Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] und Beschützer der Städt und Häuser seyen/ deren Gestalt und Verrichtungen sub num. 3. vorgestellet werden.

4. Guter Genius. Der gute Genius/ als ein Bewahrer des Menschlichen Geschlechts und dessen Verrichtungen/ wie auch ein Sohn der Götter/ und als gutthätiger Vatter der Menschen/ ist ein schöner Jüngling mit dem Horn des Uberflusses versehen.

5. Böser Genius. Der böse Genius ist zu sehen in Schreckbar-grosser wilder Gestalt/ heßlich/ langharig/ schwartz/ und mit einer Wolffshaut bekleidet/ darinnen er viel gefährliche harte Steine zum werffen verborgen bat/ einen aber zum beleidigen und verletzen in der andern Hand gefasset hält.

Platte S.

Die Fortuna.DIe Fortuna ist eine Mitbringerin oder Austheilerin aller Reichthümer und menschlichen Wohlfahrt/ samt allem deme/ das hierunten auf Erden ist/ welches in allem unbeständig/ wie im Meer das treibende Schiff hin und herum wallend ist/ insonderheit wann nicht Kunst/ Verstand und Weißheit voran flieget/ wie durch den Caduceum verstanden wird. Der annehmliche Jüngling bey der Fortuna stehend/ in der Rechten eine Schalen/ in der Lincken aber eine Aehre und Mohnhaubt haltend/ ist/ und war/ auf Capitaglio gebildet/ Bonus Eventus, der gute Ausschlag.

Wann die Fortuna auf einem schnellen Lauffer gesetzet/ und vom Fato oder Destino nicht begünstigt/ sondern mit bespannten Bogen verfolgt wird/ alsdann erfolgt der Fortuna Unvermögen und Unbeständigkeit/ und ist zu schliessen/ daß sie von des Fati Gewalt allezeit umgetrieben werde/ dann wo das Fatum ist/ allda hat Fortuna keinen Platz.

Platte T.

1. Nemesis. DIe Nemesis ist der guten Verrichtungen Wolthäterin/ und scharffe Strafferin der aufgeblasenen Ubelthäter/ eine Tochter der Gerechtigkeit/ unsere Abrichterin/ daß wir Maaß und Verstand gebrauchen sollen/ eine Vergelterin aus dem Horn des Uberflusses/ darauf sie sitzt/ und den Würdigen alle ihre Früchte mittheilet; neben ihr ist eines Schiffes Ruder zu sehen.

2. Justitia. Die Justitia/ oder die Gerechtigkeit/ ist eine Bewahrerin der Frommen/ und Strafferin der Bösen/ eine Verächterin aller Geschenck und Gaben/ die sie alle mit Füssen tritt; eine Anhörerin der Unschuldigen/ und der Einfältigen Beschützerin.

3. Calumnia. Die Calumnia oder Lästerung tritt herbey in schöner Gestalt als eine Freundin; iedoch[Spaltenumbruch] zeigt ihr Angesicht einigen Zorn/ aber nicht widerwärtig/ hat in der einen Hand eine brennende Fackel/ mit der andern Hand ergreifft sie einen Jüngling hinterwerts bey den Haaren/ schleppt denselben nackend mit seinen zusammgeschlagenen gegen den Himmel aufgehabenen Händen/ nicht achtend/ ob er gleich jämmerlich und kläglich ruffet/ unmitleidig über die Erden.

4. Invidia. Die Invidia machet ihr selbsten Schmertz und Qual/ wann es andern wol ergehet; sie hält beede Ohren zu/ und will sich selbst erwürgen/ wann andere sich empor und aus dem Staube erheben. Ist ein Pestilenzisches Laster.

5. Momus. Momus ist ein Gott der repraehension, und der lästerlichen Schmachreden/ ein Sohn des Traums und der Nacht/ von unförmlicher und heßlicher Gestalt/ ihme selbst und jederman zuwider/ verachtet alle Künst und gute Gesetze/ bespottet solche/ schlägt drein/ und bellet jedermann/ wie ein böser Hund/ an.

6. Fraus. Der Fraus oder Betrug ist gebildet als eine Weibsperson/ die ist vorwarts eines freundlichen Ansehens/ hinten aber hat sie eine schändliche Larve/ solche bedeutet/ daß die Betrüger unter dem Schein und lieblichen erbarn Ansehen suchen den Nechsten zu übervorteln und zu vergifften. Das Fell über der rechten Achsel ist ein Fuchsbalch/ mit selbiger Hand wincket sie zu sich; die andere Hand aber ruhet auf eines erbaren Mannes Angesicht/ der doch abwarts nur ein gifftiges gefährliches Monstrum ist.

7. Macaria. Macaria/ oder die Göttin der Glückseeligkeit ist eine Tochter Herculis/ mit dem Caduceo in der einen Hand zu sehen/ in der andern aber hält sie das Cornucopiä oder Horn des Uberflusses. Das erste bedeutet die Tugend/ das andere den Reichthum/ und sind beede nötig zu des Menschen Glückseeligkeit.

Platte V.

Die Liebe ist unterschiedlich. DIese Abbildung zeiget uns an die unterschiedliche Würckung und Krafft der Liebe/ welche in den edelsten Hertzen und zierlichsten Gemüthern gar leicht herberget/ in den hartnäckichten groben aber zerbricht/ und bald zu zerreissen pfleget.

1. Liebe zu Gott. Die Göttliche Liebe/ als welche alle andere übertrifft/ ist abgebildet mit einer brennenden Fackel in der rechten Hand/ und zeiget damit an die göttliche Inbrunst und Flamme/ und daß selbiges hellbrennendes Liecht nimmermehr verleschen könne; In der Lincken hält sie zween Schlüssel des Himmels/ der eine dienet den Menschlichen Seelen/ um von dem Himmel hinab auf die Erden/ und der andere wieder von dannen hinauf in den Himmel zu kommen.

[Spaltenumbruch] und Beschützer der Städt und Häuser seyen/ deren Gestalt und Verrichtungen sub num. 3. vorgestellet werden.

4. Guter Genius. Der gute Genius/ als ein Bewahrer des Menschlichen Geschlechts und dessen Verrichtungen/ wie auch ein Sohn der Götter/ und als gutthätiger Vatter der Menschen/ ist ein schöner Jüngling mit dem Horn des Uberflusses versehen.

5. Böser Genius. Der böse Genius ist zu sehen in Schreckbar-grosser wilder Gestalt/ heßlich/ langharig/ schwartz/ und mit einer Wolffshaut bekleidet/ darinnen er viel gefährliche harte Steine zum werffen verborgen bat/ einen aber zum beleidigen und verletzen in der andern Hand gefasset hält.

Platte S.

Die Fortuna.DIe Fortuna ist eine Mitbringerin oder Austheilerin aller Reichthümer und menschlichen Wohlfahrt/ samt allem deme/ das hierunten auf Erden ist/ welches in allem unbeständig/ wie im Meer das treibende Schiff hin und herum wallend ist/ insonderheit wann nicht Kunst/ Verstand und Weißheit voran flieget/ wie durch den Caduceum verstanden wird. Der annehmliche Jüngling bey der Fortuna stehend/ in der Rechten eine Schalen/ in der Lincken aber eine Aehre und Mohnhaubt haltend/ ist/ und war/ auf Capitaglio gebildet/ Bonus Eventus, der gute Ausschlag.

Wann die Fortuna auf einem schnellen Lauffer gesetzet/ und vom Fato oder Destino nicht begünstigt/ sondern mit bespannten Bogen verfolgt wird/ alsdann erfolgt der Fortuna Unvermögen und Unbeständigkeit/ und ist zu schliessen/ daß sie von des Fati Gewalt allezeit umgetrieben werde/ dann wo das Fatum ist/ allda hat Fortuna keinen Platz.

Platte T.

1. Nemesis. DIe Nemesis ist der guten Verrichtungen Wolthäterin/ und scharffe Strafferin der aufgeblasenen Ubelthäter/ eine Tochter der Gerechtigkeit/ unsere Abrichterin/ daß wir Maaß und Verstand gebrauchen sollen/ eine Vergelterin aus dem Horn des Uberflusses/ darauf sie sitzt/ und den Würdigen alle ihre Früchte mittheilet; neben ihr ist eines Schiffes Ruder zu sehen.

2. Justitia. Die Justitia/ oder die Gerechtigkeit/ ist eine Bewahrerin der Frommen/ und Strafferin der Bösen/ eine Verächterin aller Geschenck und Gaben/ die sie alle mit Füssen tritt; eine Anhörerin der Unschuldigen/ und der Einfältigen Beschützerin.

3. Calumnia. Die Calumnia oder Lästerung tritt herbey in schöner Gestalt als eine Freundin; iedoch[Spaltenumbruch] zeigt ihr Angesicht einigen Zorn/ aber nicht widerwärtig/ hat in der einen Hand eine brennende Fackel/ mit der andern Hand ergreifft sie einen Jüngling hinterwerts bey den Haaren/ schleppt denselben nackend mit seinen zusammgeschlagenen gegen den Himmel aufgehabenen Händen/ nicht achtend/ ob er gleich jämmerlich und kläglich ruffet/ unmitleidig über die Erden.

4. Invidia. Die Invidia machet ihr selbsten Schmertz und Qual/ wann es andern wol ergehet; sie hält beede Ohren zu/ und will sich selbst erwürgen/ wann andere sich empor und aus dem Staube erheben. Ist ein Pestilenzisches Laster.

5. Momus. Momus ist ein Gott der repraehension, und der lästerlichen Schmachreden/ ein Sohn des Traums und der Nacht/ von unförmlicher und heßlicher Gestalt/ ihme selbst und jederman zuwider/ verachtet alle Künst und gute Gesetze/ bespottet solche/ schlägt drein/ und bellet jedermann/ wie ein böser Hund/ an.

6. Fraus. Der Fraus oder Betrug ist gebildet als eine Weibsperson/ die ist vorwarts eines freundlichen Ansehens/ hinten aber hat sie eine schändliche Larve/ solche bedeutet/ daß die Betrüger unter dem Schein und lieblichen erbarn Ansehen suchen den Nechsten zu übervorteln und zu vergifften. Das Fell über der rechten Achsel ist ein Fuchsbalch/ mit selbiger Hand wincket sie zu sich; die andere Hand aber ruhet auf eines erbaren Mannes Angesicht/ der doch abwarts nur ein gifftiges gefährliches Monstrum ist.

7. Macaria. Macaria/ oder die Göttin der Glückseeligkeit ist eine Tochter Herculis/ mit dem Caduceo in der einen Hand zu sehen/ in der andern aber hält sie das Cornucopiä oder Horn des Uberflusses. Das erste bedeutet die Tugend/ das andere den Reichthum/ und sind beede nötig zu des Menschen Glückseeligkeit.

Platte V.

Die Liebe ist unterschiedlich. DIese Abbildung zeiget uns an die unterschiedliche Würckung und Krafft der Liebe/ welche in den edelsten Hertzen und zierlichsten Gemüthern gar leicht herberget/ in den hartnäckichten groben aber zerbricht/ und bald zu zerreissen pfleget.

1. Liebe zu Gott. Die Göttliche Liebe/ als welche alle andere übertrifft/ ist abgebildet mit einer brennenden Fackel in der rechten Hand/ und zeiget damit an die göttliche Inbrunst und Flamme/ und daß selbiges hellbrennendes Liecht nimmermehr verleschen könne; In der Lincken hält sie zween Schlüssel des Himmels/ der eine dienet den Menschlichen Seelen/ um von dem Himmel hinab auf die Erden/ und der andere wieder von dannen hinauf in den Himmel zu kommen.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0048" xml:id="pb-1341" n="TA 1680, Iconologia Deorum, Erklärung der Kupfer [XII]"/><cb/>
und Beschützer der Städt und Häuser seyen/ deren Gestalt und Verrichtungen <hi rendition="#aq">sub num. 3.</hi> vorgestellet werden.</p>
        <p><note place="right">4. <name ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-5254" type="artificialWork"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-4144">Guter <hi rendition="#aq">Genius</hi></persName></name>.</note> Der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-4144">gute Genius</persName>/ als ein Bewahrer des Menschlichen Geschlechts und dessen Verrichtungen/ wie auch ein Sohn der Götter/ und als gutthätiger Vatter der Menschen/ ist ein schöner Jüngling mit dem Horn des Uberflusses versehen.</p>
        <p><note place="right">5. <name ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-5136" type="artificialWork"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-4145">Böser <hi rendition="#aq">Genius</hi></persName></name>.</note> Der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-4145">böse Genius</persName> ist zu sehen in Schreckbar-grosser wilder Gestalt/ heßlich/ langharig/ schwartz/ und mit einer Wolffshaut bekleidet/ darinnen er viel gefährliche harte Steine zum werffen verborgen bat/ einen aber zum beleidigen und verletzen in der andern Hand gefasset hält.</p>
        <p rend="headline">
          <ref target="#figure-1521.1">Platte <hi rendition="#aq">S.</hi></ref>
        </p>
        <p><note place="right"><name ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-3580" type="artificialWork">Die <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-555 http://d-nb.info/gnd/118893025 http://viaf.org/viaf/69727614"><choice><sic>Eortuna</sic><corr>Fortuna</corr></choice></persName>.</hi></name></note>DIe <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-555 http://d-nb.info/gnd/118893025 http://viaf.org/viaf/69727614">Fortuna</persName> ist eine Mitbringerin oder Austheilerin aller Reichthümer und menschlichen Wohlfahrt/ samt allem deme/ das hierunten auf Erden ist/ welches in allem unbeständig/ wie im Meer das treibende Schiff hin und herum wallend ist/ insonderheit wann nicht Kunst/ Verstand und Weißheit voran flieget/ wie durch den Caduceum verstanden wird. Der annehmliche Jüngling bey der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-555 http://d-nb.info/gnd/118893025 http://viaf.org/viaf/69727614">Fortuna</persName> stehend/ in der Rechten eine Schalen/ in der Lincken aber eine Aehre und Mohnhaubt haltend/ ist/ und war/ auf Capitaglio gebildet/ <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3704">Bonus Eventus</persName>,</hi> der gute Ausschlag.</p>
        <p>Wann die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-555 http://d-nb.info/gnd/118893025 http://viaf.org/viaf/69727614">Fortuna</persName> auf einem schnellen Lauffer gesetzet/ und vom <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3703">Fato</persName> oder <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3703">Destino</persName>  nicht begünstigt/ sondern mit bespannten Bogen verfolgt wird/ alsdann erfolgt der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-555 http://d-nb.info/gnd/118893025 http://viaf.org/viaf/69727614">Fortuna</persName> Unvermögen und Unbeständigkeit/ und ist zu schliessen/ daß sie von des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3703">Fati</persName> Gewalt allezeit umgetrieben werde/ dann wo das <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3703">Fatum</persName> ist/ allda hat <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-555 http://d-nb.info/gnd/118893025 http://viaf.org/viaf/69727614">Fortuna</persName> keinen Platz.</p>
        <p rend="headline">
          <ref target="#figure-1524.1">Platte <hi rendition="#aq">T.</hi></ref>
        </p>
        <p><note rendition="#aq" place="right">1. <name ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-5127" type="artificialWork"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-296 http://d-nb.info/gnd/118924850 http://viaf.org/viaf/94168037">Nemesis</persName></name>.</note> DIe <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-296 http://d-nb.info/gnd/118924850 http://viaf.org/viaf/94168037">Nemesis</persName> ist der guten Verrichtungen Wolthäterin/ und scharffe Strafferin der aufgeblasenen Ubelthäter/ eine Tochter der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-360 http://d-nb.info/gnd/118714368 http://viaf.org/viaf/91602557">Gerechtigkeit</persName>/ unsere Abrichterin/ daß wir Maaß und Verstand gebrauchen sollen/ eine Vergelterin aus dem Horn des Uberflusses/ darauf sie sitzt/ und den Würdigen alle ihre Früchte mittheilet; neben ihr ist eines Schiffes Ruder zu sehen.</p>
        <p><note rendition="#aq" place="right">2. <name ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-5128" type="artificialWork"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-360 http://d-nb.info/gnd/118714368 http://viaf.org/viaf/91602557">Justitia</persName></name>.</note> Die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-360 http://d-nb.info/gnd/118714368 http://viaf.org/viaf/91602557">Justitia</persName>/ oder die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-360 http://d-nb.info/gnd/118714368 http://viaf.org/viaf/91602557">Gerechtigkeit</persName>/ ist eine Bewahrerin der Frommen/ und Strafferin der Bösen/ eine Verächterin aller Geschenck und Gaben/ die sie alle mit Füssen tritt; eine Anhörerin der Unschuldigen/ und der Einfältigen Beschützerin.</p>
        <p><note rendition="#aq" place="right">3. <name ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-5066" type="artificialWork"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3692">Calumnia</persName></name>.</note> Die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3692">Calumnia</persName> oder <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3692">Lästerung</persName> tritt herbey in schöner Gestalt als eine Freundin; iedoch<cb/>
zeigt ihr Angesicht einigen Zorn/ aber nicht widerwärtig/ hat in der einen Hand eine brennende Fackel/ mit der andern Hand ergreifft sie einen Jüngling hinterwerts bey den Haaren/ schleppt denselben nackend mit seinen zusammgeschlagenen gegen den Himmel aufgehabenen Händen/ nicht achtend/ ob er gleich jämmerlich und kläglich ruffet/ unmitleidig über die Erden.</p>
        <p><note rendition="#aq" place="right">4. <name ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-5137" type="artificialWork"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3693">Invidia</persName></name>.</note> Die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3693">Invidia</persName> machet ihr selbsten Schmertz und Qual/ wann es andern wol ergehet; sie hält beede Ohren zu/ und will sich selbst erwürgen/ wann andere sich empor und aus dem Staube erheben. Ist ein Pestilenzisches Laster.</p>
        <p><note rendition="#aq" place="right">5. <name ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-5138" type="artificialWork"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-473 http://d-nb.info/gnd/119346842 http://viaf.org/viaf/37724636">Momus</persName></name>.</note><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-473 http://d-nb.info/gnd/119346842 http://viaf.org/viaf/37724636">Momus</persName> ist ein Gott der <hi rendition="#aq">repraehension,</hi> und der lästerlichen Schmachreden/ ein <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-473 http://d-nb.info/gnd/119346842 http://viaf.org/viaf/37724636">Sohn des Traums und der Nacht</persName>/ von unförmlicher und heßlicher Gestalt/ ihme selbst und jederman zuwider/ verachtet alle Künst und gute Gesetze/ bespottet solche/ schlägt drein/ und bellet jedermann/ wie ein böser Hund/ an.</p>
        <p><note rendition="#aq" place="right">6. <name ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-5139" type="artificialWork"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3934">Fraus</persName></name>.</note> Der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3934">Fraus</persName> oder <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3934">Betrug</persName> ist gebildet als eine Weibsperson/ die ist vorwarts eines freundlichen Ansehens/ hinten aber hat sie eine schändliche Larve/ solche bedeutet/ daß die Betrüger unter dem Schein und lieblichen erbarn Ansehen suchen den Nechsten zu übervorteln und zu vergifften. Das Fell über der rechten Achsel ist ein Fuchsbalch/ mit selbiger Hand wincket sie zu sich; die andere Hand aber ruhet auf eines erbaren Mannes Angesicht/ der doch abwarts nur ein gifftiges gefährliches Monstrum ist.</p>
        <p><note rendition="#aq" place="right">7. <name ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-5140" type="artificialWork"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3705">Macaria</persName></name>.</note><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3705">Macaria</persName>/ oder die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3705">Göttin der Glückseeligkeit</persName> ist eine Tochter <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-215 http://d-nb.info/gnd/118639552 http://viaf.org/viaf/32789834">Herculis</persName>/ mit dem Caduceo in der einen Hand zu sehen/ in der andern aber hält sie das Cornucopiä oder Horn des Uberflusses. Das erste bedeutet die Tugend/ das andere den Reichthum/ und sind beede nötig zu des Menschen Glückseeligkeit.</p>
        <p rend="headline">
          <ref target="#figure-1534.1">Platte <hi rendition="#aq">V.</hi></ref>
        </p>
        <p><note place="right">Die Liebe ist unterschiedlich.</note> DIese Abbildung zeiget uns an die unterschiedliche Würckung und Krafft der Liebe/ welche in den edelsten Hertzen und zierlichsten Gemüthern gar leicht herberget/ in den hartnäckichten groben aber zerbricht/ und bald zu zerreissen pfleget.</p>
        <p><note place="right">1. <name ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-4850" type="artificialWork">Liebe zu <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-204">Gott</persName></name>.</note> Die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-5080">Göttliche Liebe</persName>/ als welche alle andere übertrifft/ ist abgebildet mit einer brennenden Fackel in der rechten Hand/ und zeiget damit an die göttliche Inbrunst und Flamme/ und daß selbiges hellbrennendes Liecht nimmermehr verleschen könne; In der Lincken hält sie zween Schlüssel des Himmels/ der eine dienet den Menschlichen Seelen/ um von dem Himmel hinab auf die Erden/ und der andere wieder von dannen hinauf in den Himmel zu kommen.</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[TA 1680, Iconologia Deorum, Erklärung der Kupfer [XII]/0048] und Beschützer der Städt und Häuser seyen/ deren Gestalt und Verrichtungen sub num. 3. vorgestellet werden. Der gute Genius/ als ein Bewahrer des Menschlichen Geschlechts und dessen Verrichtungen/ wie auch ein Sohn der Götter/ und als gutthätiger Vatter der Menschen/ ist ein schöner Jüngling mit dem Horn des Uberflusses versehen. 4. Guter Genius. Der böse Genius ist zu sehen in Schreckbar-grosser wilder Gestalt/ heßlich/ langharig/ schwartz/ und mit einer Wolffshaut bekleidet/ darinnen er viel gefährliche harte Steine zum werffen verborgen bat/ einen aber zum beleidigen und verletzen in der andern Hand gefasset hält. 5. Böser Genius.Platte S. DIe Fortuna ist eine Mitbringerin oder Austheilerin aller Reichthümer und menschlichen Wohlfahrt/ samt allem deme/ das hierunten auf Erden ist/ welches in allem unbeständig/ wie im Meer das treibende Schiff hin und herum wallend ist/ insonderheit wann nicht Kunst/ Verstand und Weißheit voran flieget/ wie durch den Caduceum verstanden wird. Der annehmliche Jüngling bey der Fortuna stehend/ in der Rechten eine Schalen/ in der Lincken aber eine Aehre und Mohnhaubt haltend/ ist/ und war/ auf Capitaglio gebildet/ Bonus Eventus, der gute Ausschlag. Die Fortuna.Wann die Fortuna auf einem schnellen Lauffer gesetzet/ und vom Fato oder Destino nicht begünstigt/ sondern mit bespannten Bogen verfolgt wird/ alsdann erfolgt der Fortuna Unvermögen und Unbeständigkeit/ und ist zu schliessen/ daß sie von des Fati Gewalt allezeit umgetrieben werde/ dann wo das Fatum ist/ allda hat Fortuna keinen Platz. Platte T. DIe Nemesis ist der guten Verrichtungen Wolthäterin/ und scharffe Strafferin der aufgeblasenen Ubelthäter/ eine Tochter der Gerechtigkeit/ unsere Abrichterin/ daß wir Maaß und Verstand gebrauchen sollen/ eine Vergelterin aus dem Horn des Uberflusses/ darauf sie sitzt/ und den Würdigen alle ihre Früchte mittheilet; neben ihr ist eines Schiffes Ruder zu sehen. 1. Nemesis. Die Justitia/ oder die Gerechtigkeit/ ist eine Bewahrerin der Frommen/ und Strafferin der Bösen/ eine Verächterin aller Geschenck und Gaben/ die sie alle mit Füssen tritt; eine Anhörerin der Unschuldigen/ und der Einfältigen Beschützerin. 2. Justitia. Die Calumnia oder Lästerung tritt herbey in schöner Gestalt als eine Freundin; iedoch zeigt ihr Angesicht einigen Zorn/ aber nicht widerwärtig/ hat in der einen Hand eine brennende Fackel/ mit der andern Hand ergreifft sie einen Jüngling hinterwerts bey den Haaren/ schleppt denselben nackend mit seinen zusammgeschlagenen gegen den Himmel aufgehabenen Händen/ nicht achtend/ ob er gleich jämmerlich und kläglich ruffet/ unmitleidig über die Erden. 3. Calumnia. Die Invidia machet ihr selbsten Schmertz und Qual/ wann es andern wol ergehet; sie hält beede Ohren zu/ und will sich selbst erwürgen/ wann andere sich empor und aus dem Staube erheben. Ist ein Pestilenzisches Laster. 4. Invidia. Momus ist ein Gott der repraehension, und der lästerlichen Schmachreden/ ein Sohn des Traums und der Nacht/ von unförmlicher und heßlicher Gestalt/ ihme selbst und jederman zuwider/ verachtet alle Künst und gute Gesetze/ bespottet solche/ schlägt drein/ und bellet jedermann/ wie ein böser Hund/ an. 5. Momus. Der Fraus oder Betrug ist gebildet als eine Weibsperson/ die ist vorwarts eines freundlichen Ansehens/ hinten aber hat sie eine schändliche Larve/ solche bedeutet/ daß die Betrüger unter dem Schein und lieblichen erbarn Ansehen suchen den Nechsten zu übervorteln und zu vergifften. Das Fell über der rechten Achsel ist ein Fuchsbalch/ mit selbiger Hand wincket sie zu sich; die andere Hand aber ruhet auf eines erbaren Mannes Angesicht/ der doch abwarts nur ein gifftiges gefährliches Monstrum ist. 6. Fraus. Macaria/ oder die Göttin der Glückseeligkeit ist eine Tochter Herculis/ mit dem Caduceo in der einen Hand zu sehen/ in der andern aber hält sie das Cornucopiä oder Horn des Uberflusses. Das erste bedeutet die Tugend/ das andere den Reichthum/ und sind beede nötig zu des Menschen Glückseeligkeit. 7. Macaria.Platte V. DIese Abbildung zeiget uns an die unterschiedliche Würckung und Krafft der Liebe/ welche in den edelsten Hertzen und zierlichsten Gemüthern gar leicht herberget/ in den hartnäckichten groben aber zerbricht/ und bald zu zerreissen pfleget. Die Liebe ist unterschiedlich. Die Göttliche Liebe/ als welche alle andere übertrifft/ ist abgebildet mit einer brennenden Fackel in der rechten Hand/ und zeiget damit an die göttliche Inbrunst und Flamme/ und daß selbiges hellbrennendes Liecht nimmermehr verleschen könne; In der Lincken hält sie zween Schlüssel des Himmels/ der eine dienet den Menschlichen Seelen/ um von dem Himmel hinab auf die Erden/ und der andere wieder von dannen hinauf in den Himmel zu kommen. 1. Liebe zu Gott.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Sandrart.net: Bereitstellung der Texttranskription in XML/TEI. (2014-06-24T13:18:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus sandrart.net entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2014-06-24T13:18:31Z)
Benjamin Fiechter: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2014-06-24T13:18:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Bei Worttrennungen am Spalten- oder Seitenumbruch, steht das gesamte Wort auf der vorhergehenden Spalte bzw. Seite.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680/48
Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680, S. TA 1680, Iconologia Deorum, Erklärung der Kupfer [XII]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680/48>, abgerufen am 25.04.2024.