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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692.

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wahre Liecht mit Liechtern und Laternen.
derst ist/ also befunden/ so bitt ich euch doch um die Wun-
den JEsu meines Erlösers/ folget nach/ und trettet in die
Fußstapffen des Jacobs im Alten Testament.

Nachdem Jacob über 14. Jahr in des Labans Dien-Genes. 30.
sten gewesen/ hat er erstgedachten seinen Schwähr-Vat-
ter also angeredet: Ihr wisset gar wohl/ was Gestalten
ich euch über 14. Jahr lang treue Dienst geleistet habe/
Tag und Nacht/ früh und spat/ Sommer und Winter
hab ich wenig Schlaff noch Ruhe gehabt/ sondern je und
allemal mit höchstem Fleiß und Sorgfältigkeit euren
Nutzen und Interesse beobachtet/ weil ich dann nun eure
zwey Töchter zu Weibern hab/ und Mittler Zeit auch
mehrer Kinder zu gewarten/ also hoffe ich/ ihr werdet es
mir nit vor ungut aufnehmen/ wann ich endlichen auch
auf das Meinige ein genauere Obsicht werde tragen/
justum est, ut & ego aliquando provideam domui meae,
es ist gar recht/ daß ich auch meinem Hauß einmal vor-
stehe.

Die Jahr meiner Kindheit im Stecken-Reuten/ undGenes 30.
Häusel-Bauen/ mein ganze Jugend hab ich verzehrt in
schnöder Liebe und Muthwillen/ die Zeit meiner Mann-
heit hab ich angewendet zu lauter Negotien und Trafica,
die Zeit meines Lebens weiß ich keinen Tag/ an dem ich
nit dem Leib hätte gedienet/ und ihme in allen gewillfah-
ret; Ey so ist ja recht/ daß ich auch meine in Hauß einmal
vorstehe/ es ist ja recht/ daß ich einmal ein andern Le-
bens-Wandel führe/ es ist ja recht/ daß ich einmal mein
so theure Seel versorge/ es ist ja recht/ daß ich einmal
durch ein General-Beicht alle meine Sünden bereue/
es ist ja recht/ daß ich die übrige und vielleicht gar kurtze
Zeit meinem GOtt diene/ und das unendliche Heil mei-
ner Seelen in Obacht nehme. Justum est, ut &
ego aliquando provideam do-
mui meae.

Judas
Pars III. L l

wahre Liecht mit Liechtern und Laternen.
derſt iſt/ alſo befunden/ ſo bitt ich euch doch um die Wun-
den JEſu meines Erloͤſers/ folget nach/ und trettet in die
Fußſtapffen des Jacobs im Alten Teſtament.

Nachdem Jacob uͤber 14. Jahr in des Labans Dien-Genes. 30.
ſten geweſen/ hat er erſtgedachten ſeinen Schwaͤhr-Vat-
ter alſo angeredet: Ihr wiſſet gar wohl/ was Geſtalten
ich euch uͤber 14. Jahr lang treue Dienſt geleiſtet habe/
Tag und Nacht/ fruͤh und ſpat/ Sommer und Winter
hab ich wenig Schlaff noch Ruhe gehabt/ ſondern je und
allemal mit hoͤchſtem Fleiß und Sorgfaͤltigkeit euren
Nutzen und Intereſſe beobachtet/ weil ich dann nun eure
zwey Toͤchter zu Weibern hab/ und Mittler Zeit auch
mehrer Kinder zu gewarten/ alſo hoffe ich/ ihr werdet es
mir nit vor ungut aufnehmen/ wann ich endlichen auch
auf das Meinige ein genauere Obſicht werde tragen/
juſtum eſt, ut & ego aliquando provideam domui meæ,
es iſt gar recht/ daß ich auch meinem Hauß einmal vor-
ſtehe.

Die Jahr meiner Kindheit im Stecken-Reuten/ undGenes 30.
Haͤuſel-Bauen/ mein ganze Jugend hab ich verzehrt in
ſchnoͤder Liebe und Muthwillen/ die Zeit meiner Mann-
heit hab ich angewendet zu lauter Negotien und Trafica,
die Zeit meines Lebens weiß ich keinen Tag/ an dem ich
nit dem Leib haͤtte gedienet/ und ihme in allen gewillfah-
ret; Ey ſo iſt ja recht/ daß ich auch meine in Hauß einmal
vorſtehe/ es iſt ja recht/ daß ich einmal ein andern Le-
bens-Wandel fuͤhre/ es iſt ja recht/ daß ich einmal mein
ſo theure Seel verſorge/ es iſt ja recht/ daß ich einmal
durch ein General-Beicht alle meine Suͤnden bereue/
es iſt ja recht/ daß ich die uͤbrige und vielleicht gar kurtze
Zeit meinem GOtt diene/ und das unendliche Heil mei-
ner Seelen in Obacht nehme. Juſtum eſt, ut &
ego aliquando provideam do-
mui meæ.

Judas
Pars III. L l
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[265/0297] wahre Liecht mit Liechtern und Laternen. derſt iſt/ alſo befunden/ ſo bitt ich euch doch um die Wun- den JEſu meines Erloͤſers/ folget nach/ und trettet in die Fußſtapffen des Jacobs im Alten Teſtament. Nachdem Jacob uͤber 14. Jahr in des Labans Dien- ſten geweſen/ hat er erſtgedachten ſeinen Schwaͤhr-Vat- ter alſo angeredet: Ihr wiſſet gar wohl/ was Geſtalten ich euch uͤber 14. Jahr lang treue Dienſt geleiſtet habe/ Tag und Nacht/ fruͤh und ſpat/ Sommer und Winter hab ich wenig Schlaff noch Ruhe gehabt/ ſondern je und allemal mit hoͤchſtem Fleiß und Sorgfaͤltigkeit euren Nutzen und Intereſſe beobachtet/ weil ich dann nun eure zwey Toͤchter zu Weibern hab/ und Mittler Zeit auch mehrer Kinder zu gewarten/ alſo hoffe ich/ ihr werdet es mir nit vor ungut aufnehmen/ wann ich endlichen auch auf das Meinige ein genauere Obſicht werde tragen/ juſtum eſt, ut & ego aliquando provideam domui meæ, es iſt gar recht/ daß ich auch meinem Hauß einmal vor- ſtehe. Genes. 30. Die Jahr meiner Kindheit im Stecken-Reuten/ und Haͤuſel-Bauen/ mein ganze Jugend hab ich verzehrt in ſchnoͤder Liebe und Muthwillen/ die Zeit meiner Mann- heit hab ich angewendet zu lauter Negotien und Trafica, die Zeit meines Lebens weiß ich keinen Tag/ an dem ich nit dem Leib haͤtte gedienet/ und ihme in allen gewillfah- ret; Ey ſo iſt ja recht/ daß ich auch meine in Hauß einmal vorſtehe/ es iſt ja recht/ daß ich einmal ein andern Le- bens-Wandel fuͤhre/ es iſt ja recht/ daß ich einmal mein ſo theure Seel verſorge/ es iſt ja recht/ daß ich einmal durch ein General-Beicht alle meine Suͤnden bereue/ es iſt ja recht/ daß ich die uͤbrige und vielleicht gar kurtze Zeit meinem GOtt diene/ und das unendliche Heil mei- ner Seelen in Obacht nehme. Juſtum eſt, ut & ego aliquando provideam do- mui meæ. Genes 30. Judas Pars III. L l

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692, S. 265. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas03_1692/297>, abgerufen am 25.04.2024.