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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695.

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thut das Gut unterlassen.
derenthalben das Gute nicht/ sondern schäm dich vielmehr deß
Bösen. Jn dem Fall soll man nicht nachfolgen dem Nicode-
mo/ welcher nur bey nächtlicher Weil ein Discipl und Nach-
folger Christi abgeben hat; hingegen beym Tag hat er sich von
der Gesellschafft deß HERRN abgeschraufft/ dann es ihme we-
gen der Leut/ und vorderist wegen seiner Freundschafft gewest ist/
wohl aber soll man tretten in die Fußstapffen deß König Davids/
welcher sich gantz nicht geschiehen vor allem Volck sein Andacht
zu verrichten. Vota mea reddam coram omni populo ejus.
Psalm 15. In medio Ecclesiae laudabo te. Ps. 21. In me-
dio multorum laudabo eum. Ps.
108.

Judas hat den wahren Gott und Heyland
an keinem andern Ort verrathen/ als in

einem Garten.

UNweit von Jerusalem/ gleich über den Bach Cedron/
waren vor diesen die allerschöneste und herrlichste Gär-
ten/ worinnen die Vornehmen in der Stadt ihr Er-
götzlichkeit suchten/ dieser Gärten stattliches Vorgebäu waren
einander gantz ähnlich und gleich/ also zwar/ daß sie von einan-
der nicht kunten unterschieden werden/ als durch die Numero
oder Zahl: Dahero auf einen Numero I. gestanden/ auf den
andern Num. II. auf den dritten Num. III. und also fortan biß
auf Num. VIII. Jn diesem hat der HERR JESUS
öffters bey nächtlicher Weil sein Gebet verricht/ besagter Gar-
ten ligt gleich unter dem Oel-Berg/ allwo nachmahls der glor-
reiche Heyland gegen Himmel gefahren/ und solchen/ nach
Aussag etlicher Lehrer/ die erste Eltern Adam und Eva/ nach-
dem sie aus dem irrdischen Paradeiß verstoffen/ durch die Che-
rubin an dieses Ort seyn getragen worden/ und zwar den er-
sten Fuß an demselben Ort gesetzt/ wo so lang hernach der ge-
benedeyte Heyland/ das so häuffige Blut geschwitzt hat: Wie

nun
G g g 3

thut das Gut unterlaſſen.
derenthalben das Gute nicht/ ſondern ſchaͤm dich vielmehr deß
Boͤſen. Jn dem Fall ſoll man nicht nachfolgen dem Nicode-
mo/ welcher nur bey naͤchtlicher Weil ein Diſcipl und Nach-
folger Chriſti abgeben hat; hingegen beym Tag hat er ſich von
der Geſellſchafft deß HERRN abgeſchraufft/ dann es ihme we-
gen der Leut/ und vorderiſt wegen ſeiner Freundſchafft geweſt iſt/
wohl aber ſoll man tretten in die Fußſtapffen deß Koͤnig Davids/
welcher ſich gantz nicht geſchiehen vor allem Volck ſein Andacht
zu verrichten. Vota mea reddam coram omni populo ejus.
Pſalm 15. In medio Eccleſiæ laudabo te. Pſ. 21. In me-
dio multorum laudabo eum. Pſ.
108.

Judas hat den wahren Gott und Heyland
an keinem andern Ort verrathen/ als in

einem Garten.

UNweit von Jeruſalem/ gleich uͤber den Bach Cedron/
waren vor dieſen die allerſchoͤneſte und herꝛlichſte Gaͤr-
ten/ worinnen die Vornehmen in der Stadt ihr Er-
goͤtzlichkeit ſuchten/ dieſer Gaͤrten ſtattliches Vorgebaͤu waren
einander gantz aͤhnlich und gleich/ alſo zwar/ daß ſie von einan-
der nicht kunten unterſchieden werden/ als durch die Numero
oder Zahl: Dahero auf einen Numero I. geſtanden/ auf den
andern Num. II. auf den dritten Num. III. und alſo fortan biß
auf Num. VIII. Jn dieſem hat der HERR JESUS
oͤffters bey naͤchtlicher Weil ſein Gebet verricht/ beſagter Gar-
ten ligt gleich unter dem Oel-Berg/ allwo nachmahls der glor-
reiche Heyland gegen Himmel gefahren/ und ſolchen/ nach
Ausſag etlicher Lehrer/ die erſte Eltern Adam und Eva/ nach-
dem ſie aus dem irꝛdiſchen Paradeiß verſtoffen/ durch die Che-
rubin an dieſes Ort ſeyn getragen worden/ und zwar den er-
ſten Fuß an demſelben Ort geſetzt/ wo ſo lang hernach der ge-
benedeyte Heyland/ das ſo haͤuffige Blut geſchwitzt hat: Wie

nun
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[421/0433] thut das Gut unterlaſſen. derenthalben das Gute nicht/ ſondern ſchaͤm dich vielmehr deß Boͤſen. Jn dem Fall ſoll man nicht nachfolgen dem Nicode- mo/ welcher nur bey naͤchtlicher Weil ein Diſcipl und Nach- folger Chriſti abgeben hat; hingegen beym Tag hat er ſich von der Geſellſchafft deß HERRN abgeſchraufft/ dann es ihme we- gen der Leut/ und vorderiſt wegen ſeiner Freundſchafft geweſt iſt/ wohl aber ſoll man tretten in die Fußſtapffen deß Koͤnig Davids/ welcher ſich gantz nicht geſchiehen vor allem Volck ſein Andacht zu verrichten. Vota mea reddam coram omni populo ejus. Pſalm 15. In medio Eccleſiæ laudabo te. Pſ. 21. In me- dio multorum laudabo eum. Pſ. 108. Judas hat den wahren Gott und Heyland an keinem andern Ort verrathen/ als in einem Garten. UNweit von Jeruſalem/ gleich uͤber den Bach Cedron/ waren vor dieſen die allerſchoͤneſte und herꝛlichſte Gaͤr- ten/ worinnen die Vornehmen in der Stadt ihr Er- goͤtzlichkeit ſuchten/ dieſer Gaͤrten ſtattliches Vorgebaͤu waren einander gantz aͤhnlich und gleich/ alſo zwar/ daß ſie von einan- der nicht kunten unterſchieden werden/ als durch die Numero oder Zahl: Dahero auf einen Numero I. geſtanden/ auf den andern Num. II. auf den dritten Num. III. und alſo fortan biß auf Num. VIII. Jn dieſem hat der HERR JESUS oͤffters bey naͤchtlicher Weil ſein Gebet verricht/ beſagter Gar- ten ligt gleich unter dem Oel-Berg/ allwo nachmahls der glor- reiche Heyland gegen Himmel gefahren/ und ſolchen/ nach Ausſag etlicher Lehrer/ die erſte Eltern Adam und Eva/ nach- dem ſie aus dem irꝛdiſchen Paradeiß verſtoffen/ durch die Che- rubin an dieſes Ort ſeyn getragen worden/ und zwar den er- ſten Fuß an demſelben Ort geſetzt/ wo ſo lang hernach der ge- benedeyte Heyland/ das ſo haͤuffige Blut geſchwitzt hat: Wie nun G g g 3

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695, S. 421. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas04_1695/433>, abgerufen am 28.03.2024.