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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686.

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Judas macht auß dem stehlen ein Gewonheit/
last das schaben nit/ wann er gewohnt hat: die Sau last
das wuellen nit/ der Löffler last das buelen nit/ wann ers
gewohnt hat: das Kalb last das bleren nicht/ der Flucher
last das schwören nit/ wann ers gewohnt hat/ der Hirsch
last das lauffen nit/ der Schlemmer last das sauffen nit/
wann ers gewohnt hat. Holofernes hat das schlemmen
gewohnt/ vnd hats nicht gelassen: Sennacherib hat das
gortslästern gewohnt/ vnd hats nicht gelassen: Herodes
hat das buelen gewohnt/ vnd hats nit gelassen. Annaias
hat den Geitz gewohnt/ vnd hat ihn nicht gelassen: Judas
hat das stehlen gewohnt/ vnd hats nit gelassen.

Wie vnser lieber HErr auff einem Esel triumphier-
lich nacher Jerusalem eingeritten/ da haben ihm die Herrn
von Jerusalem/ maistens aber der gemaine Pöfel/ sehr
grosse Ehr erwisen; vnder anderen haben sie auch ihre
Klayder außgezogen/ vnd auff den Weeg gelegt. Du der
du solches lisest/ ist es/ daß du schon einen Habitum hast/
oder solche eyserne Pfaidt/ so bitte deinen JEsum/ daß er
dir die sondere Gnad gebe; verstehe mich recht/ die son-
dere Gnad/ daß du solches außziehest/ vnd zu seinen Füs-
sen legest/ Amen.


Judas war gestern ein Dieb/ heut ein
Dieb/ vnd morgen wider ein Dieb/ hatte im-

merzu gestohlen in der Mainung/ es sehe ihn
niemand.

WEder Petrus, weder Joannes, weder Jacobus,
weder Matthaeus, weder andere Apostel haben
gewust/ daß Judas ein Dieb seye/ dann so fern sie
solches in E[r]fahrenheit hätten gebracht/ ist wol zu ver-

muthen/

Judas macht auß dem ſtehlen ein Gewonheit/
laſt das ſchaben nit/ wann er gewohnt hat: die Sau laſt
das wuellen nit/ der Loͤffler laſt das buelen nit/ wann ers
gewohnt hat: das Kalb laſt das bleren nicht/ der Flucher
laſt das ſchwoͤren nit/ wann ers gewohnt hat/ der Hirſch
laſt das lauffen nit/ der Schlemmer laſt das ſauffen nit/
wann ers gewohnt hat. Holofernes hat das ſchlemmen
gewohnt/ vnd hats nicht gelaſſen: Sennacherib hat das
gortslaͤſtern gewohnt/ vnd hats nicht gelaſſen: Herodes
hat das buelen gewohnt/ vnd hats nit gelaſſen. Annaias
hat den Geitz gewohnt/ vnd hat ihn nicht gelaſſen: Judas
hat das ſtehlen gewohnt/ vnd hats nit gelaſſen.

Wie vnſer lieber HErꝛ auff einem Eſel triumphier-
lich nacher Jeruſalem eingeritten/ da haben ihm die Herꝛn
von Jeruſalem/ maiſtens aber der gemaine Poͤfel/ ſehr
groſſe Ehr erwiſen; vnder anderen haben ſie auch ihre
Klayder außgezogen/ vnd auff den Weeg gelegt. Du der
du ſolches liſeſt/ iſt es/ daß du ſchon einen Habitum haſt/
oder ſolche eyſerne Pfaidt/ ſo bitte deinen JEſum/ daß er
dir die ſondere Gnad gebe; verſtehe mich recht/ die ſon-
dere Gnad/ daß du ſolches außzieheſt/ vnd zu ſeinen Fuͤſ-
ſen legeſt/ Amen.


Judas war geſtern ein Dieb/ heut ein
Dieb/ vnd morgen wider ein Dieb/ hatte im-

merzu geſtohlen in der Mainung/ es ſehe ihn
niemand.

WEder Petrus, weder Joannes, weder Jacobus,
weder Matthæus, weder andere Apoſtel haben
gewuſt/ daß Judas ein Dieb ſeye/ dann ſo fern ſie
ſolches in E[r]fahrenheit haͤtten gebracht/ iſt wol zu ver-

muthen/
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[418/0454] Judas macht auß dem ſtehlen ein Gewonheit/ laſt das ſchaben nit/ wann er gewohnt hat: die Sau laſt das wuellen nit/ der Loͤffler laſt das buelen nit/ wann ers gewohnt hat: das Kalb laſt das bleren nicht/ der Flucher laſt das ſchwoͤren nit/ wann ers gewohnt hat/ der Hirſch laſt das lauffen nit/ der Schlemmer laſt das ſauffen nit/ wann ers gewohnt hat. Holofernes hat das ſchlemmen gewohnt/ vnd hats nicht gelaſſen: Sennacherib hat das gortslaͤſtern gewohnt/ vnd hats nicht gelaſſen: Herodes hat das buelen gewohnt/ vnd hats nit gelaſſen. Annaias hat den Geitz gewohnt/ vnd hat ihn nicht gelaſſen: Judas hat das ſtehlen gewohnt/ vnd hats nit gelaſſen. Wie vnſer lieber HErꝛ auff einem Eſel triumphier- lich nacher Jeruſalem eingeritten/ da haben ihm die Herꝛn von Jeruſalem/ maiſtens aber der gemaine Poͤfel/ ſehr groſſe Ehr erwiſen; vnder anderen haben ſie auch ihre Klayder außgezogen/ vnd auff den Weeg gelegt. Du der du ſolches liſeſt/ iſt es/ daß du ſchon einen Habitum haſt/ oder ſolche eyſerne Pfaidt/ ſo bitte deinen JEſum/ daß er dir die ſondere Gnad gebe; verſtehe mich recht/ die ſon- dere Gnad/ daß du ſolches außzieheſt/ vnd zu ſeinen Fuͤſ- ſen legeſt/ Amen. Judas war geſtern ein Dieb/ heut ein Dieb/ vnd morgen wider ein Dieb/ hatte im- merzu geſtohlen in der Mainung/ es ſehe ihn niemand. WEder Petrus, weder Joannes, weder Jacobus, weder Matthæus, weder andere Apoſtel haben gewuſt/ daß Judas ein Dieb ſeye/ dann ſo fern ſie ſolches in Erfahrenheit haͤtten gebracht/ iſt wol zu ver- muthen/

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686, S. 418. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas01_1686/454>, abgerufen am 28.03.2024.