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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692.

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Ein dermal noch sichtbares Wahrzei-
chen des verruchten Iscarioths, als er
den Heyland JEsum verrahten.

JUdas verrahtet JEsum mit einem Kuß/ O
boßhaffter/ sundhaffter/ neidhaffter/ schalck-
haffter Bößwicht! dazumal bist du nit un-
gleich gewest dem Winter-Grün/ welcher
zwar einen Baum umarmet/ und weil beynebens seine
Blätter gestalt et sind wie die Hertz/ also zeugt er äusser-
lich/ als habe er den Baum von Hertzen lieb/ ja/ aus lau-
ter Lieb thue er denselben umfangen und halsen. Unter-
dessen aber nimmt er dem Baum allen Safft und Krafft/
saugt ihme das Marck aus den Beinen/ ausdorret gäntz-
lich seine Wurtzel/ und bringt ihn folgsam um sein
Leben.

Judas verrahtet JEsum mit einem Kuß/ O Gottlo-
ser/ Ehrenloser/ heylloser/ Grundloser/ zahmloser Morder!
Dazuwal bist du nit ungleich gewest einem Schwahn/ der
zwar von aussen mit Schnee-weissen Federn/ und En-
gel-reiner Blummaschy daher prangt/ inwendig aber
ein so schwartzes Fleisch an sich hat/ als wäre er von der
Natur des Teufels seiner Mutter zu einem Brättel ge-
widmet.

Judas verrahtet JEsum mit einem Kuß/ O verlog-
ner/ betrogner/ unerzogner/ übelgewogner Dieb und
Schalck! dazumal bist du nit ungleich gewest einem Fi-
scher-Angel/ welcher von aussen denen unbehutsamen
Fischlein/ diesen armen schuppigen Tropffen/ weiß nit
was vor gute Bißlein vorlegt/ unterdessen aber steckt in-
wendig ein tödtlicher Spieß und Spüß/ welcher den ar-
men Fischen den Rest gibt/ und zum Tod ziehet.

Judas
P 2


Ein dermal noch ſichtbares Wahrzei-
chen des verruchten Iſcarioths, als er
den Heyland JEſum verrahten.

JUdas verrahtet JEſum mit einem Kuß/ O
boßhaffter/ ſu̇ndhaffter/ neidhaffter/ ſchalck-
haffter Boͤßwicht! dazumal biſt du nit un-
gleich geweſt dem Winter-Gruͤn/ welcher
zwar einen Baum umarmet/ und weil beynebens ſeine
Blaͤtter geſtalt et ſind wie die Hertz/ alſo zeugt er aͤuſſer-
lich/ als habe er den Baum von Hertzen lieb/ ja/ aus lau-
ter Lieb thue er denſelben umfangen und halſen. Unter-
deſſen aber nim̄t er dem Baum allen Safft und Krafft/
ſaugt ihme das Marck aus den Beinen/ ausdorret gaͤntz-
lich ſeine Wurtzel/ und bringt ihn folgſam um ſein
Leben.

Judas verrahtet JEſum mit einem Kuß/ O Gottlo-
ſer/ Ehrenloſer/ heylloſer/ Grundloſer/ zahmloſer Mȯrder!
Dazuwal biſt du nit ungleich geweſt einem Schwahn/ deꝛ
zwar von auſſen mit Schnee-weiſſen Federn/ und En-
gel-reiner Blummaſchy daher prangt/ inwendig aber
ein ſo ſchwartzes Fleiſch an ſich hat/ als waͤre er von der
Natur des Teufels ſeiner Mutter zu einem Braͤttel ge-
widmet.

Judas verrahtet JEſum mit einem Kuß/ O verlog-
ner/ betrogner/ unerzogner/ uͤbelgewogner Dieb und
Schalck! dazumal biſt du nit ungleich geweſt einem Fi-
ſcher-Angel/ welcher von auſſen denen unbehutſamen
Fiſchlein/ dieſen armen ſchuppigen Tropffen/ weiß nit
was vor gute Bißlein vorlegt/ unterdeſſen aber ſteckt in-
wendig ein toͤdtlicher Spieß und Spuͤß/ welcher den ar-
men Fiſchen den Reſt gibt/ und zum Tod ziehet.

Judas
P 2
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[115/0147] Ein dermal noch ſichtbares Wahrzei- chen des verruchten Iſcarioths, als er den Heyland JEſum verrahten. JUdas verrahtet JEſum mit einem Kuß/ O boßhaffter/ ſu̇ndhaffter/ neidhaffter/ ſchalck- haffter Boͤßwicht! dazumal biſt du nit un- gleich geweſt dem Winter-Gruͤn/ welcher zwar einen Baum umarmet/ und weil beynebens ſeine Blaͤtter geſtalt et ſind wie die Hertz/ alſo zeugt er aͤuſſer- lich/ als habe er den Baum von Hertzen lieb/ ja/ aus lau- ter Lieb thue er denſelben umfangen und halſen. Unter- deſſen aber nim̄t er dem Baum allen Safft und Krafft/ ſaugt ihme das Marck aus den Beinen/ ausdorret gaͤntz- lich ſeine Wurtzel/ und bringt ihn folgſam um ſein Leben. Judas verrahtet JEſum mit einem Kuß/ O Gottlo- ſer/ Ehrenloſer/ heylloſer/ Grundloſer/ zahmloſer Mȯrder! Dazuwal biſt du nit ungleich geweſt einem Schwahn/ deꝛ zwar von auſſen mit Schnee-weiſſen Federn/ und En- gel-reiner Blummaſchy daher prangt/ inwendig aber ein ſo ſchwartzes Fleiſch an ſich hat/ als waͤre er von der Natur des Teufels ſeiner Mutter zu einem Braͤttel ge- widmet. Judas verrahtet JEſum mit einem Kuß/ O verlog- ner/ betrogner/ unerzogner/ uͤbelgewogner Dieb und Schalck! dazumal biſt du nit ungleich geweſt einem Fi- ſcher-Angel/ welcher von auſſen denen unbehutſamen Fiſchlein/ dieſen armen ſchuppigen Tropffen/ weiß nit was vor gute Bißlein vorlegt/ unterdeſſen aber ſteckt in- wendig ein toͤdtlicher Spieß und Spuͤß/ welcher den ar- men Fiſchen den Reſt gibt/ und zum Tod ziehet. Judas P 2

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas03_1692/147>, abgerufen am 25.04.2024.