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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695.

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Zusatz an den Günstigen Leser wegen eines Schnar-
chers zu Leipzig.

ES ist mir unlängst ein Buech in die Hand kommen/ so Anno 1689. zu Leip-
zig gedruckt worden/ dessen Author und Auctor genennt wird Hierony-
mus Picelius,
welcher die Reichs-Geographiam des bekannten Scribenten
Martini Zeillern continuirt; Unter andern schreibt er mit seiner weder witz-
noch spitzfindiger Feder am 310. Blat/ daß einer unter den Papisten/ Nah-
mens P. Abraham ein Fabelhafftes Buch habe zu München in Druck heraus
geben/ von dem Gnaden-Orth und berühmter Wallfarth Maria Stern
im Taxa genannt etc. Mich wundert erstlich so sehr nicht/ daß besagter
Schnarcher meine wenige Schrifften durch die Hächel ziehet/ indem er eben-
falls im erstbenannten Buch am 288. Blat/ so gar dem Hoch-Bayrischen
Chur-Hauß selbst nicht verschont/ und nach vielen grundlosen Affterzeilen sel-
biges mit einem schimpflichen NB. besprengt. Was anbelangt mein Büchl von
der Wallfarth Maria Stern/ ist solches so wohl zu München als Freysing von
der Wissen und Gewissenhafften hohen Geistlichkeit auf das genauiste durchse-
hen und approbieret worden/ und folgsamb keinen Geschmack von Fabeln/ we-
der an sich noch in sich haltet. Aber daß dem guten Picelio die Strahlen dieses
Marianischen Sterns fürkommen/ wie das Liecht der Nacht-Eulen/ kan ich nit
darfür. Mich haben bißhero seine Glaubens-Genossen noch allezeit unbe-
schwärtzt gelassen/ da ich hingegen auch dero Federn nie getadelt/ weil ohne das
eine Menge der Controversisten vnserseits die Schlüssel Petri nicht verrosten las-
sen. Jch will zwar alle meine Bücher nicht besser achten/ als die Arch Noe/ in de-
ro nicht lauter Nachtigall und Paradeiß-Vögel/ sondern auch Raaben und
Gimpeln gewest. So bin ich auch weit nicht so gut/ als der grosse Patriarch
Abraham/ deme GOtt gleichwohl die Posterität versprochen/ nicht allein wie
die hellleuchtende Stern am Himmel/ sondern auch wie den gemeinen Sand
des Meers. Was ist dann Wunder/ daß ebenfalls nicht lauter hocherleuchte
Concept/ sondern auch gemeine Gedancke in meinen wenigen/ bißhero gedruck-
ten Schrifften anzutreffen seyn. Aber was anbelangt die Ehr GOttes/ und
seiner übergebenedeyten Mueter auch folgsamb aller Heiligen/ weiß ich mich im
wenigisten nicht schuldig/ daß meine Feder wäre weder Esopisch noch Esauisch
worden; Aber was braucht es viel/ meine Henn zu Maria Stern im Taxa wird
dessenthalben mit ihrem Gagg Gagg Ga nicht stillschweigen/ wann schon
ein anderer übel-lautender Gu Gu Gu darein
schreyt.

Zuſatz an den Guͤnſtigen Leſer wegen eines Schnar-
chers zu Leipzig.

ES iſt mir unlaͤngſt ein Buech in die Hand kommen/ ſo Anno 1689. zu Leip-
zig gedruckt worden/ deſſen Author und Auctor genennt wird Hierony-
mus Picelius,
welcher die Reichs-Geographiam des bekannten Scribenten
Martini Zeillern continuirt; Unter andern ſchreibt er mit ſeiner weder witz-
noch ſpitzfindiger Feder am 310. Blat/ daß einer unter den Papiſten/ Nah-
mens P. Abraham ein Fabelhafftes Buch habe zu Muͤnchen in Druck heraus
geben/ von dem Gnaden-Orth und beruͤhmter Wallfarth Maria Stern
im Taxa genannt ꝛc. Mich wundert erſtlich ſo ſehr nicht/ daß beſagter
Schnarcher meine wenige Schrifften durch die Haͤchel ziehet/ indem er eben-
falls im erſtbenannten Buch am 288. Blat/ ſo gar dem Hoch-Bayriſchen
Chur-Hauß ſelbſt nicht verſchont/ und nach vielen grundloſen Affterzeilen ſel-
biges mit einem ſchimpflichen NB. beſprengt. Was anbelangt mein Buͤchl von
der Wallfarth Maria Stern/ iſt ſolches ſo wohl zu Muͤnchen als Freyſing von
der Wiſſen und Gewiſſenhafften hohen Geiſtlichkeit auf das genauiſte durchſe-
hen und approbieret worden/ und folgſamb keinen Geſchmack von Fabeln/ we-
der an ſich noch in ſich haltet. Aber daß dem guten Picelio die Strahlen dieſes
Marianiſchen Sterns fuͤrkommen/ wie das Liecht der Nacht-Eulen/ kan ich nit
darfuͤr. Mich haben bißhero ſeine Glaubens-Genoſſen noch allezeit unbe-
ſchwaͤrtzt gelaſſen/ da ich hingegen auch dero Federn nie getadelt/ weil ohne das
eine Menge der Controverſiſten vnſerſeits die Schluͤſſel Petri nicht verroſten laſ-
ſen. Jch will zwar alle meine Buͤcher nicht beſſer achten/ als die Arch Noe/ in de-
ro nicht lauter Nachtigall und Paradeiß-Voͤgel/ ſondern auch Raaben und
Gimpeln geweſt. So bin ich auch weit nicht ſo gut/ als der groſſe Patriarch
Abraham/ deme GOtt gleichwohl die Poſteritaͤt verſprochen/ nicht allein wie
die hellleuchtende Stern am Himmel/ ſondern auch wie den gemeinen Sand
des Meers. Was iſt dann Wunder/ daß ebenfalls nicht lauter hocherleuchte
Concept/ ſondern auch gemeine Gedancke in meinen wenigen/ bißhero gedruck-
ten Schrifften anzutreffen ſeyn. Aber was anbelangt die Ehr GOttes/ und
ſeiner uͤbergebenedeyten Mueter auch folgſamb aller Heiligen/ weiß ich mich im
wenigiſten nicht ſchuldig/ daß meine Feder waͤre weder Eſopiſch noch Eſauiſch
worden; Aber was braucht es viel/ meine Henn zu Maria Stern im Taxa wird
deſſenthalben mit ihrem Gagg Gagg Ga nicht ſtillſchweigen/ wann ſchon
ein anderer uͤbel-lautender Gu Gu Gu darein
ſchreyt.

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[[591]/0603] Zuſatz an den Guͤnſtigen Leſer wegen eines Schnar- chers zu Leipzig. ES iſt mir unlaͤngſt ein Buech in die Hand kommen/ ſo Anno 1689. zu Leip- zig gedruckt worden/ deſſen Author und Auctor genennt wird Hierony- mus Picelius, welcher die Reichs-Geographiam des bekannten Scribenten Martini Zeillern continuirt; Unter andern ſchreibt er mit ſeiner weder witz- noch ſpitzfindiger Feder am 310. Blat/ daß einer unter den Papiſten/ Nah- mens P. Abraham ein Fabelhafftes Buch habe zu Muͤnchen in Druck heraus geben/ von dem Gnaden-Orth und beruͤhmter Wallfarth Maria Stern im Taxa genannt ꝛc. Mich wundert erſtlich ſo ſehr nicht/ daß beſagter Schnarcher meine wenige Schrifften durch die Haͤchel ziehet/ indem er eben- falls im erſtbenannten Buch am 288. Blat/ ſo gar dem Hoch-Bayriſchen Chur-Hauß ſelbſt nicht verſchont/ und nach vielen grundloſen Affterzeilen ſel- biges mit einem ſchimpflichen NB. beſprengt. Was anbelangt mein Buͤchl von der Wallfarth Maria Stern/ iſt ſolches ſo wohl zu Muͤnchen als Freyſing von der Wiſſen und Gewiſſenhafften hohen Geiſtlichkeit auf das genauiſte durchſe- hen und approbieret worden/ und folgſamb keinen Geſchmack von Fabeln/ we- der an ſich noch in ſich haltet. Aber daß dem guten Picelio die Strahlen dieſes Marianiſchen Sterns fuͤrkommen/ wie das Liecht der Nacht-Eulen/ kan ich nit darfuͤr. Mich haben bißhero ſeine Glaubens-Genoſſen noch allezeit unbe- ſchwaͤrtzt gelaſſen/ da ich hingegen auch dero Federn nie getadelt/ weil ohne das eine Menge der Controverſiſten vnſerſeits die Schluͤſſel Petri nicht verroſten laſ- ſen. Jch will zwar alle meine Buͤcher nicht beſſer achten/ als die Arch Noe/ in de- ro nicht lauter Nachtigall und Paradeiß-Voͤgel/ ſondern auch Raaben und Gimpeln geweſt. So bin ich auch weit nicht ſo gut/ als der groſſe Patriarch Abraham/ deme GOtt gleichwohl die Poſteritaͤt verſprochen/ nicht allein wie die hellleuchtende Stern am Himmel/ ſondern auch wie den gemeinen Sand des Meers. Was iſt dann Wunder/ daß ebenfalls nicht lauter hocherleuchte Concept/ ſondern auch gemeine Gedancke in meinen wenigen/ bißhero gedruck- ten Schrifften anzutreffen ſeyn. Aber was anbelangt die Ehr GOttes/ und ſeiner uͤbergebenedeyten Mueter auch folgſamb aller Heiligen/ weiß ich mich im wenigiſten nicht ſchuldig/ daß meine Feder waͤre weder Eſopiſch noch Eſauiſch worden; Aber was braucht es viel/ meine Henn zu Maria Stern im Taxa wird deſſenthalben mit ihrem Gagg Gagg Ga nicht ſtillſchweigen/ wann ſchon ein anderer uͤbel-lautender Gu Gu Gu darein ſchreyt.

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695, S. [591]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas04_1695/603>, abgerufen am 29.03.2024.