolo-Stein abgesehen worden.

6. Ein anders/ der Vogel Ibis. Das andere Amuletum, stellet den Vogel Ibis vor/ welcher an den Hieroglyphischen Obeliscis, die dem Osiris und der Isis/ als guten und heilsamen Geistern gewiedmet worden/ zu ersehen. Dieser Vogel tritt auf den Crocodil/ das ist/ auf den Typhonem oder bösen[Spaltenumbruch] schädlichen Geist/ nach Lehre der Egypter/ welche glaubten/ daß die Welt von zweyen Fürsten/ deren einer ein Urheber des Guten/ der andere des Bösen seye/ regiret würde. Dieser Vogel Ibis war den Egyptiern so geneigt/ daß er auch die schädliche Schlangen erwürgte/ und die Landschafft von allen gifftigen Thieren reinigte. Eben dergleichen Meinung hatten sie auch vom Jupiter Ammon/ der den giftigen ungeheuren Drachen/ worunter sie den Typhon verstehen/ soll verschlungen haben. Der Janus mit seinen zwey Gesichtern/ bedeutet hier die Kraft der Sonne und Osiridis/ vom Aufgang bis zum Niedergang/ bey Tag und bey Nacht. Diese Meinung und Hieroglyphische Bildung/ ist aus Egypten nach Griechenland/ und so fort in Italien überbracht worden. Gegenwärtige Chimaera aber/ ist aus einem alten oder antichen Onyx-Stein entnommen/ welche ich hier auch mit beysetzen wollen.



Leben und Tod des Menschen/
aus den Fabuln/ und geheimer Philosophie der Alten
vorgebildet; wie solche/ auf einer Todten-Kiste/ in des
Prinzen Camilli Pamphili Palast
sich
annoch befinden.
[Spaltenumbruch]

VITA ET MORS HOMINIS. PLATTE D. D. und E.E. ANfangs thut sich ein zweyfaches Geschlecht der Menschen hervor/ als nemlich (1) Mann und Weib; welche beede sich von dem Ort der Glückseeligkeit zu denen Elementen begeben/ und hernieder lassen: wie Plato/ Hierocles und Macrobius/ als bewehrte Zeugen/ satsamen und ausführlichen Bericht hiervon erstatten. Man solte zwar/ dem ersten Ansehen nach/ vielleicht dafür halten/ ob würden Adam und Eva dadurch vorstellig gemacht; allein der Innhalt des folgenden Wercks bezeugt vielmehr das Widerspiel. Darauf folgen (2) des Vulcani Werckstadt/ oder die Wärme/ als die wolgeübte Meisterin aller natürlichen Wercke; und dann (3) die Erde/ als dero Mutter/ die ihnen Leben und Nahrung gibt; dessen gewisses Kennzeichen das jenige Fruchthorn ist/ welches sie vor ihr trägt und hält. Dabey findt sich auch (4) der[Spaltenumbruch] Neptunus/ mit seiner natürlichen Feuchtigkeit/ ein; welche/ wofern sie mit der natürlichen Wärme vereinbaret/ der Ursprung und Anfang aller natürlichen Dinge mit Recht genennet/ und dafür erkennet werden mag. Folgends regt und bewegt sich (5) der Wind/ oder Luftgeist/ samt (6) der Göttinn Minerva; als welche auch selbst nicht weniger für den aller reinsten Theil des Himmels gehalten wird. Immittelst bildet (7) der Prometheus einen Menschen/ und fügt die elementarischen Stücke zu seinem Werck. Nachmals setzt (8) die Göttin Minerva einen Zwiefalter/ oder Sommervogel dem Menschen auf das Haubt/ als ein Schloß oder Residenz des menschlichen Verstandes. Uberdiß ergreifft und umfäht gleichsam (9) die Seele die natürliche Liebe und angeborne Zuneigung; denn nachdem sie mit den Elementen überkleidet/ so wird sie mit den Affecten auf das allergenäuste verbunden. Das jenige (10) Weib/ so mit einem Schreibstiel

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div>
          <p xml:id="p1565.6"><pb facs="#f0307"/><cb/>
Kragen/ über alle empor/ gar hüpsch und deutlich sich zeiget. Die alten Wahrsager und Zeichendeuter/ eigneten dem Han eine Kraft wider die Hexerey und anderes Unglück zu/ und gebrauchten sich dessen aus dem Schweif gezogener krummen Federn/ an stat eines Schutzes. <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-119 http://d-nb.info/gnd/118575228 http://viaf.org/viaf/89552688">Lucianus</persName> setzet den Han zum <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-342 http://d-nb.info/gnd/118641077 http://viaf.org/viaf/102459012">Mercurio</persName>/ und führet ihn ein/ wie er mit <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-4735">Micillo</persName>  redet/ deme er erzehlet/ daß er der vormals vortrefflich-gewesene Wahrsager/ jetzt der in einen Han verwandelte <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-305 http://d-nb.info/gnd/118597248 http://viaf.org/viaf/102862543">Pythagoras</persName> sey. Das bäurische und ziegenhafte Angesicht/ so bey des Widers Haupt zu sehen/ stellet den Gott <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-470 http://d-nb.info/gnd/118789406 http://viaf.org/viaf/8183772">Pan</persName> vor/ als eine Verwahrung gegen alle Furcht und Schrecken: weil einige unversehene Schrecken Panici genennet worden/ so von diesem Gott sollen hergerühret haben. <name ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-4842" type="artificialWork">Diese Abbildung</name> aber ist aus einem <name ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-5326" type="artificialWork">alten Niccolo-Stein</name> abgesehen worden.</p>
          <p><note xml:id="n1571.1" place="right">6. <name ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-4843" type="artificialWork">Ein anders/ der Vogel <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3678 http://d-nb.info/gnd/4138148-8">Ibis</persName></name>.</note><name ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-4843" type="artificialWork">Das andere <hi rendition="#aq">Amuletum,</hi> stellet den Vogel <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3678 http://d-nb.info/gnd/4138148-8">Ibis</persName> vor/ welcher an den <hi rendition="#aq">Hieroglyphi</hi>schen <hi rendition="#aq">Obeliscis,</hi> die dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-104 http://d-nb.info/gnd/118747770 http://viaf.org/viaf/32792119">Osiris</persName> und der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-105 http://d-nb.info/gnd/118932640 http://viaf.org/viaf/67264837">Isis</persName>/ als guten und heilsamen Geistern gewiedmet worden/ zu ersehen</name>. Dieser Vogel tritt auf den Crocodil/ das ist/ auf den <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-103 http://d-nb.info/gnd/118803077 http://viaf.org/viaf/40174682">Typhonem</persName> oder bösen<cb/>
schädlichen Geist/ nach Lehre der Egypter/ welche glaubten/ daß die Welt von zweyen Fürsten/ deren einer ein Urheber des Guten/ der andere des Bösen seye/ regiret würde. Dieser Vogel <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3678 http://d-nb.info/gnd/4138148-8">Ibis</persName> war den Egyptiern so geneigt/ daß er auch die schädliche Schlangen erwürgte/ und die Landschafft von allen gifftigen Thieren reinigte. Eben dergleichen Meinung hatten sie auch vom <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-99 http://d-nb.info/gnd/118558897 http://viaf.org/viaf/22933410">Jupiter Ammon</persName>/ der den giftigen ungeheuren Drachen/ worunter sie den <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-103 http://d-nb.info/gnd/118803077 http://viaf.org/viaf/40174682">Typhon</persName> verstehen/ soll verschlungen haben. Der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-886">Janus</persName> mit seinen zwey Gesichtern/ bedeutet hier die Kraft der Sonne und <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-104 http://d-nb.info/gnd/118747770 http://viaf.org/viaf/32792119">Osiridis</persName>/ vom Aufgang bis zum Niedergang/ bey Tag und bey Nacht. Diese Meinung und <hi rendition="#aq">Hieroglyphi</hi>sche Bildung/ ist aus <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-331 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7014986">Egypten</placeName> nach <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-336 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=1000074">Griechenland</placeName>/ und so fort in <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-352 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=1000080">Italien</placeName> überbracht worden. <name ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-4843" type="artificialWork">Gegenwärtige <hi rendition="#aq">Chimaera</hi></name> aber/ ist aus einem <name ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-5265" type="artificialWork">alten oder antichen Onyx-Stein entnommen</name>/ welche <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">ich</persName> hier auch mit beysetzen wollen.</p>
        </div>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div xml:id="d1571.1">
          <head>Leben und Tod des Menschen/<lb/>
aus den Fabuln/ und geheimer Philosophie der Alten<lb/>
vorgebildet; wie solche/ auf einer <name ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-4746 http://arachne.uni-koeln.de/item/objekt/16404" type="artificialWork">Todten-Kiste/ in des<lb/><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1471">Prinzen <hi rendition="#aq">Camilli Pamphili</hi> Palast</placeName></name> sich<lb/>
annoch befinden.</head>
          <cb/>
          <p><note xml:id="n1571.2" place="right"><hi rendition="#aq">VITA ET MORS HOMINIS. <ref target="#figure-1566.1567l">PLATTE D. D.</ref></hi> und <ref rendition="#aq" target="#figure-1568.1569l">E.E.</ref></note><hi rendition="#in">A</hi>Nfangs thut sich ein zweyfaches Geschlecht der Menschen hervor/ als nemlich (1) Mann und Weib; welche beede sich von dem Ort der Glückseeligkeit zu denen Elementen begeben/ und hernieder lassen: wie <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-892 http://d-nb.info/gnd/118594893 http://viaf.org/viaf/79033288">Plato</persName>/ <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2340 http://d-nb.info/gnd/102036160 http://viaf.org/viaf/65382611">Hierocles</persName> und <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2400 http://d-nb.info/gnd/118640763 http://viaf.org/viaf/39387062">Macrobius</persName>/ als bewehrte Zeugen/ satsamen und ausführlichen Bericht hiervon erstatten. Man solte zwar/ dem ersten Ansehen nach/ vielleicht dafür halten/ ob würden <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-199 http://d-nb.info/gnd/118646877 http://viaf.org/viaf/36904714">Adam</persName> und <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-200 http://d-nb.info/gnd/118531441 http://viaf.org/viaf/102455812">Eva</persName> dadurch vorstellig gemacht; allein der Innhalt des folgenden Wercks bezeugt vielmehr das Widerspiel. Darauf folgen (2) des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-143 http://d-nb.info/gnd/118770462 http://viaf.org/viaf/42633769">Vulcani</persName> Werckstadt/ oder die Wärme/ als die wolgeübte Meisterin aller natürlichen Wercke; und dann (3) die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1734">Erde</persName>/ als dero Mutter/ die ihnen Leben und Nahrung gibt; dessen gewisses Kennzeichen das jenige Fruchthorn ist/ welches sie vor ihr trägt und hält. Dabey findt sich auch (4) der<cb/>
<persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-528 http://d-nb.info/gnd/11952354X http://viaf.org/viaf/8199845">Neptunus</persName>/ mit seiner natürlichen Feuchtigkeit/ ein; welche/ wofern sie mit der natürlichen Wärme vereinbaret/ der Ursprung und Anfang aller natürlichen Dinge mit Recht genennet/ und dafür erkennet werden mag. Folgends regt und bewegt sich (5) der Wind/ oder Luftgeist/ samt (6) der Göttinn <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-145 http://d-nb.info/gnd/118986155 http://viaf.org/viaf/13107718">Minerva</persName>; als welche auch selbst nicht weniger für den aller reinsten Theil des Himmels gehalten wird. Immittelst bildet (7) der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-121 http://d-nb.info/gnd/118596756 http://viaf.org/viaf/3263350">Prometheus</persName> einen Menschen/ und fügt die elementarischen Stücke zu seinem Werck. Nachmals setzt (8) die Göttin <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-145 http://d-nb.info/gnd/118986155 http://viaf.org/viaf/13107718">Minerva</persName> einen Zwiefalter/ oder Sommervogel dem Menschen auf das Haubt/ als ein Schloß oder Residenz des menschlichen Verstandes. Uberdiß ergreifft und umfäht gleichsam (9) die Seele die natürliche Liebe und angeborne Zuneigung; denn nachdem sie mit den Elementen überkleidet/ so wird sie mit den Affecten auf das allergenäuste verbunden. Das jenige (10) Weib/ so mit einem Schreibstiel
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0307] Kragen/ über alle empor/ gar hüpsch und deutlich sich zeiget. Die alten Wahrsager und Zeichendeuter/ eigneten dem Han eine Kraft wider die Hexerey und anderes Unglück zu/ und gebrauchten sich dessen aus dem Schweif gezogener krummen Federn/ an stat eines Schutzes. Lucianus setzet den Han zum Mercurio/ und führet ihn ein/ wie er mit Micillo redet/ deme er erzehlet/ daß er der vormals vortrefflich-gewesene Wahrsager/ jetzt der in einen Han verwandelte Pythagoras sey. Das bäurische und ziegenhafte Angesicht/ so bey des Widers Haupt zu sehen/ stellet den Gott Pan vor/ als eine Verwahrung gegen alle Furcht und Schrecken: weil einige unversehene Schrecken Panici genennet worden/ so von diesem Gott sollen hergerühret haben. Diese Abbildung aber ist aus einem alten Niccolo-Stein abgesehen worden. Das andere Amuletum, stellet den Vogel Ibis vor/ welcher an den Hieroglyphischen Obeliscis, die dem Osiris und der Isis/ als guten und heilsamen Geistern gewiedmet worden/ zu ersehen. Dieser Vogel tritt auf den Crocodil/ das ist/ auf den Typhonem oder bösen schädlichen Geist/ nach Lehre der Egypter/ welche glaubten/ daß die Welt von zweyen Fürsten/ deren einer ein Urheber des Guten/ der andere des Bösen seye/ regiret würde. Dieser Vogel Ibis war den Egyptiern so geneigt/ daß er auch die schädliche Schlangen erwürgte/ und die Landschafft von allen gifftigen Thieren reinigte. Eben dergleichen Meinung hatten sie auch vom Jupiter Ammon/ der den giftigen ungeheuren Drachen/ worunter sie den Typhon verstehen/ soll verschlungen haben. Der Janus mit seinen zwey Gesichtern/ bedeutet hier die Kraft der Sonne und Osiridis/ vom Aufgang bis zum Niedergang/ bey Tag und bey Nacht. Diese Meinung und Hieroglyphische Bildung/ ist aus Egypten nach Griechenland/ und so fort in Italien überbracht worden. Gegenwärtige Chimaera aber/ ist aus einem alten oder antichen Onyx-Stein entnommen/ welche ich hier auch mit beysetzen wollen. 6. Ein anders/ der Vogel Ibis. Leben und Tod des Menschen/ aus den Fabuln/ und geheimer Philosophie der Alten vorgebildet; wie solche/ auf einer Todten-Kiste/ in des Prinzen Camilli Pamphili Palast sich annoch befinden. ANfangs thut sich ein zweyfaches Geschlecht der Menschen hervor/ als nemlich (1) Mann und Weib; welche beede sich von dem Ort der Glückseeligkeit zu denen Elementen begeben/ und hernieder lassen: wie Plato/ Hierocles und Macrobius/ als bewehrte Zeugen/ satsamen und ausführlichen Bericht hiervon erstatten. Man solte zwar/ dem ersten Ansehen nach/ vielleicht dafür halten/ ob würden Adam und Eva dadurch vorstellig gemacht; allein der Innhalt des folgenden Wercks bezeugt vielmehr das Widerspiel. Darauf folgen (2) des Vulcani Werckstadt/ oder die Wärme/ als die wolgeübte Meisterin aller natürlichen Wercke; und dann (3) die Erde/ als dero Mutter/ die ihnen Leben und Nahrung gibt; dessen gewisses Kennzeichen das jenige Fruchthorn ist/ welches sie vor ihr trägt und hält. Dabey findt sich auch (4) der Neptunus/ mit seiner natürlichen Feuchtigkeit/ ein; welche/ wofern sie mit der natürlichen Wärme vereinbaret/ der Ursprung und Anfang aller natürlichen Dinge mit Recht genennet/ und dafür erkennet werden mag. Folgends regt und bewegt sich (5) der Wind/ oder Luftgeist/ samt (6) der Göttinn Minerva; als welche auch selbst nicht weniger für den aller reinsten Theil des Himmels gehalten wird. Immittelst bildet (7) der Prometheus einen Menschen/ und fügt die elementarischen Stücke zu seinem Werck. Nachmals setzt (8) die Göttin Minerva einen Zwiefalter/ oder Sommervogel dem Menschen auf das Haubt/ als ein Schloß oder Residenz des menschlichen Verstandes. Uberdiß ergreifft und umfäht gleichsam (9) die Seele die natürliche Liebe und angeborne Zuneigung; denn nachdem sie mit den Elementen überkleidet/ so wird sie mit den Affecten auf das allergenäuste verbunden. Das jenige (10) Weib/ so mit einem Schreibstiel VITA ET MORS HOMINIS. PLATTE D. D. und E.E.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Sandrart.net: Bereitstellung der Texttranskription in XML/TEI. (2014-06-24T13:18:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus sandrart.net entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2014-06-24T13:18:31Z)
Benjamin Fiechter: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2014-06-24T13:18:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Bei Worttrennungen am Spalten- oder Seitenumbruch, steht das gesamte Wort auf der vorhergehenden Spalte bzw. Seite.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680/307
Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680/307>, abgerufen am 24.04.2024.