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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686.

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Judas der Ertz-Schelm verheyratet
sich mit seiner leiblichen Mutter.

NAchdeme Judas seinen jedoch vnbekandten Vat-
ter Ruben vmb das Leben gebracht/ hat die hin-Pad D. Ip-
polito fal-
cone Che-
rico Regal.
nel suo
Narcisso
al fonte
Par. 2. c.
4.

derlassene Wittib Ciboria solchen vnvermuthen
Todtfall auff kein Weiß wollen verschmertzen/ ihr selbst
nit allein die Haar neben vngeheurigen Heullen außge-
raufft/ sondern auch bey Gericht vmb die billiche Abstraf-
fung dises Todtschlägers mit grosser Vngestimme ange-
halten. Pilato als damahligen Landpfleger ware nit gar
wol vmb das Hertz/ vnd tragte hierüber nit geringe Sorg/
wie er doch diser Hacken möchte ein Still finden; dann die
Klag der Ciboriae konte er nit anderst/ als billichen ohne
sondern Nachtheil der Justitz vnd Gerechtigkeit. Den
Judam aber als einen sehr angenehmen Hoffmann zur
Straff ziehen/ wolte ihm auch hart fallen. Pilatus ersin-
net endlich ein anderst Mittel zustillen den Rach vnd Zorn
Ciboriae/ vnd tragt ihr mit sanffter Manier vor/ wie das
nunmehr ein geschehene Sach seye mit dem Todt ihres
Manns/ sie solle dessenthalben nit gantz verzagen/ es seyn
noch vil wackere/ junge Gesellen vorhanden/ welche ihr ein
Stuckbrodt vnd standmässige Vnderhaltung können bey-
schaffen/ vnd weilen ihr Gott genommen/ so solle sie wi-
dernemben/ vnd wie ware es Frau/ sagt er/ wann euch der
Judas selbsten gefallen wolt? bey solcher Vorwendung
hat die Klag ein End/ vnd ihr einen jungen wackeren Men-
schen zu einen Mann. Holla! solches Glait hat bald das
trübe Wetter vertriben/ vnd sich gleich der Sonnenschein
gezeigt. Ciboria williget in die Heurath/ vnd ist solche

inner-
D d 2

Judas der Ertz-Schelm verheyratet
ſich mit ſeiner leiblichen Mutter.

NAchdeme Judas ſeinen jedoch vnbekandten Vat-
ter Ruben vmb das Leben gebracht/ hat die hin-Pad D. Ip-
polito fal-
cone Che-
rico Regal.
nel ſuo
Narciſſo
al fonte
Par. 2. c.
4.

derlaſſene Wittib Ciboria ſolchen vnvermuthen
Todtfall auff kein Weiß wollen verſchmertzen/ ihr ſelbſt
nit allein die Haar neben vngeheurigen Heullen außge-
raufft/ ſondern auch bey Gericht vmb die billiche Abſtraf-
fung diſes Todtſchlaͤgers mit groſſer Vngeſtimme ange-
halten. Pilato als damahligen Landpfleger ware nit gar
wol vmb das Hertz/ vnd tragte hieruͤber nit geringe Sorg/
wie er doch diſer Hacken moͤchte ein Still finden; dann die
Klag der Ciboriæ konte er nit anderſt/ als billichen ohne
ſondern Nachtheil der Juſtitz vnd Gerechtigkeit. Den
Judam aber als einen ſehr angenehmen Hoffmann zur
Straff ziehen/ wolte ihm auch hart fallen. Pilatus erſin-
net endlich ein anderſt Mittel zuſtillen den Rach vnd Zorn
Ciboriæ/ vnd tragt ihr mit ſanffter Manier vor/ wie das
nunmehr ein geſchehene Sach ſeye mit dem Todt ihres
Manns/ ſie ſolle deſſenthalben nit gantz verzagen/ es ſeyn
noch vil wackere/ junge Geſellen vorhanden/ welche ihr ein
Stuckbrodt vnd ſtandmaͤſſige Vnderhaltung koͤnnen bey-
ſchaffen/ vnd weilen ihr Gott genommen/ ſo ſolle ſie wi-
dernemben/ vnd wie ware es Frau/ ſagt er/ wann euch der
Judas ſelbſten gefallen wolt? bey ſolcher Vorwendung
hat die Klag ein End/ vnd ihr einen jungen wackeren Men-
ſchen zu einen Mann. Holla! ſolches Glait hat bald das
truͤbe Wetter vertriben/ vnd ſich gleich der Sonnenſchein
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[211/0247] Judas der Ertz-Schelm verheyratet ſich mit ſeiner leiblichen Mutter. NAchdeme Judas ſeinen jedoch vnbekandten Vat- ter Ruben vmb das Leben gebracht/ hat die hin- derlaſſene Wittib Ciboria ſolchen vnvermuthen Todtfall auff kein Weiß wollen verſchmertzen/ ihr ſelbſt nit allein die Haar neben vngeheurigen Heullen außge- raufft/ ſondern auch bey Gericht vmb die billiche Abſtraf- fung diſes Todtſchlaͤgers mit groſſer Vngeſtimme ange- halten. Pilato als damahligen Landpfleger ware nit gar wol vmb das Hertz/ vnd tragte hieruͤber nit geringe Sorg/ wie er doch diſer Hacken moͤchte ein Still finden; dann die Klag der Ciboriæ konte er nit anderſt/ als billichen ohne ſondern Nachtheil der Juſtitz vnd Gerechtigkeit. Den Judam aber als einen ſehr angenehmen Hoffmann zur Straff ziehen/ wolte ihm auch hart fallen. Pilatus erſin- net endlich ein anderſt Mittel zuſtillen den Rach vnd Zorn Ciboriæ/ vnd tragt ihr mit ſanffter Manier vor/ wie das nunmehr ein geſchehene Sach ſeye mit dem Todt ihres Manns/ ſie ſolle deſſenthalben nit gantz verzagen/ es ſeyn noch vil wackere/ junge Geſellen vorhanden/ welche ihr ein Stuckbrodt vnd ſtandmaͤſſige Vnderhaltung koͤnnen bey- ſchaffen/ vnd weilen ihr Gott genommen/ ſo ſolle ſie wi- dernemben/ vnd wie ware es Frau/ ſagt er/ wann euch der Judas ſelbſten gefallen wolt? bey ſolcher Vorwendung hat die Klag ein End/ vnd ihr einen jungen wackeren Men- ſchen zu einen Mann. Holla! ſolches Glait hat bald das truͤbe Wetter vertriben/ vnd ſich gleich der Sonnenſchein gezeigt. Ciboria williget in die Heurath/ vnd iſt ſolche inner- Pad D. Ip- polito fal- cone Che- rico Regal. nel ſuo Narciſſo al fonte Par. 2. c. 4. D d 2

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas01_1686/247>, abgerufen am 28.03.2024.