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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695.

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gelangt durch einhellige Wahl der H. Matthias.
Ut praesit, &c. Lasset uns einen Menschen machen nach un-
serm Bild und Gleichnus/ der da herrsche über die Fisch deß
Meers/ über die Vögel deß Himmels/ etc. O lieber GOtt/ hatGen. 1.
v.
26.

es so viel Ceremonien braucht mit der ersten Obrigkeit/ so doch
nur Fisch und Vögel und andere Thier unter sich gehabt; so ist
dann kein schlechte Sach/ wann man erwählen soll ein Obrig-
keit/ nicht über Fisch/ sondern über die Menschen/ worunter
wol ärger Fisch/ Thier und Vögel zuweilen anzutreffen.

Judas der Gottlose Gesell verehrt das
Alter nit.

SO bald der gebenedeyte Heyland von dem begierigen
Hebräischen Lotters Gesind und Henckers-Knechten
gefangen und an Ketten und Strick gefeßlet worden/ so
hat man ihn den geraden Weg zu dem Annas geschleppt/ als dem
ältesten Hohenprister/ so bereits gantz Schneeweiß auf dem
Kopff ware. Dem Jscarioth war solches gar nicht recht/ son-
dern sein völliger Anschlag und gäntzlicher Antrieb ist gewesen/
daß man JEsum gleich zu dem Caiphas soll führen/ weil sol-
cher dasselbige Jahr das Oberhaupt der Priesterschafft ware;
der alte Geck der Annas habe hirinnfals keine Vollmacht ja er
liege bereits in Pflaumen und Feder-Beth/ und werden sie bey
dem alten Schaaf-Kopff zur finsterer Nachtzeit ein langsame
Audienz gewinnen/ etc. Es liesse aber der Caiphas/ ob schon
der höchste in dem Clero, durch die seinigen andeuten/ daß man
auf kein Weiß den alten Herrn soll praeteriren; dann er nenn-
te den Annas nur seinen Herrn Vatter/ und thäte gäntzlich
nichts ohne seine Meynung und Rathschlag: und wann end-
lich der Seeligmacher wäre den geraden Weg zu der Behau-
sung deß Caiphae gezogen worden/ so hätte der Jscarioth da-
selbst den Peter angetroffen/ deme er vorhin nicht günstig ge-

west/

gelangt durch einhellige Wahl der H. Matthias.
Ut præſit, &c. Laſſet uns einen Menſchen machen nach un-
ſerm Bild und Gleichnus/ der da herꝛſche uͤber die Fiſch deß
Meers/ uͤber die Voͤgel deß Himmels/ ꝛc. O lieber GOtt/ hatGen. 1.
v.
26.

es ſo viel Ceremonien braucht mit der erſten Obrigkeit/ ſo doch
nur Fiſch und Voͤgel und andere Thier unter ſich gehabt; ſo iſt
dann kein ſchlechte Sach/ wann man erwaͤhlen ſoll ein Obrig-
keit/ nicht uͤber Fiſch/ ſondern uͤber die Menſchen/ worunter
wol aͤrger Fiſch/ Thier und Voͤgel zuweilen anzutreffen.

Judas der Gottloſe Geſell verehrt das
Alter nit.

SO bald der gebenedeyte Heyland von dem begierigen
Hebraͤiſchen Lotters Geſind und Henckers-Knechten
gefangen und an Ketten und Strick gefeßlet worden/ ſo
hat man ihn den geradẽ Weg zu dem Annas geſchleppt/ als dem
aͤlteſten Hohenpriſter/ ſo bereits gantz Schneeweiß auf dem
Kopff ware. Dem Jſcarioth war ſolches gar nicht recht/ ſon-
dern ſein voͤlliger Anſchlag und gaͤntzlicher Antrieb iſt geweſen/
daß man JEſum gleich zu dem Caiphas ſoll fuͤhren/ weil ſol-
cher daſſelbige Jahr das Oberhaupt der Prieſterſchafft ware;
der alte Geck der Annas habe hirinnfals keine Vollmacht ja er
liege bereits in Pflaumen und Feder-Beth/ und werden ſie bey
dem alten Schaaf-Kopff zur finſterer Nachtzeit ein langſame
Audienz gewinnen/ ꝛc. Es lieſſe aber der Caiphas/ ob ſchon
der hoͤchſte in dem Clero, durch die ſeinigen andeuten/ daß man
auf kein Weiß den alten Herꝛn ſoll præteriren; dann er nenn-
te den Annas nur ſeinen Herꝛn Vatter/ und thaͤte gaͤntzlich
nichts ohne ſeine Meynung und Rathſchlag: und wann end-
lich der Seeligmacher waͤre den geraden Weg zu der Behau-
ſung deß Caiphæ gezogen worden/ ſo haͤtte der Jſcarioth da-
ſelbſt den Peter angetroffen/ deme er vorhin nicht guͤnſtig ge-

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[263/0275] gelangt durch einhellige Wahl der H. Matthias. Ut præſit, &c. Laſſet uns einen Menſchen machen nach un- ſerm Bild und Gleichnus/ der da herꝛſche uͤber die Fiſch deß Meers/ uͤber die Voͤgel deß Himmels/ ꝛc. O lieber GOtt/ hat es ſo viel Ceremonien braucht mit der erſten Obrigkeit/ ſo doch nur Fiſch und Voͤgel und andere Thier unter ſich gehabt; ſo iſt dann kein ſchlechte Sach/ wann man erwaͤhlen ſoll ein Obrig- keit/ nicht uͤber Fiſch/ ſondern uͤber die Menſchen/ worunter wol aͤrger Fiſch/ Thier und Voͤgel zuweilen anzutreffen. Gen. 1. v. 26. Judas der Gottloſe Geſell verehrt das Alter nit. SO bald der gebenedeyte Heyland von dem begierigen Hebraͤiſchen Lotters Geſind und Henckers-Knechten gefangen und an Ketten und Strick gefeßlet worden/ ſo hat man ihn den geradẽ Weg zu dem Annas geſchleppt/ als dem aͤlteſten Hohenpriſter/ ſo bereits gantz Schneeweiß auf dem Kopff ware. Dem Jſcarioth war ſolches gar nicht recht/ ſon- dern ſein voͤlliger Anſchlag und gaͤntzlicher Antrieb iſt geweſen/ daß man JEſum gleich zu dem Caiphas ſoll fuͤhren/ weil ſol- cher daſſelbige Jahr das Oberhaupt der Prieſterſchafft ware; der alte Geck der Annas habe hirinnfals keine Vollmacht ja er liege bereits in Pflaumen und Feder-Beth/ und werden ſie bey dem alten Schaaf-Kopff zur finſterer Nachtzeit ein langſame Audienz gewinnen/ ꝛc. Es lieſſe aber der Caiphas/ ob ſchon der hoͤchſte in dem Clero, durch die ſeinigen andeuten/ daß man auf kein Weiß den alten Herꝛn ſoll præteriren; dann er nenn- te den Annas nur ſeinen Herꝛn Vatter/ und thaͤte gaͤntzlich nichts ohne ſeine Meynung und Rathſchlag: und wann end- lich der Seeligmacher waͤre den geraden Weg zu der Behau- ſung deß Caiphæ gezogen worden/ ſo haͤtte der Jſcarioth da- ſelbſt den Peter angetroffen/ deme er vorhin nicht guͤnſtig ge- weſt/

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695, S. 263. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas04_1695/275>, abgerufen am 29.03.2024.