Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692.

Bild:
<< vorherige Seite
Judas/ der unverschamte und Lasterhaffte Gesell/


Judas/ der unverschamte und Lasterhaffte
Gesell/ hat die Mutter GOttes
Mariam veracht.

WIe der liebste Jünger Joannes vernommen
den gefällten Sententz des Tods über CHri-
stum/ auch anbey gesehen/ daß die Sach nit
mehr könne hinterstellig gemacht werden/ al-
so ist er um Mitternacht aus der Behausung des Caiphae
hinweg gangen/ und sich den geraden Weeg nacher Be-
thania
begeben/ allwo er diese traurige Zeitung der
schmertzhafften Mutter Mariae hinterbracht/ wie es
dem Mütterlichen Hertzen vorkommen/ ist nit zu beschrei-
ben.

Maria mit Joanne, mit Magdalena, sambt andern
frommen Matronen ist den 25. Martii, als am Freytag
in aller frühe/ so gar vor der Sonnen Aufgang/ nacher
Jerusalem gangen/ unterdessen ware der HErr JEsus
in dem Pallast des Pilati schon an eine Säule angebun-
den/ als nun die seeligste Mutter nach vollendtem Gebet
aus dem Tempel heraus getretten/ da ist ihr Judas Isca-
rioth begegnet/ welchem die mildhertzigste Jungfrau mit
freundlichstem Angesicht einen guten Morgen gewun-
schen/ und ihn/ als einen so bekannten Apostel/ befragt/ ob
er nit wisse/ wo ihr gebenedeyter Sohn seye? und wie es
demselben gehe? worauf der grobe Schelm und unge-
schaffene Böswicht geantwortet/ was gehet es mich an/
ich solte gewiß sein Hüter seyn/ ich solte gewiß wegen seiner

Rechen-
Judas/ der unverſchamte und Laſterhaffte Geſell/


Judas/ der unverſchamte und Laſterhaffte
Geſell/ hat die Mutter GOttes
Mariam veracht.

WIe der liebſte Juͤnger Joannes vernommen
den gefaͤllten Sententz des Tods uͤber CHri-
ſtum/ auch anbey geſehen/ daß die Sach nit
mehr koͤnne hinterſtellig gemacht werden/ al-
ſo iſt er um Mitternacht aus der Behauſung des Caiphæ
hinweg gangen/ und ſich den geraden Weeg nacher Be-
thania
begeben/ allwo er dieſe traurige Zeitung der
ſchmertzhafften Mutter Mariæ hinterbracht/ wie es
dem Muͤtterlichen Hertzen vorkommen/ iſt nit zu beſchrei-
ben.

Maria mit Jóanne, mit Magdalena, ſambt andern
frommen Matronen iſt den 25. Martii, als am Freytag
in aller fruͤhe/ ſo gar vor der Sonnen Aufgang/ nacher
Jeruſalem gangen/ unterdeſſen ware der HErr JEſus
in dem Pallaſt des Pilati ſchon an eine Saͤule angebun-
den/ als nun die ſeeligſte Mutter nach vollendtem Gebet
aus dem Tempel heraus getretten/ da iſt ihr Judas Iſca-
rioth begegnet/ welchem die mildhertzigſte Jungfrau mit
freundlichſtem Angeſicht einen guten Morgen gewun-
ſchen/ und ihn/ als einen ſo bekannten Apoſtel/ befragt/ ob
er nit wiſſe/ wo ihr gebenedeyter Sohn ſeye? und wie es
demſelben gehe? worauf der grobe Schelm und unge-
ſchaffene Boͤswicht geantwortet/ was gehet es mich an/
ich ſolte gewiß ſein Huͤter ſeyn/ ich ſolte gewiß wegen ſeiner

Rechen-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0482" n="450"/>
      <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#fr">Judas/ der unver&#x017F;chamte und La&#x017F;terhaffte Ge&#x017F;ell/</hi> </fw><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <div n="1">
        <head><hi rendition="#b">Judas/ der unver&#x017F;chamte und La&#x017F;terhaffte</hi><lb/>
Ge&#x017F;ell/ hat die Mutter GOttes<lb/>
Mariam veracht.</head><lb/>
        <p><hi rendition="#in">W</hi>Ie der lieb&#x017F;te Ju&#x0364;nger <hi rendition="#aq">Joannes</hi> vernommen<lb/>
den gefa&#x0364;llten <hi rendition="#aq">Senten</hi>tz des Tods u&#x0364;ber CHri-<lb/>
&#x017F;tum/ auch anbey ge&#x017F;ehen/ daß die Sach nit<lb/>
mehr ko&#x0364;nne hinter&#x017F;tellig gemacht werden/ al-<lb/>
&#x017F;o i&#x017F;t er um Mitternacht aus der Behau&#x017F;ung des <hi rendition="#aq">Caiphæ</hi><lb/>
hinweg gangen/ und &#x017F;ich den geraden Weeg nacher <hi rendition="#aq">Be-<lb/>
thania</hi> begeben/ allwo er die&#x017F;e traurige Zeitung der<lb/>
&#x017F;chmertzhafften Mutter Mari<hi rendition="#aq">æ</hi> hinterbracht/ wie es<lb/>
dem Mu&#x0364;tterlichen Hertzen vorkommen/ i&#x017F;t nit zu be&#x017F;chrei-<lb/>
ben.</p><lb/>
        <p><hi rendition="#aq">Maria</hi> mit <hi rendition="#aq">Jóanne,</hi> mit <hi rendition="#aq">Magdalena,</hi> &#x017F;ambt andern<lb/>
frommen <hi rendition="#aq">Matro</hi>nen i&#x017F;t den 25. <hi rendition="#aq">Martii,</hi> als am Freytag<lb/>
in aller fru&#x0364;he/ &#x017F;o gar vor der Sonnen Aufgang/ nacher<lb/>
Jeru&#x017F;alem gangen/ unterde&#x017F;&#x017F;en ware der HErr JE&#x017F;us<lb/>
in dem Palla&#x017F;t des Pilati &#x017F;chon an eine Sa&#x0364;ule angebun-<lb/>
den/ als nun die &#x017F;eelig&#x017F;te Mutter nach vollendtem Gebet<lb/>
aus dem Tempel heraus getretten/ da i&#x017F;t ihr Judas I&#x017F;ca-<lb/>
rioth begegnet/ welchem die mildhertzig&#x017F;te Jungfrau mit<lb/>
freundlich&#x017F;tem Ange&#x017F;icht einen guten Morgen gewun-<lb/>
&#x017F;chen/ und ihn/ als einen &#x017F;o bekannten Apo&#x017F;tel/ befragt/ ob<lb/>
er nit wi&#x017F;&#x017F;e/ wo ihr gebenedeyter Sohn &#x017F;eye? und wie es<lb/>
dem&#x017F;elben gehe? worauf der grobe Schelm und unge-<lb/>
&#x017F;chaffene Bo&#x0364;swicht geantwortet/ was gehet es mich an/<lb/>
ich &#x017F;olte gewiß &#x017F;ein Hu&#x0364;ter &#x017F;eyn/ ich &#x017F;olte gewiß wegen &#x017F;einer<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Rechen-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[450/0482] Judas/ der unverſchamte und Laſterhaffte Geſell/ Judas/ der unverſchamte und Laſterhaffte Geſell/ hat die Mutter GOttes Mariam veracht. WIe der liebſte Juͤnger Joannes vernommen den gefaͤllten Sententz des Tods uͤber CHri- ſtum/ auch anbey geſehen/ daß die Sach nit mehr koͤnne hinterſtellig gemacht werden/ al- ſo iſt er um Mitternacht aus der Behauſung des Caiphæ hinweg gangen/ und ſich den geraden Weeg nacher Be- thania begeben/ allwo er dieſe traurige Zeitung der ſchmertzhafften Mutter Mariæ hinterbracht/ wie es dem Muͤtterlichen Hertzen vorkommen/ iſt nit zu beſchrei- ben. Maria mit Jóanne, mit Magdalena, ſambt andern frommen Matronen iſt den 25. Martii, als am Freytag in aller fruͤhe/ ſo gar vor der Sonnen Aufgang/ nacher Jeruſalem gangen/ unterdeſſen ware der HErr JEſus in dem Pallaſt des Pilati ſchon an eine Saͤule angebun- den/ als nun die ſeeligſte Mutter nach vollendtem Gebet aus dem Tempel heraus getretten/ da iſt ihr Judas Iſca- rioth begegnet/ welchem die mildhertzigſte Jungfrau mit freundlichſtem Angeſicht einen guten Morgen gewun- ſchen/ und ihn/ als einen ſo bekannten Apoſtel/ befragt/ ob er nit wiſſe/ wo ihr gebenedeyter Sohn ſeye? und wie es demſelben gehe? worauf der grobe Schelm und unge- ſchaffene Boͤswicht geantwortet/ was gehet es mich an/ ich ſolte gewiß ſein Huͤter ſeyn/ ich ſolte gewiß wegen ſeiner Rechen-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas03_1692
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas03_1692/482
Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692, S. 450. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas03_1692/482>, abgerufen am 18.04.2024.